Wass soll ich von Pius XII halten?

Das sehe ich genauso.

Tatsache ist jedenfalls, dass er schon relativ frühzeitig, ziemlich deutliche Worte gegen den Faschismus fand. Das war immerhin mehr als das, was alle anderen politischen Führer damals geleistet haben. Chamberlain wusste ganz genau, wie Juden und Oppositionelle im Dritten Reich verfolgt und entrechtet wurden. Dennoch setzte er unbeirrt seine unsägliche "Appeasement"-Politik fort. Die Franzosen waren um nichts besser. Auch ihr letztes Vorkriegs-Versprechen - den Polen im Falle eines Angriffs zur Seite zu stehen - haben sie praktisch nicht gehalten. Sie haben sechs Jahre lang tatenlos zugesehen, wie Hitler aus Deutschland eine gigantische Kriegsmaschinerie machte.

Gandhi, der gefeierte Pazifist, hat den Juden später vorgeworfen, sie hätten ihr Schicksal nicht duldsam genug ertragen. Was er tat, war nichts anderes als die wissentliche und willentliche Hinnahme der Hitler-Verbrechen. Ihm war es wichtig, die Opfer zu kritisieren, während er mit den Tätern in buchstäblich freundschaftlicher Korrespondenz stand.

Wir müssen uns vorstellen, was geschehen wäre, wenn Chamberlain oder Gandhi statt Pius Papst gewesen wären: nichts. Beide hätten achselzuckend zugesehen, wie die Juden aus Rom abtransportiert wären. Sie hätten nicht ihre Stimme erhoben. Sie hätten keine Juden gerettet.

Es stimmt, dass Pius nicht genug getan hat. Aber er hat weitaus mehr getan als fast alle anderen Menschen damals. Und er hat seine persönliche Sicherheit, vielleicht sogar sein Leben, dafür aufs Spiel gesetzt. Für einen alten Mann ist das durchaus beachtlich.

So sehe ich das. Vorerst.




shalom bulldackel,



ich bin nicht so milde und ich fände es absolut schlimm, würde man ihn seeligsprechen --denn darum geht es! (die seligsprchug ist in diesem fall ein signal...)




shimon a.
 
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shalom bulldackel,



ich bin nicht so milde und ich fände es absolut schlimm, würde man ihn seeligsprechen --denn darum geht es! (die seligsprchug ist in diesem fall ein signal...)




shimon a.

ähm.. Grundsätzlich wird jeder Papst selig gesprochen - von dem her währe das kein Signal, blos die übliche Routine
 
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shalom bulldackel,



ich bin nicht so milde und ich fände es absolut schlimm, würde man ihn seeligsprechen --denn darum geht es! (die seligsprchug ist in diesem fall ein signal...)




shimon a.
Siehe den Beitrag von FIST.

Ich habe Pius ja nicht die Absolution erteilt. Aber in der langen Reihe derjenigen, die Schuld auf sich geladen haben, steht er sicher nicht ganz vorn. Da sind zunächst mal 80 Millionen Deutsche. Schuldig sind auch die unzähligen, die sich fast 2000 Jahre lang an antisemitischen Diffamierungskampagnen beteiligten: Katholiken, Protestanten, Orthodoxe, Moslems, Nationalisten. Kaiser, Könige, Fürsten.In der Ukraine wird Bogdan Chmielnicki bis heute verehrt. Wieviele Juden hat er ermordet. 500.000?

Letzten Endes hat praktisch der gesamte westliche und nahöstliche Kulturkreis die Schuld für das Verbrechen zu tragen.

Pius war, und das ist beinahe ein Alleinstellungsmerkmal, immerhin bereit einigen Juden das Leben zu retten. Wir feiern heute irgendwelche Grafen und Herzöge, die Hitler umbringen wollten, als es ihnen selbst an den Kragen zu gehen drohte. Niemand scheint sich daran zu stören, dass viele von denen als überzeugte Nazis angefangen haben und auch am Ende noch erzkonservative Nationalisten waren. Man muss nicht lange raten, welche Einstellung sie zum Judentum hatten.

Man muss verurteilen, was verurteilenswert ist. Aber sich auf Bauernopfer wie Pius zu stürzen, scheint mir eher eine bequeme Art, die Schuld von den Deutschen auf andere abzuwälzen.

Die Hauptschuld tragen die Deutschen. Und ich schreibe bewusst: die Deutschen. Denn fast alle haben mitgemacht. Und nach dem Krieg? Gemessen an der Masse der Täter ist praktisch niemand bestraft worden. Die deutsche Wirtschaft hat letzten Endes an der Shoah gut verdient und hat nie eine angemessene Entschädigung gezahlt. Der deutsche Steuerzahler besitzt die Frechheit, sich darüber zu beklagen, dass die letzten Überlebenden wenigstens einen Bruchteil dessen zurückfordern, was einmal ihr Eigentum war und was die Deutschen ihnen schlicht gestohlen haben. Wir leben in einer Gesellschaft von Dieben.

Alois Brunner, einer der Hauptkriegsverbrecher, der Massenmörder von Saloniki, wurde bis zum Ende seines beschissenen Lebens von arabischen und muslimischen Herrschern geschützt. Und zwar nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Vergangenheit.

Den Amerikanern war es wichtiger, in den Deutschen "gute Verbündete" zu gewinnen, anstatt für Gerechtigkeit zu sorgen. Zwanzig Jahre nach Kriegsende saß in Deutschland wieder ein Nazi auf dem Kanzlersessel.

Ich habe nicht das Gefühl, dass die Deutsche Schuld soweit getilgt ist, dass man sich schon daran machen kann, die Verantwortung an andere abzuschieben.

Der Holocaust war hauptsächlich ein deutsches Verbrechen. Und die Deutschen haben dafür gefälligst die Verantwortung zu übernehmen.
 
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