Warum gibts eigentlich keine Jesus-Beschreibung im NT?

Tommy

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Diese interessante Fragestellung ergab sich aus einem anderen Thread.

Statt die herkömmliche Art der *Befragung* des NTs zu unternehmen (Was steht in den Evangelien, was eigentlich nicht drinstehen dürfte, weil es den historischen Fakten widerspricht? - etwa Beispiel der angebliche Kindsmörder Herodes, der - Pech für Matthäus - als Unhold gar nicht infrage kommt, weil er bereits 4. v. Chr. starb), könnte man auch mal den umgekehrten Weg einschlagen: Was steht in den Evangelien nicht drin, was eigentlich drinstehen müßte? Bzw., was man eigentlich erwarten sollte, daß es drinsteht.

Dazu gehört das Aussehen von Jesus, über das sich interessanterweise alle vier Evangelisten in seltener Einmut ausschweigen. Ein Faktum, das der Erklärung bedarf. Da die Jesus-Figur als Held und Erretter im Zentrum der Erzählungen steht, bleibt es verwunderlich, daß nicht mit einem einzigen Wort seiner äußeren Erscheinung gedacht wird. Woran liegts? Eure Meinung ist gefragt.

:)

P.S.(1) Die These, es läge daran, daß Jesus bloß eine Kunstfigur sei und daher keine Beschreibung existieren könne, ist nicht wirklich eine gute Erklärung. Denn gerade dann wäre eine detailreiche Schilderung seines Erscheinungsbildes zu erwarten gewesen, weil die vier Autoren damit die Glaubwürdigkeit ihrer Story erhöht hätten.

P.S (2) Auch die Bemerkung, die vier Evangelisten seien schließlich keine Augenzeugen gewesen, erklärt das Fehlen einer Beschreibung nicht. Denn über die Taten Jesu lassen sich alle vier ja auch in epischer Breite aus, obwohl sie nicht dabei waren. Klar, sie stützen sich auf ältere Quellen, entweder Augenzeugenberichte oder die ominöse "Q"-Quelle, die als existierend und als verlorengegangen vermutet wird. Dann ist die Frage nur eine Etage nach hinten verlagert: Warum wird in den Quellen, aus denen die Evangelisten ihre Berichte schöpfen, nichts über das Aussehen Jesu berichtet?

Jetzt ihr.
 
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...Was steht in den Evangelien, was eigentlich nicht drinstehen dürfte, weil es den historischen Fakten widerspricht? - etwa Beispiel der angebliche Kindsmörder Herodes, der - Pech für Matthäus - als Unhold gar nicht infrage kommt, weil er bereits 4. v. Chr. starb...
Hallo Tommy :)

Zum Aussehen von Jesus kann ich nichts beitragen, allerdings zur obigen Passage möchte ich erwähnen, daß Matthäus da nicht "Pech" hatte, sondern schlichtweg unsere Zeitrechnung "Löcher" hat.

Es gilt als erwiesen, daß der Nullzeitpunkt unserer Datumslinie nicht mit Christi Geburt zusammenfällt, sondern vielmehr Jesus 4-7 Jahre zuvor das Licht der Welt erblickte. Die Heilige Drei Könige, die berühmtesten Astrologen, erkannten die bevorstehende Geburt des Königs und folgten dem "Stern", einer Konjunktion von Jupiter und Saturn ("Königskonstellation").

Diese Konjunktion fand aber im Jahre 7 v.Chr. statt. Herodes war da noch am Leben.

Ähnlich wie beim Todeszeitpunkt sind auch die Geburtsdaten nicht gesichert. Es gilt nun als hinlänglich wahrscheinlich, daß die Geburt bei der Königskonstellation stattfand und unsere Zeitrechnung etwa 7 Jahre nachgeht. Bei den Konjunktionen Jupiter/Saturn gibt es aber nur ein Datum, bei dem die alten Zeichen- und Hausherrscher in ihren eigenen Zeichen und Häusern standen, am 21.08. 7 v.Chr. (jul). so gegen 20:00 Uhr in Bethlehem (18:00 UT). Interessant dabei: Der Mond ("das Kind") in Krebs stand in Konjunktion mit den Sternenhaufen namens Aselli ("Esel") und Praesape ("Futterkrippe").

Alles Liebe und
Frohe Ostern
Gerry
 
ist es so wichtig, wie Jesus ausgehen hat?

wie hat Lao-Tzü ausgesehen? wie sah Buddha aus? wie sah Mohamed aus? wie sah Abraham aus?

