Herkunft und Verwendung [Bearbeiten]Nach Rembert Hüser ist die Bezeichnung Gutmensch als eine Witzelei der 89-Generation-Feuilletonisten und Autoren wie Rainer Jogschies, Matthias Horx und Klaus Bittermann entstanden, die Anti-68er-Lexika in der Tradition von Eckhard Henscheids Dummdeutsch-Wörterbuch verfassten. Diese Wörterbücher stellen eine Mischung aus Bekenntnisliteratur und Unterhaltungsliteratur dar und unterscheiden nicht zwischen Worterklärung und Wortgebrauch. Im Nachwort seines Wörterbuches des Gutmenschen schreibt Bittermann: Am Ende seiner gegen den 'Versöhnungsterror der bundesrepublikanischen Provinz' gerichteten Glossen [...] schrieb Karl Heinz Bohrer Anfang 92: 'Vielleicht wäre es am besten, der Merkur legte in Zukunft ein kleines Wörterbuch des Gutmenschen an. Dahinein gehörten 'die Mauer im Kopf einreißen' oder 'Streitkultur' oder 'eigensinnig' oder 'Querdenker'. Darauf haben wir mit Spannung, aber leider vergeblich gewartet. Die Situation wurde seither nicht besser, so daß wir uns gezwungen sahen, das Projekt selbst in Angriff zu nehmen."
Seit Mitte der 1990er Jahre etablierte sich der Begriff Gutmensch in politischen und ideologischen Debatten. In diesen wurde er oft zusammen mit dem Begriff Politische Korrektheit verwendet, um den politischen Gegner und seine Ansichten als moralisierend zu kritisieren.
Der Herausgeber des Merkur, Kurt Scheel, stellt die Behauptung auf, den Begriff in diesem Sinne als Erster verwendet zu haben. Das Wort galt in den Feuilletons als modischer latest critical chic. Politische Korrektheit wurde zuweilen, etwa von Klaus Bittermann, Herausgeber der Edition Tiamat, Gutmenschensprache, "Betroffenheitssprache", "Gesinnungskitsch", "Gesinnungssprache" und "Plapperjargon" genannt.
Den Begriff guter Mensch in einer ironischen Form mit negativer Konnotierung benutzte das Satiremagazin Titanic bereits Mitte der 90er Jahre.
Auf dem Kongress des Deutschen Journalisten-Verbandes 2002 kritisiert der WDR-Journalist Hoppe den Gebrauch des Begriff Gutmensch bei seinen jüngeren Kollegen. Die Nazis hielten es für besonders komisch, diesen Begriff aus dem jiddischen a gutt Mensch abzuleiten, verdeutlichte Hoppe.
Heute ist der Begriff teilweise in die Alltagssprache eingegangen, wo er meist ironisch für Menschen gebraucht wird,
-die sich nur vorgeblich für moralische Ziele einsetzen,
-die sich zwar tatsächlich für moralische Ziele einsetzen, denen dabei jedoch Realitätsverlust unterstellt wird, oder
-deren uneigennütziger Einsatz für ein moralisch gut angesehenes Ziel als übertrieben oder naiv beschrieben werden soll.