Was ist denn ein "Christ"?

Was ist denn ein "Christ"?

Mir scheint da eine Begriffsverwirrung zu herrschen.

Ich habe oft festgestellt: Wenn jemand so ganz entschieden sagt: "Ich bin Christ!" - dann meint er oder sie damit oft: "Ich bin Fundamentalist!"

Also Leute, die gar nichts "Unchristliches" mehr tun - also kein Fernsehen schauen, kein Radio hören - und keine Bücher und nichts mehr lesen außer der Bibel.

Das aber ist für mich nicht die Definition von Christsein.

Was meint ihr dazu?

Ich glaube nicht, dass man genau definieren kann/sollte was es heißt ein Christ zu sein.
Ich selbst bezeichne mich als spiritueller Christ.
Ich glaube sehr an Jesus Christus und seine Botschaften, kann aber nicht allzu viel mit der Kirche anfangen. Bin zuletzt als Kind bei einer Messe gewesen.
Würde aber nicht meinen, dass die Aussage "Ich bin Christ" Fundamentalismus bedeutet.
Ich kenne sehr viele Christen die auch regelmäßig die Kirche besuchen. Aber radikal oder gar fundamentalistisch sind die bestimmt nicht.
Wird natürlich auch diese geben. Keine Frage!
Aber wenn ich mich, an die Botschaften Jesus Christi halte und mich danach orientiere fällt es mir schwer fundamentalistische Gefühle zu entwickeln.
Wie den auch?
Feindesliebe
Toleranz
Vergebung
Grundlegende Werte des Christentums.
Leider halten sich nur wenige daran. Seit jeher.
Viele scheinen die Botschaften des Zimmermanns nicht verstanden zu haben oder es ist ihnen egal, solange sie diese für egoistische, machtbezogene Bedürfnisse nutzen zu können.
Lg
 
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Es gibt Christen, die es des Papieres wegen sind und jene, die sich zu Jesus Christus bekennen. Damit jeder weiß, um was es da geht und nicht lange nach dem Bekenntnis suchen muss, hier ein paar wesentliche Stellen:

Markus 1[1] Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.
Matthäus 16[16] Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!

Paulus Brief an die Korinther 15[3] Denn ich habe euch zuvörderst gegeben, was ich empfangen habe, dass Christus gestorben für unsere Sünden nach der Schrift, [4] dass er begraben sei, und dass er auferstanden sei, am dritten Tag nach der Schrift, [5] und dass er gesehen worden ist von Kephas, darnach von den Zwölf.

Dazu das älteste bekannte Taufbekenntnis aus dem 2. Jahrhundert, das später zur Grundlage des Glaubensbekenntnisses von Nicäa wurde:

Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater?
Glaubst du an Christus Jesus, den Sohn Gottes,
der geboren ist vom Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria,
der unter Pontius Pilatus gekreuzigt wurde, gestorben,
am dritten Tage lebend von den Toten auferstanden
und zum Himmel aufgestiegen ist, zur Rechten des Vaters sitzt,
der kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten?
Glaubst du an den Heiligen Geist, in der heiligen Kirche
und an die Auferstehung des Fleisches?

Das Glaubensbekenntnis von Nicäa:
Wir glauben an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren.
Und an den einen Herrn Jesus Christus,
den Sohn Gottes,
der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist,
Gott aus Gott, Licht aus Licht,
wahrer Gott aus wahrem Gott,
durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist;
der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen und Fleisch geworden ist,
Mensch geworden ist,
gelitten hat und am dritten Tage auferstanden ist,
aufgestiegen ist zum Himmel,
kommen wird, um die Lebenden und die Toten zu richten;
und an den Heiligen Geist.

Diejenigen aber, die da sagen „es gab eine Zeit, da er nicht war“
und „er war nicht, bevor er gezeugt wurde“,
und er sei aus dem Nichtseienden geworden,
oder die sagen, der Sohn Gottes stamme aus einer anderen Seinszuständen oder Wesenheit,
oder er sei geschaffen oder wandelbar oder veränderbar,


Jeder kann sich nun selbst ein Bild machen, zu welchen Christen er sich zählen kann.



