Hallo ihr alle,
Ich hoffe Ihr seid mir nich bös wenn mein erster Beitrag etwas ausführlicher ist. Aber ich stehe momentan an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich nicht weiß wie es weiter gehen soll.
Vor ziemlich genau fünf Jahren, kurz vor Weihnachten 2002, habe ich meine spätere Freundin während eines Praktikums kennengelernt. Blöderweise haben wir uns in einander verknallt und ich bin Hals über Kopf mit zu ihr in eine andere Stadt gezogen. Wir haben quasi bei "null" angefangen, es war eine sehr schöne Zeit. Schon damals habe ich mich manchmal gefragt, warum ich mich ausgerechnet in diese fast zehn Jahre jüngere Frau verliebt habe. Eigentlich entspricht sie ja überhaupt nicht meinem Typ. Sie ist eine sehr hübsche, schwarzhaarige Südländerin mit entsprechendem Temperament, während ich eigentlich eher die europäische leichte Kost bevorzuge ;-) Wir hatten beide von Anfang an das Gefühl, dass unsere Seelen verwandt sind, dass wir uns von früher kennen und wir für immer zusammen gehören.
Wie ich schon sagte, stammt sie aus dem südeuropäischen Raum und die Wurzeln ihrer Familie reichen sehr weit zu den Zigeunern zurück. Von daher hat sie auch eine besonderen Bezug zu allem Übersinnlichen. Sie glaubt an ein Leben nach dem Tod, sie hat bzw. hatte Kontakt zu ihrem verstorbenen Vater und sie erzählte mir auch, dass sie schon zweimal eine Begenung mit einer weißhaarigen alten Frau hatte, die sie ganz lieb und freundlich bat mitzukommen, als sie sehr krank war. Das geschah in Anwesenheit weiterer Personen die von der alten Frau zwar nichts sahen oder hörten, aber sagten dass es in dem Moment im Raum eisig kalt gewesen ist.
Wir haben es uns gegenseitig wirklich nicht leicht gemacht während unserer Beziehung. Südländisches Temperament gepaart mit deutscher Sturheit. Das war ja klar, das konnte nicht gut geh'n. Ich habe damals oft daran gedacht mich von ihr zu trennen, obwohl mir klar war dass sie mich unendlich liebte und dass sie an meiner Gefühlskälte verzweifelte. Ich liebte sie ja auch, nur ich konnte es ihr nicht zeigen und ich sah damals keine Veranlassung mein Verhalten ihr gegenüber irgendwie zu ändern, manchmal genoss ich es sogar sie leiden zu sehen.
An einem schwülen Sonntagabend im Sommer 2003 saßen wir beide vor dem Fernseher. Sie auf der Couch, ich in meinem Sessel. In meinem Kopf hatte sich wieder mal der Gedanke einer Trennung festgestezt und ich telefonierte mit einem Bekannten darüber. Plötzlich stand meine Freundin wortlos auf, ging zum weit offen stehenden Wohnzimmerfenster, setzte sich auf die Fensterbank und drehte sich mit den Füßen in Richtung Hof. Schon als sie in Richtung Fenster ging sah ich an ihrem Gesichtsausdruck, dass da etwas nicht stimmt. Das Unglaubliche ist auch, dass ich genau dieses Szenario, wie sie aus dem Fenster springt, schon -zig mal in Gedanken vor mir gesehen habe. In den Wochen bevor es tatsächlich passierte hab ich ab und zu diese Szene genau so wie sie ablief schon vorhergesehen. Nur was dann kommt sollte noch viel schlimmer werden. Ich sprang zum Fenster und bekomme meine Freundin an beiden Handgelenken noch zu fassen. Ich sehe heute noch ihren Blick, wie sie fragend aber nicht ängstlich zu mir hoch schaut. Es war schwül an dem Tag und ich spürte ziemlich schnell, dass ich sie nicht lange so halten kann. Sie rutschte mir langsam aus den Händen. Aus Verzweiflung begann ich laut um Hilfe zu schreien und während ich sie noch hielt, sah ich im Hof eine ältere Frau in einem alten Kleid stehen. Sie Stand ganz still und schaute zu uns herauf. Ich schrie sie an sie solle doch Hilfe holen, aber sie rührte sich nicht. Sie schaute nur zu uns herauf. Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis mir meine Freundin aus den Händen gerutscht ist. Ich weiß nur, dass es mir unendlich lange vorkam bis sie auf dem Boden vor dem Haus aufschlug während ich fassungslos hinterher schaute. Wie von Sinnen schrie ich aus dem Fenster um Hilfe und merkte, dass die Frau die gerade noch unten stand, nicht mehr da war. Ich konnte mir in diesem Moment nicht vorstellen wo sie auf einmal hin war, die Polizei sagte mir aber dass da niemand gewesen wäre. Nur ein Mann von der gegenüberliegenden Hofseite hat meine Hilferufe gehört und den Notruf gewählt. Wir, also meine Freundin und ich, glauben dass die Frau im Hof ihr Schutzengel war, wobei SIE sogar glaubt dass es die alte Frau war, die sie schon zwei mal mitnehmen wollte. Ich kann das natürlich nicht beurteilen aber die Frau die ICH im Hof stehen sah war zwar alt, aber hatte keine weißen Haare.
Meine Freundin wurde mit schweren inneren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wo sie sofort notoperiert wurde. Der Arzt sagte mir dass es nicht gut um sie steht und wir abwarten müssen. Sie wurde ins künstliche Koma gelegt. Später hat sie mir erzählt, dass sie während der Zeit im Koma an einem ganz schrecklichen Ort gewesen ist. Es war dort düster und kalt und um sie herum waren riesige Berge von "untoten Leichen", von denen viele wie unter schrecklichen Qualen jammerten und stöhnten. Sie glaubt dass ihr dieser Ort gezeigt wurde damit sie weiß wo die hinkommen die sich selbst das Leben nehmen. Sie sagt dass es dort so schrecklich war, dass sie niemals wieder versuchen wird sich selbst das Leben zu nehmen. Aus Angst an diesen Ort zurück zu müssen.
Leider hat das ganze Ereigniss nicht dazu geführt, dass ich mein Verhalten ihr gegenüber großartig geändert habe. Ihr sehnlichster Wunsch war es, mit mir eine eigene kleine Familie zu gründen, unser "Kiddie" wie sie es immer nannte, großziehen. Ich wünschte mir das ja innerlich auch, aber ich fühlte mich einfach "noch" nicht in der Lage dazu. Und das mit über vierzig Jahren, das muss man sich mal vorstellen! Sie litt unendlich, ich bekam das auch mit. Ich sehe heute noch ihr Gesicht, wie sie einmal vor mir stand und mit Tränen in den Augen zu mir sagt: "Liebling... was ist blos aus Dir geworden...?"
Sie kam immer seltener nach Hause, blieb manchmal tagelang bei ihrer Mutter die 25 km entfernt wohnte. Mir machte das anfangs nichts aus, ich hatte meine Ruhe zu Hause, wusste meine Frau war "gut aufgehoben", mir gings nicht schlecht, was wollte ich mehr? Drei Jahre nach diesem Fenstersturz, im Sommer 2006, wollte sie mit Ihrer Mutter für drei Wochen Urlaub in ihrer Heimat Ungarn machen. Die letzte Nacht vor ihrer Abreise übernachtete sie bei uns und als sie am nächsten Tag das Haus verließ schaute ich ihr aus DEM Fenster nach. Sie drehte sich im Hof noch einmal um, schaute zu mir hinauf und winkte mir zu. Auch diesen Blick kann ich bis heute nicht vergessen. Ich sah darin ihre grenzenlose Liebe, aber auch all ihre Traurigkeit.
