Wann und wie wird Gebrauch zu Mißbrauch?

Du meinst, eine stillende Mutter empfindet einen Mangel? Darum stillt sie?

Na klar! Sie fühlt den Mangel ihres Baby und hat das Bedürfnis, diesen Mangel zu stillen.

Du gehst bei Deinen Überlegungen von einem Mangel als Ursache aus - ich von Liebe.

Bedürfnisbefriedigung schließt doch Liebe nicht aus, oder?

Wenn Du jemanden liebst, hast Du dann das Gefühl, Du würdest das aus einem Mangel heraus tun?

Du meinst mit "Liebe" diese warme Gefühl von Zuneigung für ein anderes Wesen? Ja, wenn du das meinst, in der Tat, ich habe das Bedürfnis danach zu lieben und geliebt zu werden. Und ein Bedürfnis nach etwas setzt immer ein Mangelempfinden voraus und das Objekt meiner Liebe soll diesen Mangel stillen. Ist natürlich wenig schmeichelhaft, aber bei näherer Betrachtung, scheint es mir doch so zu sein:D.
Wenn jemand z.B. unbedingt ein Kind oder ein Haustier möchte, warum? Hat doch wohl damit zu tun, dass er etwas will, was er lieben und versorgen kann, oder? Und wenn man das Bedürfnis danach hat, etwas zu lieben und zu versorgen, dann doch wohl, weil man da aktuell einen Mangel empfindet, oder?
Wenn jemand unbedingt einen Partner will, warum? Ist dasselbe, oder? Wenn jemand will, dass der Partner nur für einen da ist (und z.B. nicht "untreu" wird), dann erhebt er Besitzansprüche auf das Objekt seiner Liebe. Warum? Weil ihm ohne diesen Besitz etwas fehlt, oder?

Liebe Grüße

Tanita
 
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Nachtrag: Da ich selbst gestillt habe, weiß ich, dass es die Hölle ist, wenn man vom Kind nicht mehr "gebraucht" wird! Als mein Sohn sich selbst abstillte, war 's es wiklich höllisch, bis die Milchdrüsen ihre Produktion eingestellt hatten und wieder "normal" waren!
Was mich mal wieder auf philosophische Gedanken bringt! Wenn man selbst Überfluß hat, möchte man automatisch abgeben! Hat man aber Mangel, ist es furchtbar, wenn jemand noch was von einem will!

Hah, um beim Bild der stillenden Mutter zu bleiben, es wird doch geradezu zu einer Qual, wenn man Überfluß hat und nichts abgeben kann:). So herum braucht die Mutter ja ebenfalls ihr Kind, "benutzt" es, um ihren schmerzhaften Überfluß loszuwerden.
Also, ich kann es drehen und wenden wie ich will, Bedürfnisbefriedigung schließt liebevolle Gefühle überhaupt nicht aus. Es ist sowohl möglich, aus ganzem liebenden Herzen zu geben und zu nehmen und dabei beider Bedürfnisse zu befriedigen. Wo aber kommt nun der Knick in der ganzen Geschichte, die dieses gegenseitige - unbewußt oder bewußte - agreement zu einem Mißbrauch werden läßt. Wieso gibt eine Frau z.B. gerne und aus ganzem Herzen ihrem Kind die Brust, das dann ganz eigennützig und egoistisch daran herumsaugt und sich überhaupt gar keine Gedanken darüber macht, was es nun im Gegenzug der Mutter dafür gibt. Und wieso verweigert sich dieselbe Frau ihrem Mann, bzw. gibt, aber nicht aus ganzem Herzen, weil sie z.B. zu fühlen glaubt, dass er sie gar nicht meint, sondern nur benutzt?

