Weihnachten, das Fest der Liebe und Vergebung...

Ehrlich gesagt stoße ich mich an diesem "gerade in der Weihnachtszeit". Entweder Vergebung ist mir wichtig, dann ist das 365 Tage im Jahr so, oder sie ist mir nicht wichtig, dann muss ich auch nicht an Weihnachten so tun als ob.

Sehe ich genau so.

Das Thema ist vielschichtig, und hat daurch viele Facetten und hier sind schon kluge Gedanken ausgetauscht worden. Mein Blick auf Vergebung hat den Therapeutischen Ansatz.

Vergebung kann, aber muss nicht „Vergessen“ bedeuten – sonst hat man gleich ein anderes Problem: nämlich „ etwas unter den Tisch zu wischen“ die Erlaubnis braucht es mitunter, den bestimmte Taten dürfen historisch nicht unter den Teppich gekehrt werden. Holocaust, Stasi Bespitzelung ect. - um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Es gibt ja die äußere und innere Vergebung und bei manchen Verletzungen braucht es mitunter Jahre – bis man vergeben kann.

Vergebung ist da schwieriger, wo man der psychischen Freiheit beraubt wurde oder eingeschränkt war - oder man körperlich misshandelt wurde. Diese psychischen Fesseln kann man vielleicht nie ganz abstreifen. Dennoch – ich habe erlebt, dass bei Unrecht nur die Vergebung einen letztendlich aus den emotionalen Fesseln befreit. Denn mit den eigenen schädlichen Emotionen (Wut / Zorn / Hass) läuft man rum und das Unrecht setzt sich weiter fort.

Wer lebenslang mit Zorn rumläuft, weil ihm Unrecht wiederfahren ist, straft ja nicht nur den anderen weiter ab (auf den man zornig ist), – sondern ´vergiftet´ auch die eigene Seele weiter.

Seelische Kränkung kann man nur hinter sich lassen, indem man vergeben kann. Das braucht Zeit, und mitunter gelingt sowas auch nie, weil die Tat so menschenverachtend war (Holocaust), dass man nicht vergeben kann. Wenn man vergeben kann, ist dies immer eine Entlastung für das eigen SELBST - man tut es für sich, nicht für den anderen.

Aber nur weil Weihnachten ist, nein, dass halte ich für eine "aufgesetzte Vergebung" falsch verstandene Sentimentalität.

"Wem man alles verziehen hat, mit dem ist man fertig". Sigmud Freud


Und sich selbst verzeihen können, bitte nicht unterschätzen - was man getan oder unterlassen hat ist wichtig.
 
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Wer lebenslang mit Zorn rumläuft, weil ihm Unrecht wiederfahren ist, straft ja nicht nur den anderen weiter ab (auf den man zornig ist), – sondern ´vergiftet´ auch die eigene Seele weiter.
Verstehe ich das richtig, du meinst wer nicht vergibt, läuft lebenslang mit Zorn rum?

Das sehe ich anders. Die Tatsache dass ich einigen Menschen aus meinem Leben einiges nicht vergebe, lässt mich nicht dauerhaft zornig sein. Wieso auch? Ich habe auch nicht das Gefühl, dass es meine Seele vergiftet. Diese Menschen haben einfach keine Bedeutung mehr für mich und fertig. Wenn ich aus irgendeinem Grund mal an sie denke, ist klar, dass ich ihnen etwas nicht vergeben/verzeihen kann, aber das belastet mich in keiner Weise, weil sie mich auch einfach nicht mehr interessieren.

R.
 
Verstehe ich das richtig, du meinst wer nicht vergibt, läuft lebenslang mit Zorn rum?

Das mit dem Hass ist nur ein Beispiel – du kannst auch eine andere Emotionen haben/ ´pflegen´. Scham oder Verachtung, für jene Personen – oder (falscher) Stolz, das sie nicht mehr zu deinem Leben gehören; wie auch immer - eine Emotion ist vorhanden.

Natürlich steht es dir frei, nicht zu vergeben, das tun ja recht viele Menschen oft lebenslang. Dass du gar nichts fühlst nehme ich dir nicht so ganz ab. Klar, kann man sich abstumpfen oder gleichgültig sein. Sich eingestehen, das man verletzt wurde, ist ja schon der Weg zur Vergebung.

