Was ist der "Geist" bei "Körper, Geist und Seele"?

Hallo zusammen,

Ich habe vor Kurzem eine Unterhaltung darüber geführt, was mit "Körper, Geist und Seele" gemeint ist. Körper ist klar, Seele ist einigermaßen klar. Aber was ist der "Geist"?

Hallo, also die Seele ist nicht zu definieren und kann deshalb nicht einigermaßen klar sein, wie du schreibst.

Der Körper ist klar (leblose Materie, die zur Handlung gebracht wird).

Der Geist ist auch klar (er hat die Materie, den Körper zum Leben gebracht). Die gesamte Gedankenwelt des Menschen ist Geist.

Der Geist schafft Körper und Formen.
 
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Hallo,

der gegenwärtige Gebrauch des philosophischen Begriffs des Geistes geht auf die Zeit der Romantik und des deutschen Idealismus zurück. Spätestens seit Hegel ("Phänomenologie des Geistes") wird der Begriff in einer Weise verwendet, wie er auch im 20. Jahrhundert ähnlich behandelt wurde - z.B. bei Helmuth Plessner, George Herbert Mead, Klages, etc. . In der englischen Philosophie verwendet man den Begriff "Mind" sehr ähnlich. In der gegenwärtigen "Philosophie des Geistes", der Primatenforschung (Vergleich Affe-Mensch) und in der Philosophischen Anthropologie wird der Begriff immer noch verwendet.

Ganz allgemein kann man sagen, dass der Begriff des Geistes stets dazu dient, den Menschen von anderen Lebewesen zu unterscheiden. Während die Sensorik-Motorik-Kopplung der Tiere vor allem durch Instinkte gereget wird, ist der Mensch fähig, gegenüber seinem Leib/Körper eine Distanz einzunehmen: das menschliche Handeln orientiert sich auf diese Weise vor allem an sozialen, kulturellen Formen des Umgangs. "Kultur" ist nur geistigen Lebewesen eigen.
Hegel unterscheidet noch einen Absoluten Geist, der identisch ist mit dem reinen, göttlichen Geist.

Geist meint also immer auch etwas Überindividuelles, einen "objektiven Geist" einer Gesellschaft, an dem der personale Geist partizipiert - oder gar einen absoluten, göttlichen Geist. Geist ist deshalb auch dadurch ausgezeichnet, dass der Mensch die Perspektive anderer Menschen übernehmen und ihre Erwartungen internalisieren kann. Für den Geist ist also eine "Positionalität wichtig, die den Menschen aus seiner Unmittelbarkeit herausdezentriert und ihn mit einer anderen sozialen oder absoluten Sphäre verbindet.


Helmuth Plessners Theorie, die er in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts verfasste, ist seit ca. 10 Jahren wieder sehr gefragt in der Philosophie. In seinem Hauptwerk "Stufen des Organischen" hat er das Verhältnis von Geist, Seele, Körper und Leib bisher wohl am adäquatesten unter allen abendländischen Philosophen dargestellt - allerdings hat er nicht wie Hegel eine Verbindung zum absoluten Geist thematisiert.
Und mit dieser Konzeption sind Fragen der Philosophie des Morgenlandes - Energiekörper, Aura, Atman-Brahman etc. - noch nicht berührt.

Allgemein kann man jedoch sagen:

Körper: unser individueller Körper, wenn er uns als Gegenstand, als Ding der äußeren Welt begegent (über die äußeren Sinne).
Leib: unser Körper, wenn wir ihn durch die inneren Sinne wahrnehmen, wenn wir lebendig im Leib aufgehen und bewusst unseren Leib fühlen.
Seele: unsere Innerlichkeit
Geist: unsere höhere Positionalität, die uns mit einer äußeren, höheren Sphäre verbindet

Liebe Grüße,
Energeia
 
Eristda schrieb:
Hallo, also die Seele ist nicht zu definieren und kann deshalb nicht einigermaßen klar sein, wie du schreibst.

Wie kommst Du denn da drauf? Wenn ein Wort, das wir benutzen, nicht zu definieren ist, dann können wir es auch nicht benutzen....
So einfach ist das...

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Hallo,

vielleicht noch einmal eine vermittelnde Position.
Es gibt kaum jemanden oder niemanden in der Wissenschaft, der behauptet, dass ein Wort, ein Zeichen 1:1 in der Wirklichkeit vorhanden ist. Schon seit anfang des 20. Jahrhunderts wurde diese Vorstellung von "Basissätzen" widerlegt. Deshalb spricht man z.B. von Theorien, Modellen, etc. .
Wenn wir hier begrifflich bestimmen, was Seele, Körper, Leib, Geist "sind", dass ist dies nicht in einem naiv-realistischen Sinne zu verstehen.
Natürlich muss man hierbei immer aufpassen, ob es überhaupt korrelierende "Phänomene" gibt und es ist nie auszuschließen, dass wir nur Scheinvariableneffekte bestimmen. Es ist also auch möglich, Begriff zu bestimmen und dann später zu merken, dass dieser Begriff eigentlich keinen Sinn macht - die Geschichte der Wissenschaft liefert dafür zahlreiche Beispiele.

Wenn wir hier Seele begrifflich bestimmen, dann nehmen wir also immer schon einen begrifflichen Reduktionismus vor, den auch niemand bestreiten würde - so meine Meinung.

