Trixi Maus
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Ja, deswegen bemerke ich auch schon meinen Wunsch zu helfen. Weil oft die die Idee des Mangels selber mangelhaft ist.Bei mir ist's auch nicht die Beseitigung der Idee von einer Einstellung eines Mangelgefühls.
Weil: "ich" bräuchte dringend geholfen. "Ich" bin umgeben von Mangel. Aber objektiv habe ich mehr als Andere und brauche keine Hilfe. Es ist eben immer eine Frage der tatsächlich vorhandenen Tatsachen und der Ressourcen eines Menschen, selbständig und ohne fremde Hilfe ein z.B. ein Loch in die Wand zu bohren. Wenn mein Nachbar Geld genug hätte, sich eine Bohrmaschine selber zu kaufen, würde ich ihm auch nicht anbieten, ihm die Sat-Anlage aufzuhängen. Dann unterhalte ich mich mit ihm lieber Bohrmaschinen und die Voraussetzung ist, daß er erst mal eine hat.
Im Grunde entsteht also durch das Gestatten des Mangels oft ein Gewinn an Erfahrung und auch ein Weg hin zu einer Lösung von der Mangelvorstellung. Beispiel der behinderte Mensch im Straßenverkehr: früher wurde es als mangelhaft befunden, wenn die Behinderten aus den Anstalten gelassen wurden und sich in der Öffentlichkeit zeigten. Da wurde der Mangel im Ansehen des Behinderten und in der mangelhaften Ästhetik seiner Erscheinung erkannt.
Heute dagegen ist dieses Mangelempfinden hoffentlich verändert und der Mangel wird stattdessen immer mehr in der Einrichtung der öffentlichen Räume im Sinne der geistig und körperlich Behinderten zu gestalten und Angebote für sie zu machen. Das Ziel ist die Integration und das heißt auch, daß der einzelne Gesunde in sich den Mangel erkennen und auf den Behinderten zugehen lernen muß, ohne ihm laufend Hilfe anzubieten.
Helfen ist ja nicht, jemandem etwas Gutes zu tun, sondern das kann ebenso gut zu einer Verringerung der Fähigkeiten dessen führen, dem man ach so gerne geholfen hat. Wenn man einem Menschen etwas abnimmt, was er aus eigener Kraft selber organisieren oder erledigen kann - und zwar auf seine Weise-, dann tut man ihm zwar einen Gefallen, auf der anderen Seite aber auch wieder nicht.
Dat haist: Hälfen is noch lange nisch, wenn isch mir jeholfen fühle.