Tanita
 
Hah, um beim Bild der stillenden Mutter zu bleiben, es wird doch geradezu zu einer Qual, wenn man Überfluß hat und nichts abgeben kann:). So herum braucht die Mutter ja ebenfalls ihr Kind, "benutzt" es, um ihren schmerzhaften Überfluß loszuwerden.
Also, ich kann es drehen und wenden wie ich will, Bedürfnisbefriedigung schließt liebevolle Gefühle überhaupt nicht aus. Es ist sowohl möglich, aus ganzem liebenden Herzen zu geben und zu nehmen und dabei beider Bedürfnisse zu befriedigen. Wo aber kommt nun der Knick in der ganzen Geschichte, die dieses gegenseitige - unbewußt oder bewußte - agreement zu einem Mißbrauch werden läßt. Wieso gibt eine Frau z.B. gerne und aus ganzem Herzen ihrem Kind die Brust, das dann ganz eigennützig und egoistisch daran herumsaugt und sich überhaupt gar keine Gedanken darüber macht, was es nun im Gegenzug der Mutter dafür gibt. Und wieso verweigert sich dieselbe Frau ihrem Mann, bzw. gibt, aber nicht aus ganzem Herzen, weil sie z.B. zu fühlen glaubt, dass er sie gar nicht meint, sondern nur benutzt?

Tanita


Ich denke, es kommt daher, weil sehr viele Menschen einfach in wichtigen Bedürfnissen Mangel erleiden mussten! Und wenn man diesen Mangel nicht durch Arbeit an sich selbst beheben kann, dann sind jede Forderung und Erwartungen an einen einfach eine Qual! Man kann erst geben, wenn man auch nehmen und sich wieder erfüllen kann! :) Um im Bild zu bleiben, wenn das Kind an einer vollen Brust saugt, dann GIBT es der Mutter Erleichterung! Saugt es aber an einer leeren, dann QUÄLT es! Ohne es zu beabsichtigen, natürlich, denn das Kind kann ja nix dafür! (Und die Mutter eigentlich auch nicht! Seufz! Das sind diese Teufelskreise!)


LG

believe :)
 
Hallo,

also meiner Meinung nach ist das so:

bei unbelebten Objekten ("Dingen"): wenn man sie nicht dazu benutzt, wozu sie vorgesehen sind (z.B. sich mit dem Löffel am Ohr kratzen).
Oder (bei Mediakmenten u.ä.) wenn man nicht ohne auskommt oder sie eben zweckentfremdet.

bei Menschen (oder allg. Lebewesen): wenn man nur auf sie zukommt / an sie denket, wenn man HIlfe braucht oder ihre Bedürfnisse ignoriert (u nur an sich denkt).

lg, D
 
Hm, Tanita! :)

Ich glaub fast, das ist gar nichts Äußerliches! Irgendwo möchte sich doch fast jeder Mensch gebraucht fühlen, weil wir ja soziale Wesen sind und auch für andere, vor allem geliebte Menschen da sein wollen!
Gebrauchen wir aber GEGEN den Willen, egal ob dem des Anderen oder gegen den eigenen, dann ist es Mißbrauch!
Und ich denke, wir spüren sehr genau, wo wir mißbraucht werden oder uns auch mißbrauchen lassen, bzw. den Anderen misbrauchen! Nur wollen wir es oft - verständlicherweise - aus Angst vor allem Möglichen nicht wahrhaben! Ich fürchte auch, dass wir gar nicht so schnell damit aufhören können, weil ja viele (gefühlte) Missbräuche gesetzlich festgelegt sind, z.B. der Schulzwang!
Aber für Kinder, die gerne und freiwillig in die Schule gehen, ist es wiederum doch kein Zwang! Sehr komplex, das Thema!

Ich würde es trennen, zur Schule gehen wir um zu lernen und das ist auch üblich, weil wir das lernen oder auch diese Verhaltenweise brauchen im täglichen Leben. Das man das als Zwang ansieht müsste man gnau hinsehen
Das was wir mit uns gegenseitig machen muss auf Freiwilligkeit beruhen. Und das Baby braucht die Brust der Mutter, aber es gibt eine andere Möglichkeit die sich empfielt, wenn man Unterwegs ist. denn nicht jeden ist es angenehm die Brust auszupacken, wenn man kein stilles Örtchen findet. Aber ich habe auch die Pflicht mein Kind zu nähren. Wir gebrauchen uns gegenseitig wie auch verschiedene Tiere.
 
