warum haben gerade Esoteriker so ein Mechanistisches Weltbild

FIST

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hm

immer wieder Fällt mir auf, dass gerade Esoteriker, die ihrem Glauben nach ja eine Belebte Welt annehmen im Grunde ein extrem Mechanistisches Weltbild haben. Einige gehen davon aus, dass das Schicksal in den Uhrwerksartig Präzisen Bewegungen der Planeten und Sterne determiniert ist, andere wiederum nehmen an, dass durch den Karmagedanken die nackte Kausalität herrscht und wieder andere nehmen einen Göttlichen/Syrianischen/Mayaistischen Masterplan an nachdem sich die Entwicklung rein Mechanisch und vorprogramiert abspuhlt und nichts sie aufhalten könnte (stichwort 2012, Apokalypse oder Ragnaröck)

eine Belebte Welt, eine Lebendige, eine Gayawelt währe doch ganz anders, irrational, nicht determiniert, launisch, jedenfalls nicht vorhersehbar (bye bye Mayakaleder Theologen und Religiöse Eschatologen) und nicht gebunden an irgendwelche imanente Prozesse (bye bye Astrologen) und schon gar nicht deterministisch-Kausal (bye bye Karmakraten).

oder anders Gefragt: warum ist das Weltbild der meisten Esoteriker so viel Sozialdarvinistischer, Materealistischer, Deterministischer, Maschinistischer (deus ex Machina) als das eines durchschnittlichen Chaosforschers, Biologen oder Soziologen?

lg

FIST
 
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na ja man ist halt mit der mateie irgendwie aufgewachsen...und die funktioniert zeitweise mechanisch ...ist wohl so
aber son spezielles systhem kann dann ne gute ufobasis darstellen ...sodass die verbindung zur erde zur not noch gewahrt bleibt
der grundtakt sozusagen ...auf dem sich das andere dann aufbauen kann
 
kurz und bündig

Alles verkannte Genies, Engel und Heilige, ein Haufen Narzissten,
mit Selbstreflektions Schwierigkeiten.

Ganz wie bei Deutschland sucht den Superstar, da sieht man es sehr bildlich, was Selbstüberschätzung für Blüten treibt. :D
 
Ein geniales Thema, FIST!

Und ich glaube, ich habe eine Antwort. Auch, wenn sie vielen nicht gefallen wird. Die Welt ist extrem komplex, punkt. Dauernd werden neue Dinge gefunden und erfunden, und immer weiter muss deshalb die Wissenschaft ihre langen Finger ausstrecken, damit sie alles unter Dach und Fach kriegt (bei der Quantenphysik wird's da eh scho kritisch).
Dieses "mechanistische" Weltbild hat eine ganz besondere Eigenschaft: Es ist enorm simpel. Eine Ursache hat eine Wirkung. Alles ist extrem vereinfacht, sodass man es schnell begreifen kann.

Ich will's anhand meines Lieblingsbeispieles erklären: Der Homöopathie.

In der Homöopathie hat man zuerst mal Krankheiten auf Symptome beschränkt. Ursachenbehandlung fällt damit weg, man muss sich nur auf Symptome konzentrieren. Und Symptome werden behandelt durch Stoffe, die diese Symptome herbeiführen. Und je stärker verdünnt dieser Stoff ist, desto besser wirkt er gegen die Symptome, die er eigentlich herbeiführt.

Seht ihr? Ich hab grad in gut 50 Worten die gesamte Grundidee der Homöopathie nach Hahnemann umrissen.

Und jetzt versucht das mal mit der modernen Medizin ... wenn ich da anfange, zu erklären, wie und durch was überall Krankheiten und Beschwerden auftreten können, würde ich wahrscheinlich mehrere zehntausend Wörter benötigen, um einen halbwegs vernünftigen, wenn auch groben Überblick zu geben. Allein die Ursachen und Wirkungen bei der Krankheit Diabetes sind schon ziemlich komplex (da kann sowohl ein zuviel als auch ein zuwenig an Insulin zu den gleichen Beschwerden führen!).

Dieses Beispiel könnt ihr auf so ziemlich jede esoterische Idee ummünzen, denn die haben alle eines gemeinsam: Man kann in wenigen Minuten verstehn, um was es geht. Dieses "Mechanismendenken" ist einfach VIEL weniger kompliziert als die Theorienbildung der Naturwissenschaft, die jedes mögliche Beispiel miteinbeziehen muss.