Vergebung ist NICHT leicht. Sie ist in der Tat eines der schwierigsten Dinge, die wir jemals tun. Vergebung ist eine Entscheidung. Wir müssen die Vergebung auch nicht fühlen, damit sie gültig ist. Es genügt, wenn wir uns entscheiden - zu vergeben. Und vergeben, muss nicht heißen, dann Kontakt mit der Person zu haben.

Du machst da schon richtig.

Eine Form von Vergebung heißt ja auch, die Zukunft zu betrachten und nicht die Vergangenheit.
 
hallo @Skorpina - nur ein paar Fragen

Vergebung ist NICHT leicht. Sie ist in der Tat eines der schwierigsten Dinge, die wir jemals tun. Vergebung ist eine Entscheidung. Wir müssen die Vergebung auch nicht fühlen, damit sie gültig ist. Es genügt, wenn wir uns entscheiden - zu vergeben. Und vergeben, muss nicht heißen, dann Kontakt mit der Person zu haben.

Eine Form von Vergebung heißt ja auch, die Zukunft zu betrachten und nicht die Vergangenheit.
Du scheinst dich ausgiebig damit beschäftigt zu haben

Wie genau läuft eine "Vergebung" denn ab?
Was passiert dabei in mir?
Du schreibst, die Entscheidung ist der wesentliche Schritt, es geht dabei nicht ums fühlen. Das erstaunt mich schon, denn das was vergeben werden soll, hat ja sehr viel mit Gefühl (du erwähnst Hass, Scham, Verachtung und Stolz) zu tun. Wie kann im emotionalen Bereich etwas verändert werden, durch eine rationale Entscheidung?

Es gibt ja die äußere und innere Vergebung und bei manchen Verletzungen braucht es mitunter Jahre – bis man vergeben kann.
Was ist die "äußere" und was die "innere" Vergebung?

Vergebung kann, aber muss nicht „Vergessen“ bedeuten – sonst hat man gleich ein anderes Problem: nämlich „ etwas unter den Tisch zu wischen“
Was im therapeutischen Rahmen wohl "Verdrängung" heißt.

Was passiert bei der "Verdrängung"?

Vergebung ist da schwieriger, wo man der psychischen Freiheit beraubt wurde oder eingeschränkt war - oder man körperlich misshandelt wurde. Diese psychischen Fesseln kann man vielleicht nie ganz abstreifen. Dennoch – ich habe erlebt, dass bei Unrecht nur die Vergebung einen letztendlich aus den emotionalen Fesseln befreit.
Wie wird man seiner psychischen Freiheit beraubt, die man dann wieder durch Vergebung erlangen kann? Was ist psychische Freiheit - woran erkenne ich meine psychische Freiheit?
Denn mit den eigenen schädlichen Emotionen (Wut / Zorn / Hass) läuft man rum und das Unrecht setzt sich weiter fort.
Das sagt aus, dass ich mich schuldig mache (Unrecht verbreite), wenn ich nicht vergebe?

LGInti
 
Das sehe ich anders. Die Tatsache dass ich einigen Menschen aus meinem Leben einiges nicht vergebe, lässt mich nicht dauerhaft zornig sein. Wieso auch? Ich habe auch nicht das Gefühl, dass es meine Seele vergiftet. Diese Menschen haben einfach keine Bedeutung mehr für mich und fertig. Wenn ich aus irgendeinem Grund mal an sie denke, ist klar, dass ich ihnen etwas nicht vergeben/verzeihen kann, aber das belastet mich in keiner Weise, weil sie mich auch einfach nicht mehr interessieren.

Liebe Ruhepol, dies ist für ne Zeit lang mein letzter Beitrag, deshalb versuche ich zwar keine neuen Fragen aufzuwerfen und doch möchte ich Dir dazu noch etwas sagen, was Dir wahrscheinlich nicht gefallen wird.

Du wirkst auf mich schon ein bisschen zornig und das kommt in ganz vielen Beiträgen zum Ausdruck, obwohl ich gelesen habe, dass sich da etwas verändert hat, finde ich viele Deiner Beiträge immer noch irgendwie hart, ich denke, dass dies mit dem Nicht-Vergeben zu tun haben kann und Du nicht bemerkst, dass es Dich belastet, weil die Beton-Mauer bereits zu hoch ist.