In der Ganzen Bibel findest du zu kaum einer Person eine Beschreibung und selbst die Beschreibungen die es drin hat sind sehr wage. Der Geschmack der Jüdischen Geschichtsschreiber war es mehr, die Charakterzüge der Personen zu beschreiben, ihr Handeln und ihr tun und weniger ihre Äussere Gestallt... denn die Gestalt war staub, dem tod geweiht, von Veränderung gezeichnet, war nur eine Hülle die, kaum gebohren, schon wieder zu Staub zerfallen ist. Aber was von einer Person bleibt ist ihr Wirken, ihre Taten und Worte, ihr Verhalten gegenüber Gästen, ihre Demut vor Gott...

so sagt man ja von Nimrod nicht, dass er schönes Haar oder eine Hervorstehende Nase hatte, sondern dass er ein gewaltiger Jäger vor Gott war und von Hiob sagt man nicht, dass er von Grosser Statur war, sondern dass er Gott nie gelästert hat und Fromm war in all seinem Tun

und was ist schussendlich wichtiger für die Geschichte? Cäsars Haarfrisur oder sein strategisches Geschick? Aristoteles gepflegte und eitle Erscheinung oder seine Geordnete und Strukturierte Philosophie, was wird von Nietzsche übrig bleiben, sein Wahlrossschurrbart oder sein Also Sprach Zarathustra?

welchen Wert würde eine Personenbeschreibung in den Evangelium haben? Was würde das an der Geschichte ändern, wenn nun Jesus ein Hochgewachsener Mensch nach Griechischem Ideal war, oder wenn er ein Buckliger, hässlicher Mensch mit eingefallenen Augen, Doppelkin und Tränensäcken war?

und wie sagte Franz von Assisi schon so schön: ich habe in jedem Menschen das Antlitz unseres Herren erkannt

Liebe Grüsse

FIST
 
Was steht in den Evangelien nicht drin, was eigentlich drinstehen müßte? Bzw., was man eigentlich erwarten sollte, daß es drinsteht. Dazu gehört das Aussehen von Jesus, über das sich interessanterweise alle vier Evangelisten in seltener Einmut ausschweigen. Ein Faktum, das der Erklärung bedarf.
Hallo Tommy,

Im Neuen Testament (und wenn ich mich nicht täusche : auch im Alten Testament) wird ÜBERHAUPT NIEMAND beschrieben. Da stehen nur Namen - und oft auch Zahlen. Die Namen selbst waren oft das "Bild" - indem sie Wesen und Aufgabe der Person bezeichneten. Auch waren den Buchstaben und Namen Zahlen zugeordnet. (Die Symbolk der Zahlen war sehr wichtig.)

ZB. 12 Apostel stehen für die 12 Stämme Israels usw. - und 12 ist die Zahl der Fülle.

Offensichtlich war für die damaligen Leser und Hörer anderes wichtig, als das Aussehen von Personen. Höchstwahrscheinlich hängt das auch mit dem Verbot zusammen, sich Bildnisse zu machen. (So gibt es meines Wissens auch keine Bilder oder Beschreibungen der Könige David und Salomon.) Das inkludiert anscheinend auch die Schaffung von verbalen Bildern - Beschreibungen des Aussehens.

Viele Probleme im Verständnis der Bibel entstehen dadurch, dass man sie nicht aus ihrer Zeit heraus versteht (und mit dem Blick der Menschen damals liest) - sondern sie so liest, wie wenn sie heute geschrieben wäre.

LG, Reinhard
 
Hallo zusammen! :)

Hallo Tommy,

Im Neuen Testament (und wenn ich mich nicht täusche : auch im Alten Testament) wird ÜBERHAUPT NIEMAND beschrieben. Da stehen nur Namen - und oft auch Zahlen. Die Namen selbst waren oft das "Bild" - indem sie Wesen und Aufgabe der Person bezeichneten. Auch waren den Buchstaben und Namen Zahlen zugeordnet. (Die Symbolk der Zahlen war sehr wichtig.)
Ich kann mich auch nicht an die Beschreibung einer Person erinnern. :)

ZB. 12 Apostel stehen für die 12 Stämme Israels usw. - und 12 ist die Zahl der Fülle.
Ja. :)

Offensichtlich war für die damaligen Leser und Hörer anderes wichtig, als das Aussehen von Personen. Höchstwahrscheinlich hängt das auch mit dem Verbot zusammen, sich Bildnisse zu machen. (So gibt es meines Wissens auch keine Bilder oder Beschreibungen der Könige David und Salomon.) Das inkludiert anscheinend auch die Schaffung von verbalen Bildern - Beschreibungen des Aussehens.
Exakt! :) Wichtiger war beispielsweise das Formulieren von Glaubensantworten auf bestimmte Fragestellungen/Herausforderungen des damaligen Lebens.