Warum haben Esoteriker diesen enormen Pauschalisierungs- und Vereinfachungsdrang? Ich denke, das ist falsch gefragt. Denn nicht Esoteriker werden zu Menschen, die sich nicht eingehender mit komplexen Dingen beschäftigen, sondern Menschen, die sich nicht eingehender mit komplexen dingen beschäftigen werden Esoteriker.
Man will einfach irgendwie die Welt verstehen und in einem Spezialgebiet gut sein. Das ist klar und verständlich.
Aber bis man in einem Gebiet wie Medizin oder Physik oder Chemie gut ist, und anhand dieser Modelle die Welt genau erklären kann, braucht man so an die 10 Jahre andauerndes, intensives Lernen, teure Fachbücher, Hilfe von außen durch Professoren, und viiiel Durchhaltevermögen.

Wie lange, frage ich jetzt mal, braucht man, um ein Experte auf esoterischen Gebieten werden möchte? Um sich "gut" mit so Sachen wie 2012 auszukennen, muss man gerade mal einen längeren Artikel im Internet gelesen haben. Um sich gut mit Handlesen oder Astrologie auszukennen, sollte man doch schon zumindest ein 300 Seiten Buch gelesen haben und die Informationen darin halbwegs können, doch das reicht dann auch um sich "gut" auszukennen und die Fragen von Herankommenden zu beantworten (ich weiß das am besten; ich kann Handlesen. Hab mir damals ein eBook runtergeladen und es einmal durchgelesen, dann ifrüher immer Mädels beim Fortgehn auf diese Weise angebraten). Ein Faktor zieht sich dabei immer durch: Dieses extrem mechanistische, übersimplifizierende. Man kann immer neues erfahren, doch es fügt sich auch immer nahtlos in die alten Theorien ein.

Versucht mal in der Chemie etwas zu finden, das sich "nahtlos" einfügt - ich bin fast wahnsinnig geworden, als ich erfahren hab, dass es einen "fließenden Übergang" zwischen kovalenten und ionischen Bindungen gibt, und als ich, nachdem ich es verstanden habe feststellen musste, dass das Modell der Edelgaskonfiguration der Valenzelektronen nur extrem begrenzt anwendbar ist, war ich echt ziemlich angepisst.
 
Danke für deine Antwort Tarbagan

es deckt sich in ungefähr mit dem was ich vermute - in anderen Worten ausgedrückt, mit anderen Nuancen.

würde man das mal psychologisch runterbrechen auf wenige Worte, könnte man dann auch sagen, dass dieses einfache Weltbild ev auch aus Angst vor der unglaublichen Komplexität des Seins gewählt wird?

ick mein, etwas das einfach ist, was man schnell versteht, was man direkt begreift, dass gibt Selbstsicherheit, Selbstvertrauen - man fühlt sich in der Welt die man "Verstanden" hat dann wohl, weil sie durchschaut und damit auch berechenbar und kontrollierbar wird?

Weil wenn die Welt unendlich Komplex und ihre Gesetze und Vorgänge nicht richtig zu fassen sind, wenn sie unser Begreiffen übersteigen, dann ist man ja immer auch irgendwie unsicher, wie man Reagieren, einfach weil man keine Handhabe, keine Gebrauchanweisung dafür hat - man muss aus unendlich vielen Möglichkeiten wählen und kann nicht abschätzen wie sich die eine oder andere Wahl auswirkt - ich kann mir vorstellen dass diese Vorstellungen extrem mit Angst verbunden ist - also grundsätzlich nicht zu wissen, was man tut, es nicht wissen zu können.

lg

FIST
 
würde man das mal psychologisch runterbrechen auf wenige Worte, könnte man dann auch sagen, dass dieses einfache Weltbild ev auch aus Angst vor der unglaublichen Komplexität des Seins gewählt wird?

ick mein, etwas das einfach ist, was man schnell versteht, was man direkt begreift, dass gibt Selbstsicherheit, Selbstvertrauen - man fühlt sich in der Welt die man "Verstanden" hat dann wohl, weil sie durchschaut und damit auch berechenbar und kontrollierbar wird?
Das hast du sehr prägnant auf den Punkt gebracht.

