Wann das Ego schlecht ist, und wann nicht

Paolo

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Zunächst muss man wissen was das Ego ist. Das Ego ist das „Ich“ im Gegensatz zum eigenen Körper, der dem Ich gehört, der aber nicht das Ich ist. Zusätzlich gibt es noch zwei andere Dinge, die gerne mit dem Ich verwechselt werden. Sigmund Freud sagte: „Der Mensch ist nicht Herr im eigenen Haus, er wird vom Unter- und vom Überbewusstsein bedrängt“. Diese beiden, das Unter- und das Überbewusstsein, sind nicht das Ego, aber sie spielen sich wie der Herr im Haus oftmals auf.
Freud war der Meinung, dass das Überbewusstsein sich aus dem Ego entwickelt. Er hat da etwas richtig gesehen, aber falsch interpretiert. Tatsächlich verhält es sich umgekehrt, das Ego ist aus dem Überbewusstsein entstanden.
Wenn wir von Bewusstsein sprechen, dann reden von nichtmateriellen „Sachen“. Wenn wir den Urknall vor 100 Milliarden Jahren ansetzen würden, so wäre vor dem Urknall das, was es knallen ließ. Das was es knallen ließ, ist Bewusstsein. Mit dem Urknall beginnt nicht nur die Materie, mit dem Urknall beginnt auch die Zeit, denn davor war Ruhe. Das heißt aber nicht dass davor nichts war. Davor war das ruhende Bewusstsein. Vor dem Urknall war nur tote Hose. Das muss man sich vorstellen, es tut sich nichts. Schlimmer noch das ruhende Bewusstsein hätte alles gekonnt, aber nichts ging ab, obwohl alles möglich gewesen wäre.
Aber irgendwann war irgendjemand die tote Hose zu langweilig, kam aus der Reserve und tat etwas. Die Tat bestand im Ausstrahlen von Licht. In der Bibel heißt es „und Gott sprach es werde Licht, und es ward licht. (1. Mos 1,3) Nun wie ich schon bei anderen Gelegenheiten sagte, ist der Gott in der Bibel ja so dargestellt, dass auch einfältige Menschen eine annähernde Vorstellung bekommen können. Für unsere heutige Zeit ist die biblische Darstellung von Gott, als alter Mann zu naiv.
Einen besseren Vergleich kennt der nördliche Buddhismus (Tibet, China, Japan). Sie sagen der Schöpfer ist wie ein Meer, und die Wassertropfen sind die Individuen. Kurz und gut, es gibt nicht nur einen einzigen Schöpfer, sondern viele.
Es hat also nicht ein einziges Individuum Licht geschaffen, sondern viele Individuen haben Licht geschaffen.
Der nächsten Bibelvers kommt einem als dichterische Ausschmückung vor, er heißt: „Da schied Gott das Licht von der Finsternis“. Tatsächlich passierte da aber etwas ungeheuer Wichtiges. Gewisser Maßen war die Situation die selbe, wie vor dem Einschalten des Scheinwerfers, der Scheinwerfer brannte zwar, aber sonst war wieder tote Hose, nur dass der Scheinwerfer die tote Hose nun sichtbar machte. Um es abstrakter auszudrücken, es war zwar eine Ursache da, aber keine Wirkung. Ja, da keine Wirkung da war, war man sich gar nicht sicher ob es überhaupt eine Ursache gibt. Wie ist das, wenn all dein Tun für die Katz ist, wenn du an eine tote Wand sprichst? Das lässt dich an dir selbst zweifeln. Du siehst, dieses Problem ist älter als der Urknall.
Für diese Problem sollte Abhilfe geschaffen werden, und die Lichterzeuger kamen überein, dass sie etwas unternehmen wollen, um festzustellen, ob sie nun Licht erzeugen oder nicht. Die Lösung bestand darin, dass sie etwas geschaffen werden sollte, welches das Licht wahrnehmen lässt. Nun war es aber so, dass man nur wusste, wie man Licht schafft, mehr wussten die Lichterzeuger nicht. Es musste etwas neues geschaffen werden, das kein Licht war.
Nach dem das Schöpfen grundsätzlich gelungen war - in der Bibel heißt es: „und sah, dass das Licht gut war“ - beginnt ein noch größere Schöpferakt als der erste.
Diejenigen, die das Licht erschaffen haben sollten nun etwas erschaffen, das kein Licht war, das aber bezeugt, dass Licht ausgestrahlt wird. Damit die Schöpfer nun nicht wieder das gleiche schaffen, wurde vereinbart, dass die Lichtschöpfer sich halbieren, und die eine Hälfte das Neue schafft und die andere Hälfte weiterhin das Licht schafft, zusätzlich sollte aber die Lichthälfte für die andere Hälfte da sein, aufpassen, dass sie nicht verloren geht, aber ihr völlige Freiheit lassen. Die Trennung der beiden Hälften war total, so dass die Neuschöpfer keine Verbindung zur anderen Hälfte hatten. Die Neuschöpfer sind das was wir als die Egos bezeichnen, und die Aufpasser und Schützer sind die, die wir als Gewissen bezeichnen. Dann ließen die Egos es knallen. Das Ergebnis war der Urknall.
Das biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn zeigt die Situation auf:

Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere unter ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, den Teil der Güter, der mir gehört. Und er teilte ihnen das Gut. Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog ferne über Land; und daselbst brachte er sein Gut um mit Prassen. Als er nun all das Seine verzehrt hatte, ward eine große Teuerung durch dasselbe ganze Land, und er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger desselben Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit Trebern, die die Säue aßen; und niemand gab sie ihm. Da schlug er in sich und sprach: Wieviele Taglöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Da er aber noch ferne von dannen war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Kleid hervor und tut es ihm an und gebet ihm einen Fingerreif an seine Hand und Schuhe an seine Füße, und bringt das Kalb, das wir gemästet haben, und schlachtets; lasset uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. Lk. 15,11-24

Der jüngere Sohn ist das Ego, der Vater das Überich. Der Jüngere Sohn ist der Schöpfer dessen, was anders, als das Licht ist, der Vater ist der Schöpfer des Lichts. Im Gleichnis verbindet sich dann das Ego noch mit dem Überich, was eine sehr schöne Erfahrung ist.

Die ursprüngliche Frage „Wann das Ego schlecht ist und wann nicht“ enthält von vorn herein einen Schwachpunkt, nämlich die Wertung „schlecht“.
Wo gehobelt wird fallen Späne. Wo gearbeitet wird, entstehen Fehler. Nichts falsch machen kann nur der, der nichts tut.

L.G.
Paolo
 
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lieber Palo,

sehr wichtig, was du schreibst:blume:

das Ego wird verwandelt
ohne dieses Ich ginge es gar nicht
aber es entickelt sich hinauf

da ich viel Steiner integriert habe
ist as Ich für mich essentiel!



Ali
:liebe1:
 
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Hi Paolo!

Interessantes Thema... Aber ein weiterer "Schwachpunkt" ist allgemein bei sowas, dass diese Thematik so schwer fassbar ist und es kaum möglich ist, klare Definitionen die auch wirklich sicher der Wahrheit entsprechen, zu finden. Daher gibt es viele Definitionen, sowohl von Ego, als auch Auffassungen wie Schöpfung geschah oder geschieht.