Ich komme einfach nicht weiter, dabei martert mich dieses Thema. Ich versuch`s nochmal; vielleicht klang meine Fragestellung zu "verkopft". Deswegen hier mein aktueller praktischer Bezug:

Meine große Liebe sind Pferde, keineswegs nur zum Reiten, aber ich reite eben auch gerne - zur Zeit. Hätte ich Gelegenheit auf einem freien Pferd zu reiten (sprich: keinerlei Zaumzeug/Trense und Sattel), dann würde sich mir die Frage so vielleicht nicht stellen; denn ohne jegliche Kontrollmittel könnte das Pferd mir sehr schnell sehr deutlich machen, was es will und was nicht. Die Sache wäre also klar. Nun habe ich aber kein eigenes Pferd und da wo ich reite, da wird eben mit den üblichen Hilfs-(Kontroll)mitteln geritten. Und das Reiten bringt mir dort sehr viel Spaß, weil ich - endlich - eine tolle Lehrerin gefunden habe, die in Sachen sinnvoller Unterrichtsgestaltung total auf meiner Linie liegt. Ich will also nicht einfach auf das Reiten verzichten, was ich vorher durchaus tat als die Umstände für mich nicht stimmig waren.

Nun sind die Pferde, die ich dort reite, ausgsprochen lieb und gutmütig und lassen sich ohne Protest satteln und das kalte Metall ins Maul schieben (das ich vorher immer ewig in meinen Händen erwärme, damit`s nicht ganz so schlimm ist). Und ich fühle mich dennoch ein wenig unwohl dabei. Sie äußern zwar keinen Protest, aber vielleicht bekomme ich diesen Protest nur nicht mit? Vielleicht sind sie wie resignierte Sklaven,die aufgegeben haben, sich zu wehren? Gebrauche ich diese Pferde zu meiner egoistischen Bedürfnisbefriedigung (Verfeinerung meiner Körperwahrnehmung) mit ihrem Einverständnis oder mißbrauche ich meine menschliche Macht? Wie gesagt, bei offenem Widerstand wäre die Sache klar und ich würde verzichten, bzw. 2 Schritte zurücktreten und die Sache anders angehen. Aber wie, wenn ich gar keinen Widerstand wahrnehme? Während des Unterrichts ist es so, dass wir bei einem auftretenden Widerstand auf Pferdeseite da niemals einfach drüber hinweggehen und nun mit Zwang meinen Willen durchzusetzen versuchen. Wir schauen dann immer, was bei mir noch "schief" ist, korrigieren das bei mir und versuchen es erst dann wieder mit dem Pferd. Und nach Korrektur bei mir ist der Widerstand beim Pferd jedesmal verschwunden. Das sind aber Widerstände, die das Pferd deutlich zum Ausdruck bringt. Wie aber ist es mit eventuell vorhandenen Widerständen, die es eben nicht zum Ausdruck bringt, weil es einfach gelernt hat, damit zu leben und daran gewöhnt ist?

Woran merke ich, dass ich jemanden nur "nutze" (mit sehr warmen und liebevollen Gefühlen) oder dass ich jemanden mißbrauche? Mensch, ist das schwierig.
Vielleicht ist aber für Euch jetzt verständlicher, was ich meine?

Liebe Grüße

Tanita
 
Hi, Tanita!


Ich fürchte, hier auf dieser Erde kommt man nicht drumrum auch "Täter" zu sein! Ist einfach so, was will man machen? Entziehen könnte man sich nur, indem man auf eine einsame Insel geht, wo es genügend Früchte als Nahrung gibt! Aber wo gibt 's das schon, wo noch keiner drauf ist?
Ich denke, solange man nicht bewusst einem Anderen schaden will, ist es okay! Und wenn dein Pferd sich nicht wehrt, dann nimm es doch ernst! Wenn es jemand quälen würde, würde es sich doch bestimmt zu wehren versuchen, oder? :confused:


Liebe Grüße

believe :)
 
Hi believe:),

Ich fürchte, hier auf dieser Erde kommt man nicht drumrum auch "Täter" zu sein! Ist einfach so, was will man machen? Entziehen könnte man sich nur, indem man auf eine einsame Insel geht, wo es genügend Früchte als Nahrung gibt! Aber wo gibt 's das schon, wo noch keiner drauf ist?

Ja, und dann würde sich mir bestimmt die Frage stellen, ob ich diese Früchte nun gebrauche oder mißbrauche:D.

