Wendezeit und Mauerfall 1989 - wie habt ihr das persönlich erlebt?

Konnte zwar nix darüber finden, ob er überhaupt persönlich an den Demos teilgenommen hat (scheint mir, zwischen den Zeilen lesend, wohl eher nicht der Fall gewesen zu sein) -
unser Bundespräsident (ein damaliger DDR-Bürger) sieht es aber beispielsweise heute so:


Das empfanden scheinbar Viele so wie Gauck. Jedenfalls sind die Meisten nicht sofort Hals über Kopf geflüchtet – sondern sind nach ihrem ersten kurzen Ausflug in die Reisefreiheit „brav“ wieder in ihre Heimat zurückgekehrt – selbst auf das Risiko hin, die Zeiten könnten sich möglicherweise Morgen schon wieder ändern.

ZDF sendet am 21. und 28. Oktober eine zweiteilige Doku (aus dem Blickwinkel der Wessis?) :"Die Insel" . Erster Teil "West-Berlin zwischen Mauerbau und Mauerfall".
 
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Also ich war damals soo ein Schi**er und habe mich nicht getraut. Meine Kollegen lagen mir aber in den Ohren, ich solle mein Begrüssungsgeld abholen.
Mir war das sehr peinlich, ich wollte nicht.
Meine Eltern fingen dann aber auch noch an, also setzte ich mich in den Zug und fuhr zu Verwandten nach Ostberlin. Meine Tante unternahm dann einen Abstecher mit mir an den Kudamm, ins KdW und einfach mal so ne Tasse Kaffee trinken gehen. Ich war sprachlos. Noch nie hatte ich Menschen mit hellblauen Haaren gesehen, mit Piercings... sie kamen mir ein bischen wie Ausserirdische vor.
Im KdW hatte ich etwas Bedenken, auf die Rolltreppe zu gehen. Auch sowas kannte ich nicht, und ich war sicher, mir würde irgend etwas ganz Blödes passieren (tat es aber nicht).



Ich habe 3 Monate gebraucht, diese ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Als mir mein Job gekündigt wurde, setzte ich mich erneut in den Zug- diesmal Richtung Ruhrgebiet. Ich bezog eine kleine Wohnung, nahm (irgend einen- egal) Job an und baute mir recht schnell und recht erfolgreich ein eigenes Leben auf.
Zurück habe ich seither nur bei Familienfeiern geschaut- nur manchmal noch mit Wehmut, aber fast immer mit Freude im Herzen, dass ich *da weg war*.
Ich fand es schlimm, was mit den ehem. DDR-Bürgern unmittelbar nach der Wende alles passierte. Viele kamen psychisch gar nicht drauf klar- einige Ältere bis heute nicht. Man hat sie verar***t, indem man ihnen bspw. total überteuerte Autos aufschwatzte.
Noch heute verdienen die meisten meiner Verwandten als Paar weniger als mein Mann bekommt. Das ging dann jahrelang immer so: "na Duuu hast ja einen reichen Wessi geheiratet! Du bist fein raus. Duuu weisst ja gar nicht, wie es uns geht..."
Nun, auch diese Stimmen sind leiser geworden. Ich meine, keiner hat Lust, mehr als 25 Jahre dasselbe zu erzählen- wo sich ja doch nichts ändert. Das kostet nur Nerven und Kraft- und da die Leute ja auch älter oder auch alt geworden sind, brauchen sie die Ressourcen nun offensichtlich für etwas anderes.
Von Politik und Politikern hält niemand mehr etwas in meinem ehem. Umfeld.
Was mich neuerdings beunruhigt, sind die "Glatzen", die die Städte und Dörfer unsicher machen. Sie versprechen blühende Landschaften, wie Kohl das einst getan hat.
Ende offen.-

Wir haben an der Mauer Hamburger kennengelernt , die uns dann wieder mit zurückgenommen und die wir später auch besucht haben . Das waren auch sehr starke Eindrücke die ich erstmal verarbeiten mußte und das stimmt , viele wurden übers Ohr gehauen , gerade bei Autoverkäufen . Bei uns kamen auch dauernd irgendwelche Leute an , die uns irgendeinen Kram teuer verkaufen wollten oder nach bestimmten Sachen gefragt haben , ob wir die hätten und verschenken oder verkaufen würden . Da haben einige viel Lehrgeld zahlen müssen.
Verwandte von uns , die eigentlich schon zu DDR Zeit Kontakt mit uns aufnehmen wollten und nur meine Eltern wußten , dass meine Mutter noch eine Halbschwester hatte , standen dann auch ein paar Wochen später vor der Tür . Das war natürlich auch überraschend .
Ich hatte auch überlegt mal rüber zu gehen. Zu dem Zeitpunkt war es aber zu früh, ich wollte nicht alleine und auch nicht zu weit weg . Das hätte ich mir jetzt wieder nicht zugetraut. Meine Freundin wollte nicht mitkommen , weil sie ihre Mutter nicht alleine zurücklassen wollte.
Ich kenne einige , die eine zeitlang im Westen gelebt haben und wieder zurück gekommen sind , obwohl sie Arbeit und Wohnung hatten . Manchmal zieht das alte Umfeld , in dem man sich zu Hause fühlt wohl doch zu sehr , aber schön , dass du dort deinen Platz gefunden hast . :)
 
Manchmal zieht das alte Umfeld , in dem man sich zu Hause fühlt wohl doch zu sehr , aber schön , dass du dort deinen Platz gefunden hast . :)

Dazu möchte ich nochmal was sagen. Ich habe den Platz in mir gefunden, nicht im Aussen. Ich habe mich dazu aber völlig gewandelt: aus einem überaus lebhaften, kontaktfreudigen, jungen Mädel (mit inneren Ängsten) ist ein echter Einsiedlerkrebs (mit so einiger Stärke) geworden.
Ok, gut, hier im Forum schnattere ich viel (das Hirn steht immer noch nicht still), aber draussen, da schaue ich, beobachte ich... und finde mich. Dieses Finden ist für mich jede friedliche Wende der Welt wert. Es ist halt mein Weg, wie für mich gemacht. :)
 
Wendezeit und Mauerfall 1989 - wie habt ihr das persönlich erlebt?

Am 9. November 2014 jährt sich der Mauerfall nun zum 25. Mal.

Aus diesem Anlass hier nun diese Frage.

Nicht alle werden damals schon in dem Alter gewesen sein, das bewusst zu erleben.

Aber jeder kann ja auch sagen, wie er jene Ereignisse bewertet.

Im Unterschied zum 11. September 2001 wird es wohl eher keine V-Theorien geben, wie es zum Mauerfall kam.

Oder etwa doch?

Ich jedenfalls glaube es tatsächlich, dass es damals an jenem Tag die Folge einiger Zufälle war, und auch der Schusseligkeit von jenem Pressesprecher Schabowski zu verdanken war.

Sicher wäre die Mauer früher oder später so oder so gefallen - aber dass es an jenem Tag geschah, dass war eine Verkettung glücklicher Zufälle.

Oder - was meint ihr?


1989 - 1991 hab ich in meinem Leben verdrängt, ich weiß die Jahre hat es definitiv gegeben, ich kann mich aber nicht dran erinnern ...

:o
Zippe
 
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