Wahrnehmungen sind von geistiger Natur

Bibo

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Hallooo!

Wahrnehmungen sind von geistiger Natur.

Visuelle Wahrnehmung: Es gibt das Krankheitsbild der Agnosie, z.B. die sogenannte Objektagnosie. Aufgrund einer neurologischen Erkrankung ist ein Mensch nicht mehr in der Lage, ein Objekt gemäß der Norm wahrzunehmen und es zu benennen. Er sieht z.B. ein gemeinhin bekanntes Objekt, z.B: einen Tisch, kann aber nicth erkennen, das es ein Tisch ist. In extremen Fällen kann er zwar das Objekt sehen, aber es nicht als Objekt wahrnehmen, das ist dann die sogenannte "Seelenblindheit". Ich habe aufgrund meines Berufes viel mit solchen Menschen zu tun und spreche also aus Erfahrung.

Handeln: Dann gibt es eine Form der Wahrnehmungsstörung, die sich auf das zielgerichtete Handeln bezieht, diese nennt man Apraxie. Ein Mensch mit entsprechender Hirnstörung kann einen Gegenstand nicht mehr handhaben oder eine bestimmte Routinehandlung nicht mehr ausführen, z.B. mit einer Zahnbürste umgehen.

Sprache: die Unfähigkeit, aufgrund einer Hirnstörung gesprochene oder gelesene Sprache zu verstehen oder zu produzieren. In extremen Fällen ist es so, daß der Mensch eine völlig unverständliche Sprache produziert und gehörte oder gelesene Sprache nicht versteht, ohne die geringste Wahrnehmung über diese Störung zu haben (sogenannte Aphasie).


Weiteres Beispiel: Psychosen. Ein Freund von mir hat vor einigen Jahren eine Psychose erlebt. Er sah schwarzgekleidete Ninja-Kämpfer, die durch sein Fenster zu ihm ins Zimmer kamen und ihn bedrohten. Er hörte eine laute Stimme, die ihn zum Tode verurteilte und aufforderte sich zu erhängen, was ein so unwiderstehlicher Befehl war, daß er ihm Folge leistete (er überlebte, weil seine Frau ihn rechtzeitig an der Türklinke an einem Gürtel hängend vorfand) Heute ist er davon frei und kann erzählen, wie er das alles erlebt hat. Es war für ihn eindeutig alles real, genau so wie die "ganz normale" Realität.

Daraus folgt für mich, daß Wahrnehmung allein etwas mit der geistigen Organisation, d.h. Zuordnung, Einordnung und Begriffsbestimmung geistiger Muster zu tun hat bzw. mit dem Abruf von erlernten Handlungsmustern.


Warum das für mich interessant ist?

Weil wir normalerweise meinen, die Welt sei gegeben, wie sie ist und nicht von unserer Wahrnehmung abhängig. Das ist schlicht und ergreifend einfach nicht so. Die Wahrnehmung der Welt ist nicht objektiv sondern ganz und gar abhängig von unserer Wahrnehmungsweise. Wie wir die Welt wahrnehmen ist allein von unserem Geist abhängig. Es gibt keine objektiv gegebene Welt da draußen, der wir als objektive Beobachter gegenüber stehen.

Bibo
 
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Hallooo!

Wahrnehmungen sind von geistiger Natur.

...............Es gibt keine objektiv gegebene Welt da draußen, der wir als objektive Beobachter gegenüber stehen.

Bibo

jo...deshalb kann es auch kein absolutes, objektives *Wissen* über irgendetwas oder sich selbst geben...sondern vielleicht eine Annäherung....
 
jo...deshalb kann es auch kein absolutes, objektives *Wissen* über irgendetwas oder sich selbst geben...sondern vielleicht eine Annäherung....

... nicht mal das glaub ich. Selbst die Annäherung ist ganz, ganz weit weg von objektiv...

