Hallo Lotusz,
>>Du bist mir an einigen Stellen etwas zu rigoros. Auch die Betonung der rein vegetarischen Kost, in der man alle gekochten Speisen fortlässt ist mir etwas zu willkürlich.
Man kann mit einem Pendel jeden Gegenstand und jeden Gedanken auspendeln und wird im Pendel ein unterschiedliches Pendelverhalten finden. Ende der 80er jahre fand ich, daß man mit der homöopathischen Verschüttelungsmethode Nahrungsmittel potenzieren kann sodaß sich die Schwingungscharakteristika in der Psyche abbilden können. Was beim Pendel nur zweidimensional erschlossen werden kann kann sich in der Psyche dreidimensional abbilden. Hierbei zeigte sich bei gekochten Nahrungsmitteln immer erhebliche Abweichungen der Schwingungsrichtung gegenüber roh belassenen, bei demselben Nahrungsmittel. Ich hab dann auch noch studiert die unterschiedlichen Befindlichkeiten die gekocht oder roh erzeugt und eben auch gefunden, daß der innere Instinkt eben sehr rein sich zeigt bei Rohkost und längerem Fasten. Während er durch gekochtes Essen irritiert und desorientiert zu werden scheint. So ganz willkürlich ist meine Ansicht daher nicht. (Vergleiche auch: Guy Claude Burger: Instinktotherapie)
Wieviele Abweichungen man sich erlauben kann darüber kann ich nicht allzuviel sagen, da ich meistens so etwa halb roh und halb gekocht esse, eher insgesamt roh überwiegend, bin ich weitem nicht so klar im Instinkt wie wenn ich völlig roh esse oder faste. Der Unterschied ist deutlich.
>>Was verstehst Du unter der apollinischen Nachäfferei?
Apollo steht im Gegensatz zu Dyonisus. Es geht um Weisheit, Schönheit, Licht, Ästhetik, Vernunft, die lichtvolle Seite des Daseins, vor allem um nach Nietzsche dem grauenvollen Untergrund zu entgehen.
Bei Dyonisus geht es um Natur, Rausch, Ekstase, Bocksgesänge: Tragos=der Bock. Ode=Gesang. Tragödie=der Bocksgesang.
Die apollinische Orientierung ist die der klassischen Kunst. Was hier vermieden wird sind die dunklen unschönen realen Seiten des Lebens. Diese werden vernachlässigt und nicht in das leben integriert sondern verdrängt. Hierin sehe ich die Nachäfferei, die Orientierung an dieser Einseitigkeit, anstatt etwa den vollen bogen zwischen Apollo und Dyonisus auszuspannen und zu integrieren.
>>Beziehst Du diese Kritik nur auf die deutsche Musik bzw. die deutsche Kultur? Oder ist diese Kritik auch gesellschaftsbezogen?
Ich denke daß diese Reduziertheit auf allen Ebenen besteht. Etwa wenn man einem angeblichen Lustprinzip folgend, Lust realisieren und Unlust vermeiden möchte. Wer zum Beispiel positiv denken will und negatives so versucht auszuklammern wäre ein typisches Beispiel.
Man möchte, daß die Türken einem hier die Arbeit machen was die Lust mehrt aber daß sie eigene bedürfnisse haben, die zu achten sind, wollen etwa CSUler nicht wahrhaben.
>>Wa verstehst Du unter einem idotisierten Bildungsbürgertums?
Damit meine ich z.B. das nachrennen nach ästhetischem Kitzel und verfeinerter Kunst, aber die fast vollständige Ignoranz daß etwa Musik eben auch die Psyche bildet oder das Essen. Es wird nicht verstanden mit diesen Mitteln an sich zu arbeiten sondern Kunst wird konsumiert, Literatur verschlungen, Wissen angesammelt, in meinen Augen ein genießendes Faulenzertum, unter esoterischem Blickwinkel, ressourcenverschlingender Unfug.
>>Was verstehst Du unter polarem Denken?
Etwa den Gegensatz von yin/yang...........oder Dur/Moll.............dunkle farben/helle farben..........Todestrieb/Lebenstrieb....................säurebildende/basenbildende Speisen usw.
Polare Inhalte ergeben sich ergänzend eine Ganzheit, eine Vollständigkeit. Die Aufgabe der Menschen besteht darin diese Ausspannung der Gegensätze und ihren Ausgleich und Vereinigung zu fördern und herzustellen.
>>Wenn Du den Todestrieb als Weisheitstrieb, Erleuchtungstrieb oder Gottwerdungstrieb bezeichnest, so wäre es in meinen Augen genau so berechtigt, dieses Bestreben als Lebenstrieb zu bezeichnen.