Dann hörte ich lange Zeit nichts von ihr. Anrufe auf dem Handy landeten grundsätzlich auf der Mailbox, SMS blieben unbeantwortet. Nach über drei Wochen rief ich bei der Arbeitsstelle ihrer Mutter an um eventuell zu erfahren ob man dort weiß wo die beiden geblieben sind. Um so überraschter war ich als ich erfuhr, dass die Mutter schon zurück aus Ungarn ist und ihre Tochter, also meine Freundin, mit ihrem Cousin in Braunschweig wäre um dort noch ein paar Urlaubstage zu verbringen. Ich war darüber so sauer dass ich mir eine Flasche Schnaps reingezogen habe und in besoffenen Zustand eine bitterböse SMS geschrieben habe. Ich weiß nicht mehr genau was, aber es ging ziemlich unter die Gürtellinie. Auch diese SMS blieb zunächst unbeantwortet ...
Am nächsten Tag geschah dann etwas was der Anfang eines Prozesses war, der aus mir einen völlig anderen Menschen gemacht hat. Obwohl ich am Vortag reichlich getrunken hatte ging's mir anfangs sehr gut an diesem Tag. Ich war einen Kumpel besuchen, es war ein herrlicher Sommertag und auf dem Nachhauseweg merkte ich dass mein Handy in der Hosentasche vibriert. Es war eine Antwort auf die SMS die ich am Vortag meiner Freundin geschrieben hatte. Die SMS war ellenlang und weil ich immer noch sauer auf sie war las ich die Nachricht nur ganz flüchtig. Eigentlich interessierte es mich ja gar nicht ... Ich steckte das Handy wieder in die Tasche als mich auf einmal ein Gefühl überkam, dass ich so noch nie hatte. Als Erstes wurde mir sauübel. Anders kann man es nicht bezeichnen, sorry. Es dröhnte in meinem Kopf, es war eine völlige Leere und ich hörte meine Stimme selbst zu mir sprechen. Ich hörte dass ich doch mal schauen soll was ich für ein Versager bin, dass ich bis jetzt nichts auf Reihe gekriegt habe. Nur ich selbst bin mir wichtig, was andere denken und fühlen ist mir scheiß egal. Mir ging es richtig elend und als ich zu Hause war legte ich mich ins Bett um zu schlafen. Heute glaube ich dass diese Stimme mein "inständiges Gewissen" war. Mein Über-Ich, mein Höreses Selbst. Als ich aufwachte ging es mir zwar besser, aber mein Unterbewusstsein meldete sich ganz klar bei mir. Du hast die Liebe dieser Frau verloren. Der Einzige Mensch, der dich wirklich jemals von Herzen geliebt hat, wird nicht mehr um dich kämpfen.
Sie nahm sich eine eigene Wohnung, allerdings in meiner Nähe. Sie sagte so fühle sie sich sicherer weil sie weiß, dass ich im Notfall immer für sie da sein werde oder umgekehrt, wie wir es uns gewschworen hatten. Ja, trotz allem, die innere Bindung unserer Seelen war ungebrochen.
Es begann für mich eine lange Zeit des Alleinseins. In dieser Zeit hab ich viel mit meinem Über-Ich "geredetet". Mir ist klar geworden, dass ich eine Mauer um mich gebaut hatte, dass ich in einer "Festung" lebte in die ich keinen Menschen rein lies. Ich konnte keine Liebe zeigen, weil ich gar nicht wusste was Liebe war. Woher auch wenn man es nicht mal als Kind gelernt hat? Ich befasste mich dann immer intensiver mit meinem Ich, mit meiner Seele, mit Gott und dem Tod. Erst jetzt, mit 45 Jahren kann ich sagen dass ich wirklich erwachsen geworden bin. Ich weiß jetzt dass ich schon gelebt habe und wiedergeboren werde und ich weiß auch, dass meine Seele in diesem Leben eine Aufgabe zu erfüllen hat. Ich beschäftige mich in letzter Zeit besonders damit was geschieht mit der Seele beim Sterben, wo kommt sie hin? Wie lange bleibt sie dort, was macht sie dort? Und vor allem: Was geschieht, wenn ich meine Aufgabe in diesem Leben nicht erfülle? In letzter Zeit überkommt mich immer öfter das Gefühl einer Sehnsucht nach dem Jenseits. Ich möchte gerne dort hin, versuche Kontakt mit verstorbenen Verwandten aufzunehemen, was mir aber bis jetzt nicht wirklich gelungen ist. Ich denke überhaupt nicht daran mich selbst umzubringen. Trotzdem wünsche ich mir manchmal abends beim Einschlafen dass "ihr mich in dieser Nacht ruhig rüberholen könnt". Aber ich bekomme immer wieder nur die Antwort, dass ich erst noch meine Aufgabe zu erfüllen habe. Aber ich denke, ich habe in diesem Leben versagt und werde meine Aufgabe nicht mehr schaffen. Weil ich noch nicht mal weiß, was meine Aufgabe ist.
