Von der Realität …

Übergang

Im Tannenrauschen zwitschert’s munter,
die weiße Landschaft macht es bunter.
Voll Wehmut rieselt fein der Schnee,
deckt zu des Herbstes letzten Klee.

Ein Pfad, er zeugt von alten Wegen,
führt durch schwarz gebrannt Ruinen,
er macht den Wanderer verlegen,
als drohten schwer beleibt Lawinen.

Im Hintergrunde tschilpt es fröhlich,
der Wanderer blickt lauschend um sich,
doch noch so sehr er Ausschau hält,
bemerkt er nichts in dieser Welt.

In den Momenten, wenn der Regen,
sich zornig wandelt, eiserstarrt,
die Flocken sich auf Steine legen,
es nimmerheiß der Abend narrt …

… und wenn die Feuer, rot wie Schlachtblut,
ganz wie die Angst erstarrt in Schwermut,
frostumhüllt in edlem Glanz
die Blüten öffnen, zeigt’s sich ganz:

Mit den Ruinen in der Seele
hält nun der Winter seinen Einzug,
voll stillem Frieden in der Kehle,
des Wand’rers Schritte vorn im Bug.

A.
 
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Inkarnation

Aus dem Feuer hoch erhoben,
über Sterne hell geschritten,
Realitäten lang verschoben,
bis die Wächter sich noch stritten.

Liegt der Brunnen endlich vor mir,
so sehe ich das zaghaft Glühen;
dunkelblau und hell saphir
tausend Blumen hier erblühen.

Freudig wispernd es heiß flammte,
liegt die Lust mir tief zu Füßen,
und selbst wenn’s mich mal verdammte,
will doch das Leben ich noch grüßen.

Wimmelnd wie im Bienenstock,
und ein Land wie eine Wabe,
vieler Häfen ist es Dock
und wartet, dass ich mich dran labe.

So den Sinn ich auch versteh’,
er mir die Laune hebt ganz sacht,
den Regenbogen ich jetzt seh’,
der mich zur Laune selbst gemacht.

A.



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Nahe Zukunft

Zu blauer Stund’
des alten Gartens,
am tiefsten Grund
des dämmrig Wartens …

… steigt eine Botschaft auf die Zweige,
streckt sich lang im Winde aus,
ein Flüstern spielt versonnen Geige,
die Zukunft spiegelt sich voraus.

Drei Talgründe,
zwei Häuserzeil’n
und eine Sünde
sich einreih’n …

… am Himmel kämpfen Hell und Dunkel,
blau der Tag und schwarz die Nacht;
mal glitzert es im Sterngefunkel,
mal scheint was anderes erwacht.

Wie ein Tier,
ein Grummeln da
und dann war’s hier,
eh’ mich’s versah …

… das erste Tal im Ruß verbrennt,
die Wälder explodier’n im Zorn,
dies Chaos keinen Namen kennt,
zu Asche werden Feld und Korn.

Ein Blick zurück,
voll schlagend Herzen
der Zeit entrück’,
erlosch wie Kerzen …

… das zweite Tal in Stille schreit,
nur Dunkelheit mit Adern weiß,
wo Blitze zucken himmelweit,
das Flüstern plötzlich wird ganz leis’.

Die harte Botschaft
neuer Welten
strotzt vor Kraft
und stolpert selten …

… doch manchmal rutscht sie einfach aus;
im dritten Tal ein Strudel brüllt,
fegt kahl das Land mit Angst und Graus,
die Leere er mit Meeren füllt.

Die Botschaft steigt vom Stamm herab,
zurück bleibt altes Laub und auch
ein Duft, den mir die Nacht mitgab,
gefüllt mit naher Hoffnung Hauch.

A.
 
Dämonennacht

Vergangen im Gezeitenweh’n,
verschwunden unter Tannenschatten,
friedlich will sie mir vergeh’n,
erinnernd meine Kraft ermatten.

Wo einst bunte Lichter tanzten,
zieht der Nebel seine Runden
und wo viele Gärtner pflanzten,
schlägt das Eis tiefkalte Wunden.

Trauer steht mir an den Klippen,
der Gestalt Gewänder wehend
flüstern in der Winde Lippen
von düster trachtendem Versehen.

Zu mancher Stund’, wenn tiefes Schweigen
schwer auf das Gemüte drückt,
die Tannen sich zur Seite neigen,
der Vergangenheit es mich entrückt.

Und unter blasser Tinte Schriften,
verwehend in der Stürme Zeiten,
eiserne Schlösser mit breiten Stiften
verkörpern die Qual, die sie mir bereiten.

Wie ein Albtraum ohne Ende
scheint diese Nacht ohne Gesicht,
fast so, als streckten gierig Hände
sich krümmend nach dem letzten Licht.

Doch plötzlich nach der langen Nacht
die Lichter, bunt in tausend Arten
erstrahlen neu und streicheln sacht
mein Herz nach diesem ewig Warten;

die Welt ist wiedermal erwacht.

