Weiblichkeit/Männlichkeit nur zusammen sinnvoll?

Werbung:
Dass Eigenschaften, Einstellungen u./od. Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft als eher als männliche od. weibliche Attribute gesehen werden und damit auch eine bestimmte Bewertung einhergeht (und viele althergebrachte Rollenklischees und Zuschreibungen damit einzementiert werden) ist noch mal was anderes.
Allein die Tatsache, dass bei ubiquitären Eigenschaften von einer weiblichen und männlichen Seite gesprochen wird zeigt, wie tief diese Klischees unser Bild von (biologischen) Männern und Frauen durchdringen.
Ca. 80000- 120000 Menschen, allein in Deutschland lassen sich keinem der beiden Geschlechter zuordnen und dieses Jahr wird es ganz offiziell und legal das "3. Geschlecht" geben.

Das ist nicht "neu", das gab es schon immer.

Dieser Artikel beschreibt ganz wunderbar die Vielfalten, die es bei Menschen gibt, aber leider auch das, was Menschen daraus gemacht haben:
die Einteilung in männlich und weiblich und die Zuschreibung gewisser "Eigenschaften".

Kanith werden im Oman Menschen genannt, die mit männlichen Geschlechtsmerkmalen, aber zeugungsunfähig auf die Welt kommen.
...
Hijras werden Vertreter eines dritten Geschlechts in Indien, Bangladesch und Pakistan genannt, die sich größtenteils aus Kastraten, seltener aus Intersexuellen zusammensetzen, in eigenen Gemeinschaften leben und die Göttin Bahuchara Mata anbeten.
...
Auch die Fa'afafine auf Samoa gelten als Vertreter eines Geschlechts abseits von männlich und weiblich.
...
Die bekanntesten Vertreter eines dritten Geschlechts sind vermutlich die Kathoey aus Thailand und Laos.
...
In Europa können die albanischen Burrnesha als Vertreter eines dritten Geschlechts gezählt werden: Die "Eingeschworenen Jungfrauen" verpflichten sich schon als junge Mädchen zu lebenslanger Enthaltsamkeit, treten als Männer auf und werden auch so wahrgenommen.
...
Auch bei den Berdachen der amerikanischen Ureinwohner handelt es sich um biologische Männer, die als Frauen leben. In einigen Stämmen gab es neben dem dritten auch noch ein viertes, fünftes und sechstes Geschlecht. Der Name Berdach (Arabisch für "Lustsklave") ist keine Eigenbezeichnung, sondern stammt von spanischen und französischen Kolonisatoren und zeigt, wie wenig das christliche Europa mit solchen Konzepten anfangen konnte.
...
Ein einheitliches Verständnis von einem dritten Geschlecht, gar eine gemeinsame biologische Entsprechung, gibt es nicht. Stattdessen zeigen Kathoey, Fa'afafine oder Two Spirit People, dass das kulturelle Konstrukt "Geschlecht" Antworten auf ganz unterschiedliche Fragen geben kann. Mal definiert es einen sozialen Status, ein andermal ist es Ausdruck eines spirituellen Verhältnisses. In einem Fall dient es der Legitimierung von Sexualpraktiken, im anderen kennzeichnet es Enthaltsamkeit. Mal greift es biologische Merkmale auf, ein andermal definiert es die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Subkultur.
...

Aber unter männlich und weiblich verstehen wir in den seltensten Fällen Chiffren für die Größe unserer Keimzellen, sondern soziale Verhaltensweisen und kulturelle Rollenzuschreibungen: geschlechtliche Merkmalsausprägungen, die nicht Jahrmillionen, sondern im Zweifel nur eine Hashtag-Debatte brauchen, um sich zu verändern.
...
Die Natur hat weder die Dominanz der Hodenträger festgelegt, noch die Welt in LGBTQI eingeteilt. Das waren Menschen.
...
Es sind unsere Versuche, in einer Umgebung zurechtzukommen, die, seit vor rund vier Milliarden Jahren die ersten Cyanobakterien die Welt besiedelten, unfassbar viele Variationen des Lebens hervorgebracht hat. Nur Sortieranleitung, Bewertungsskala und Verbotsliste hat sie nicht mitgeliefert. Die haben wir uns – immer wieder neu – ausgedacht.
...
Lediglich der Mensch, eine Unterart des Trockennasenprimaten, kam auf die Idee, einige Fälle körperlicher Zuneigung als widernatürlich zu sanktionieren und seine Geschlechtsmerkmale zu normieren. Die Natur ist so, wie sie ist: vielfältig und ohne eine einzige Störung. Es ist die Kultur, die kategorisiert, einschränkt und ausschließt. Von diesem Jahr an tut sie das in Deutschland ein bisschen weniger.

