Von Maschinengewehr erschossen

@fckw

Die geballte Wut auf die Eltern kenne ich. Ich habe sie gespürt während ich da saß und meditieren wollte. Die Wut war so stark, dass ich nicht mehr ruhig sitzen konnte bzw. meditieren konnte. Auch die ganzen schlechten Erfahrungen aus meiner Kindheit habe ich eine Woche lang jeden morgen 30 Minuten lang ausgeheult.


Und ja: Die Wut und die Traurigkeit besteht weiterhin. Ich bin immer noch ohnmächtig. Wie ein Idiot habe ich immer noch den Wunsch von meinen Eltern, soetwas wie Liebe zu erfahren. Ok, das ist nicht idiotisch, aber: Die Zeit ist fort. Ich bin kein Kind mehr, sondern erwachsen. Man kann die Liebe nicht mehr nachholen. Das ist schmerzlich. Wobei das schon ein Wunder ist, ein wenig erwachsen geworden zu sein, wenn die Mutter sich um ihr Kind einen Dreck schert und lieber Alkohol trinkt oder wenn mir ihr Freund an die Gurgel geht und mich dabei an den Schrank drückt und hochhebt und meine Mutter nur da steht und nichts tut. Nichts. Oder, wenn man bedroht wird, wenn man den Alkohol in den Ausfluss kippen will und man dann bedroht wird oder die eigene Mutter mir damit droht, dass sie einem Freund sage, dass er mir auf die Fresse hauen soll.

Und auch eine weitere ohnmacht scheint hinzuzukommen, nämlich das meine Großeltern, besonders meine Oma, anscheinend hinter meiner Mutter steht. Das will ich nicht.

Ich will in der Tat mit meinen Eltern nichts mehr zu tun haben. Ich gedenke auch nicht diese Fehler meiner Mutter jemals zu verzeihen. Sie ist immer noch Alkoholikerin und beschimpft mich noch manchmal immer aufs übelste.

Meinen Vater habe ich hier kaum erwähnt. Das ist so, weil der sich nie um mich gekümmert hat. Für den war ich nie da.

Danke für den Alice-Miller-Tip. Denn Bücher von Alice Miller habe ich sogar. Allerdings noch nicht gelesen. Die sind bei mir im Schrank.
 
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Ich weiss nicht, ob das jetzt klar genug geschrieben war. Was ich sagen will:

Oft fühlen wir auf unsere Eltern eine geballte Wut. Und die Welt um uns herum will uns verklickern: "Wenn du eine Wut fühlst, dann musst/solltest du deinen Eltern vergeben."

Und wir lassen uns von diesem Gedanken indoktrinieren. Ein guter Mensch vergibt den eigenen Eltern, oder? Ein guter Mensch kann doch nicht ein Leben lang seine Wut auf die eigenen Eltern mit sich herumtragen, oder? Das wäre ja schrecklich - und natürlich würde sich solch ein guter Mensch mit solch einer Wut ja am Ende bloss selbst schaden, oder?

Ich habe lange gebraucht, um diese Argumente in mir drin selbst zu entdecken und dann aufzudecken. Hinter all diesen scheinbar vernünftig klingenden Argumenten steckt immer derselbe von den Eltern verinnerlichte Leitspruch: "Du sollst nicht sehen!" Und: "Du sollst nichts bemerken!"

Wenn das Kind eine Wut verspürt - und für Kinder kann Wut eine existentielle Erfahrung sein - dann beeilen sich die Eltern oft, dem Kind auf schlaue Weise zu versichern, erstens sei die Wut völlig unberechtigt, zweitens sei es quasi ein Fehler des Kindes, in solch einer Situation Wut zu empfinden, drittens hätten sie selbst überhaupt keine Verantwortung daran, dass das Kind Wut empfindet. Mit anderen Worten: "Du sollst nicht sehen!"

Erwachsene haben diese Erziehung so sehr verinnerlicht, dass sie die oben genannten "vernünftigen" Ansichten mit sich herumtragen. Sie sind viel zu vernünftig, um jemandem ein Leben lang nicht zu vergeben. Sie sind viel zu vernünftig, um ein Leben lang Wut mit sich herumzutragen.

Und weil sich die Frustration und Wut nicht wegerklären lassen, verdrängen sie sie halt. Und glauben dann, die Situation halbherzigen Waffenstillstandes, den sie mit den eigenen Eltern geschlossen haben, sei das Beste und Vernünftigste, was ein Erwachsener Mensch an Beziehung zu den eigenen Eltern haben könnte.

