Was soll ich daraus lernen? Habe ich mir so etwas wirklich ausgesucht?

Hallo Zauberlehrling
Du willst einfach nur ein gutes Kind sein. Das spricht für dich...
"Du sollst deine Eltern ehren", stand ja mal da... Wurde einem eingetrichtert ohne daß man wirklich die Chance bekam den Inhalt zu begreifen.
Was heißt: "Du sollst"?
Man soll dies nicht und jenes nicht und anderes doch. Wie verwirrend. Nimmt denn keiner Rücksicht auf die tatsächlichen Begebenheiten?
Doch, wir selbst! Unser Gewissen. Es sagt uns nämlich, was wir tun müssen um glücklich zu werden. "Du sollst" ist dabei eine Richtlinie, kein Dogma.
"Ehre, wem Ehre gebührt", könnte man doch munter dagegen halten. Findest du nicht? Und schon wäre man frei von Schuldgefühlen. Dein Vater hat sich selbst nicht ehrhaft verhalten. Er hat somit in diesem Punkt den Anspruch selbst verwirkt verehrt werden zu können. Das hat er ganz allein geschafft. Geh du nun nicht hin und laß dich plagen von eingetrichterten Wert- und Moralvorstellungen. Frage nach innen, dort liegt die Lösung. Sei ehrlich zu dir selbst. Du bist auch (und vor allem!!!) ein gutes Kind, wenn du Recht handelst. :)
 
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Kommt mir so vertraut vor, das Ganze. Es ging nicht bis zum Prozeß, aber bis vors Sozialamt - gegen meine eigene Familie...

Ich könnte mir denken, weil mir eben auch das so bekannt vorkommt, daß die Antwort in diesem Absatz drinnenliegt.


Des Weiteren wird im Bekanntenkreis behauptet, dass ich Verursacherin für die Insolvenz und ich dafür verantwortlich bin. Ich werde als Sündenbock dahingestellt, obwohl ich diejenige war, die immer ihren Hintern bewegt hat, um möglichst viel abwenden zu können, habe überall rumtelefoniert und gemacht und getan, während mein Vater den Kopf in den Sand gesteckt hat. Ich habe wegen dieser Angelegenheit seit mehr als 1/2 Jahr keinen Kontakt mehr mit meiner Mutter, für die ich anscheinend ebenso der Sündenbock bin, obwohl sie genau wissen sollte, wie mein Vater so drauf ist, weil nicht umsonst hat sie sich vor Jahren wegen seiner "Unselbständigkeit" von ihm scheiden lassen.

Das, was ich dick angemalt habe, könnte der Schlüssel zu der Misere sein.
 
Hallo Condemn,

vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag :weihna1 Ich werde ihn mir nochmals genauer durchlesen müssen, weil er doch sehr umfangreich ist, aber es stimmt schon, dass ich lange Zeit aus "unbewusster" Angst vor Ablehung und falschem Gerede mich in irgendeiner Form verpflichtet gefühlt habe, ihm zu helfen. Auch die heutige Situation hat mich immer wieder in Gewissenskonflikte gebracht, ob es "recht" ist, wenn ich eine Aussage gegen meinen Vater tätige, die ihn in eine unschöne Situation bringt, aber dafür mich davor bewahrt... Mein "unbewusstes" Verhalten war mir lange Zeit nicht bewusst, aber in den letzten Monaten musste ich mich in verschiedenen Lebensbereichen mit mir auseinandersetzen und dann kam das alles zum Vorschein. Aber trotzdem fällt man gerne in die alten Muster - tlw. merkt man es noch nicht einmal...

Hi Zauberlehrling, nichts zu danken. Letztlich schlagen sich alle mit demselben herum glaube ich, auch wenn es konkret teilweise anders oder sehr anders aussieht. Ich glaube sogar, das es immer mit Beziehungen zu Menschen zu tun hat. Und das jeder mit diesen Mustern zu kämpfen hat, und das man sie oft nicht bemerkt oder nur oberflächliche Aspekte davon. Ich sehe es mittlerweile so, das es nicht unbedingt das Problem ist wenn sie offenbar werden, auch wenn das schmerzen kann, einfach weil sie offenbar werden müssen. In solchen Situationen zeigt sich dann manchmal das Leid auf allen Seiten, aber die Situation selbst schafft es nicht unbedingt, es war ja schon vorher da...
 
Ich denke, dass ich -als Kind- die Verantwortung übernommen habe, die eigentlich mein Vater hätte tragen müssen und das Ergebnis ist, dass die vollkommene Verantwortung auf mich übertragen wurde :baden:
Und das ist ein Strickmuster, Zauberlehrling, das sich auf das ganze Leben ausbreitet. Ich fand mich darin wieder, daß ich immer und überall für alle und alles und jeden die Verantwortung übernommen hab - und mich am Ende unter den Schlammkübeln wiederfand, die mir alle und jeder übergestülpt haben :weihna1 Denn wer alle Verantwortung übernimmt, wird folgerichtig für alles verantwortlich gemacht.