Eigentlich finde ich genau das irgendwie interessant. Ich meine, wir nehmen es als selbstverständlich hin, nicht zu wissen was wir wirklich sind, was unser Ursprung ist. Wir kennen grundlegende Wahrheiten nicht. Die allermeisten sagen lediglich, sie sind "Mensch" und glauben viel zu wissen. Es ist aber nicht schwer, mit ein bisschen rationalem Gebrauch des Verstandes alles als Glauben zu entlarven. Was wissen wir 100% sicher? Nur von der eigenen, irgendwie gearteten Existenz. Und diese Unwissenheit ist vollkommen selbstverständlich und nicht mal DAS Wissen ist bei vielen vorhanden... also das wir letztlich nichts wissen. Weiterhin ist es eigentlich verrückt das wir alles erforschen und zerdenken, aber den Denkvorgang selbst kaum kennen. Es ist offensichtlich, dass der Verstand Fehler machen kann und macht. Aber in jedem Moment wird ihm aufs Neue geglaubt. Es ist offensichtlich das man mit Gedanken bombardiert wird ohne sie bewusst zu veranlassen oder zu erzeugen. Wir verlieren uns in nutzlosen und sogar schädlichen Gedankenspiralen und erkennen gar nicht, dass wir uns da mit etwas identifizieren das uns eher aufgezwungen wird, als das wir es wählen. Das alles ist selbstverständlich. Die wenigsten sind bereit in Frage zu stellen was sie für Wahrheit halten, noch weniger sind bereit ihren Verstand bewusster zu überwachen um mal zu schauen was er ihnen den ganzen Tag lang so alles erzählt, und ob das wirklich sinnvoll und wahr und richtig ist, oder ob nicht die Ursache für das ständige Leiden, das auch als selbstverständlich hingenommen wird, vielleicht genau dort zu finden ist. Im eigenen Denken, das einem natürlich genau das Gegenteil erzählt und mit dem Finger auf alles und jeden als schuldig zeigt.

Und genau dieses Prinzip ist für mich das Ego. Es ist meiner Ansicht nach kein "etwas", sondern wirklich ein Denk-Prinzip. Und ich glaube nicht, dass es ein Teil des "persönlichen ICH" ist, sondern umgekehrt... Diese Art zu denken, erzeugt erst, natürlich nicht bewusst, den Ich-Gedanken, der in Wirklichkeit wirklich nur ein Gedanke ist der im Gedankenfluß allerdings häufig erscheint. Das zusammen läßt das wahrnehmende Bewusstsein sich dann für eine Persönlichkeit halten, die bestimmte Eigenschaften hat und andere nicht.

Wenn man mal darauf achtet, wie man denkt und wie man sich fühlt, wovon man überzeugt ist und was einen überzeugt sein läßt, kann man nach und nach schon erkennen, dass an diesem ganzen Denk-System etwas unwahr sein muss, dass da eine Täuschung vor sich geht. Wenn man als Gedankenspielerei mal alle Materie, Körper und Welt und jede körperliche Wahrnehmung, wegrechnet, wie auch jede Erinnerung... was bleibt? Lediglich eine Art bewusste Anwesenheit mit der Fähigkeit in jede Richtung frei zu denken die gewünscht ist. Interessanterweise tauchen ungewollte Gedanken nur auf, wenn man anfängt persönlich zu denken, auf Welt und Zeit bezogen. Sobald man gedanklich wieder "nach außen" geht, erscheinen sofort wieder die gedanklichen Amokläufe, die absolut grundlegend begrenzen, weil man sie für wahr hält. Sie definieren was und wozu man fähig ist, indem klare Grenzen aufgezeigt werden.

Interessant ist auch, wenn man sich mal fragt warum man diesen Gedanken glaubt. Nur deshalb, weil sie sozusagen "zeitliche Unterstützung" erfahren. Gedanken der Vergangenheit (Erinnerungen), die etwa sagen: "Es hat ja noch nie geklappt." und Vorstellungen in die Zukunft, "Es wird auch jetzt nicht funktionieren.", treten vollkommen automatisch auf. Nur wenige verstehen, dass auch diese Gedanken reiner Glaube sind, weil die Vergangenheit, wie auch die Zukunft genauso relativ und unbestimmt und im Fluß ist wie die Gegenwart. Zeit ist in gewisser Weise schon existent, aber nicht objektiv. Sie ist Vorstellung. Genau wie das ICH und das gesamte Ego-Prinzip. Ich frage mich, ob irgendetwas Objektives bleibt, würde man alle Wahrnehmungen löschen, ob man von einem "etwas" sprechen kann, das da ist.

VG,
C.
 
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