https://www.zeit.de/kultur/2018-12/...rkennung-mann-frau-vielfalt-akzeptanz/seite-2
 
Dieser Artikel beschreibt ganz wunderbar die Vielfalten, die es bei Menschen gibt, aber leider auch das, was Menschen daraus gemacht haben:
die Einteilung in männlich und weiblich und die Zuschreibung gewisser "Eigenschaften".
Das ist sehr interessant. Die (gegenteilige) Geschlechterrolle wird hier aber scheinbar auch manchmal von aussen aufgedrückt...
Was meinst Du also mit "spirituell seine weibliche Seite ausleben"?
Welche Eigenschaften schreibst Du einer weiblichen Seite zu?
Und wie sähe ein spirituelles Ausleben gegenüber einem realen Ausleben aus?
Da hab ich jetzt drüber nachgedacht.

Hauptsächlich lese ich ja Bücher, wo dann z.b. Übungen mit in den Körper Reinfühlen gemacht werden sollen. Z.b. soll man sich ständig des Beckenraumes bewusst sein. Dadurch wird einem das Frau Sein natürlich bewusster. Und damit wird (mir zumindest) auch das Männliche bewusster.
Und so hab ich da das Gefühl, dass ich durch solche Beschäftigung "halber" werde....

Das hat jetzt gar nichts mit übergestülpten Eigenschaften zu tun, sondern eher mit dem Körpergefühl, das andere (weibliche?) Gefühle dann nach sich zieht.
 
Das ist sehr interessant. Die (gegenteilige) Geschlechterrolle wird hier aber scheinbar auch manchmal von aussen aufgedrückt...

Da hab ich jetzt drüber nachgedacht.

Hauptsächlich lese ich ja Bücher, wo dann z.b. Übungen mit in den Körper Reinfühlen gemacht werden sollen. Z.b. soll man sich ständig des Beckenraumes bewusst sein. Dadurch wird einem das Frau Sein natürlich bewusster. Und damit wird (mir zumindest) auch das Männliche bewusster.
Und so hab ich da das Gefühl, dass ich durch solche Beschäftigung "halber" werde....

Das hat jetzt gar nichts mit übergestülpten Eigenschaften zu tun, sondern eher mit dem Körpergefühl, das andere (weibliche?) Gefühle dann nach sich zieht.

Mir geht es ähnlich wie @KassandrasRuf - was ist das "Weibliche" und was das "Männliche" nun genau?
Ist das nicht komplett ein Produkt der Kultur, also ausschließlich "von aussen aufgedrückt"?
Und werden da nicht willkürlich Eigenschaften (auch scheinbare Körpergefühle usw.) wahrgenommen, die erst durch die jeweilige Kultur entstanden sind, die es in einer komplett anderen Kultur so gar nicht geben würde (es gibt ja Beispiele)?

Aus Sicht des Gehirns gibt es keinen Unterschied: https://www.zeit.de/wissen/2015-11/hirnforschung-studie-gehirn-maennlich-weiblich

Ist es nicht viel mehr so:

Die Ausreifung kognitiver Leistungen (Kognition) des Gehirns hängt von der Interaktion mit der Umwelt ab und beruht letztendlich auf Lernprozessen während der Individualentwicklung. Hier zeigt sich ein wichtiger Punkt bei der Betrachtung männlicher und weiblicher Gehirne, der zu der zugespitzten Frage "Natur oder Erziehung" führt (Anlage-Umwelt-Kontroverse). Weil kulturelle Aspekte (Kultur) bei der Erziehung Heranwachsender nicht zu vermeiden sind, eignet sich der Mensch schlecht zur Klärung dieses Problems.
https://www.spektrum.de/lexikon/neu...chiede-aus-neurowissenschaftlicher-sicht/4636

Dass es anatomische Unterschiede zwischen Man und Frau gibt, sagt im Prinzip nichts darüber aus, dass Männer und Frauen anders empfinden/ anders wahrnehmen/ anders denken - das ist ein Produkt der Umwelt/ der Kultur.

