Hatte ich als Kind meinen Turnbeutel vergessen oder meine Mütze, schien das zu Haus schon manchmal ein kleines Drama zu sein. Meine Eltern dabei in Ehren, aber so empfand ich es. Man kann hinzufügen, dass ich als Kind ungefähr halb so schnell war wie alle anderen. Welch ein Dorn ich in den Augen vieler Grundschullehrer war, könnt ihr euch sicher vorstellen.
Das hat etwas in mir angesprochen, worauf ich antworten möchte. Ich kenn das, von meinem Jüngsten, mit dem die Volksschullehrer wahnsinnig werden. Er möchte perfekt sein und alles richtig machen und setzt sich selber so unter Druck, daß er dann minutenlang völlig blockiert ist. Das war aber schon im Kleinkindalter so. Wenn es ihm zu viel wurde, worauf er reagieren sollte, ist er stocksteif still dagestanden und hat mit finsterem Blick den oder das fixiert, was er für die Quelle des Übels hielt. Ich weiß seither, da gibt es keine andere Möglichkeit, als ihm die Zeit, die er braucht, zu geben. Dann reagiert er wieder. Wenn man ihn dann noch zusätzlich unter Druck setzt, entsteht in ihm erst das Gefühl, ich bin blöd, ich komme nicht zurecht usw.
Erklär das mal einer Volksschullehrerin. Geht nicht. Ein Kind, das einfach etwas anders tickt als die anderen (und bitte JEDES Kind tickt ein bissl anders als alle anderen) - ja wo kommen wir denn da hin. Und deiner Erzählung entnehme ich, eventuell wurde dir nicht nur in der Schule die Zeit, die du brauchst, um die Orientierung zu finden, nicht gegeben, sondern auch zu Hause. Das würde heißen, du hast dich so daran gewöhnt, wenn du in die Kurzzeitblockade gerätst, setzt man dich noch mehr unter Druck, daß du es jetzt schon selber erledigst.
Probier das mal aus. Nimm dir selbst jetzt die Zeit, die du brauchst, um wieder reagieren zu können, ganz bewußt. Du findest ja den Punkt, wo es in dir Klick macht und du spürst, ich sollt jetzt reagieren, kann aber nicht. Du bist gewöhnt daran, das als Druckmittel (ich MUSS jetzt) zu nehmen; nimm es bewußt als Pause. Aus , halt, Moment, jetzt steh ich an. Steig bewußt aus der Situation aus und tu irgendetwas, um zur Ruhe zu kommen. Es kann ja nicht mehr passieren, als was ohnedies passiert, wenn du dich unter Druck setzt. Nämlich daß du zu spät reagierst. Aber jedesmal, wenn du dein altes Muster nicht anwendest, wirst du geübter mit dem neuen Muster, und es geht ein bißchen schneller - bis du vielleicht einmal rechtzeitig "wieder da bist".
Sollte dir der Vorschlag brauchbar vorkommen, ist es gut. (Geht übrigens in die Richtung, die Inti angesprochen hat...) Wenn ich daneben liege - denk ma weiter nach!
Man könnte manchmal fast meinen (bzw. ich), ich wisse nicht, was ich denke, wenn ich es nicht laut aussprechen kann. 
