Ich finde diesen Thread unheimlich spannend. Da ich oft viel schreibe, warne ich hiermit schonmal vor, und hoffe, dass es trotzdem lesenswert ist gg..
Alles das, was ihr beschreibt, diese Vorahnungen, nenne ich : "Gefühl der Gewissheit". Gefühle sind nicht wirklich fassbar, Gewissheiten dagegen schon. Beides zusammen klingt ziemlich paradox, aber es beschreibt, was ich während so einer Vorahnung erlebe.
Oft sind es herkömmliche Ereignisse, die ich vorahne. Stets ist ein nicht fassbarer Zusammenhang mit einer Sachen damit verbunden. Einmal sah ich auf einen Brief in meiner Hand und dachte an einen Typen, den ich nur vorm Internet kannte, spürte ne gewisse Wut, weil wir nicht so gut auskamen und plötzlich tauchte er auf.
Soviel zum Thema: unbedeutende Ereignisse!
Ein anderes mal sah ich auf meine Tastatur, die etwas schmutzig war. Ich wohne in Freiburg, 200 km etwa von Stuttgart entfernt, als ich daran dachte: Wenn jetzt mein Onkel aus Freiburg kommt und das sieht, wird er sicher ganz schön tadeln!
Zu meinem Onkel muss gesagt sein: er ist eher ein Einzelgänger, er kommt wenn nur zu besonderen Festen, wenn, dann nur mit Familie, und wenn, dann kommt er gar nciht zu uns nach Hause, sondern zu der anderen Tante aus Freiburg, die mehr Platz zum Schlafen hat.
Okay, um den Zweiflern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: da ich meinen Onkel nicht so oft sehe, mache ich mir in der Regel auch keine sonderlichen Gedanken drum, was er von meiner Ordnung, bzw. Tastatur halten könnte. Habe andere Onkels die näher wohnen, über die ich mir eher wegen sowas Gedanken machen würde gg
Wie auch immer: an diesem Tag, als ich dieses "Gefühl der Gewissheit" hatte, welches mein Verstand sofort wieder als unmöglich abtat, tauchte wenige Stunden später, genau dieser Onkel aus Stuttgart auf!
Gefühle der Gewissheit, Vorahnungen, sind bei mir meist also mit äußeren Ereignissen verknüpft, die nicht unbedigt einen näheren zusammenhang haben müssen. Mein Onkel hat übrigens nichts zu meinem zimmer gesagt, außer, dass er ja sowieso wisse, wie es bei mir aussieht gg
Wie auch immer: ich habe solche Vorahnungen mal in scheinbar unbedeutender Gedankenform, ab und an in Gefühlform (mal mit, mal ohne Bilder) und eher seltener, aber dennoch genügend in Form von Träumen.
Einmal habe ich gezielt gewünscht: diese nacht möchte ich einen zukunftstraum bekommen. Prompt träumte ich, dass bei uns ein starkes Erdbeben gewesen wäre...
Am nächsten Morgen erfuhr ich in den Nachrichten von einem sehr starken Erdbeben in einer anderen Region. Naja, das kann auch Zufall gewesen sein, aber wer weiß schon... ;-)
Nun aber zu meinem eigentlichen Erlebnis, von dem ich bis heute nicht weiß, ob es eingetroffen wäre oder nicht. falls es tatsächlich ein Blick in die Zukunft war, dann hab ich ein großes Unglück abgewendet, das wäre dann die erste Vorahnung mit negativer Folge.
Auch hier gab es wieder einen realen Zusammenhang, der, psychologisch und wissenschaftlich gesehen, einiges erklären würde, hätte ich nicht genau das selbe "Gefühl der Gewissheit" gehabt wie seinerzeit mit meinem Onkel, nur um ein vielfaches stärker, fast schon kein Gefühl mehr, sondern bloße Gewissheit, nur noch vom Verstand als "unmöglich" eingestuft.