Das ist richtig, da der Todestrieb das wirkliche Leben anvisiert und zum Ziele hat, während man den Lebenstrieb vielleicht sogar besser als Todestrieb bezeichnen würde. Unser materielles sexuelles Leben ist doch besser als eine Art vorübergehendes Leichenleben einzuordnen. Nun haben aber die meisten menschen nur dieses.........zudem Angst vor dem Tod. Da macht es keinen Sinn die Begriffe so zu vertauschen. Außerdem sind auch Selbstmordwünsche Teile des Todestriebes, auch die breite palette verdrängter Schatteninhalte usw. So gibt es etliche Gründe die Bezeichnungen so zu lassen. Aber letztlich kommt es auf Wort auch nicht an...............sondern hier auf die polare Natur dieser Gegensätze.........und wie diese Gegensätze miteinander ringen
>>Wenn ich mich aufmache, mich als Mensch mit all in meinen Fähigkeiten voll zu entfalten, mich also auf den Weg mache, meine eigene Erleuchtung zu erfahren, so hat dieses in meinen Augen mehr mit dem Leben als mit dem Tod zu tun. In meinen Augen ist es sogar die höchste Form des Lebens, die der Mensch erfahren kann. Dabei stirbt natürlich symbolisch mein altes Ich. Dafür wird aber ein neues geboren.
Das teile ich wohl....................
>>Ich würde darum das, was Du als Todestrieb bezeichnest, eher als einen Lebenstrieb ansehen, der über die von dir formulierte Lebensweise (Naturnähe, Fortpflanzung, Emotion, Sinnlichkeit, Materie) hinausgeht bzw. sie erweitert und dabei teilweise alte Denkgewohnheiten und Empfindungen abstreift und hinter sich lässt, um das wahre Wesen des Menschen zum Vorschein zu bringen.
Soweit richtig, Du arbeitest nur die Polarität nicht heraus, hängst noch zu sehr am materiellen. Der Todestrieb steht im Gegensatz zum Materiellen, seine Ausbreitung geht auf Kosten der Vitalität, der materiellen Bezüge. Umgekehrt geht der Jugendlichkeitswahn auf kosten des Todestriebes und die davon Betroffenen verblöden in ihrem materiellen Bezug, nutzen die angelegten möglichkeiten des Todestriebes nicht.
>>Es wäre nett, wenn Du dazu noch etwas sagen könntest, denn so richtig habe ich nicht verstanden, was Du damit sagen möchtest.
Wenn ich Nietzsche überhaupt verstanden habe setzte er an die Stelle des christlichen Strebens als menschliches Ziel die Realisierung der dyonisischen Vitalität, also den Lebensrausch in Trieb und Materie, fern einer göttlichen Orientierung. Als er wahnsinnig wurde glaubte er selber wahnhaft Dyonisus zu sein, nannte sich auch Christus........bzw. den Gekreuzigten. (Letzte Aufzeichnungen). Aus meiner Vermutung ging er im Kampf gegen das Christentum in einer einseitigen Fluchtbewegung in die dyonisische Welt psychisch unter.
>>Wieso bezeichnest Du Rudolf Steiner als Gegensatz zu Nietzsche?
Hätte er sich jetzt von Kirche befreit und Dyonisus nur als einen inneren polaren widerpart begriffen und sich der Mystik oder der Esoterik zugewendet, hätte er vielleicht einen esoterischen Weg außerhalb der Kirche in die göttliche Richtung finden können. Das sehe ich eigentlich bei Steiner realisiert und ich habe den eindruck, daß der polare gegensatz zwischen Apollo und dyonisus in der Anthroposophie auch zum mindesten in der Literatur eine Rolle spielt. Im Streben der Esoterik (Anthroposophie) sehe ich also den 3. Weg. Weg vom Glauben der Kirche, weg von der atheistischen Aufklärung..............zu einer aufgeklärten Religiosität (eine wissende Religiosität, die um Gott weiß, aber nicht mehr einseitig glaubt).
Die Lösung, der 3. Weg ist also "aufgeklärte Religiosität", vernunftgemäße religiöse erkenntnis jedes einzelnen, direkter Gottesbezug ohne vermittlung eines Pontifex und dergleichen.
>>Ich kann mich allerdings für Rudolf Steiner nicht so begeistern wie Du.
Ich hab schon die besten Einsichten in die Esoterik aus theosophischer Literatur bekommen und ca. 7-8 Bücher etwa von Steiner gelesen. Schwierig zu lesen, verstehe ich kaum alles. ich hab aber sicher viel von ihm gelernt, würde deshalb aber kein Anthroposoph werden wollen.
Blavatsky habe ich bislang nicht gelesen, rein instinktiv vorbeigesteuert. Die Theorien der Wurzelrassen habe ich auch nicht gelesen, sie wurden später von Armanen und esoterischen Nazirandgruppen antisemitisch eingesetzt. Ob man daraus einen Vorwurf ableiten kann gegen Steiner oder Blavatsky weiß ich nicht. Dazu müßte ich diese Dinge alle lesen.
Auch wenn man also solchen Ansichten über Wurzelrassen jetzt einen schuldhaften Rassismus entnehmen könnte, würde mich dies trotzdem nicht hindern, Schriften von Anthroposophen oder Theosophen zu lesen und halt gegebenfalls solche Teile kritisch zu verwerfen.
Gerade bei Linken ist mir schon mal aufgefallen, daß sie die gesamte Esoterik wegen dieser Zusammenhänge mit Naziwahn verteufeln, beschuldigen und ablehnen. Man muß halt bei allem was man von anderen liest, sich gedanken machen ob es stubenrein ist und man es als Eigenes übernehmen kann.
Grüß Dich Diabolo