Ich weiß, dass wir nicht darumherumkommen, auch Täter zu sein und zwar umso ärger, umso mehr wir dagegen ankämpfen. Ich habe das gerade sehr gut beobachten können. Habe mich die letzten Tage in einem russischen Forum herumgetrieben, dass sich die "Horse Revolution" zum Ziel gesetzt hat. Jesus, Maria! Wie da die Köpfe rollen, wenn man nicht 100ig "systemkonform" ist.......

Also, ich weiß, ich bin Täterin und ich weiß, ich bin Opfer. Was ich suche, ist die Schnittmenge, das Ding dazwischen, the center of the universe;).

Ich denke, solange man nicht bewusst einem Anderen schaden will, ist es okay! Und wenn dein Pferd sich nicht wehrt, dann nimm es doch ernst! Wenn es jemand quälen würde, würde es sich doch bestimmt zu wehren versuchen, oder? :confused:

Ich weiß jetzt nicht, ob es mehr oder weniger okay ist ob man einem anderen bewußt oder unbewußt schadet. Aber womit Du recht hast, ist, dass ich die Pferde ernst nehmen solle, wenn sie sich nicht wehren. In meiner Angst, ihnen zu schaden, unterschätze ich sie vielleicht. Immerhin gibt es genug Pferde, die sich wehren, - auch wenn die Konsequenzen dann nur noch unangenehmer sind. In dem "Horse Revolution". Forum wird so argumentiert, dass sie sich nicht wehren, weil sie Angst vor den Konsequenzen haben. Möglicherweise aber ist das ja eine menschliche Projektion. Muß ich mal drüber nachdenken. Danke:)!

Tanita
 
Hallo Tanita!

Ich bin zwar kein Pferd, aber ich glaube, wenn Pferde sprechen könnten, würden sie uns mitteilen, dass sie sich ohne einen Menschen auf ihrem Rücken wohler fühlen. ;)
Du weißt das natürlich auch, darum schwankst Du wahrscheinlich zwischen Leidenschaft und schlechtem Gewissen. (So gehts möglicherweise auch manchem Ehemann, wenn seine Frau Migräne hat...:D)
Ich habe dieses Thema jahrelang mit meiner Tochter, einer begeisterten Reiterin, diskutiert. Sie ist derselben Meinung und reitet heute nicht mehr.

lg
Sunny
 
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Hi sunny:),

Ich bin zwar kein Pferd, aber ich glaube, wenn Pferde sprechen könnten, würden sie uns mitteilen, dass sie sich ohne einen Menschen auf ihrem Rücken wohler fühlen. ;)

Ja, ganz viele Pferde sprechen da ja auch eine sehr deutliche Sprache. Aber gilt das für alle zu jedem Zeitpunkt? Ist das nicht eine sehr individuelle Angelegenheit, die abhängig ist von der Entwicklung und Persönlichkeit des Pferdes und seines Menschen?

Du weißt das natürlich auch, darum schwankst Du wahrscheinlich zwischen Leidenschaft und schlechtem Gewissen. (So gehts möglicherweise auch manchem Ehemann, wenn seine Frau Migräne hat...:D)

Sehr guter Vergleich:D. Meine ich wirklich. Nur, in diesem Fall zeigt die Frau mit ihrer Migräne offensichtlich, was Sache ist. Und wenn mir ein Pferd offensichtlich zeigen würde, was Sache ist, dann würde ich das sofort respektieren. Heute! Früher nicht. Da war ich weniger feinfühlig.

Ich habe dieses Thema jahrelang mit meiner Tochter, einer begeisterten Reiterin, diskutiert. Sie ist derselben Meinung und reitet heute nicht mehr.

Und hat sie damit aufgehört aus mentaler Überzeugung oder weil es sich für sie nicht mehr stimmig anfühlte? Für mich macht das einen Unterschied. Höre ich auf zu rauchen, weil es "nicht gut" ist zu rauchen ( und beginne dafür Schokolade in mich hineinzustopfen, meinen Körper im Sport zu malträtieren oder meine Umgebung zu tyrannisieren, - wie es mein Schwager in seinen wiederkehrenden Rauchabstinenzanfällen tut:)) oder weil es sich nicht mehr gut anfühlt und mich einfach die Lust verläßt?

Tanita
 
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