Vergebung ist NICHT leicht. Sie ist in der Tat eines der schwierigsten Dinge, die wir jemals tun. Vergebung ist eine Entscheidung. Wir müssen die Vergebung auch nicht fühlen, damit sie gültig ist. Es genügt, wenn wir uns entscheiden - zu vergeben.

seh ich auch so, wir brauchen nur die Entscheidung zu treffen, dann folgt die Energie der Aufmerksamkeit, der Entscheidung, das habe ich des öfteren erlebt, ich konnte nicht vergeben, ja ich hatte noch nicht mal Lust dazu....
und irgendwann war ich bereit zu vergeben, wusste aber nicht wie, dann hatte ich die Bereitschaft in mir und nach einer Weile kamen nette Gedanke in mir hoch und der nächste Schritt der aussagt:"von mir aus bist du frei, ich vergebe dir"...ist dann nicht mehr weit..
denn wenn man nicht vergibt, hält man diese Person fest, es bindet, verbindet so wie auch Liebe verbindet, nur das man sich in der Liebe wohler fühlt, oder nicht krank davon wird.

Ich wurde z.B. um nur eines zu nennen, von meinen Geschwistern beim Erbe betrogen, erst wusste ich gar nicht wie ich damit umgehen soll, dann kam Wut und Hilflosigkeit, es war wieder wie es war, als ich Kind war, die jüngste und dadurch immer die Unterlegene die um alles kämpfen musste...
bis ich bemerkte, dass ich bei der Gelegenheit gerade noch Kindheits-Traumas los werden konnte, bin ich dann den Weg gegangen um die Last des Nachtragens, wie im Beispiel des Männchens, dass den Balken trägt, abzulegen, meine Geschwister frei zu geben von meinen Vorwürfen, ich war lange genug zornig, das machte keinen Sinn mehr..
aber den Kontakt muss ich nicht mehr haben, doch nachtragend will ich nicht mehr sein, abgesehen davon, dass ich alles habe was ich brauche, das bemerkte ich dann auch erst als ich losgelassen hatte, es ist nunmal saumässig befreiend, ich kann, aber ich muss nicht , ich habe die Wahl, die hatte ich in dem Zustand des Zornigseins nicht, da wurde ich von Emotionen gesteuert, jetzt bin ich frei im Gefühl des "es ist wie es ist"...:) ...und ich bin Herr meiner Emotionen und nicht umgekehrt......
naja, wann der Zeitpunkt kommt wo man sich zur Vergebung bereit macht, kann eh nur jeder selber für sich entscheiden, falls überhaupt.

Wie kann im emotionalen Bereich etwas verändert werden, durch eine rationale Entscheidung?

indem die Entscheidung der erste Schritt ist, man trifft viele Entscheidungen im Kopf wo der Herzbereich sich dann miteinstellt.

Hier komme ich jetzt endlich auf die "SCHULD" zu sprechen - Schuld kommt nicht nur mit dem Gefühl des Versagens daher, sondern mit dem Gefühl, ein Vergehen begangen zu haben. Aber es ist kein Vergehen, sondern es ist einfach nur, dass die Ursache für das was mir passiert, nicht bei anderen liegt, sondern IN mir. Solange ich die Bewusstheit über die Ursachen und Abläufe nicht habe, solange kann ich meiner Verantwortung nicht gerecht werden und deshalb trifft mich auch keine Schuld.

Ja, das Wort "Schuld" hat es in sich, es wird nicht gerne gesehen.......man kann stattdessen auch "Verstrickung" sagen, aber das macht es auch nicht besser.

"Es ist nicht meine Schuld"

Natürlich ist es nicht meine Schuld, denn Schuld entsteht aus bewusstem Handlen. Aufgrund meiner Unkenntnis darüber, was Löcher sind, und was sie für mich bedeuten, war dies unvermeidlich.

schützt unbewusstes Handeln vor Strafe..?..naja, im Realen Leben nicht wirklich, oder findest du das Mörder z.B. bewusst handeln..?
Mit "Strafe" meine ich das Gefühl der Unzulänglichkeit oder ähnliches, man/frau straft sich selbst.

Ich denke, jeder muss die Entscheidung treffen um bewusster werden zu wollen...

Jak.1,5....Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden.