Viele Probleme im Verständnis der Bibel entstehen dadurch, dass man sie nicht aus ihrer Zeit heraus versteht (und mit dem Blick der Menschen damals liest) - sondern sie so liest, wie wenn sie heute geschrieben wäre.
Besser könnt ich es auch nicht formulieren! :)

Liebe Grüße :kiss4:
Toffifee
 
Nun, man stelle sich vor es würde eine Beschreibung existieren.
Dann würde man Jesus/Gott in vielen Dingen einfach übersehen, da man von vornerein ausschließt, dass sie gesegnet sind (oder wie immer man das nennt). Vielleicht würden Personen, die ähnlich aussehen, angebetet werden o.ä. (der menschlichen Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt)

Aber wie die Vorschreiber schon gesagt haben. Die Idee war halt jemand nach seinem Inneren zu beurteilen und ohne bildliche Beschreibung vermeidet das evtl. viele Probleme.

Tschü
 
Okay, dann halte ich dieses "Rätsel" für gelöst. Danke.

:)

Ich hatte mal zeitweise den Gedanken, daß die Evangelisten ja davon ausgingen, Jesus sei Gottes Sohn und daher, unter Berücksichtigung des alttestamentarischen "Du sollst dir kein Bildnis machen" auf eine Beschreibung verzichteten. Aber wenn prinzipiell Beschreibungen fehlen, ist das viel einfacher zu erklären.
 
Also ich habe auch erwartet das ich jesus so sehen werde wie die vilder von ihm..und eines tages wenn ich ihm wierklich gesehen habe...war er nur eine lichtgestalt..obwohl ich bin überzeugt er kann sich versiedennen personen verschieden zeigen
 
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Diese interessante Fragestellung ergab sich aus einem anderen Thread.

Dazu gehört das Aussehen von Jesus, über das sich interessanterweise alle vier Evangelisten in seltener Einmut ausschweigen. Ein Faktum, das der Erklärung bedarf. Da die Jesus-Figur als Held und Erretter im Zentrum der Erzählungen steht, bleibt es verwunderlich, daß nicht mit einem einzigen Wort seiner äußeren Erscheinung gedacht wird. Woran liegts? Eure Meinung ist gefragt.

Jetzt ihr.

A: * ... Weil er sagt das die Welt selbst unwichtig ist !

B: Der Mensch nicht mit der Welt huren soll !

C: Nur das Wort aus reinem Geist des Menschen wirkliches Leben ist/erwirkt !
( Alles andere seien mittlerweile 6 Milliarden Zombis = Vollblutautomaten. )

D: Der Mensch sich weder Bildnis von irgendwas in den Himmeln noch auf
Erden machen soll.

E: Und schon gar keine Satanskreuze an die Wand Nageln, oder sich gar ein
Satanskreuz um den Hals hängen sollen !

F: Alles hier nicht erwähnte ! Zumal alles erwähnte vollendete
Hurerei mit der Welt ist, wie z. B. auch wenn der Mensch sich stetig Wissen
anliest und auch noch glaubt das gelesene sei so wie geschrieben nur weil es
von nem Pfaffen oder gar Professor kommt da muß es ja angeblich stimmen.

D: * ... ist die Person Jesu nach seinem Wort so wichtig als wie für einen Berliner
wenn in Katalonien eine Mülltonne umfällt.

Der Mensch soll Gottes Ebenbild sein... doch was tut er ? Er ist Satans Ebenbild,
wenn er sich auch nur ein Bildnis über Jesus oder gar Gott machen will.

Ein Mensch vermag eh immer nur über sich selbst ein Bildnis machen, ohne
wenn und aber .. denn er ist Alles = er ist seine ganze Welt, es gibt absolut
nichts was nicht aus ihm selbst in seiner Welt ist. Denn er selbst ist Schöpfer
seiner Welt .. jeder Einzelne ist Gott seiner eigenen selbst erschaffenen Welt !

:escape:
 
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