Ich drücke mich immer enorm vor entscheidungen u. lasse vieles Laufen...
Hi Mini,
Lao=Tse *) sagt:
"Wer da sagt Schön - schafft zugleich Unschön
Wer da sagt Gut - schafft zugleich Ungut
Sein bedingt Nichtsein - Schwer ergänzt Leicht
Lang bemisst Kurz - Hoch erzeugt Niedrig
Laut bestimmt Leise - Jetzt folgt Einst
Der Weise handelt ohne Tun - lehrt ohne Worte - Dinge entstehen und vergehen
Er erzeugt ohne zu besitzen - er handelt ohne zu erwarten - er vollendet ohne zu verweilen
Indem er sein Werk vergisst - bleibt es unvergessen
Himmel und Erde sind gleichgültig - alle Dinge sind ohne Bedeutung
Die Weisen sind gleichgültig - alle Menschen sind ohne Bedeutung
Der Raum zwischen Himmel und Erde ist wie ein Blasebalg - seine Leere ist seine Fülle
Viele Worte sind schnell erschöpft - besser ist, das Innere zu bewahren
Wer Gelehrsamkeit sucht - lernt täglich dazu
Wer den rechten Weg sucht - verliert täglich etwas weniger und weniger - bis das Nicht-Tun erreicht ist
Wird nichts mehr getan - bleibt nichts ungetan
Durch Nicht-Tun wird die Welt gewonnen - durch Tun wird die Welt verloren
Nicht wer nach ihm sucht und ausschaut, sondern wer die Augen schließt wird des Unsichtbaren gewahr
Nicht im Hinhorchen und Hörenwollen, sondern im gelassenen Schweigen wird das Lautlose vernehmbar
Nicht im Erfassen- und Greifenwollen sondern im Gefaßtsein und Lassen enthüllt sich das Unbegreifliche
Diese drei soll man nicht tun - man muß sie sein um des Einen inne zu werden und zu ihm zu entwerden
Von außen her ist TAO nicht erhellbar - innen ist es hell
Dem Seienden ist er das Nicht=Sein - dem Nicht=Seienden ist er das 'Über der Natur Sein' -
das Sein hinter dem Schein - der Geist jenseits der Form - das Unbewegte vor und hinter aller Bewegung
Unerhellbar ist sein Anfang - unerkennbar sein Ausgang und Ende
Doch wer weder zurück noch in die Ferne schaut, sondern inne haltend zur Allgegenwart des Jetzt erwacht -
der entschwingt sich dem Kreislauf des Werdens und Vergehens - und kehrt heim zu dem EINEN"
(Aus dem Tao Teh Ching des Lao=Tse)
*) Vor zweieinhalb Jahrtausenden, zur gleichen Zeit, als Gautama Buddha und Jain Mahavira in Indien ihre Frohbotschaft von der Leidenthaftung verkündeten und Pythagoras in Griechenland den Innenweg zum Göttlichen offenbarte, lebte Li=Örl Lao=Tsu in China seine Lehre vom Tao. Li=Örl wurde im dritten Jahre der Regierung des Kaisers Ting=Wang, im Jahre 604 B.C.E. als Sohn des Bauern Li in K'hüjen in der Provinz Honan geboren. Sein Vorname Ör oder Örl (Ohr) wurde ihm als Sinnbild weisen Lebensgehorsams gegeben. Nach den spärlichen Berichten über sein Leben, die wir dem chinesischen Geschichtsschreiber Si=Ma=Tsien (163-85 B.C.E.) verdanken, führte ihn sein Schicksal früh in die alte Kaiserstadt Lo=Yang im Gebiet des Hoang=ho oder Gelben Flusses, die nicht nur das Zentrum der chinesischen Reichsgründung, sondern schon seit der Shang=Dynastie (1450-1050 B.C.E.) und auch während der Regierungszeit der Tshu (1050-300 B.C.E.) den geistigen Mittelpunkt Chinas bildete.
Li=Örl gelangte hier früh zu Ansehen und schließlich trug ihm sein Vertrautsein mit den Lehrern der Frühzeit und ihren Werken das Amt des Geschichtsschreibers der Archive der Tshu, später das des Reichsarchivars und Staatsbibliothekars sowie den ehrenden Beinamen Lao=Tse (Lao oder Lau = alt. Tse, Dsi oder Tsu = Weiser, Meister, also Der alte Weise. Nach seinem Tode wurde er Lao=Dan Ehrwürdiger Weisheitslehrer genannt) ein. Sein Streben galt nicht dem äußeren, sondern dem inneren Leben. Nur wenige wußten, dass seine äußere Einsamkeit und bescheidene Zurückgezogenheit Berger und Verberger seiner inneren All-Gemeinsamkeit war, seines Erwachtseins zum Tao.
Solange Lao=Tse in Lo=Yang wirkte, schrieb er nichts was über den Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit hinausging. Nur wenige Schüler, die er selbst auswählte und die gleich ihm zu schweigen wußten, leitete er auf den Weg nach innen. Wir würden von seinem Wirken nichts wissen, erwiese ihn nicht sein Tao=Teh=Ching als Mystiker, in dem irgendwann in der Mitte seines Lebens das innere Licht allerhellend aufstrahlte: Wie unterm Bodhi-Baum dem Königssohn Gautama die Erleuchtung zuteil ward, die ihn zum Buddha, zum Erwachten werden ließ und wie in vielen Weisen und Vollendeten vom Urbeginn aller Zeiten an gleichermaßen das innere Licht aufflammte, so erschloß sich auch Li=Örl in der Sternstunde seines Lebens der All-Eine, bis er in der Seligkeit des Selbst-Erwachens Lao=Tsu wurde, der sich selber Weg und Ziel ward. Tao, Nirwana, das Reich Gottes - alles ward ihm zu einem, zum Einen:
"Wahrlich, wir sind eins! Teil ward Ganzes. Leere ward Fülle. Den Wunschbefreiten erfüllt Leben. Geeint bin ich dem überseienden Nicht=Sein. Ich bin erwacht! Nicht umsonst war dieses Dasein. Ich habe zum Leben heimgefunden - zum Tao. Wahrlich: Wer im Lichte steht, sieht alles erleuchtet. Wer zum Tao erwacht, hat das Leben!"
Von da an ist Lao=Tsu innerlich ein anderer. Nach außen hin aber blieb er, was er war: der weise Verwalter der Überlieferungen seines Volkes, der beste Kenner der charakter- und geschichtsbildenden Kräfte, dessen Rat auch der Kaiser schätzte und dessen Ruf sich über das ganze Reich verbreitete.
Lass es Laufen, Mini .....
Alles Liebe
T.