Wie sich solche Menschen mit sehr starken neurologischen Störungen selbst empfinden, finde ich auch sehr interessant. Im Umgang mit ihnen merke ich in den seltensten Fällen eine Irritation über sich selbst von ihrer Seite aus. Es wird ihnen zwar von der "professionellen", d.h. therapeutischen Seite, oder auch von Seiten der sie umgebenenden "normalen" Menschen ständig rückgemeldet, daß was nicht mit Ihnen stimmt, sie selbst scheinen aber kaum etwas davon zu realisieren. Für sie ist zumindest die Sphäre ihrer Wahrnehmung ganz normal, d.h. einfach gegeben, so wie sie ist. Für mich folgt daraus, daß das Ich-Gefühl viel tiefer liegt, als die Wahrnehmungsfähigkeit. Es scheint etwas zu sein, daß unabhängig davon ist. Das jemand mit hirnorganischer Störung sein Ich in Frage stellt habe ich nur in "leichteren" Fällen erlebt, in Fällen also, wo der Betroffene noch in kommunikativen Kontakt zu Aussenwelt steht. Ist er davon abgeschnitten gibt es da keinen Austausch mehr, d.h. der Betroffenen ist so stark in seinem Kontakt zur Aussenwelt behindert, daß es gar nicht möglich ist, etwas über sein Ich-Empfinden zu erfahren.- eben nur indiretk durch die Art und Weise, wie er/sie sich gibt und vor allem durch die eigene Interpretation. .

Bibo
 
... nicht mal das glaub ich. Selbst die Annäherung ist ganz, ganz weit weg von objektiv...

Wie sich solche Menschen mit sehr starken neurologischen Störungen selbst empfinden, finde ich auch sehr interessant. Im Umgang mit ihnen merke ich in den seltensten Fällen eine Irritation über sich selbst von ihrer Seite aus. Es wird ihnen zwar von der "professionellen", d.h. therapeutischen Seite, oder auch von Seiten der sie umgebenenden "normalen" Menschen ständig rückgemeldet, daß was nicht mit Ihnen stimmt, sie selbst scheinen aber kaum etwas davon zu realisieren. Für sie ist zumindest die Sphäre ihrer Wahrnehmung ganz normal, d.h. einfach gegeben, so wie sie ist. Für mich folgt daraus, daß das Ich-Gefühl viel tiefer liegt, als die Wahrnehmungsfähigkeit. Es scheint etwas zu sein, daß unabhängig davon ist. Das jemand mit hirnorganischer Störung sein Ich in Frage stellt habe ich nur in "leichteren" Fällen erlebt, in Fällen also, wo der Betroffene noch in kommunikativen Kontakt zu Aussenwelt steht. Ist er davon abgeschnitten gibt es da keinen Austausch mehr, d.h. der Betroffenen ist so stark in seinem Kontakt zur Aussenwelt behindert, daß es gar nicht möglich ist, etwas über sein Ich-Empfinden zu erfahren.- eben nur indiretk durch die Art und Weise, wie er/sie sich gibt und vor allem durch die eigene Interpretation. .

Bibo

nochmal ein Ja...deshalb schrieb ich ja auch *vielleicht Annäherung*....und damit meinte ich den Bereich, der als halbwegs *normal* definiert wird...aber selbst der bleibt natürlich subjektiv....

unterm Strich kann es aus menschlicher Sicht keine objektive Wahrheit oder Wissen geben...schon allein deshalb nicht, weil *wir* nicht wissen können, ob es vielleicht nicht was ganz anderes gibt, wofür uns die Wahrnehmungsorgane oder was auch immer schlicht fehlen....
 
Hast Du mal das Buch von dem Neurologen Oliver Sacks "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte" ( ich hoffe, dass ich den Titel des Buches noch richtig in Erinnerung habe ) gelesen? Da werden viele solcher Fälle beschrieben, sehr interessant, aber immer sehr mitfühlend, dieser Neurologe behandelt diese Fälle nie von oben herab.
Wenn unser wichtigstes Werkzeug hier in der materiellen Welt nicht mehr funktioniert, kann man viele Dinge eben nicht mehr richtig wahrnehmen.
lg Siriuskind
 
nochmal ein Ja...deshalb schrieb ich ja auch *vielleicht Annäherung*....und damit meinte ich den Bereich, der als halbwegs *normal* definiert wird...aber selbst der bleibt natürlich subjektiv....

unterm Strich kann es aus menschlicher Sicht keine objektive Wahrheit oder Wissen geben...schon allein deshalb nicht, weil *wir* nicht wissen können, ob es vielleicht nicht was ganz anderes gibt, wofür uns die Wahrnehmungsorgane oder was auch immer schlicht fehlen....

Das ist sehr interessant. Selbst wenn wir im vollen Besitz unserer menschlichen geistigen Kräfte sind können wir nie sicher sein, ob es nicht noch eine Wahrnehmung "überhalb" unserer Wahrnehmung gibt. Ja, ein Mensch, der aus unserer Sicht seine Wahrnehmung verloren hat könnte sich vielleicht in Wahrheit gerade wegen dieses Verlustes in einer "höheren" oder einfach anderen Wahrnehmungswelt befinden. Dann wäre nicht er der Gestörte, sondern wir, die wir seine Art der Wahrnehmung nicht nach vollziehen können. Ich finde das sehr naheliegend. Damit wären wir, die "Gesunden" genauso in Frage gestellt, wie die von uns als "Kranke" definierten.

