Was ist Mobbing und was nicht?

Elke B:
Opfer und Täter sind sich meiner Meinung nach ähnlicher als man es gemeinhin annimmt. Das Opfer ist es gewohnt nicht tätig (im Sinne von Täter) zu werden, würde es aber schon gerne. In diesen Opfern steckt oft eine unglaubliche Aggression.
LG
Elke

Genau so ist es...
Da ist die Dualität auf die Spitze getrieben...

Ich habe Mobbing in live und in Farbe erlebt
denn Kinder sind sozusagen grausam
wie das Leben so spielt
hatte ich dreissig Jahre später die Gelegenheit
mit diesen Menschen erneut zu sprechen:

Es war ein Schülertreffen in München
aus der Waldorfschule von São Paulo
ich wohne ja an der Algarve und wollte/
konnte nicht kommen... da sagten meine
ehemaligen Schulkameraden:" du musst unbedingt
kommen, wir bezahlen dir den Flug nach Deutschland!"

Und so flog ich hin, wieder in der Rolle des Opfers,
denn damals war es genauso: ich war arm, die Anderen waren
Kinder reicher Eltern... ich kam also nicht in der Rolle
einer Triumphierenden... ich kam ganz locker und sagte
gleich: jetzt habe ich endlich die Gelegenheit meine
Komplexe aus der Welt zu schaffen...

da waren Szenen, an die sich keiner erinnerte, wie sie
mich gehänselt haben wegen meiner altmodischen Turnhose

heute sind sie alle meine Freunde
tolle, grossartige Menschen
in der ganzen Welt verstreut
1993 dieses Treffen
war mein Durchbruch... nochmals der Angst
begegnen und sie heilen zu können

Tragödie plus Zeit: Komödie!!!!!!:clown:




Bist du mein Freund?
Bist du mein Feind?
Ist es nich alles das Gleiche?
sagen die tibetischen Lamas...


Karuna:liebe1: :weihna1 :liebe1:
 
Werbung:
Hey Karuna,
eine tolle Lebensgeschichte.

Ich hatte eine ähnliche Kindheitserfahrung,
ich fühlte mich immer aussen stehend.
Heute ist das auch völlig anders,
allerdings erinnere ich mich nicht
an solch ein einschneidendes Erlebnis,
es ist mit den Jahren einfach geschehen.

Und es tut gut.... :liebe1: :liebe1: :liebe1:
LG
Elke
 
hallo,

ich habe mal einen unterricht über mobbing gehalten und möchte gern einen kleinen auszug daraus vorstellen. ich weiss jetzt nicht genau, ob der name schon gefallen ist in diesem thread, aber der Arbeitspsychologe Heinz Leymann ist als anerkannte quelle im bereich mobbing zu nennen. so viel ich weiss gibt es noch keine juristische definition von mobbing, die verbreiteste definition ist die von heinz leymann:
"Der Begriff Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichenen."
Als längerer zeitraum ist hier ein halbes jahr oder mehr gemeint.

weitere definitionen:

Definition des Bundesarbeitsgerichts:
"Mobbing ist das systematische Anfeinden, Schikanieren und Diskriminieren von Arbeitnehmern untereinander oder durch Vorgesetzte."

Definition des münchner Mobbing-Anwaltes Thomas Etzel:
"Mobbing ist das psychische Aufschlitzen einer Person."

hier noch mein beispiel aus dem unterricht (quelle war glaub ich auch leymann):

"Wenn Sie herzhaft in einen Apfel beissen, ist es dann noch ein Apfel? Sicher, sagen Sie. Sie beissen noch einmal hinein. Halten Sie immer noch einen Apfel in der Hand? Ja, eingentlich schon, oder? Sie beissen noch fünf-sechs Mal in den Apfel. Und jetzt? Vom Apfel ist nicht mehr viel zu sehen. Sie essen aber immer noch einen Apfel, sagen Sie, obwohl das was Sie in der Hand halten, eher als Kerngehäuse mit Stiel und Resten von Apfelfleisch zu bezeichnen wäre. Irgendwann hat Schritt für Schritt der Apfel aufgehört, ein Apfel zu sein.

dieses beispiel soll deutlich machen, dass der prozess "mobbing" nicht leicht zu erkennen ist.

ich hab mich intensiv mit der thematik beschäftigt und es gibt sehr viel dabei zu beachten, sehr viele gesetze, die teilweise zutreffen, teilweise aber doch keine verwendung finden. eine eindeutige grundlage, um vor gericht zu ziehen gibt es noch nicht, jedenfalls nicht in deutschland, ich glaub in der schweiz oder wo, gibt es extra mobbing-gesetze. wichtig wäre, ein mobbing-tagebuch zu führen, das ist soviel ich weiss, das einzige, was vor gericht evtl ausschlag gebend sein könnte.
ich mach hier schluss, sonst würde es zuweit gehen. wer sich für das thema interessiert, der kann mich gerne mal per pn kontaktieren.

als grundlage empfehle ich die bücher von Heinz Leymann, bzw:

"Schluss mit Mobbing" von Jürgen W. Goldfuß

"Mobbing" von Hans-Jürgen Kratz


viele liebe grüße -fingal-
 
Werbung:
wollemh schrieb:
Mobbing (aus dem Englischen „to mob“ = anpöbeln, schikanieren) bedeutet, dass eine Person oder eine Gruppe am Arbeitsplatz von gleichgestellten, vorgesetzten oder untergebenen Mitarbeitenden schikaniert, belästigt, beleidigt, ausgegrenzt oder mit kränkenden Arbeitsaufgaben bedacht wird. Die „gemobbten“ Personen fühlen sich mit der Zeit unterlegen.