Grundsätzlich ist es das gleiche Prinzip wie bei der Religion, nur eben viel stärker auf das tägliche Leben (im Diesseits) angewandt; man erfindet sich (einfache) Erklärungen für Dinge, die man nicht versteht, um weniger mit der Angst des Unwissens konfrontiert zu sein.
 
hm

immer wieder Fällt mir auf, dass gerade Esoteriker, die ihrem Glauben nach ja eine Belebte Welt annehmen im Grunde ein extrem Mechanistisches Weltbild haben. Einige gehen davon aus, dass das Schicksal in den Uhrwerksartig Präzisen Bewegungen der Planeten und Sterne determiniert ist, andere wiederum nehmen an, dass durch den Karmagedanken die nackte Kausalität herrscht und wieder andere nehmen einen Göttlichen/Syrianischen/Mayaistischen Masterplan an nachdem sich die Entwicklung rein Mechanisch und vorprogramiert abspuhlt und nichts sie aufhalten könnte (stichwort 2012, Apokalypse oder Ragnaröck)

eine Belebte Welt, eine Lebendige, eine Gayawelt währe doch ganz anders, irrational, nicht determiniert, launisch, jedenfalls nicht vorhersehbar (bye bye Mayakaleder Theologen und Religiöse Eschatologen) und nicht gebunden an irgendwelche imanente Prozesse (bye bye Astrologen) und schon gar nicht deterministisch-Kausal (bye bye Karmakraten).

oder anders Gefragt: warum ist das Weltbild der meisten Esoteriker so viel Sozialdarvinistischer, Materealistischer, Deterministischer, Maschinistischer (deus ex Machina) als das eines durchschnittlichen Chaosforschers, Biologen oder Soziologen?

lg

FIST

ganz einfach: Weil diese Esoteriker u. a. eben gerne eine Erklärung für vieles haben wollen, um das eigene SCheitern dem Schicksal, Karma , den Sternen oder sonstwelchen Mystischen Dingen die SChuld zu geben...
Es wäre für manche Menschen grausam, das Leben selbst zu leben u. Dinge anzunehmen, wie sie sind...

Und die (schein) Christen glauben ja auch, das der "Liebe" Gott lenkend in die Welt eingreift, sozusagen nach Aschenputtel Mentalität "Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen..." handelt..

Wenige aber denken daran, das wir Verstand (der ja hier sehr verpönnt ist;)) Gefühl, Liebe u.a. mitbekommen haben, u. selbst bis zu einem gewissen Grad handeln können, wie man will, ob nun gut, weniger gut, schlecht oder ganz schlecht, oder zwischdendrin, das bleibt jedem selbst überlassen, dafür wird er auch die Folgen zu tragen haben, entweder hier, oder ganz bestimmt "drüben"
 
Zu Guybrush's Beitrag möchte ich noch etwas anmerken, und zwar eine Anekdote von meinem Physiklehrer.
Ich denke ihr werdet Murphy zumeist kennen, oder? Er hat diese Theorie des "positiven Denkens" aufgestellt; also dass man alles, was rund um einen passiert, beeinflussen kann indem man einfach nur "positiv denkt" und sich etwas besonders stark wünscht. Quasi ein "Deal mit dem Universum", wenn ihr so wollt. Wie konnte man nach Murphy aber erklären, dass man, auch, wenn man sich etwas sehnlichst wünscht, nicht bekommt? Hat es vielleicht einen anderen gegeben, der sich das mehr gewünscht hat? Die umgekehrte Schlussfolgerung aus Murphys Lehren ist, dass man selbst Schuld ist für alles, was im Leben schief geht, nach der Maxime: "Denk doch ein bissl positiver, du denkst nicht positiv genug!". Er hat eine sehr gute Freundin, mit der er sich lange und oft über dieses Thema gestritten hat, weil sie eiserne Verfechterin von Murphys Lehren ist. Er meinte, das so Theorien wie du von Murphy gefährlich seien, weil sie Menschen auf Dauer ihre eigene Machtlosigkeit spüren lassen, ihre eigene Verfehltheit, wenn eben dann Dinge doch nicht so eintreten, wie man sie gerne hätte.

Er hat uns diese Geschichte aus einem besonderen Grund erzählt; und zwar weil diese genannte Freundin sich einen Monat zuvor das Leben genommen hat.
 
Ich finde es interessant, dass sich in diesem Thread noch keine überzeugten Esoteriker zu Wort gemeldet haben. Woran liegt das?

*bump*
 
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