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Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass Mensch sich absolut von allem frei-machen kann, was er jemals erlebt hat. Für mich persönlich ist es bereits ein großer Schritt zu effizienter Kommunikation, wenn sich Diskussionpartner bewusst wären, dass sie immer nur auf Grund iher eigenen Erfahrungen bestimmte Erlebnisse bewerten und empfinden können - und auf Grund dieser Erkenntnis re-agieren.
Hi Christina,
da zeigt sich die begrenzende Schwäche von Vorstellungen einer beliebigen Persönlichkeit über sich selber und über andere. Genau darum geht es: frei von Vorstellungen zu bleiben. In jedem Moment einen neuen Ist-Zustand mit den eigenen Sinnen aufzunehmen, was "jetzt" ist. Und nicht sich irgendetwas vorzumachen. Was bleibt ist das Bild der Augen, ein offenes Ohr und ein ausgeglichenes Wesen. Ohne Vorstellungen, stattdessen mit Zielen, die es schrittweise in eine Umsetzung bringt.
Schon im Gespräch ist es doch so, dass viele schon bevor der letzte Satz gesprochen ist innerlich empfinden, was sie entgegnen werden. Genau das ist eben nicht sehr bewusst, muss ich leider empfinden, denn die Antwort kommt in diesem Falle immer aus einer Rolle, die auf das Wort des anderen aufgesprungen ist. Da erfolgt ein Reiz durch Worte eines anderen und ich fühle mich dann veranlasst, so oder so zu antworten, weil ich dieses oder jenes so oder so sehe. Genau dieses Verhalten in der Kommunikation ist eben nicht bewusst. Von Leere, von Zentriertheit ist da ebenso wenig eine Spur wie von einem aufmerksamen Zuhören. Stattdessen ist man innerlich "verstrickt". (bitte nicht persönlich angesprochen fühlen, ogi?)
Es entsteht so ein ständiges sich durch Worte aufeinander beziehen. Du sagtest A, also sage ich B, das wusste ich schon, bevor Du zuende gesprochen hattest. Wenn Du mich kennst, weisst Du eh, was ich sagen werde. Und so geschieht Kommunikation aus Rollen heraus und ist nicht frei.
Genau dieses polare Wechselspiel der Aufmerksamkeit zwischen "Ich-Rede" und "Du-Rede" ist eben nicht Bewusstsein. Die Wahrnehmung für das Gespräch geht dadurch weg, denn das Gespräch ist Text als Gesamtheit. Lies im Forum, wie oft solche Gespräche geführt werden und wie mangelhaft und minderwertig dann oft der spirituelle Wandel des Gesprächsteilnehmers ist: oft genug ist man beleidigt, betriffen, fühlt sich angegriffen durch dumpfbackige Worte anderer etc.
Bewusstsein ist nonpolar, ist schauen. Da ist Kundalini bis in die Ohren und die Augen und bis in den Scheitel und von daher ist da kein Platz mehr zum Finden und Meinen. Auch nicht zum Anhaften an irgendeine Meinung eines anderen und keine Fähigkeit jemandem ins Wort zu fallen, denn: man ist ja beschäftigt mit Zuhören. Auch kein Wille, sich irgendwie am Gespräch zu beteiligen ist da.
Da sind dann nur noch Worte, die gesprochen werden müssen, um ein Problem zentriert zu besprechen und die fliessen von ganz alleine: aus der Summe beider Gesprächspartner. Aus wem sie kommen, ist doch ganz egal. Denn ganz allein durch den Willen zum Kommunikation ergibt sich ja "mehr als die Summe der Gesprächspartner"- wenn man nicht einfach nur seine übliche Rolle und Meinungs-Verhaltung herausquatscht wie eine Slotmaschine, die mit 10 Cent gefüttert wurde. Dieses gemeinsame Bewusstsein für ein Gespräch ist themenzentriert. Eine A- und dann B-Rede dagegen ist immer Egozentriert und kann immer nur social-emotion hervorbringen und genau das ist leider Quark, da polar. So kann es eben nicht zu Lösungen kommen- weder bezüglich der eigenen spirituellen Absichten im Aufgehen in der "Ganzheit Mensch" noch kann so erlebt werden, was Problemlösung in menschlicher Gemeinschaft ist.
Sag Du mir, woran es liegt, dass der Mensch immer nur ein Ich formuliert, immer nur aus einem winzigen Töpfchen heraus die Dinge beguckt, die er gerade fühlt, überblickt oder an die er Erinnerungen hat. Warum ist es so schwer zu sehen, dass man selber ein Fliegenschiss ist? Wieso ist das so schwer, das Ich einmal wegzunehmen aus dem eigenen Sein? Ich verstehe das nicht. Warum sieht man nicht einfach ein Problem und löst es? Versteh ich nicht, das klappt im Betrieb, warum klappt es nicht in der Politik und in der Familie oder Partnerschaft?
Es ist doch skandalös, dass z.B. Friedensverhandlungen überhaupt scheitern. Das ist doch nur ein Zeichen absolut mangelnder Bewusstheit für die Konsequenzen eigenes Tuns und der eigenen Worte. Da ist doch irgendeine Form von Wille, Intellekt oder Verantwortung überhaupt nicht zu erkennen heute.