Damit leugnen sie nicht bloss ihre eigene Frustration und Wut. Sondern sie tun sogar ihren eigenen Eltern Unrecht: Sie fordern nämlich nicht die volle Verantwortung ein, die die eigenen Eltern in Wahrheit haben. Denn schliesslich hätten die Eltern ja die Situation des Kindes verstehen können, wenn sie es denn bloss gewollt hätten. Aber das wiederum hätte geheissen, dass sie von ihrem eigenen Standpunkt hätten absehen müssen, dass sie die Gefühle des Kindes in sich selbst hätten wiedererleben und zulassen müssen und den vollen Schmerz des Menschseins in sich selbst zulassen müssten.
Nun: Als Eltern haben sie sich entschieden, das nicht zu tun, und aus diesem Grunde hat das erwachsene Kind das Recht, ihnen vorzuwerfen, ihrer Verantwortung nicht nachgekommen zu sein. Wenn sich jemand vom Leben abschneidet, so ist er dafür selbst verantwortlich. Wenn er jedoch jemand anderen aufgrund seiner eigenen Fehler und Unverantwortlichkeit ins Leiden mit hineinzieht, dann gibt es dafür keine Entschuldigung.

Und das zu sehen ist die Aufgabe des erwachsenen Kindes.

Dann - und nur dann - kann Vergebung stattfinden.
 
@fckw

Die geballte Wut auf die Eltern kenne ich. Ich habe sie gespürt während ich da saß und meditieren wollte. Die Wut war so stark, dass ich nicht mehr ruhig sitzen konnte bzw. meditieren konnte. Auch die ganzen schlechten Erfahrungen aus meiner Kindheit habe ich eine Woche lang jeden morgen 30 Minuten lang ausgeheult.


Und ja: Die Wut und die Traurigkeit besteht weiterhin. Ich bin immer noch ohnmächtig. Wie ein Idiot habe ich immer noch den Wunsch von meinen Eltern, soetwas wie Liebe zu erfahren. Ok, das ist nicht idiotisch, aber: Die Zeit ist fort. Ich bin kein Kind mehr, sondern erwachsen. Man kann die Liebe nicht mehr nachholen. Das ist schmerzlich. Wobei das schon ein Wunder ist, ein wenig erwachsen geworden zu sein, wenn die Mutter sich um ihr Kind einen Dreck schert und lieber Alkohol trinkt oder wenn mir ihr Freund an die Gurgel geht und mich dabei an den Schrank drückt und hochhebt und meine Mutter nur da steht und nichts tut. Nichts. Oder, wenn man bedroht wird, wenn man den Alkohol in den Ausfluss kippen will und man dann bedroht wird oder die eigene Mutter mir damit droht, dass sie einem Freund sage, dass er mir auf die Fresse hauen soll.

Und auch eine weitere ohnmacht scheint hinzuzukommen, nämlich das meine Großeltern, besonders meine Oma, anscheinend hinter meiner Mutter steht. Das will ich nicht.

Ich will in der Tat mit meinen Eltern nichts mehr zu tun haben. Ich gedenke auch nicht diese Fehler meiner Mutter jemals zu verzeihen. Sie ist immer noch Alkoholikerin und beschimpft mich noch manchmal immer aufs übelste.

Meinen Vater habe ich hier kaum erwähnt. Das ist so, weil der sich nie um mich gekümmert hat. Für den war ich nie da.

Danke für den Alice-Miller-Tip. Denn Bücher von Alice Miller habe ich sogar. Allerdings noch nicht gelesen. Die sind bei mir im Schrank.
Genau das meine ich. Es gibt keinen Grund, hier versöhnlich zu sein oder so zu tun, als wäre man es. (Das ist auch eine Schwierigkeit mit den Buddhisten, wenn sie von Mitgefühl für andere reden. Wo bleibt das Mitgefühl mit sich selbst, mit dem eigenen Erlebten?)
Die Zeit ist fort. Ich bin kein Kind mehr, sondern erwachsen. Man kann die Liebe nicht mehr nachholen. Das ist schmerzlich.
Ja, und das stimmt auch, aber ich habe dazu nur eine Sache zu sagen - und diese Sache ist in diesem Zusammenhang unendlich wichtig:

Der Wunsch, von den eigenen Eltern geliebt zu werden, verschwindet nie. Nie! Er kann gar nicht verschwinden, weil die Person, die wir einst waren, also das Kind, nie verschwinden wird und kann. Wir sind diese Person, wir sind nach wie vor dieses Kind, wenn auch inzwischen erwachsen, gebildet, ausgerüstet mit einer Unmenge an Informationen, Tätigkeiten, Klugheiten usw. Wir werden immer dieses Kind sein!
Und dieses Kind hat auch hier und heute noch immer dasselbe, vollkommen legitime Bedürfnis, von den eigenen Eltern geliebt zu werden. Es gibt einfach keinen Ersatz für diese Liebe, von nichts und von niemandem, nicht von Gott, von einem Lehrer, von einer liebevollen Freundin, von einem Haustier oder von einem eigenen Kind, wenn wir womöglich einst selbst Eltern werden. Niemand kann dieses Bedürfnis nach elterlicher Liebe jemals aufheben, es kleiner machen, es irgendwie ersetzen oder es wegerklären. Es ist da, und es bleibt da, und es wird immer da sein - und es ist völlig legitim.


Ich konnte mir lange Zeit nicht verzeihen (und es auch nicht verstehen), dass trotz aller meiner Wut auf meine Eltern am Ende dieser unzerstörbare Wunsch übrig blieb, von ihnen und von niemandem sonst geliebt zu weren. Und je gewalttätiger und gemeiner die Eltern sind oder waren, desto schwieriger ist es, sich selbst diese furchtbare Abhängigkeit zu verzeihen, zu solchen Menschen, ausgerechnet zu solch unfähigen, gemeinen, verantwortungslosen Menschen. Aber ausgerechnet von ihnen - und von niemandem sonst, und seien sie noch so unfähig, gemein, übel - wollte ich als Mensch geliebt werden. Diesen tiefen, tiefen Wunsch in mir anzuerkennen, ihm volle Beachtung zu geben - das war für mich der entscheidende Schritt.
 
Ich weiss nicht, ob das jetzt klar genug geschrieben war. Was ich sagen will:

Oft fühlen wir auf unsere Eltern eine geballte Wut. Und die Welt um uns herum will uns verklickern: "Wenn du eine Wut fühlst, dann musst/solltest du deinen Eltern vergeben."

Und wir lassen uns von diesem Gedanken indoktrinieren. Ein guter Mensch vergibt den eigenen Eltern, oder? Ein guter Mensch kann doch nicht ein Leben lang seine Wut auf die eigenen Eltern mit sich herumtragen, oder? Das wäre ja schrecklich - und natürlich würde sich solch ein guter Mensch mit solch einer Wut ja am Ende bloss selbst schaden, oder?

Ich habe lange gebraucht, um diese Argumente in mir drin selbst zu entdecken und dann aufzudecken. Hinter all diesen scheinbar vernünftig klingenden Argumenten steckt immer derselbe von den Eltern verinnerlichte Leitspruch: "Du sollst nicht sehen!" Und: "Du sollst nichts bemerken!"

Wenn das Kind eine Wut verspürt - und für Kinder kann Wut eine existentielle Erfahrung sein - dann beeilen sich die Eltern oft, dem Kind auf schlaue Weise zu versichern, erstens sei die Wut völlig unberechtigt, zweitens sei es quasi ein Fehler des Kindes, in solch einer Situation Wut zu empfinden, drittens hätten sie selbst überhaupt keine Verantwortung daran, dass das Kind Wut empfindet. Mit anderen Worten: "Du sollst nicht sehen!"

Erwachsene haben diese Erziehung so sehr verinnerlicht, dass sie die oben genannten "vernünftigen" Ansichten mit sich herumtragen. Sie sind viel zu vernünftig, um jemandem ein Leben lang nicht zu vergeben. Sie sind viel zu vernünftig, um ein Leben lang Wut mit sich herumzutragen.

Und weil sich die Frustration und Wut nicht wegerklären lassen, verdrängen sie sie halt. Und glauben dann, die Situation halbherzigen Waffenstillstandes, den sie mit den eigenen Eltern geschlossen haben, sei das Beste und Vernünftigste, was ein Erwachsener Mensch an Beziehung zu den eigenen Eltern haben könnte.