Ich finde es ganz spannend, mal von dem KOnzept Normalität/Gesundheit versus Krankheit/Gestörtheit abzusehen und für andere Wahrnehmngswelten offen zu bleiben.

Bibo
 
Ich gebe zu, unwichtig war es auch für mich nicht, dass meine Behauptungen was ich wahrnehme schon oft genug bestätigt wurden.

Der Unterschied zwischen mir und einem Wahnsinnigen besteht darin,
dass meine Verrücktheit ansteckend ist.

Das ist aus meiner Interessenalleinschaft.
Vielleicht ist das gar nicht so absurd. Es muss eben eine Verbindung bestehen
zwischen dem was man aus der Perspektive des Individuums wahrnimmt und
dem Gesamtgefüge. Und wenn diese Verbindung nicht besteht, man dies aber von seiner selbst erschaffenen Welt "glaubt", wird man eben schnell verrückt. Ich gebe dieser Zwielichtrealität schon genug Bedeutung in meinem Leben, man sollte vielleicht nicht übertreiben. Gewöhnliche Wahrnehmung ist Jahrmillionen erprobt (und selbst die funktioniert nicht immer), was ich da mache ist es aber sicher nicht. Ich denke aber, dass ich noch weiss was ich tue. Hoffentlich...
 
... nicht mal das glaub ich. Selbst die Annäherung ist ganz, ganz weit weg von objektiv...

Wie sich solche Menschen mit sehr starken neurologischen Störungen selbst empfinden, finde ich auch sehr interessant. Im Umgang mit ihnen merke ich in den seltensten Fällen eine Irritation über sich selbst von ihrer Seite aus. Es wird ihnen zwar von der "professionellen", d.h. therapeutischen Seite, oder auch von Seiten der sie umgebenenden "normalen" Menschen ständig rückgemeldet, daß was nicht mit Ihnen stimmt, sie selbst scheinen aber kaum etwas davon zu realisieren. Für sie ist zumindest die Sphäre ihrer Wahrnehmung ganz normal, d.h. einfach gegeben, so wie sie ist. Für mich folgt daraus, daß das Ich-Gefühl viel tiefer liegt, als die Wahrnehmungsfähigkeit. Es scheint etwas zu sein, daß unabhängig davon ist. Das jemand mit hirnorganischer Störung sein Ich in Frage stellt habe ich nur in "leichteren" Fällen erlebt, in Fällen also, wo der Betroffene noch in kommunikativen Kontakt zu Aussenwelt steht. Ist er davon abgeschnitten gibt es da keinen Austausch mehr, d.h. der Betroffenen ist so stark in seinem Kontakt zur Aussenwelt behindert, daß es gar nicht möglich ist, etwas über sein Ich-Empfinden zu erfahren.- eben nur indiretk durch die Art und Weise, wie er/sie sich gibt und vor allem durch die eigene Interpretation. .

Bibo

Weil es Äusserlichkeiten sind, die doch nicht bewirken, dass Du Dich selber nicht mehr im Innersten wahrnimmst.

Wenn ich aufgrund vegetativer Störungen nur noch die Hälfte von meinem leibhaftigen Gesicht mit irdischen Augen sehen kann, fehle ich mir doch nicht selber zur Hälfte.

Wenn ich aufgrund vegetativer Störungen zwar immer noch klar denken, doch aufgrund Schwierigkeiten mit dem Beherrschen der eigenen Zunge kein klares Wort mehr, sondern nur noch Kauderwelsch herausbringe, heißt es doch nicht, dass mir das Verständnis für mich selber fehlt.

Wenn ich aufgrund vegetativer Störungen meine leibhaftigen Augen nicht mehr unter Kontrolle habe, die wild herumrollen, heißt es doch nicht, dass ich nicht mehr klar wahrnehmen kann.

Wenn ich mich also vollkommen selbst unverwechselbar wahrnehme, so wird das doch nicht von neurologischen Aussetzern tangiert noch von psychotischen Angstzuständen kontrolliert, bin ich mir meiner wieder bewusst.

