Was ist "Maya"?

Brigh

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17. Februar 2008
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Ort
In den Bergen im Süden Deutschlands
Diese Frage bekam ich nun schon schon öfter zu hören.
Einst, vor langer Zeit, kam mir darüber eine Geschichte zu Ohren die so schön ist und in deutlicher Weise den Begriff erklärt, für welchen es eigentlich keine Worte gibt. Ich möchte sie daher unverändert an euch weitergeben:



Ein Krug voll Maya​


Vor langer Zeit lebte in Indien ein Held.
Eines Tages begegnete er Vishnu.
Sie wanderten zusammen durch das Land, und Vishnu frage ihn, ob er irgendeinen Wunsch habe, den er ihm erfüllen könne.

„Lehre mich, was Maya bedeutet“, bat der Held.
„Oh nein“, sagte Vishnu, „wünsche dir irgendetwas anderes, nur nicht das“.
„Aber ich möchte von dir lernen, was Maya bedeutet“, antwortete ihm der Held.
„Du kannst dir alles wünschen“, sagte Vishnu, „eine schöne, hingebungsvolle Frau, Gesundheit, ein langes Leben, Paläste, große Reichtümer, Macht“.
„Das will ich aber alles nicht, ich möchte nur lernen, was Maya bedeutet“, erwiederte der Held.
„Nun gut“ sagte Vishnu, „wenn das dein Wunsch ist, werde ich ihn erfüllen. Aber hole mir bitte zuerst einen Krug voll Wasser von dem Bauernhaus da drüben. und dann werde ich dich lehren, was Maya bedeutet“.



Der Mann ging zu dem Bauernhaus und klopfte höflich an die Tür. Die Tür wurde geöffnet von der schönsten Frau, die er je gesehen hatte. Sie war nicht nur wunderschön, sie hatte auch tiefe, seelenvolle Augen. Er sah in diese Augen und verliebte sich über alle Maßen. In diesem Augenblick wusste er, dass sie sich von früheren Leben her kannten und dass sie füreinander bestimmt waren. Ihr erging es ebenso.
Sie bat ihn ins Haus und stellte ihn ihrer Familie vor. Ihre Eltern hießen ihn willkommen, als sei er ihr eigener, geliebter Sohn. Als er mit ihnen beisammen saß, fühlte er so tiefen Frieden in sich dass er wusste, hier war er zuhause. Er hielt um die Hand des Mädchens an, und die Eltern gaben mit Freuden ihren Segen.
Sie schenktem dem Paar ein Stück Land und ein kleines Bauernhaus.
Es dauerte nicht lange, da hatte das Paar Kinder. Erst einen kleinen Jungen, dann ein kleines Mädchen.
Ihre Liebe zu den Kindern vertiefte die ohnehin schon große Liebe zu einander noch mehr.
Die Felder brachten reiche Ernte. Sie lebten mit den Jahreszeiten und waren mit dem Leben zufrieden und glücklich.

Dann, eines Tages, hörte man schreckliches Donnergrollen aus den Bergen. Der Himmel verdunkelte sich, die Erde bebte und eine gewaltige Flut ergoss sich über die Ebene.
Der Mann ergriff mit der einen Hand seine kleine Tochter, mit der anderen seine Frau und den kleinen Jungen. Sie rannten davon.
Die Wassermassen zerstörten zuerst ihre Felder, dann ihr Haus.
Sie liefen so schnell sie konnten, aber das Wasser um sie herum begann zu steigen und eine plötzliche Flutwelle trennte den Mann von seiner Frau und seinem Jungen. Er schrie auf und versuchte nach ihnen zu greifen, als sie weggerissen wurden. Dabei verlor er auch das Babymädchen, das er getragen hatte.
Er schrie wieder auf und das Leid zerriss ihm das Herz. Er klagte und weinte verzweifelt und um ihn herum tobte der Orkan, der seine Liebe, sein Leben und sein Haus zerstört hatte.
Er blickte nach unten und sah, wie seine Tränen beim fallen in das schlammige, tosende Wasser waren, in dem er stand.



Als die Tränen die Wasseroberfläche berührten, beruhigte sich das Wasser schlagartig und wurde klar.
Er sah auf und erkannte, dass er in einen Krug geweint hatte den er in der Hand hielt.
Da wurde er gewahr, dass Vishnu vor ihm stand. Der Mann blickte in die mitfühlenden Augen Vishnus, die die gesamte Göttlichkeit in sich vereinten.
Vishnu lächelte und sagte: „Das ist Maya“.


Autor unbekannt, Geschichte wurde mündlich überliefert.


Alles Liebe

Brigh: :autsch: (deshalb, weil unser ganzes Wissen unter Tonnen von Müll begraben liegt, kommen solche Fragen erst zum tragen...)
 
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