Was ist Realität?

Im Thread Merkwürdige Geschehnisse kamen wir zu der Frage was Realität ist.

ich kopiere mal das bisher gesagte hier her.




@Dionaea
Mit anderen Worten gibt es eine objektive und eine subjektive Realität.


Mir fällt momentan irgendwie gar nix dazu ein, deswegen sag ich erstmal auch nichts dazu und schau mal was sich hier so ergibt.:)

LG,
Anakra

Ich finde hier die buddhistische Philosophie sehr genial. Die buddhistische Sicht zur Frage der Realität ist in etwa so: die Realität ist das Nicht-Wandelbare in den Dingen, die "Dinge der Realität" aber wandeln sich. Normalerweise setzen wir die Dinge, die uns erscheinen mit der Realität gleich. Wir sagen: dies und das ist real. Sie erscheinen uns lebhaft als real existierend, als hätten sie einen festen Wesenskern. Sie haben diesen Kern aber nicht, wenn wir danach suchen. Und dieses Fehlen eines Kerns ist eben unwandelbar, da auf alle Dinge gleichermaßen zutreffend.

Hinterfragen wir die "Dinge der Realität" so führt uns das zu ihrer Leerheit. Wir erkennen, daß die Dinge nicht so existieren, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Betrachten wir z.B. eine Lampe, erscheint uns zuerst lebhaft eine reale Lampe, so als existiere sie genau so wie sie als Form erscheint. Schauen wir aber genauer, erkennen wir, daß wir im Grunde nur Einzelteile sehen, die wir im Geist zusammenfügen zum Bild oder Begriff einer realen Lampe. Die Einzelteile ihrerseits sind wiederum zusammengesetzt aus weiteren Einzelteilen und werden wiederum nur von unserem Geist als Einzelteile festgeschrieben, wiederum so, als hätten sie einen fest umrissenen, inneren Kern. Nirgends finden wir bei dieser Überprüfung aber eine endgültige, reale Lampe, denn wenn es diese gäbe dann müsste diese reale Lampe auch dann noch weiterexistieren, wenn wir alle ihre Teile wegnehmen würden. Die Lampe verschwindet aber, wenn wir ihre Einzelteile wegnehmen und somit können wir klar feststellen, daß es so etwas wie eine reale, d.h. wesenhafte Lampe nicht gibt. Und eben dieses Fehlen von Wesenhaftigkeit der Dinge ist die letzte oder endgültige Realität der Dinge. Der Widerspruch zwischen der ERscheinung der Dinge und dem Fehlen von Eigenrealität läßt sich auflösen, indem man erkennt, daß beides also Realität und Fehlen von Eigenrealität der Dinge zusammengehören. Einfach ausgedrückt ist es wie es Buddha sagt: Leerheit = Form und Form = Leerheit.
 
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real ist mein atem -der sagt mir ,dass ich lebe.eine erste orientierung.
Wodurch nimmst du deinen Atem wahr, Sternatemzug? Über mehr als deine Sine?
Selbst der Satz "Ich denke also bin ich" lässt noch gewisse Zweifel offen,
trotz allem er sowohl die Wahrnehmung als solche, als auch die Verarbeitung
der Wahrnehmung durch den Geist in die Waagschale wirft ...


Euer, mit dem wörtchen "empirisch" nichts konkretes verbindender, Ischariot

PS: Dein Buddha, lieber Haris, ist wirklich ein geiler Philosoph! ;)
 
Also im Buddhismus unterscheidet man erstmal die konventionelle und die letztendliche Wahrheit, also wie ein "verblendetes Wesen" Wirklcihkeit wahrnimmt und wie ein Buddha Wirklichkeit wahrnimmt. Weil ein Buddha nimmt die Realität so wahr wie sie tatsächlich ist, ein verblendetes Wesen nicht. Von daher kann nur ein erlechtetes Wesen letztlich etwas aussagekräftiges dazu sagen.

Die konventionelle Wahrheit unterteilt man dann nochmal in wahrhaftige und getäuschte. Nämlich sozusagen tatsächlich vorhandene Phänomene und solche die reine Einbildung sind.
 
Hallo Dionaea,

Und wenn jemand behauptet, es gäbe "schwarze Magierinnen, die mich mit dem bösen Blick strafen können", dann ist das einfach nicht wahr. Es ist nur wahr für die Menschen, die daran glauben.

die Realität wird gebildet aus unseren Überzeugungen. Du kannst Dich an die Mehrheit halten und deren Überzeugungen übernehmen oder auch eigene Überzeugungen entwickeln, die Dir dann die entsprechende Realität "bescheren".

Ein Baum ist nicht realer als ein Geist. Beides sind Konstrukte. ;)

Liebe Grüße
Gabi
 
Weil dies meine Sichtweise ist, stört es mich...

Ganz schön ego-istisch, findest du nicht? Wer bist du, dass du glaubst, anderen deine Sichtweise überstülpen zu können? Du machst es dir sehr einfach - das ist eine Eigenschaft des Egos. Das ist weder gut noch schlecht, es ist wie es ist. Doch "stört" es mich, dass immer noch Menschen gibt, die mir sagen wollen, was ich zu wissen habe oder nicht :rolleyes: Die Sicht der Dinge eines jeden geschieht immer durch die individuelle eigene Brille - und deine Brille ist eine andere als meine :) Es handelt sich um die Brille der individuell gemachten Erfahrungen. Und deine und meine Erfahrungen unterscheiden sich ganz offensichtlich voneinander. Deshalb ist aber niemand von uns besser oder schlechter - wir sind beide so wie wir sind - Punkt. Das sollten andere Menschen einfach so stehen lassen können und Respekt walten lassen vor den Mitmenschen :)
Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die der Verstand nicht erklären und nicht beweisen kann, aber er kann erkennen.