Mittlerweile bin ich in eine andere Stadt gezogen, aber wir sind immer noch in ständigem Kontakt. Wir wissen beide, ganz tief in unserem Inneren ist noch dieses Band, das uns so fest verbindet. Wir haben uns geschworen, dass wir es im nächsten Leben noch einmal miteinander versuchen. Wenn es denn geht. Ich lebe inzwischen in total ärmlichen Verhältnissen aber das macht mir überhaupt nichts aus. Ich jammere nicht rum sondern versuche mich mit dem einen oder anderen Nebenjob über Wasser zu halten. Ich bin tatsächlich halbwegs zufrieden so wie ich jetzt lebe, aber irgend etwas fehlt noch. Ich weiß ich MUSS noch was erledigen in diesem Leben, ich weiß nur nicht was.
Wie "erfahre" ich was ich für eine Aufgabe in diesem Leben habe?
Warum habe ich manchmal Sehnsucht nach dem "drüben" wo die verstorbenen Seelen sind?
Warum beschäftige ich mich so oft mit meinem Tod?
Welche Rolle spielt meine Freundin? Manchmal denke ich die fünf Jahre unserer Beziehung waren nur dafür da, mir zu zeigen dass ich die falsche Richtung in meinem Lebensweg gegangen bin, um über mich und mein Leben nachzudenken.
lg yorik
Ich hoffe Ihr seid mir nich bös wenn mein erster Beitrag etwas ausführlicher ist. Aber ich stehe momentan an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich nicht weiß wie es weiter gehen soll.
Vor ziemlich genau fünf Jahren, kurz vor Weihnachten 2002, habe ich meine spätere Freundin während eines Praktikums kennengelernt. Blöderweise haben wir uns in einander verknallt und ich bin Hals über Kopf mit zu ihr in eine andere Stadt gezogen. Wir haben quasi bei "null" angefangen, es war eine sehr schöne Zeit. Schon damals habe ich mich manchmal gefragt, warum ich mich ausgerechnet in diese fast zehn Jahre jüngere Frau verliebt habe. Eigentlich entspricht sie ja überhaupt nicht meinem Typ. Sie ist eine sehr hübsche, schwarzhaarige Südländerin mit entsprechendem Temperament, während ich eigentlich eher die europäische leichte Kost bevorzuge ;-) Wir hatten beide von Anfang an das Gefühl, dass unsere Seelen verwandt sind, dass wir uns von früher kennen und wir für immer zusammen gehören.
Wie ich schon sagte, stammt sie aus dem südeuropäischen Raum und die Wurzeln ihrer Familie reichen sehr weit zu den Zigeunern zurück. Von daher hat sie auch eine besonderen Bezug zu allem Übersinnlichen. Sie glaubt an ein Leben nach dem Tod, sie hat bzw. hatte Kontakt zu ihrem verstorbenen Vater und sie erzählte mir auch, dass sie schon zweimal eine Begenung mit einer weißhaarigen alten Frau hatte, die sie ganz lieb und freundlich bat mitzukommen, als sie sehr krank war. Das geschah in Anwesenheit weiterer Personen die von der alten Frau zwar nichts sahen oder hörten, aber sagten dass es in dem Moment im Raum eisig kalt gewesen ist.
