Sicherlich kann das deine persönliche Wahrheit sein, nur gibt es dazu eine Menge anderer Vorstellungen, die überwiegend zu einem anderen Schluss führen. Was man gemeinhin als Seele bezeichnet, nannten die Griechen Psyche (Lufthauch) und die moderne Wissenschaft als das Unterbewusstsein, wie man in dem Wort Psychologie auch unschwer erkennen kann. Ein Mensch kann ohne Bewußtsein leben, jedoch nicht ohne das Unterbewusste.
Eine Beobachtung, die auch den Altvorderen nicht entgangen ist, deshalb auch die Einteilung von Geist und Seele. Jede Nacht fallen wir im Schlaf in den Bereich des Komas und leben dennoch weiter. Das Bewußtsein ist also ein temporärer Zustand und für das Leben keine zwingende Voraussetzung es gibt eine Menge Lebewesen, die über kein Bewußtsein verfügen und dennoch mit Leben erfüllt sind.
Ob die Seele als Ganzes unsterblich, einmalig, aufersteht, wiedergeboren oder sich in einem ewigen Kreislauf befindet, ist eine Frage der Betrachtung. Was die Prozesse des Unterbewussten bestimmt ist weitgehend in den Genen festgelegt. Wenn man es also will, werden auf diese Weise Seelenanteile von einer zu anderen Generation weitergereicht und zu einer eigenständigen Seele zusammengefügt. Auf diese Weise kann also die Seele Unsterblichkeit erlangen, zumindest solange, wie es Menschen auf dieser Welt gibt.
Man weiß heute auch, dass viele Erfahrungen in die Gene eines Menschen einfließen und so über die Kinder weitergeben werden. Es gibt viele Verhaltensmuster, die wir auf diese Weise aus archaischen Zeiten über Generation bis in unsere Tage getragen haben. Wir fürchten uns zum Beispiel auch vor Dingen, mit denen wir noch niemals konfrontiert worden sind.
Das beschränkt sich aber nicht nur auf Erlebnisse aus ferner Vergangenheit, sondern schlägt sich auch auf Erfahrungen von wenigen Generationen nieder. Es gibt da ernsthafte Untersuchungen, die belegen, dass sich über die Gene traumatische Erfahrungen auf die Nachkommen übertragen. Man braucht dazu nur einmal die Vererbung von Wesenszügen in den Familien betrachten, die häufig erst in den folgenden Generationen wieder auftauchen. Das erklärt dann auch, warum sich bestimmte Lebenssituationen in den Familien häufig wiederholen.
Diesen Botschaften vergangener Generationen werden jedoch nicht als epische Erinnerung gespeichert, sondern als subtile Gefühle. In der Tiefentherapie können solche Fragmente wieder hochgeschwemmt werden. Ganz so abgehoben ist der Gedanke von der Rückführung also nicht, wenn auch nicht unbedingt zu einem Leben des eigenen Individuums.
Nun ja, wenn man eine Generation mit durchschnittlich 35 Jahre der Rechnung zugrunde legt, dürften 1.000 Inkarnationen für die Menschheitsgeschichte kaum ausreichen. Wie kommt man auf diese Zahlen?
Die Moral und der Besitz von materiellen Dingen ist ein Kind des Geistes, deshalb kann eine Seele sich auch nicht schuldig fühlen. Ich halte von dieser Vorstellung von Schuld, Sühne und Lohn nach dem Tod ehrlich gesagt nicht viel. Man kann die Vergangenheit nicht gestalten, sondern nur die Gegenwart und in gewissen Grenzen die Zukunft.
Mit der Vernunft wurde dem Menschen die Möglichkeit gegeben sein Seelenheil im Hier und Jetzt zu gestalten und für sein Tun die Verantwortung zu übernehmen. Der Tod kommt immer ungelegen, deshalb sollte man die Sorge um das Seelenheil nicht auf ein Leben nach dem Tod verschieben und sich mit einer neuen Chance trösten. Öffnen wir mit dieser Ausrede nicht auch ein Tor, um unsere innere Moral aufzuweichen? Ist ja nicht so schlimm, dann regle ich das halt in meinem nächsten Leben, könnte da allzuleicht die Botschaft sein.
Trotz dieses rationalen Hintergrundes lohnt es sich für das Seelenheil schon, diesen in ein passendes spirituelles Kleid zu stecken denn in der Seele gilt eine Bildersprache voller Allegorien. Eine Welt fern der rationalen Logik, in die wir mit jedem Traum eintauchen. Ich vergleiche gerne den Geist und die Seele mit zwei ungleichen Geschwistern die in einem immerwährenden Streit leben, wer nun das Sagen hat.
Es gibt kaum einen Gedanken, der nicht schon einmal durchdacht wurde, deshalb lohnt es sich auch einmal, die verschiedenen Seelenmodelle aus der fernen Vergangenheit zu betrachten. Da wären wir dann am Ende beim unsterblichen Geist angelangt, denn nur mit dem Geist gelingt es, unsere Grenzen zu überwinden.
Merlin