Hallo Jürg,
du fragst in deinem Eingangsbeitrag: Warum hat Jesus nie gelacht?
Ich gehe mal davon aus, dass du aufgrund der zugänglichen Überlieferungen annimmst, er habe nicht gelacht.
Solche Überlieferungen wurden von Überlieferern geschrieben, die in Zeiten der Christenverfolgung ja wirklich nichts zu lachen hatten und eher daran interessiert waren, das Wesen und Wollen von Jesus weiter zu geben. Wir haben also garkeine Kunde davon, wie oft er gelacht hat.
Wenn wir aber schon beim Annehmen sind, dann können wir auch annehmen, dass er als Kind mit anderen Kindern gespielt und sich gefreut hat. Und Lachen ist ein Ausdruck von Freude - aber eben nur eine der Möglichkeiten, Freude auszudrücken. Ein anderer Ausdruck von Freude ist das Singen. Wir wissen ja auch nicht, ob er gesungen hat. Einer der grössten Ausdrücke von Freude ist es, alle Wesen und besonders die Menschen zu lieben. Dass er die Menschen geliebt hat, das wissen wir wiederum, weil dies einer seiner wesentlichen Charakterzüge war.
Ob er alle Wesen geliebt hat, wissen wir nicht. Er hat z.B, diejenigen Geister, die sich 'Legion' genannt haben und die die Menschen geplagt und ihnen Krankheit aufgehalst haben, in die Schweine geschickt. Ob er ihnen auch eine Belehrung erteilt hat, wie Martin Emmenegger aus Gütsch-Littau in der Schweiz das tut, wissen wir auch nicht. Aber ich nehme es einfach mal an, weil es widersprüchlich wäre, nur diejenigen zu lieben, von denen man auch geliebt wird (. . . lieben nicht auch die Pharisäer ihresgleichen).
Nein, Liebe als grösster Ausdruck von Freude wurde bei Jesus noch dadurch erhöht. dass von ihm gesagt wurde: 'Es gibt keine grössere Liebe als die, dass jemand sein Leben hingibt für seine Freunde.'
Ob dieses Wort authentisch ist, wissen wir auch nicht. Wir dürfen aber annehmen, dass diese Annahme genau so authentisch ist, wie alles, was über und von Jesus geschrieben wurde. Die Überlieferungen lassen jedem von uns also noch viel Spielraum, Jesus so zu 'sehen', wie jedes von uns ihn sehen will.
Bei allem Verständnis, lieber Jürg, für deine Frage. Nehme doch jeder den Jesus so, wie er ihn spürt.
Ich habe den Eindruck, wenn ich an die vielen Messen zurückdenke, die ich als Messdiener miterlebt habe, dass die Überlieferungen von und mit Jesus todernste Sache waren. Wir Messdiener konnten uns unerklärlicherweise oft das Lachen nur mit Mühe verkneifen.
Ich erinnere mich an eine Story, die noch heute oft zum besten gegeben wird.
Mein Bruder war eigentlich ein sogenannter Ausbund, einer der für jeden Schabernack zu haben war: In unserer Kirche in Angelmodde in Norddeutschland Nähe Münster sassen die Kinder immer vorne, schön artig, Mädchen links, Buben rechts. Während einer Messe ging in der Predigt ein Gelache bei den Buben los. Der Pfarrer unterbrach seine Predigt und fragte: 'Was habt ihr da zu lachen? Du da, steh mal auf!' Er zeigte auf meinen Bruder und der stand auch wirklich auf und sagte: ''Die sagen alle, ich hätte gefurzt!'
Und die ganze 2000-jährige Ernste-Gesichter-Geschichte mit Jesus entlud sich in einem grossen (befreienden) Gelächter. Ja, mir scheint, Freude beim Umgang mit der Geschichte von Jesus wäre nicht das schlechteste. Hier auf der Insel Hispaniola ist denn auch in der Kirche die gemeinsame Freude ein wesentliches Merkmal der christlichen Messen.
Es muss ja nicht immer Gelächter sein. Wie denn auch eine gemeinsame Freude doppelte Freude ist (es kommt was zurück) und gemeinsames Leid halbes Leid (es wird ja was mitgetragen).
LGVE