Wir haben es uns gegenseitig wirklich nicht leicht gemacht während unserer Beziehung. Südländisches Temperament gepaart mit deutscher Sturheit. Das war ja klar, das konnte nicht gut geh'n. Ich habe damals oft daran gedacht mich von ihr zu trennen, obwohl mir klar war dass sie mich unendlich liebte und dass sie an meiner Gefühlskälte verzweifelte. Ich liebte sie ja auch, nur ich konnte es ihr nicht zeigen und ich sah damals keine Veranlassung mein Verhalten ihr gegenüber irgendwie zu ändern, manchmal genoss ich es sogar sie leiden zu sehen.
An einem schwülen Sonntagabend im Sommer 2003 saßen wir beide vor dem Fernseher. Sie auf der Couch, ich in meinem Sessel. In meinem Kopf hatte sich wieder mal der Gedanke einer Trennung festgestezt und ich telefonierte mit einem Bekannten darüber. Plötzlich stand meine Freundin wortlos auf, ging zum weit offen stehenden Wohnzimmerfenster, setzte sich auf die Fensterbank und drehte sich mit den Füßen in Richtung Hof. Schon als sie in Richtung Fenster ging sah ich an ihrem Gesichtsausdruck, dass da etwas nicht stimmt. Das Unglaubliche ist auch, dass ich genau dieses Szenario, wie sie aus dem Fenster springt, schon -zig mal in Gedanken vor mir gesehen habe. In den Wochen bevor es tatsächlich passierte hab ich ab und zu diese Szene genau so wie sie ablief schon vorhergesehen. Nur was dann kommt sollte noch viel schlimmer werden. Ich sprang zum Fenster und bekomme meine Freundin an beiden Handgelenken noch zu fassen. Ich sehe heute noch ihren Blick, wie sie fragend aber nicht ängstlich zu mir hoch schaut. Es war schwül an dem Tag und ich spürte ziemlich schnell, dass ich sie nicht lange so halten kann. Sie rutschte mir langsam aus den Händen. Aus Verzweiflung begann ich laut um Hilfe zu schreien und während ich sie noch hielt, sah ich im Hof eine ältere Frau in einem alten Kleid stehen. Sie Stand ganz still und schaute zu uns herauf. Ich schrie sie an sie solle doch Hilfe holen, aber sie rührte sich nicht. Sie schaute nur zu uns herauf. Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, bis mir meine Freundin aus den Händen gerutscht ist. Ich weiß nur, dass es mir unendlich lange vorkam bis sie auf dem Boden vor dem Haus aufschlug während ich fassungslos hinterher schaute. Wie von Sinnen schrie ich aus dem Fenster um Hilfe und merkte, dass die Frau die gerade noch unten stand, nicht mehr da war. Ich konnte mir in diesem Moment nicht vorstellen wo sie auf einmal hin war, die Polizei sagte mir aber dass da niemand gewesen wäre. Nur ein Mann von der gegenüberliegenden Hofseite hat meine Hilferufe gehört und den Notruf gewählt. Wir, also meine Freundin und ich, glauben dass die Frau im Hof ihr Schutzengel war, wobei SIE sogar glaubt dass es die alte Frau war, die sie schon zwei mal mitnehmen wollte. Ich kann das natürlich nicht beurteilen aber die Frau die ICH im Hof stehen sah war zwar alt, aber hatte keine weißen Haare.
Meine Freundin wurde mit schweren inneren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wo sie sofort notoperiert wurde. Der Arzt sagte mir dass es nicht gut um sie steht und wir abwarten müssen. Sie wurde ins künstliche Koma gelegt. Später hat sie mir erzählt, dass sie während der Zeit im Koma an einem ganz schrecklichen Ort gewesen ist. Es war dort düster und kalt und um sie herum waren riesige Berge von "untoten Leichen", von denen viele wie unter schrecklichen Qualen jammerten und stöhnten. Sie glaubt dass ihr dieser Ort gezeigt wurde damit sie weiß wo die hinkommen die sich selbst das Leben nehmen. Sie sagt dass es dort so schrecklich war, dass sie niemals wieder versuchen wird sich selbst das Leben zu nehmen. Aus Angst an diesen Ort zurück zu müssen.
