Der berühmte Physiker Julian Barbour definiert die Zeit folgendermaßen:
Die Zeit ist nichts anderes als ein Maß der sich ändernden Positionen von Objekten. Ein Pendel schwingt, die Zeiger auf einer Uhr rücken vor. 41
Zeit entsteht als Ergebnis des Vergleichs zwischen mehreren Eindrücken, die im Gehirn gespeichert sind. Wenn der Mensch kein Gedächtnis hätte, könnte das Gehirn keine solchen Interpretationen machen und somit könnte er auch keine Zeitempfindung haben.
Die Ansichten von Wissenschaftlern über die Vorstellung, dass die Zeit eine Wahrnehmung ist
Heute ist wissenschaftlich anerkannt, dass die Zeit ein Konzept ist, das entsteht, wenn wir Bilder von Bewegungen und Ortsveränderungen von Objekten sequentiell anordnen. Um das Konzept verständlicher zu machen, seien hier die Erklärungen verschiedener Wissenschaftler und Denker zu diesem Thema aufgeführt.
Der Physiker Julian Barbour sorgte in der wissenschaftlichen Welt mit seinem Buch The End of Time (Das Ende der Zeit), in welchem er sich Gedanken über die Zeitlosigkeit und die Ewigkeit machte, für großes Aufsehen. Er wies darauf hin, dass die Idee, Zeit sei eine Wahrnehmung, für viele Menschen eine unannehmbare Tatsache ist. In einem Interview mit Barbour, das in der Zeitschrift Discover veröffentlicht wurde, wurden folgende Kommentare darüber abgegeben, dass die Zeit eine Wahrnehmung ist:
"Ich habe noch Mühe, sie anzunehmen" sagt er (Barbour). Aber gesunder Menschenverstand ist nie ein zuverlässiger Führer gewesen, um das Universum zu verstehen - Physiker haben unsere Wahrnehmungen verwirrt, seit Kopernikus zum ersten Mal geäußert hatte, dass die Sonne sich nicht um die Erde dreht. Dennoch fühlen wir nicht die geringfügigste Bewegung, während die Erde sich in der Leere des Raumes mit einer Geschwindigkeit von ca. 67.000 Meilen pro Stunde fortbewegt. Unsere Empfindung des Zeitflusses, argumentiert Barbour, ist genau so verschroben wie der Aberglaube der Flacherdler (Flat Earth Society).42
Wie wir sehen, macht dieser berühmte Physiker darauf aufmerksam, dass unsere Gedanken über die Absolutheit der Zeit falsch sind. Die Forschungen der modernen Physik habe diese Tatsache bestätigt. Die Zeit ist nicht absolut; sie ist ein relativistisches Konzept, das entsprechend den Ereignissen unterschiedlich wahrgenommen wird.
IN EINER WELT, IN DER DIE ZEIT SICH RÜCKWÄRTS BEWEGT, WÄRE DIE VERGANGENHEIT DIE ZUKUNFT
Da jedes Ereignis uns in einer definitiven Serie gezeigt wird, denken wir, dass die Zeit immer vorwärts läuft. Ein Skifahrer fährt immer den Berg hinunter, nicht hinauf. Ein Wassertropfen erhebt sich nicht aus einem Pool, sondern fällt immer in ihn hinein. Die Position des Skifahrers auf dem Berg ist die Vergangenheit, während seine Position den Berg hinunter die Zukunft ist. Jedoch wenn die Informationen in unserem Gedächtnis uns in umgekehrter Reihenfolge angezeigt würden, so würde was für uns die Zukunft ist, Vergangenheit sein und die Vergangenheit die Zukunft.
Der berühmte Intellektuelle, Nobelpreisträger und Professor der Genetik François Jakob, erklärt in seinem Buch "Spiel des Möglichen" [Le Jeu des Possibles] zum Thema der rückwärts fließenden Zeit Folgendes:
Filme, die rückwärtslaufend gezeigt werden, ermöglichen es, uns eine Welt vorzustellen, in der die Zeit rückläufig ist. Eine Welt, in der die Milch sich vom Kaffee trennt und aus der Tasse ins Milchkrügchen springt; eine Welt, in der Lichtstrahlen von Wänden ausgestrahlt werden, um in einer Falle (Gravitätszentrum) gesammelt zu werden, anstatt von einer Lichtquelle auszuströmen; eine Welt, in der ein Stein in erstaunlichem Zusammenspiel mit unzähligen Wassertropfen aus dem Wasser springt und in ansteigender Flugbahn in der Hand des Menschen landet. In solch einer Welt jedoch, in der die Zeit solche entgegengesetzten Eigenschaften besäße, würden auch die Vorgänge in unserem Gehirn und die Art und Weise, in der unser Gedächtnis Information zusammenstellt, in gleicher Weise rückläufig funktionieren. Das Gleiche träfe auf die Vergangenheit und die Zukunft zu, und die Welt würde uns genauso erscheinen, wie sie uns gegenwärtig erscheint.43
Weil unser Gehirn an eine bestimmte Ablauffolge von Ereignissen gewöhnt ist, verläuft die Welt nicht wie oben beschrieben und wir nehmen an, die Zeit bewegt sich stets vorwärts. Dies jedoch ist eine Entscheidung, die im Gehirn gemacht wird, und ist daher völlig relativ. Wenn die Informationen in unseren Gehirnen wie ein Film angeordnet würden, der rückwärts projiziert wird, würden wir beginnen, wahrzunehmen, dass die Vergangenheit die Zukunft ist und die Zukunft die Vergangenheit.
In Wirklichkeit wissen wir nicht, wie die Zeit läuft oder ob sie überhaupt vergeht oder nicht. Dies ist ein Hinweis auf die Tatsache, dass die Zeit nicht absolut, sondern nur eine Wahrnehmung ist.