LG
Esofrau
 
Da möchte ich gerne mal die alten Griechen hier zu Wort kommen lassen.
Da die aber seit über 2400 Jahren nichtsmehr geschrieben haben, will
ich mal versuchen ihre Gedanken aus meiner Warte niederzuschreiben.

Wir betrachten alles Greifbare als Real. Wir haben uns Wege und Mittel
angeeignet, diese Realitäten beweisbar zu machen. Welche Leistung!
Dazu verwenden wir Gedankenkonstrukte, über die wir eine
Verifizierbarkeit von Fakten anstreben.
Wie real aber sind nun diese Mittel?

Die Tatsache, das sie auf abstraktem Denken beruhen, müsste uns
doch schonmal zu denken geben. Mithilfe dieser abstrakten Mittel
können wir dann logische Schlüsse ziehen. Logik bedeutet aber nur,
Dinge miteinander zu verknüpfen. Erschaffendes, kreatives denken
kann niemals logisch sein, sowenig wie logisches denken niemals
kreativ (im Sinne des Wortes) sein kann.

Also könnte diese Realtät, die wir meinen durchaus der reinste
Selbstbetrug sein. An der Stelle möche ich nun das gesagte
mit Plato und Sokrates etwas präzisieren.

"Mensch" als ein Wort beschreibt eine Spezies ... ist ein Überbegriff.
Mensch, als Wort ist nicht greifbar, demnach Abstrakt.
Das Individuum hingegen, als Ausformung der Spezies Mensch
wäre das was wir als unsere Realität betrachten.
Das Individuum in dieser Form aber ist niemals volkommen.
Die Vollkommenheit selbst steckt im Ideal des des abstrakten
Begriffes "Mensch". Dieser Begriff widerum ist nicht real fassbar,
wie wir gesehen haben. Die Vollkommenheit des Seins liegt nun
bewiesenermassen im Idealbild des Begriffes. Aus theologischer
Sicht könnte man so auch sagen, das die Idee des Schöpfers
ideell rein und somit volkommen Real ist. Die einzelnen Anteile
oder Existenzen der Idee hingegen sind zwar greifbar, jedoch
niemals real in ideeller Form, da die Vollkommenheit in ihrer
Aufsplittung nichtmehr gegeben ist.
Das Ideal wäre demnach erstrebenswert weil real, aber
aus den Möglichkeiten des Unvolkommenheit nicht erreichbar.

... viel Spass noch bei der Suche nach der Realität! ;)



Euer, die alten Griechen mit Argusaugen betrachtender, Ischariot
 
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Was machen, wenn wir ne Def. brauchen, die wir übertragen können, daher keine rein subjektive...mein Versuch:

Sagen wir, wir betrachten ein Paar von Systemen (A,B) die durch Handlung und Wahrnehmung verknüpft sind. A betrachtet B genau dann als Real, wenn die zeitliche Entwicklung von B nicht aussschließlich durch die Handlung von A bestimmt sind. Das bedeutet aber auch, daß ein abgetrennter Prozess im Kopf als "real" betrachtet wird. Im Endeffekt ist also die Aussage "Real" nichts Wert, wenn nicht zusätzlich die Netzstruktur der Systeme mit angeben wird.

Beispiel:

|Weltall
|-Objekte
*-Wesen
_|-Wahrnehmungsverarbeitung
_|-selbstständige Prozesse
__|-Vorstellungen
__*-Bewußte Prozesse
_*-Handlungsverarbeitung

Hier ist es Wahrscheinlich, daß die Oberfläche (Ausgangsvektor) der selbstständigen Prozesse die Handlungsverarbeitung nicht vollständig beeinflussen können (Reflexe, vordefinierte Schranken). Gegenüber dem Weltall ist dieser Einfluss nochmal deutlich geringer.


Grade bei der Wahrnehmung von scheinbar paranormalen Dingen läßt sich Real und erdacht dadurch unterscheiden, daß man den eigenen Einfluss auf diese "paranormalen" Dinge ausweitet. So entpuppen sich auftauchende Wesen, Geister und andere Wahrnehmungen des öfteren als sehr kontrollierbare Objekte:) Sie sind nach der obigen Def. dann (aufgrund vollständiger Kontrolle des Systems) nicht "real".

Aber ein echter Hardcore-Gläubiger wird es vermutlich nicht wagen, seine geistige Kräfte dazu zu benutzen, die Illusionen die Teil der Suggestionen seiner Ideologie sind durch pure Manipulation der erzeugten Erscheinungen in Frage zu stellen. Man läßt es vermutlich lieber als unabhängigen Prozess laufen:) Und was es da nicht alles geben kann. Verschiedenste Götter, sprechende Tiere, abstrakte dunkle Flecken, Personen die scheinbar keine räumliche Einschränkung kennen, und alle passen sie in die kleine Vorstellungswelt eines einzelnen Menschen.

Ein wenig Verstehen kann ich ja, daß das wer nicht glauben kann. Aber es ist ein wenig wie von Zuhause wegziehen, man gewinnt doch etwas auch wenn die Mahlzeiten unregelmäßig eingenommen werden:)
 
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