Ihr Lieben, ich mache jetzt eine Foren-Pause für eher lange, ich wünsche euch noch ruhige freie Tage und Frieden im Herzen mit oder ohne Vergebung....:)



das ist mein 10`000 ster Beitrag und den feiere ich jetzt mit einem besonderen Spaziergang an der strahlenden Sonne
 
Fest der Liebe,.....wer ist vergeben und wer nicht?
Wer vergibt sich dem anderen? Hat Vergebung was mit Werten zu tun?
 
Hat Vergebung was mit Werten zu tun?


Vergebung hat schon mit "Werten" zu tun ich benutze lieber das Wort "Tugenden"; z. B. inneren Frieden finden - Ich entscheide mich für die Kraft des Friedens.

Vergebung, alternativ auch „Verzeihung“ übersetzt sich aus dem griechischen „amnestia“ mit „Nicht-Gedenken“. Die Frage, was innere und äußere Vergebung ist kann man leicht beantworten. Innere mache ich nur mit mir selbst aus äußerlich mit einer andern Person.

Vergebung auf psychischer Ebene.
Bei der Vergebung gibt es immer eine psychische Dimension. Gesprächspsychotherapeut wissen um die Kraft der Vergebung, denn laut Forschungsergebnisse kann schon das intensive innere Selbstgespräch (Selbstreflexion) ausschlaggebend dafür sein, die mentale Bewältigung der verletzenden Gefühle aufzuarbeiten. Mental müssen Gefühle sichtbar gemacht werden – sonst kann man Emotion nicht benennen. Durch da aussprechen verändert sich meist auch etwas.

Eine „innere Vergebung“ kann bereits ausreichend sein. Diese „gedankliche Entschuldigung“ kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn der andere nicht erreichbar ist - die Person bereits verstorben ist.

Die " äußere Vergebung" - von Person zu Person - ist wohl die wirksamste und aufrichtigste Methode inneren Frieden zu finden.

Verwandte Begriffe zu Vergebung sind: Entschuldigung und Versöhnung, Lossprechung, Nachsicht, Rücksicht, Verständnis, Verzeihung.

Im juristischen Sinne kennen wir: Begnadigung.
Im religiösen Sinne kennen wir: Sündenerlass
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Das mit dem Hass ist nur ein Beispiel – du kannst auch eine andere Emotionen haben/ ´pflegen´. Scham oder Verachtung, für jene Personen – oder (falscher) Stolz, das sie nicht mehr zu deinem Leben gehören; wie auch immer - eine Emotion ist vorhanden.

Natürlich steht es dir frei, nicht zu vergeben, das tun ja recht viele Menschen oft lebenslang. Dass du gar nichts fühlst nehme ich dir nicht so ganz ab. Klar, kann man sich abstumpfen oder gleichgültig sein. Sich eingestehen, das man verletzt wurde, ist ja schon der Weg zur Vergebung.

Vergebung ist NICHT leicht. Sie ist in der Tat eines der schwierigsten Dinge, die wir jemals tun. Vergebung ist eine Entscheidung. Wir müssen die Vergebung auch nicht fühlen, damit sie gültig ist. Es genügt, wenn wir uns entscheiden - zu vergeben. Und vergeben, muss nicht heißen, dann Kontakt mit der Person zu haben.

Du machst da schon richtig.

Eine Form von Vergebung heißt ja auch, die Zukunft zu betrachten und nicht die Vergangenheit.

Ich sehe es ein bißchen anders, Vergebung ist nur echt, wenn sie leicht fällt und zwar ohne vergeben wollen, einfach von selber, von innen heraus. Es ist keine bewusste Entscheidung, das Herz vergibt und das kann man genausowenig entscheiden, wie man sich entscheiden kann, sich in eine bestimmte Person zu verlieben.
 
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Statt Vergebung bevorzuge ich das Verstehen, das zum Los-Lassen führt...
und letztendlich zum inneren Frieden... ohne dass vergeben wurde...

Bei manchen Dingen ist Vergebung weder angebracht, noch sinnvoll ...
Im Gegenteil empfinde ich diese Forderung danach fast schon wie eine Mißhandlung,
eine emotionale Nötigung, die einem Opfer eine nicht vorhandene Schuld zuweist...
und damit Heilung verhindert, wenn dieses nicht dazu bereit und fähig ist...

Wieso sollte es auch?
 
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