Leider hat das ganze Ereigniss nicht dazu geführt, dass ich mein Verhalten ihr gegenüber großartig geändert habe. Ihr sehnlichster Wunsch war es, mit mir eine eigene kleine Familie zu gründen, unser "Kiddie" wie sie es immer nannte, großziehen. Ich wünschte mir das ja innerlich auch, aber ich fühlte mich einfach "noch" nicht in der Lage dazu. Und das mit über vierzig Jahren, das muss man sich mal vorstellen! Sie litt unendlich, ich bekam das auch mit. Ich sehe heute noch ihr Gesicht, wie sie einmal vor mir stand und mit Tränen in den Augen zu mir sagt: "Liebling... was ist blos aus Dir geworden...?"
Sie kam immer seltener nach Hause, blieb manchmal tagelang bei ihrer Mutter die 25 km entfernt wohnte. Mir machte das anfangs nichts aus, ich hatte meine Ruhe zu Hause, wusste meine Frau war "gut aufgehoben", mir gings nicht schlecht, was wollte ich mehr? Drei Jahre nach diesem Fenstersturz, im Sommer 2006, wollte sie mit Ihrer Mutter für drei Wochen Urlaub in ihrer Heimat Ungarn machen. Die letzte Nacht vor ihrer Abreise übernachtete sie bei uns und als sie am nächsten Tag das Haus verließ schaute ich ihr aus DEM Fenster nach. Sie drehte sich im Hof noch einmal um, schaute zu mir hinauf und winkte mir zu. Auch diesen Blick kann ich bis heute nicht vergessen. Ich sah darin ihre grenzenlose Liebe, aber auch all ihre Traurigkeit.
Dann hörte ich lange Zeit nichts von ihr. Anrufe auf dem Handy landeten grundsätzlich auf der Mailbox, SMS blieben unbeantwortet. Nach über drei Wochen rief ich bei der Arbeitsstelle ihrer Mutter an um eventuell zu erfahren ob man dort weiß wo die beiden geblieben sind. Um so überraschter war ich als ich erfuhr, dass die Mutter schon zurück aus Ungarn ist und ihre Tochter, also meine Freundin, mit ihrem Cousin in Braunschweig wäre um dort noch ein paar Urlaubstage zu verbringen. Ich war darüber so sauer dass ich mir eine Flasche Schnaps reingezogen habe und in besoffenen Zustand eine bitterböse SMS geschrieben habe. Ich weiß nicht mehr genau was, aber es ging ziemlich unter die Gürtellinie. Auch diese SMS blieb zunächst unbeantwortet ...
Am nächsten Tag geschah dann etwas was der Anfang eines Prozesses war, der aus mir einen völlig anderen Menschen gemacht hat. Obwohl ich am Vortag reichlich getrunken hatte ging's mir anfangs sehr gut an diesem Tag. Ich war einen Kumpel besuchen, es war ein herrlicher Sommertag und auf dem Nachhauseweg merkte ich dass mein Handy in der Hosentasche vibriert. Es war eine Antwort auf die SMS die ich am Vortag meiner Freundin geschrieben hatte. Die SMS war ellenlang und weil ich immer noch sauer auf sie war las ich die Nachricht nur ganz flüchtig. Eigentlich interessierte es mich ja gar nicht ... Ich steckte das Handy wieder in die Tasche als mich auf einmal ein Gefühl überkam, dass ich so noch nie hatte. Als Erstes wurde mir sauübel. Anders kann man es nicht bezeichnen, sorry. Es dröhnte in meinem Kopf, es war eine völlige Leere und ich hörte meine Stimme selbst zu mir sprechen. Ich hörte dass ich doch mal schauen soll was ich für ein Versager bin, dass ich bis jetzt nichts auf Reihe gekriegt habe. Nur ich selbst bin mir wichtig, was andere denken und fühlen ist mir scheiß egal. Mir ging es richtig elend und als ich zu Hause war legte ich mich ins Bett um zu schlafen. Heute glaube ich dass diese Stimme mein "inständiges Gewissen" war. Mein Über-Ich, mein Höreses Selbst. Als ich aufwachte ging es mir zwar besser, aber mein Unterbewusstsein meldete sich ganz klar bei mir. Du hast die Liebe dieser Frau verloren. Der Einzige Mensch, der dich wirklich jemals von Herzen geliebt hat, wird nicht mehr um dich kämpfen.
