Hi Morpheuss,
ich kann Dir nicht sagen, was mich "nach vorne" gebracht hat, weil ich Schwierigkeiten mit dem Begriff "nach vorn" in diesem Zusammenhang habe.
Ich kann Dir aber sagen, wo ich mich zuhause fühle.
Nicht getauft, keine erzieherischen Einflüsse von Seiten der Kirche im Elternhaus, in der Schule erzieherische Einflüsse durch eine sehr gute Religionslehrerin (die uns zu sich nach Hause einlud und mit uns diskutierte), in meiner Abschlussklasse u. a. zwei Zeugen Jehovas, ein überzeugter Atheist und engagierter Kommunist,drei Katholiken, ein Moslem, unser Lehrer für Deutsch und Geschichte im "Freundeskreis Bruno Gröning", der Rest bestand aus, teilweise engagierten, teilweise eher auf's Konfirmationsgeld bedachten, Protestanten...und mir, die ich an allen irgendwas mochte, auch dann und wann bei einer "Zeugin Jehovas" und deren Eltern übernachtete.
(Hey, wir waren seltsamerweise 'ne wirklich gute Klassengemeinschaft...es geht nämlich...mit ein bißchen Toleranz).
Ich schweife schon wieder ab.
Ich wollte halt in keine Kirche gehen. Wenn ich in eine Kirche ging, fühlte ich mich nicht wohl. Aber ich mochte mit vielen Christen gern reden und diskutieren. Auch mit den Zeugen.
Ich mochte mit allen gern reden.
Aber alles blieb mir fremd.
Ich konnte nix fühlen für Jesus, er war mir fremd. Wenn ich ihn vielleicht persönlich kennen gelernt hätte, wär's vielleicht anders gewesen.
Ich mochte die Mutter Maria. Aber sie hing an dieser ganzen komplexen Kirche.
Viel zu komplex für mich.
Ich begriff nicht, warum dort oft gefordert wurde, dass man etwas "glauben" sollte...ohne es zu erfahren und dann zu wissen.
Ich war in einem traditionellen Ashram in Indien.
Ich fand die bunten Blumen und Götterstatuen klasse...aber immernoch war's mir fremd.
Ich sah, wie die Leute, die sonst vor dem Ashram bettelten, in den Ashram kamen, um zu beten. Wie sie sich mit ein paar Blumen geschmückt hatten, wie sie geduldig warteten.
Ich sah, wie viel es ihnen bedeutete. Ein Ort, an dem man nicht kämpfen mußte, ein Ort, an dem es nur Gutes gab.
Wieder berührten mich die Menschen und nicht die Religion.
Irgendwann fand ich dann heraus, dass es noch mehr Menschen wie mich gab, die ihre tiefsten spirituellen Empfindungen dann hatten, wenn sie die Natur betrachteten, wenn sie umgeben waren von Pflanzen, Tieren, Feuer, Wind,Wasser, Erde, allem, was dazu gehört, wenn sie sich als Teil dessen fühlen konnten...ganz schlicht, ohne "Glauben".
Das berührte mich endlich, da fühlte ich mich zuhause.
Und ich durfte sogar all meine seltsamen, schrulligen Eigenschaften dort ausleben.
Dort war ich gar nicht mehr seltsam.
Es hat zwar Bezeichnungen heutzutage: Schamanismus...ich mag diese Bezeichnung aber nicht....irgendwie ist das auch schon wieder eine Eingrenzung. Ich mag auch die, die man "Neue Hexen" nennt...aber auch das grenzt wieder ab.
Naja, besser kann ich's nicht beschreiben. Irgendwie hat mich das alles "nach vorne" gebracht. Ich bin froh, all die unterschiedlichen Menschen und ihre Wege, gesehen zu haben (und es gibt ja noch viel mehr). Zuhause fühle ich mich halt aber da, wo ich's eben nicht beschreiben kann.
Viele Grüße von quaio