Bibo, Du schreibst doch selbst von Illusionen. Dass, das, was Du in Dir als getrennt von Dir wahrnimmst, nur eine Illusion ist. So ist es doch auch mit Filmen, die wir uns im Geist, in unserer Erinnerung vorführen und sie für leibhaftig - also real - halten, und dabei dieselben Emotionen wie in der Realität erleben. Bei psychotischen oder psychologischen Angstzuständen ist es jedoch die symbolische Verdeutlichung dessen, was uns unbewusst geblieben ist. Angstbilder machen Dir diese Angst bewusst, wenn erkannt wird, dass Film nicht vom Geist dessen zu trennen ist, der sie sich selber erzeugt. Fängt er an, sich selber Fragen dazu zu stellen. Warum diese Bilder und warum dieser speziell gewählte Ausdruck.

Wir kennen doch alle das Phänomen, dass wir im Traum flüchten wollen und doch nicht von der Stelle kommen. Und es ist sehr real. Obwohl in der Realität nichts geschehen ist, sondern wir nur liegengeblieben sind. ;)

Deswegen sind missverständliche Worte nicht das Gelbe vom Eye.
Sondern nur wir unmittelbar selbst für uns.

Was also genau ist Intelligenz?

 
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Weil es Äusserlichkeiten sind, die doch nicht bewirken, dass Du Dich selber nicht mehr im Innersten wahrnimmst.

Wenn ich aufgrund vegetativer Störungen nur noch die Hälfte von meinem leibhaftigen Gesicht mit irdischen Augen sehen kann, fehle ich mir doch nicht selber zur Hälfte.

Wenn ich aufgrund vegetativer Störungen zwar immer noch klar denken, doch aufgrund Schwierigkeiten mit dem Beherrschen der eigenen Zunge kein klares Wort mehr, sondern nur noch Kauderwelsch herausbringe, heißt es doch nicht, dass mir das Verständnis für mich selber fehlt.

Wenn ich aufgrund vegetativer Störungen meine leibhaftigen Augen nicht mehr unter Kontrolle habe, die wild herumrollen, heißt es doch nicht, dass ich nicht mehr klar wahrnehmen kann.

Wenn ich mich also vollkommen selbst unverwechselbar wahrnehme, so wird das doch nicht von neurologischen Aussetzern tangiert noch von psychotischen Angstzuständen kontrolliert, bin ich mir meiner wieder bewusst.

Bibo, Du schreibst doch selbst von Illusionen. Dass, das, was Du in Dir als getrennt von Dir wahrnimmst, nur eine Illusion ist. So ist es doch auch mit Filmen, die wir uns im Geist, in unserer Erinnerung vorführen und sie für leibhaftig - also real - halten, und dabei dieselben Emotionen wie in der Realität erleben. Bei psychotischen oder psychologischen Angstzuständen ist es jedoch die symbolische Verdeutlichung dessen, was uns unbewusst geblieben ist. Angstbilder machen Dir diese Angst bewusst, wenn erkannt wird, dass Film nicht vom Geist dessen zu trennen ist, der sie sich selber erzeugt. Fängt er an, sich selber Fragen dazu zu stellen. Warum diese Bilder und warum dieser speziell gewählte Ausdruck.

Wir kennen doch alle das Phänomen, dass wir im Traum flüchten wollen und doch nicht von der Stelle kommen. Und es ist sehr real. Obwohl in der Realität nichts geschehen ist, sondern wir nur liegengeblieben sind. ;)

Deswegen sind missverständliche Worte nicht das Gelbe vom Eye.
Sondern nur wir unmittelbar selbst für uns.

Was also genau ist Intelligenz?


Intelligenz ist das, was der, der davon spricht, damit meint. Das ist doch mit allen Dingen so: die Dinge sind das, was jemand, der von ihnen sprich, damit meint. Es gibt nicht darüber hinaus, was Dinge sind, als das, was damit gemeint ist. Weiß ich nicht, was jemand meint, dann habe ich die Möglichkeit ihn zu fragen, was er meint und so kommen wir in einen echten Dialog, der uns einander verstehen lässt.

Doch dann gibt es noch die Meinung, daß es ein besseres Meinen gibt, als das, was jemand meint. Wenn ich diese Meinung habe, brauche ich den Dialog nicht mehr. Ich habe ja schon das Falsche an seiner Meinung erkannt, also brauche ich nicht mehr zu fragen. Er irrt sich, also muss ich ihn von seinem Irrtum befreien. Und so fangen wir also an uns gegenseitig unsere bessere Meinung vorzuhalten.
 
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