Damit leugnen sie nicht bloss ihre eigene Frustration und Wut. Sondern sie tun sogar ihren eigenen Eltern Unrecht: Sie fordern nämlich nicht die volle Verantwortung ein, die die eigenen Eltern in Wahrheit haben. Denn schliesslich hätten die Eltern ja die Situation des Kindes verstehen können, wenn sie es denn bloss gewollt hätten. Aber das wiederum hätte geheissen, dass sie von ihrem eigenen Standpunkt hätten absehen müssen, dass sie die Gefühle des Kindes in sich selbst hätten wiedererleben und zulassen müssen und den vollen Schmerz des Menschseins in sich selbst zulassen müssten.
Nun: Als Eltern haben sie sich entschieden, das nicht zu tun, und aus diesem Grunde hat das erwachsene Kind das Recht, ihnen vorzuwerfen, ihrer Verantwortung nicht nachgekommen zu sein. Wenn sich jemand vom Leben abschneidet, so ist er dafür selbst verantwortlich. Wenn er jedoch jemand anderen aufgrund seiner eigenen Fehler und Unverantwortlichkeit ins Leiden mit hineinzieht, dann gibt es dafür keine Entschuldigung.

Und das zu sehen ist die Aufgabe des erwachsenen Kindes.

Dann - und nur dann - kann Vergebung stattfinden.

Ja genau. Dem kann ich hier nur vollkommen zustimmen. DAs müsste im Buch von Alice Müller - Du sollst nicht spüren drin stehen. Leider bin ich gerade nicht zu Hause, um es einzusehen.

Ich spüre die Wut áuf meine Eltern und unterdrücke sie nicht. Mein allergrößtes Problem ist, dass diese Wut mich fertig macht. Diese Wut ist so groß dass es mich seelisch kaputt macht. Ich kann diese Wut nicht tragen. Sie ist zu groß. Ich habe meine Muitter schon mit meiner Wut konfrontiert. Aber dadurch ist es nicht besser geworden. Ich habe ihr Zettel ins Wohnzimmer gehangen und prägnante Aussagen hingeschrieben, dass ich zb das Gefühl habe, dass sie mich nicht liebt bzw. jemals geliebt hat. Und viele andere Sachen. Es ist bis jetzt nichts besser geworden. Ich kann mit meiner dummen Mutter, die vermutlich ihren ganzes Gehirn weggesoffen hat, nicht normal reden. Nicht, weil ich sie anschreien würde, sondern weil sie wirklich einfach total hohl in der Birne ist, sie versteht nicht, was ich ihr sagen will, und weil sie an der Situation wohl auch nichts ändern will. Immerhin hängt sie seit 10 Jahren schon an der Flasche.

Ich empfinde für sie kaum bis gar keine Liebe, sondern nur Hass und Wut und ich habe den heimlichen Wunsch, dass sie stirbt, denn dann ist sie endlich weg und muss mich mit ihr nicht mehr beschäftigen.
 
Wie ein Idiot habe ich immer noch den Wunsch von meinen Eltern, soetwas wie Liebe zu erfahren.
Nein, nicht wie ein Idiot - wie ein Mensch! Der Idiot bist nicht du, weil du diesen Wunsch hast. Der Idiot, das sind deine Eltern, wenn sie dir sagen und zu verstehen geben, dass dein Wunsch kindisch sei. Dass er unerfüllbar sei, dass er in einer harten Welt mit lauter "Erwachsenen" als illusionär abzuschreiben sei. Dass es ein schöner Wunschtraum sei, dass es aber Aufgabe des Heranwachsenden sei, solche Illusionen und Wunschträume fallenzulassen.
Natürlich spricht aus ihnen selbst ihre eigene Erziehung, also das Kind, das sie selbst einst waren und heute nicht anerkennen können, weil ihre eigenen Eltern ihnen beigebracht hatten, dieses Kind sei "idiotisch".

Es ist nicht idiotisch, den Wunsch zu haben, von den eigenen Eltern geliebt zu werden. Sondern es ist das Vernünftigste, Gesundeste, Normalste auf der Welt. Und es ist die Ausgeburt kranker Eltern und einer kranken Gesellschaft, die dem Kind durch ihre Taten, ihr Gebahren, ihr Sprechen und ihre scheinbare Klugheit zu verstehen geben, dieser Wunsch sei in Wahrheit nur was für Idioten.
 