Sie nahm sich eine eigene Wohnung, allerdings in meiner Nähe. Sie sagte so fühle sie sich sicherer weil sie weiß, dass ich im Notfall immer für sie da sein werde oder umgekehrt, wie wir es uns gewschworen hatten. Ja, trotz allem, die innere Bindung unserer Seelen war ungebrochen.
Es begann für mich eine lange Zeit des Alleinseins. In dieser Zeit hab ich viel mit meinem Über-Ich "geredetet". Mir ist klar geworden, dass ich eine Mauer um mich gebaut hatte, dass ich in einer "Festung" lebte in die ich keinen Menschen rein lies. Ich konnte keine Liebe zeigen, weil ich gar nicht wusste was Liebe war. Woher auch wenn man es nicht mal als Kind gelernt hat? Ich befasste mich dann immer intensiver mit meinem Ich, mit meiner Seele, mit Gott und dem Tod. Erst jetzt, mit 45 Jahren kann ich sagen dass ich wirklich erwachsen geworden bin. Ich weiß jetzt dass ich schon gelebt habe und wiedergeboren werde und ich weiß auch, dass meine Seele in diesem Leben eine Aufgabe zu erfüllen hat. Ich beschäftige mich in letzter Zeit besonders damit was geschieht mit der Seele beim Sterben, wo kommt sie hin? Wie lange bleibt sie dort, was macht sie dort? Und vor allem: Was geschieht, wenn ich meine Aufgabe in diesem Leben nicht erfülle? In letzter Zeit überkommt mich immer öfter das Gefühl einer Sehnsucht nach dem Jenseits. Ich möchte gerne dort hin, versuche Kontakt mit verstorbenen Verwandten aufzunehemen, was mir aber bis jetzt nicht wirklich gelungen ist. Ich denke überhaupt nicht daran mich selbst umzubringen. Trotzdem wünsche ich mir manchmal abends beim Einschlafen dass "ihr mich in dieser Nacht ruhig rüberholen könnt". Aber ich bekomme immer wieder nur die Antwort, dass ich erst noch meine Aufgabe zu erfüllen habe. Aber ich denke, ich habe in diesem Leben versagt und werde meine Aufgabe nicht mehr schaffen. Weil ich noch nicht mal weiß, was meine Aufgabe ist.
Mittlerweile bin ich in eine andere Stadt gezogen, aber wir sind immer noch in ständigem Kontakt. Wir wissen beide, ganz tief in unserem Inneren ist noch dieses Band, das uns so fest verbindet. Wir haben uns geschworen, dass wir es im nächsten Leben noch einmal miteinander versuchen. Wenn es denn geht. Ich lebe inzwischen in total ärmlichen Verhältnissen aber das macht mir überhaupt nichts aus. Ich jammere nicht rum sondern versuche mich mit dem einen oder anderen Nebenjob über Wasser zu halten. Ich bin tatsächlich halbwegs zufrieden so wie ich jetzt lebe, aber irgend etwas fehlt noch. Ich weiß ich MUSS noch was erledigen in diesem Leben, ich weiß nur nicht was.
Wie "erfahre" ich was ich für eine Aufgabe in diesem Leben habe?
Warum habe ich manchmal Sehnsucht nach dem "drüben" wo die verstorbenen Seelen sind?
Warum beschäftige ich mich so oft mit meinem Tod?
Welche Rolle spielt meine Freundin? Manchmal denke ich die fünf Jahre unserer Beziehung waren nur dafür da, mir zu zeigen dass ich die falsche Richtung in meinem Lebensweg gegangen bin, um über mich und mein Leben nachzudenken.
lg yorik