Dieser Artikel beleuchtet das Thema von allen Seiten und widerlegt die Klischees:

Die Menschen nutzten dieses Schubladendenken, um eine komplizierte Welt zu vereinfachen.
...

So eine Kategorisierung ist aber nur dann sinnvoll, wenn sich Männer und Frauen tatsächlich fundamental unterscheiden. Das tun sie aber nicht.
...
Auch die Männern zugeschriebenen Fähigkeiten, zu systematisieren oder sich in Räumen zurechtzufinden, oder die angeblich typisch weiblichen Talente wie Empathie, Sprachgefühl oder Multitaskingfähigkeit werden nicht mit den Geschlechtschromosomen in die Wiege gelegt.
...
Allerdings lassen sich aus all diesen Unterschieden keine typisch weiblichen oder typisch männlichen Verhaltensweisen ableiten
...

Es ist also vor allem die Umwelt, die das Gehirn prägt und formt, es gibt keine auf alle Ewigkeit festgelegten Hirntypen, keine geschlechtspezifische Hardware.
...
So kann man typisches Geschlechterverhalten anerziehen.
...
Das liegt einmal daran, dass Forschungsarbeiten, die keine Unterschiede feststellen, seltener oder weniger prominent in Fachjournalen publiziert werden und damit seltener an die Öffentlichkeit gelangen. Zudem versäumen es viele WissenschaftlerInnen, zu betonen, dass gefundene Unterschiede oft sehr klein sind oder womöglich auch Folge von Umwelteinflüssen, also erlernt.
...

Gerne wird etwa kolportiert, die Unterschiede im Gehirn und die daraus resultierenden Fähigkeiten wären der Evolution geschuldet. So habe der Mann einen so guten Orientierungssinn, da er in der Savanne nach langer Jagd wieder nach Hause finden musste, während die Frau bemutternde Eigenschaften besitzen müsse, um ihr einen Vorteil beim Aufziehen der Kinder zu gewähren.


Dabei scheint die Steinzeit-Frau nicht so sesshaft gewesen zu sein wie angenommen. Sie hat sich laut neuester Studien als Sammlerin sehr viel weiter von der Feuerstelle weggewagt als bislang vermutet – auch sie brauchte also eine funktionierende Raumorientierung
...

Neurosexismus
...
Aber warum ziehen sich vor allem auch Frauen, ohne aufzumucken, dieses mentale Korsett an?
...

Frauen nehmen das auch gern an, weil sie sich dann nicht mit den sozialen Strukturen auseinandersetzen müssen, keine ständigen Konflikte vom Zaun brechen wollen. Es ist einfacher, Rollen als naturgegeben hinzunehmen.
http://www.taz.de/!5064399/
 
Das ist sehr interessant. Die (gegenteilige) Geschlechterrolle wird hier aber scheinbar auch manchmal von aussen aufgedrückt...

Da hab ich jetzt drüber nachgedacht.

Hauptsächlich lese ich ja Bücher, wo dann z.b. Übungen mit in den Körper Reinfühlen gemacht werden sollen. Z.b. soll man sich ständig des Beckenraumes bewusst sein. Dadurch wird einem das Frau Sein natürlich bewusster. Und damit wird (mir zumindest) auch das Männliche bewusster.
Und so hab ich da das Gefühl, dass ich durch solche Beschäftigung "halber" werde....

Das hat jetzt gar nichts mit übergestülpten Eigenschaften zu tun, sondern eher mit dem Körpergefühl, das andere (weibliche?) Gefühle dann nach sich zieht.

Hmmm, ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich schon verstanden habe was Du meinst.

Das eine ist die biologische Ausstattung -
weiblich, männlich, intersexuell​
Dann gibt es natürlich die psychische Zugehörigkeit
weiblich, männlich, transsexuell​
Und die gesellschaftlichen Rollenbilder und Zuschreibungen (die sich hoffentlich irgendwann mal auflösen)
weiblich, männlich, (Lesbe, Tunte/Schwuchtel...)​

Mit Menschen aus dem Bereich des Dritten Geschlechts tut sich unsere Gesellschaft nach wie vor ziemlich schwer. Wenigstens dürfen Kinder heute im Säuglingsalter nicht mehr Zwangsoperiert werden, nur um in unser Dual-Klischee zu passen.

Ich halte jede biologische/psychische Spielart für in sich vollständig und für nicht renovierungsbedürftig - außer jemand hat individuell Leidensdruck und möchte selber dezidiert eine Veränderung.