Diese Wut ist so groß dass es mich seelisch kaputt macht. Ich kann diese Wut nicht tragen. Sie ist zu groß. Ich habe meine Muitter schon mit meiner Wut konfrontiert. Aber dadurch ist es nicht besser geworden.
Ich weiss, ich habe alles mögliche versucht und nichts hat geholfen. Nichts wurde besser, nichts beruhigte sich. Meine Wut wurde nicht kleiner, und ich wusste hilfloserweise nicht, was ich damit machen sollte.
Ich empfinde für sie kaum bis gar keine Liebe, sondern nur Hass und Wut und ich habe den heimlichen Wunsch, dass sie stirbt, denn dann ist sie endlich weg und muss mich mit ihr nicht mehr beschäftigen.
Du brauchst das auch gar nicht zu verheimlichen oder zu beschönigen, auch wenn es vielleicht schrecklich aussehen mag, wenn du das so hinschreibst. Das ist jedoch auch gar nicht der entscheidende Punkt. Mag mit deiner Mutter passieren, was auch immer mit ihr passieren mag. Der entscheidende Punkt ist, das kann ich nur immer wieder betonen: Kannst du dir selbst verzeihen, dass du am Ende trotz allem, trotz all dem, was du hier schreibst, von eben dieser Mutter (und eben diesem Vater) noch immer, auch heute noch, Liebe erwartest? Kannst du das annehmen und es akzeptieren?
 
Ich verstehe sehr wohl, dass ich immer noch von ihnen Liebe erwarte.

Ich kann es auch einigermaßen annehmen, das ich das tue.

Was ich aber überhaupt nicht annehmen oder akzeptieren kann, ist, das diese Erwartung immer wieder enttäuscht wird und nicht nur enttäuscht, sondern auch immer wieder aufs neue verletzt (!) !

Sodass es für mich auch immer schwieriger wird, den Sinn einer solchen Erwartung zu verstehen und mich frage, warum ich diese Erwartung überhaupt noch habe.
 
Ich verstehe sehr wohl, dass ich immer noch von ihnen Liebe erwarte.

Ich kann es auch einigermaßen annehmen, das ich das tue.

Was ich aber überhaupt nicht annehmen oder akzeptieren kann, ist, das diese Erwartung immer wieder enttäuscht wird und nicht nur enttäuscht, sondern auch immer wieder aufs neue verletzt (!) !

Sodass es für mich auch immer schwieriger wird, den Sinn einer solchen Erwartung zu verstehen und mich frage, warum ich diese Erwartung überhaupt noch habe.
Ich würde das gar nicht als Erwartung bezeichnen, sondern als Bedürfnis. So wie das Bedürfnis zu essen und zu atmen. Warum hast du diese Bedürfnisse? Sie sind Grundkonstanten des Lebens und des Lebendigen. Da du dieses Lebendige bist, ist das Bedürfnis ein konstitutiver Teil von dir. Es ist etwas, das dich in deiner Essenz ausmacht. Somit ist es nichts, wofür du dich entscheiden könntest, nichts, dem du intellektuell einen Sinn zusprechen oder absprechen könntest.

Die Erwartung, geliebt zu werden mag jedesmal wieder enttäuscht werden. Und vielleicht mag die Erwartung sogar irgendwann einer Nüchternheit weichen. Aber das Bedürfnis, geliebt zu werden, kann nicht vergehen. Du kannst dich dagegen auflehnen, es verleugnen, es nicht wahrhaben, es umdeuten, es schönreden, es kleinreden - was auch immer du damit tust, es bleibt. Und wenn du 100jährig wärst und deine Eltern seit 40 Jahren tot, so wäre es noch immer da.
 
Ja, das wäre es. Und ich bin mir dem (leider) vollkommen bewusst. Ich habe ziemliche Angst davor, dass ich wegen diesen ganzen Kindheitserlebnissen und den gegenwärtigen Erlebnissen in der Gesellschaft nicht normal funktionieren kann.

Das fängt damit an, das ich morgens aufwache und mich Gedanken meiner Kindheit völlig einnehmen, ich traurig werde, ich antriebslos werde und nicht zur Uni oder zur Arbeit gehen kann, obwohl ich ja eigentlich müsste. Das also die Kindheitserlebnisse mir mein Leben sehr schwer machen. Es erhöht mein Leiden in diesem Leben ungemein und es gibt keinen Ausweg, keinerlei Lichtblick, was mich manchmal an Selbstmord denken lässt.
 
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Das was du beschreibst, hört sich sehr nach einer Depression an. Bei einer schweren Misshandlung, ist auch die PostTraumatischeBelastungStörung nicht auszuschließen. Du musst dir helfen lassen, findest du nicht auch?

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute. Geh zum Arzt. Eine Depression kann vollständig geheilt werden.Lass dir helfen, aus der Erstarrung rauszukommen.
 
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