Merlin​
Vielen Dank, habe ich gerne gelesen. Ich mag einfach zu verstehende Texte.

Aus einer Gebetsgruppe bildet es sich heraus, genau. Da hat's in jeder Religion Mönche und Nonnen, die halten das Gebet 24 Stunden aufrecht, aber Du kannst auch nur alle paar Jahre oder gar nicht hereinkommen. Je nach Liberalität der Religion.

Das Christentum ist unendlich liberal. "Liber al" ist ja eben auch das Heilige Buch. Sie kann gar nichts anderes sein. ;)

Aber wenn ein Mensch sagt: ich laß alles links liegen, weil ich mein Leben Gott zu wenden will - egal ob das ein Familienvater ist, eine Rechtsanwältin, ein Verbrecher im Gefängnis, ein Esel auf der Wiese oder ein Bauer im Feld: laß ihn doch. Laß ihn doch machen, was er dann braucht.

So liberal ist ein Christ. Es gibt hier keine Fesseln oder keine Beschränkung mehr in unserer hiesigen christlichen Religion. Nur noch für die Priester und die Mönche und Nonnen. Der Rest wurde abgeschafft, wenn auch nicht von der Religion selber. (wäre ja auch widersinnig.)

lg
 
Bemerkung: und ob daheraus nun neben einem Mangel an Nachdenken und Mitgefühl auch noch Unglück in der Welt geschieht, das können die vielen ausgestorbenen Tierarten, Kriegsopfer und -waisen der Jetztzeit und der Vergangenheit und Zukunft, die Opfer der Medizin und der Esoterikwirtschaft, des Kapitalismus und der Nationalideologie ebenso wie ein selberdenkender Mensch aus eigenem Erleben bezeugen. Ohne Werte ist Chaos.
 
Na ja, wenn das, was Du schreibst, Christsein bedeeuten soll, dann gibt es wohl nicht sehr viele. Ist ja auch schon sehr lange her, seit das so definiert worden ist.

Alamerrot
Es ist halt die Frage, ob man etwas praktizieren muß und nicht nur glauben kann. Soweit ich weiß gibt jede Religion vor, daß eine Praxis existieren muß, die sich in den Lebensalltag hineinwebt. Deshalb sind es ja Ideologien und keine Lehren.
 
Aber wenn ein Mensch sagt: ich laß alles links liegen, weil ich mein Leben Gott zu wenden will - egal ob das ein Familienvater ist, eine Rechtsanwältin, ein Verbrecher im Gefängnis, ein Esel auf der Wiese oder ein Bauer im Feld: laß ihn doch. Laß ihn doch machen, was er dann braucht.
Für einen Familienvater hat die Familie an erster Stelle zu stehen und nicht "Gott"! Alles andere ist illoyal und verantwortungslos!

LG
Grauer Wolf
 
Zwischenfrage:

Sieht hier jemand auch einen Gegensatz oder Widerspruch zwischen "katholisch" und "christlich" - so wie das bei streng fundamentalischen sogenannten Bibelchristen oft der Fall ist?

Es gibt ja solche strengen Fundis, für die der Papst gleichbedeutend mit dem Antichrist ist ....
 
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Viele verwechsel die Christen mit der Institution der römisch-katholischen Kirche. Sie ist aber nur ein Teil der Christenheit und hat sich erst nach dem Konzil von Nicäa begonnen herauszubilden. Paulus und die anderen Apostel oder Kirchenväter standen noch in keinem Zusammenhang dieser Institution, sondern mit Jesus Christus selbst.

Die frühen Glaubensbekenntnisse hatten deshalb zunächst nichts mit den erst sehr viel später entstanden Konfessionen zu tun. Mit Ecclesia (Kirche) war ursprünglich eine Gemeinschaft von Gläubigen gemeint, wie zum Beispiel die Gemeinden von Ephesos oder Korinth, an die sich Paulus gewandt hatte. Die Glaubensbekenntnisse aller christlichen Konfessionen unterscheiden sich auch nur marginal untereinander.


Merlin​
 
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