Bei allgemeiner Unzufriedenheit der Mitarbeitenden tritt Mobbing häufiger auf. Mobbing existiert jedoch nicht nur in der Arbeitswelt, sondern geschieht auch im Bildungsbereich, in Freizeit-Institutionen (z. B. Vereinen), in der Nachbarschaft oder innerhalb von Familien und Sippen.

Der Zeitfaktor spielt insofern ein Rolle, als man per Definition nur dann von Mobbing spricht, wenn Mobbing-Handlungen systematisch, häufig und wiederholt auftreten (z. B. mindestens einmal pro Woche) und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken (mindestens ein halbes Jahr).

Einmalige Vorfälle sind also kein Mobbing. Auch kann man nicht von Mobbing sprechen, wenn zwei etwa gleich starke Parteien in Konflikt geraten.

Mobbing-Dynamik
1. Phase: Schlechte Konfliktbewältigung
Am Anfang eines Mobbing-Prozesses steht gemäss Leymann (1995) oft ein unausgetragener Konflikt, der mit der Zeit am Arbeitsplatz unterschwellig weiter wirkt und das Klima vergiftet. Allgemein herrscht eine aggressivere, gereizte Stimmung unter den Mitarbeitenden, es wird aber - zum Teil aus Angst - nichts dagegen unternommen.

2. Phase: Feindseligkeiten
Spitze Bemerkungen und Gehässigkeiten gegenüber bestimmten Personen sind gemäss dem Sündenbock-Phänomen die Folge. Es entsteht ein Ungleichgewicht. Die Feindseligkeiten nehmen zu und richten sich gezielt gegen eine bestimmte Person oder Gruppe. Der ursprüngliche Konflikt tritt dabei in den Hintergrund. Es kommt zur Polarisierung in eine „Opferrolle“ und eine „Täterrolle“. Auch bilden sich „Mythen“ über die betroffene Person (z. B.: „Wenn Frau K nicht im Team wäre, könnten wir viel schneller arbeiten“).

3. Phase: Rechts- und Machtübergriffe
Mit der gemobbten Person will jetzt niemand mehr zusammenarbeiten. Sie wird nicht mehr akzeptiert und respektiert. Dadurch wird sie zusehends unsicher, macht Fehler und fällt auf. Ihr schlechtes Befinden, das erst durch Mobbing entstanden ist, dient zur Rechtfertigung weiter gehender Ausgrenzungs-Akte. Der reguläre Arbeitsablauf wird gestört, sodass der Betrieb die Gemobbten zunehmend als lästig empfindet. Es wird ihnen nahe gelegt zu kündigen. Der Gesamtzustand des Mobbing-Opfers, hervorgerufen u. a. durch die soziale Isolation und die Zurückweisungen, verschlechtert sich weiter bis hin zu schweren Erkrankungen.

4. Phase: Ärztliche und psychologische Fehldiagnosen
Nach Resch (1994) verfügen viele ärztliche und psychologische Fachleute nur über geringe Kenntnis der Arbeitswelt. Deswegen können sie oft nicht verstehen, wie jemand an Problemen am Arbeitsplatz erkranken kann. Die Folge davon sind Diagnosen wie „Kindheits-Neurose“, „Wechseljahr-Depression“ und Ähnliches. Die Betroffenen machen dabei die Erfahrung, dass von dieser Seite auch keine Hilfe kommt.

5. Phase: Ausschluss aus der Arbeitswelt
Am Ende eines Mobbing-Prozesses steht der Ausschluss der Betroffenen aus der Arbeitswelt in Form von langfristiger Krankschreibung, Frührente oder Kündigung. Im Extremfall versuchen sie ihre Konflikte am Arbeitsplatz mit (Waffen-) Gewalt zu lösen oder Selbstmord zu begehen.

Werthaltungen und Mobbing
In den westlichen Kulturen vollzog sich in den letzten Jahrzehnten ein nachhaltiger Wertewandel, der die gesamte Gesellschaft erfasst hat. Die Globalisierung schürt Existenz-Ängste (Arbeitsplatzverlust) und verunsichert ganz allgemein. Alte Werte wurden über Bord geworfen. Als Richtschnur dient heute kaum mehr Solidarität, sondern persönliches Fortkommen und Eigennutz.

Heute wollen Mitarbeitende einerseits mitreden und mitentscheiden, andrerseits ist aber ihre Bereitschaft gesunken, Verantwortung und Konsequenzen (mitzu-)tragen. Dies schafft mancherorts neue Probleme, vor allem auch dann, wenn die Entscheidungsbefugnisse und Informationswege zu wenig klar sind.

Immer mehr Vorgesetzte fühlen sich verunsichert. Wann sollen sie ihre eigentliche Führungsaufgabe wahrnehmen und allenfalls auch unbequeme Entscheide fällen, und bei welchen Entscheidungen ist eine Mitsprache der Mitarbeitenden sinnvoll? Sobald ein Machtvakuum entsteht, nützen Einzelne oder bestimmte Gruppen diese Situation aus und streben selbst nach mehr Macht. Das kann der Anfang von Grenzüberschreitungen, Machtmissbrauch und Mobbing sein.

Dieser Text stammt von der Website http://www.mobbing-info.ch/html/mobbing.html.

Bitte das nächste mal zumindest mit Quellenangabe - es sei denn, du bist Esther Lauper oder Klaus Schiller-Stutz. - Am besten erstere, denn von ihr stammt auch der Text aus deinem zweiten Beitrag: http://www.mobbing-info.ch/html/privat.html
 
Zurück
Oben