Bis ich endlich zum ersten Mal sagte, nö. Ich bin nicht zuständig. Macht euch euren Kram, und ich kümmer mich um meinen.
 
Und das ist ein Strickmuster, Zauberlehrling, das sich auf das ganze Leben ausbreitet. Ich fand mich darin wieder, daß ich immer und überall für alle und alles und jeden die Verantwortung übernommen hab - und mich am Ende unter den Schlammkübeln wiederfand, die mir alle und jeder übergestülpt haben :weihna1 Denn wer alle Verantwortung übernimmt, wird folgerichtig für alles verantwortlich gemacht.

Bis ich endlich zum ersten Mal sagte, nö. Ich bin nicht zuständig. Macht euch euren Kram, und ich kümmer mich um meinen.

Ja, das glaube ich auch, das mit dem Strickmuster...

Aber fällt mir in meinem Fall wirklich nicht leicht dabei zuzusehen, wie mein Vater sich immer mehr sein eigenes Grab schaufelt und irgendwann wirklich in den Abgrund stürzt und ich hätte dafür fast noch in Erwägung gezogen, die Kosten für das Studium deshalb doch selbst zu übernehmen, obwohl es mich dann in den Ruin getrieben hätte.

Du hast jedoch recht, dass man sich nur um sich kümmern sollte und nicht sich noch das Leid der anderen auf den Rücken binden sollte!

Eigentlich sollte ich das mittlerweile auch gelernt haben ;), wenn ich mir überlege, wie oft ich meinen Großvater unterstützt habe, ihn zum Arzt und in die Klinik tagelang hin- und hergefahren habe und als mir ein Schicksalsschlag widerfuhr, war wohl der erste Satz gegenüber meiner Mutter, dass ich von Ihnen keine Unterstützung bekommen werde (die ich gar nicht in Betracht gezogen habe)...

 
Nur um sich kümmern, das vielleicht weniger. Ich bin auch heute noch gerne bereit, jederzeit wem zu helfen, wenn es in meiner Macht steht. Aber ich zieh mir nimmer seine Schuhe an dabei. Das ist der Unterschied.

Denn wenn ich Verantwortung übernehme für wen anderen, und das ist etwas, was sich ganz subtil in einem selbst abspielt, dann verstricke ich mich in seine Angelegenheit. Und, so zumindest hab ich das in mir selbst erlebt, stelle mich sozusagen stellvertretend auf meinen Platz. Das birgt zweierlei Gefahren in sich. Erstens, ich hab nun wirklich seine Sorgen auch noch dazu - und zweitens, es kommt vor, daß derjenige, dem ich eigentlich helfen wollte, nun paradoxerweise auf mich bös ist, weil ich ihn (seinem unbewußtem Empfinden nach) ja von seinem Platz verdrängt habe.
 
Ich hatte das auch so gemeint, dass ich mich von mir aus nur noch um mich kümmere. Sicherlich würde ich jedem, der mich um Hilfe fragt, dann auch helfen, sofern es mir möglich ist. Ich könnte niemanden Hilfe ausschlagen...

Das ist wirklich paradox und ich erlebe es auch so, dass z.B. meine Schwester, die sagt, dass mein Vater eben untergeht, wenn er seinen Arsch nicht bewegt und es dann auch sein Problem und ihr egal ist, sie ein höheres Ansehen hat, als meine Person, die nicht nur aus Pflichtbewusstsein, sondern auch vom Herzen von alleine auf die Idee kommt, alles in Bewegung zu setzen, ohne dass jemand auf mich zukommt..

Scheint meine Lernaufgaben zu sein... :weihna1
 
Liebe Zauberlehrling,

das ist wirklich sehr unschön, was du da erleben musstest. Wenn sich Eltern und Kinder vor Gericht als Kläger und Beklagte treffen, dann verleiht das einer ohnehin schon belasteten Beziehung sehr viel Brisanz. Und man kann solch eine Begebenheit auch nicht einfach wieder vom Tisch wischen, denn die Wunden gehen tiefer und müssen aufgearbeitet werden, um heilen zu können.

Zauberlehrling
meine Schwester, die sagt, dass mein Vater eben untergeht, wenn er seinen Arsch nicht bewegt und es dann auch sein Problem und ihr egal ist, sie ein höheres Ansehen hat, als meine Person

Das glaube ich gar nicht, dass das etwas mit Ansehen zu tun hat. Es kann sein, dass sich dies nur aus deiner subjektiven Sicht so darstellt. Ich denke, dein Vater fühlt sich in deiner Gegenwart "kleiner" als in der deiner Schwester. Weil er sich eben deiner Überlegenheit bewusst ist. Deine Stärke lässt ihn schwach erscheinen, und deswegen "muss" er sich von dir abwenden.

Kinnarih
Und das ist ein Strickmuster, Zauberlehrling, das sich auf das ganze Leben ausbreitet

Muss nicht sein für das weitere Leben. Da kann man gezielt daran arbeiten.
Lohnend in diesem Zusammenhang ist es auch, sich mal ganz genau seine Glaubenssätze anzuschauen.

LG
Lucille
 
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