Wenn ich durch Wahrnehmungsübungen meinen Körper, der in diesem Fall eben ein weiblicher ist, besser spüre entsteht bei mir dabei kein Gefühl des „halbseins“ oder „drittelseins“.
Warum auch, ich bin ganz. Mir fehlt nichts. Im Gegenteil, ich freu mich über meinen empfindungsfähigen Körper. Aber mir wird dabei auch nicht mein Frau-sein bewusster, es entstehen keine speziell weiblichen Gefühle - ich überlege grad, wie sich das für mich überhaupt anfühlen könnte... wie/wann fühle ich mich „weiblich“, wie/wann ist mir mein Frau-sein bewusst? Und spielt das überhaupt eine Rolle?
Ich weiß allerdings auch nicht, ob einem Mann bei einer Wahrnehmungsübung des Beckens das Mann sein bewusster wird - geschweige denn, was das heißen könnte...

Wie gesagt, allein diese Zuschreibungen basieren schon auf lange tradierten Rollenbildern (die übrigens nicht nur von Männern gepflegt werden)...

Ein echter biologisch determinierter Empfindungsunterschied passiert meiner Einschätzung nach während einer Schwangerschaft. Was der hauseigene Chemiecocktail da in Frauenhirnen und Körpern anstellt ist sagenhaft.
Das können nicht nur Männer, sondern auch kinderlose Frauen (wie ich) oder Menschen anderen Geschlechts kaum nachvollziehen.
So gesehen unterscheide ich mich da von Schwangeren genauso stark wie ein Mann, ein(e) Intersexuelle(r) oder ein(e) Transsexuelle(r)...
Trotzdem bin ich als empfindungsfähiges Individuum komplett.

Für mich ist Deine Frage dahingehend inspirierend darüber nachzudenken, wie gut ich unterschiedliche Eigenschaften/ Verhaltensweisen von mir annehmen kann.
Schätze ich z.B. meine Kompromissbereitschaft genaus sehr wie mein Durchsetzungsvermögen?
Fragen über Fragen...
 
Ist das nicht komplett ein Produkt der Kultur, also ausschließlich "von aussen aufgedrückt"?

Ich bin mir da unsicher. Ich hab Zwillinge, Bub und Mädchen, und kann nicht glauben, dass ich sie schon zu Beginn so beeinflusst habe, dass meine Tochter mit 1.5 Jahre ihre Puppe wickelte, mein Sohn seine Puppe als Hammer verwendete. Ich hätte gar keine Zeit gehabt, sie unterschiedlich zu behandeln...

Frauen nehmen das auch gern an, weil sie sich dann nicht mit den sozialen Strukturen auseinandersetzen müssen, keine ständigen Konflikte vom Zaun brechen wollen.
Ist das nicht auch "typisch weiblich"?

Und wenn beide Geschlechter gleich sind, was ist dann mit der spirituellen Polarität (oder Dualität)? Meinst du das gilt dann für die Anteile innerhalb einer Person?

Ich hab mal das Buch "Yin Prinzip" von Daniela Hutter gelesen, und da hat es mich sehr gestört, dass sie sagt man soll Röcke/Kleider tragen und yin Berufe (Krankenschwester, Kindergärtnerin,....) machen.
Jedoch habe ich selbst z.b. vor einigen Monaten wieder begonnen Schmuck zu tragen, seit ich mich "suche". War mir einfach ein Bedürfnis.

Mit Menschen aus dem Bereich des Dritten Geschlechts tut sich unsere Gesellschaft nach wie vor ziemlich schwer.
Bei den Beschreibungen stand auch, dass z.b. Frauen als Männer (Burrnesha) leben, wenn es kein Familienoberhaupt gibt. Das hört sich für mich nicht unbedingt freiwillig an.

Und wenn wir Frauen uns nicht weiblich fühlen, wie kann es dann Transsexuelle geben, die sich als Mann weiblich fühlen?:confused4 und umgekehrt...
 
Werbung:
Polarität sind die Kräfte die in Allem wirken
DAS ist Spiritualität.

Somit ist die Energie, Schwingung also das nicht materielle nicht geschlechtlich gemeint in weibl. männl.

Yin Yang sind verwobene Kräfte in Bewegung, im Fluss.
Das Zentrum ist unterhalb des Nabels.
fühle da mal hinein.
 
Zurück
Oben