Das Interessante an deinem Beitrag (Erisdta) ist auch, dass du einerseits sagst, dass Seele nicht zu bestimmen ist, dass du aber genau in diesem Satz das Wort "Seele" verwendest, mit dem du auf etwas verweist, von dem du sagst, dass es nicht zu bestimmen wäre. Du verweist also mit einem Wort auf etwas, das nicht mit Worten näher zu bestimmen ist.
Damit verweist du also mit Worten auf etwas (die Seele), und sei es auch nur in der Form, dass du der Seele eine Unbestimmtheit zuschreibst. Tatsächlich verweist du aber eben auch selbst mit dem Wort Seele auf etwas.

Vielleicht ist es also gar nicht so verkehrt, wenn man ab und an mit Worten auf Phänomene verweist, selbst wenn man damit ihre Unbestimmbarkeit betonen möchte.

Schwierig wird es vielleicht nur, wenn man das Wort mit dem Phänomen verwechselt - sei es in der Form, dass man das Wort für das Phänomen hält oder das Phänomen für das Wort.

Liebe Grüße,
Energeia
 
Die Begriffe Seele und Geist lassen sich beide etymologisch auf anima (Wind, Luft, Atem, Hauch, Lebenskraft) zurückführen. Wodurch unterscheiden sie sich aber, wenn nicht durch ihren Gebrauch?

Auffällig: DIE Seele (f), DER Geist (m).

Die Seele ist die innewohnende Lebenskraft als Teil des menschlichen Wesens. Seele wird sprachlich gebraucht als das wahre Ich, der Kern unseres Wesens, das (ggf.) weiterleben kann. Sie kann sich also vom menschlichen Körper trennen, Unsterblichkeit ist eine ihr immanente Eigenschaft, die sich im Laufe der Zeit durch den Sprachgebrauch, also den Glauben, festgesetzt hat.

Der Geist (neben 'anima' in erster Linie 'spiritus') ist der Atem, der Hauch des Mundes, Windeshauch (aus der historischen Schiffahrt), das Bestimmtere, Gottes Geist ist sein Atem, der heilige Geist etc., d.h. der Geist ist mithin die sich wechselseitige Befruchtung des Hauches, seine Entwicklung.

Gott haucht der Seele im menschlichen Körper Leben ein.

LG Loge33
 
ja, gute Definitionen.

Geist = häbräisch auch: RUACH (Hauch Atem von Gott eingehaucht)

Manche denken Verstand = Geist, ist es aber nicht,
der Verstand kann nämlich dem Geist manchmal sehr hinderlich sein (zumindeste dem gläugigen Geist). (Daher auch die Zungengebete, dadurch wird der Verstand gut ausgeschaltet).

Und Gedanke = Geist ist auch falsch. (Aber ne Erklärung fehlt mir hier)

In der christlichen Religion wird gesagt, dass wir ALLE bereits einen Geist haben, aber es ist ein "toter Geist", der erst durch den Glauben zum Leben entfacht wird. (Heilige Geist).
Und unser heiliger Geist ist dann immer in uns. Der heilige Geist gibt uns z.B. Lehren und Anweisungen/Führung und anderes und er steht in Verbindung mit dem Geist Gottes.
Die Kirche sagt u.a.: Der Geist soll mit der Seele reden. Und man soll nicht mit dem Verstand begreifen, sondern mit dem Geist. (Das war dass was ich mir noch gemerkt hatte dazu)


Also das mit dem Geist ist schon wirklich nicht so ganz leicht zu vergegenwärtigen, vor allem weil er ja auch nicht direkt sichtbar ist wie der Körper. Ich steh da auch manchmal noch auf dem Schlauch, weil es mir wohl nocht nicht so 100% bewusst wohl ist.

Apropro Bewußtsein:
Jetzt frag ich mich, hat Geist mit Bewußtsein/Unterbewußtsein zu tun?
Ist Geist = das Bewußtsein und die Seele das Unterbewußtsein - oder umgekeht?

Man wird ja wirr (trotz vieler und guter Erklärungen)
Und hochwissenschaftliche Erklärungen helfen mir nicht so sehr.
 
Berlinerin
Apropro Bewußtsein:
Jetzt frag ich mich, hat Geist mit Bewußtsein/Unterbewußtsein zu tun?
Ist Geist = das Bewußtsein und die Seele das Unterbewußtsein - oder umgekeht?
die Frage ist doch wie kann ich eine Eigenschaft wie "bewusst" zu einem Hauptwort "Bewusstsein" machen - was passiert dabei? Aber das Wort Bewusstsein spricht es schon an, denn es ist "bewusstes-Sein", also auch in diesem Substantiv bleibt das "bewusst" eine Eigenschaft von etwas, aber von was oder wem? Auch das Sein ist ja erst mal kein Wesen sondern ein Zustand von einem Wesen. Hier würde ich das Ich oder auch das Selbst ins Spiel bringen.
Also das Ich kann bewusst sein oder unbewusst sein, somit ist das Besusstsein und das Unterbewusstsein Zustände in denen das Ich sein kann.

Und noch mal zum Geist - Geist ist für mich alles was nicht Körper oder Seele (Gefühlskörper) ist, also auch die Gedanken, denn wenn Gedanken kein Geist ist, was sind sie dann?

LGInti
 
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Hallo!

Was haltet ihr von der Idee, Geist und Materie mit Form und Stoff gleichzusetzen?
Materie ist das Materi-al, dem der Geist die Form einprägt.
Geist und Materie kommen dann auf allen Ebenen gemeinsam vor, auf den verschiedenen körperlichen Ebenen und und auf den verschiedenen Seelen-Ebenen.
So kann ich es mir am leichtesten erklären.

Herzliche Grüße
Marjul
 
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