Der reale Zusammenhang: auf einer Geburtstagsparty, wir alle waren super gelaunt, alles war cool, schön und hat Spaß gemacht, erzählte eine Klassenkameradin von mir, dass sie so froh sei, wie gut es ihr ginge, welch Glück sie habe, dass sie Freunde hat und Familie, Menschen die sie lieben, einen Studienplatz und so weiter. Sie sagte weiter, dass es da schon Menschen gebe, denen es bedeutend schlechter ginge. Und so erfuhren wir davon, dass ein ehemaliger Klassenkamerad von ihr aus der Grundschule an Silvester mit 19 Jahren aus dem Fenster geschupst worden war und anschließend halsabwärts querschnittsgelähmt wurde. Sie hatte davon auch erst kürzlich erfahren. Während meine Freunde alle kurz still waren und darüber nachdachten, was für ein Schicksal sowas doch ist, wurde es in mir plötzlich ganz sonderbar dumpf. Ich bekam nur noch wenig vom Fest mit, war nur noch bedrückt (falscher Ausdruck, es war einfach ein schreckliches Gefühl in mir drin). Für mich war der ganze Abend dahin, aus irgendeinem Grund kam in diesem Moment ein sehr plastisches Vorstellungsvermögen zutage, allerdings konnte ich es noch nicht zuordnen. Mir war, als wäre mir das passiert, was diesem Jungen passiert war.
Ich hatte eine schreckliche Nacht, mich plagte was, aber ich wusste nicht was.
Eine Woche später würde ich nach Mannheim fahren, in ne Disco, beziehungsweise ein Kumpel würde fahren, ich würde mitkommen. Und irgendwie wurde es mir dann ganz unglaublich bewusst: wenn ich in dieses Auto einsteige, geschieht ein Unfall! Ich kann zu diesem "Gefühl" nicht mehr sagen, außer, dass es für mich kein Gefühl mehr war. Es war für mich sowas wie ne reale Erinnerung, wobei man krampfhaft versucht sich einzureden, dass alles nicht so war wie es war. Es war wie mein Gefühl der Gewissheit, nur eben tausend mal stärker als das was ich mit meinem Onkel und der schmutzigen Tatsatur erlebte. Ging ich ins Kino, wusste ich, dass, was auch immer am Fahrttag passieren würde, ich künftig nie wieder so einfach in ein Kino gehen könnte. Hörte ich einen Krankenwagen, hörte ich schon den Hall der Sirenen an meinem "Unfalltag". Ich war mit Freunden zusammen und fühlte die Panik: nichts würde mehr so sein wie vorher! Das wusste ich!!!
und mein Verstand begann echt zu verzweifeln, denn eigentlich "weiß man doch, dass sowas nicht geht".
Kurz vor der Fahrt sprach ich mit einem Freund über mein erlebnis, und der riet mir, unabhängig, ob was passieren würde oder nicht, nicht einzusteigen, da man bei Panik lieber zurücktreten sollte.
Ich erzählte es dem Kumpel, der mich mitnehmen wollte, und der sagte, dass er irgendwie selbst auch keine Lust hätte, nach Mannheim zu fahren.
Nun, leider kann ich euch nicht beweisen, ob was passiert wäre. Ich habe weder in Nachrichten gehört, noch Radio, noch ist mein Kumpel umgekommen (Gott sei Dank nicht). Ich weiß nicht, ob er damals gefahren ist. Ich weiß aber, dass ich mich wie von tausend schweren Steinen befreit gefühl hatte, als ich dem Kumpel absagte. Nie wieder danach hatte ich ein solch starkes Angstgefühl, nie wieder danach (beziehungsweise davor) hatte ich solche Probleme über ein Schicksal von Halsabwärtsquerschnittsgelähmten nach zu denken, ich konnte auch immer wieder locker in Autos einsteigen. Aber in dieser einen Woche war einfach etwas, was mir ganz stark abriet, ins Auto einzusteigen.
Ich hatte zwar prinzipiell keine Probleme über andere menschen mit querschnittslähmung nachzudenken, aber was den Jungen betraf, der quasi das "äußere" Ereignis war (übrigens, habe ihn weder von Gesicht noch vom Namen noch sowas was gekannt, es war einfach dieses Gespräch mit der Klassenkameradin, was der Auslöser war): seit dieser Geschichte habe ich ein Jahr ziemliche Probleme wegen diesem Vorfall gehabt. Ich fühlte ich ein halbes Jahr wirklich schlecht, dann immer nur noch ab und an, und nach einem Jahr ging es mir wieder besser.
Manchmal glaube ich grade, dass mir die Emotionalität des vermeintlichen Unfalls so stark nachgegangen ist, weil es auch hätte anders laufen können. Ich weiß es nicht. Es ist jetzt wie es ist. Ich weiß nicht, was passiert wäre. Ich weiß nur eins: aus irgendeinem Grund bin ich froh, nicht ins Auto eingestiegen zu sein...
liebe Grüße
Phineas