A.


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Unsinn im Advent


Wieder ist es die Zeit,
mit Tagen nicht lang,
die Nächte verschneit
und mit Lichtern behang’.

Doch unter dem Mantel
der wohligen Wärme
droht wie die Tarantel
die Kälte mit Härme.

Denn wo hier gesungen
und dort was erzählt wird,
doch nie ungezwungen
’s in den Blicken umherirrt:

Als wär’s eine Frist
und die Zeit tickte eilig;
und niemand vermisst
diese Zeit, die einst heilig.

Auf der Suche nach Ruhe
schieben wir uns’re Eile
andern nur in die Schuhe
doch gehen selbst uns’re Meile.

Und wieder zeichnet sich ab,
was sich stets wiederholt;
wir halten uns nur auf Trab,
während Stress uns verkohlt.

Umso mehr geht’s darum,
was im Morgen geschieht,
das Jetzt wiederum
in den Winter entflieht.

(A.)
 
Weg im Wald

Es liegt in Schatten dunkler Wald
hingebungsvoll er mich verleit’,
ich rufe und mein Echo hallt
in den Kronen dieser Wesen alt.

Die Äste schützend weit ausladen,
umschließt er mit Behaglichkeit
den Ort vor stechend Lichtkaskaden,
denn Dunkelheit ist ohne Schaden.

Im Augenblick, wie ich hier steh’,
da fühle ich mich auch bereit,
denn was ich in der Stille seh’,
ist friedlich wie taunasser Klee:

Hier ist ein Weg, der niemals war,
auch heute ist er tiefverschneit,
doch werden wird er wie ein Mahr,
doch lichter und mit hellem Haar.

Schein’ ich allein, doch bin es nicht,
den Trubel ich hier bloß vermeid’
und schäle mich hier Schicht für Schicht
aus meinem Ich hinein ins Licht.

A.

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Die Chimäre

Es liegt leis’ lauernd auf dem Wege,
weiß sich in den Geist zu klammern,
schlängelt sich so flink und rege,
durchforstet auch die Hinterkammern.

Nicht immer schlägt es zu und beißt,
doch nun, wo sanft der Schnee im Dunkeln
vom Himmel kommt und kalt vereist,
fängt so manch’ Wandrer an zu munkeln.

In Tagen, wenn die Weihnachtszeit
den Menschen Freude bringt ins Haus,
ist es alljährlich da und starrt bereit
entgegen dem, der ahnt kein’ Graus.

Weiß befellt, im Geist glasklar,
jagt stets es nur, wenn flott das Eis
von sturmgetriebner Nebelschar
den Verstand bedeckt ganz leis’.

Und dann, es packt aus weißer Leere,
so sehr, dass kein Gedanke reicht,
mit Klauen wie der einer Chimäre
reißt auf die Brust, Herzschlag entweicht.

Das Opfer ahnt nichts und vergeht
schon in der Kälte, noch bevor
der Wunden Blut im Wind verweht,
der säuselnd singt im Todeschor.

A.

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Neujahr (gefühlt)

Verworren, und liegen die Gedanken bloß,
dann, wenn der Sterne Schimmern weitverzweigt
die Seelen küsst und flüsternd wartet hoch zu Ross -
dem Schimmel weiß von Schnee hell in der Nacht -

Dann, manchmal, wenn ihr Atem kalter Hauch
zu hoch am Firmament der Wesen steigt,
beklommen blickt ein Auge auch im Rauch,
hält Ausschau, kein Gedanke weicht in dessen Wacht.

So geht, was gehen möchte, nimmer weit,
ob tauber Sinne Taumel hält es still
und schaut, blickt in ein Feuer sternenweit,
das in der Ferne brennt so lichterloh.

Verseh’n, da war’s ein Weg, die Pforten hoch
nie endend steigt die Treppe, die ich gehen will
und tief der Abgrund im Gedünkel lauert noch,
mit Augen hungrig lechzend nach den Stufen hoh’.

A.
 
Wege ins Abseits

Erwärmt von weichem Moos in grünem Bette,
der Vögel Zwitschern füllt der Tage Uhr;
der Seelen dunkler Hunger mich errette,
wenn aller Zweifel Not entbehret nur.

Tief schlafend unter federhellen Kronen,
wo zornig blicken hunderte Gesichte
herab auf den, der anmaßt hier zu wohnen
und künden schon von drohendem Gerichte.

Still flüsternd nur mit Harzdurft in der Brise,
dass jede Regel heilig sei im Hain,
so spricht von Schutz auch jener dunkle Riese
der mildert sanft den harten Sonnenschein.

Niemals erblickt die Sonne auch in diesen Landen
ein Fünkchen Trug, ob Menschenherzens Wort,
dass nie jagend ohne auch in sich verstanden
des Lebens harter Wahl entspricht sofort.

Denn wie das Leben, unscheinbar im Moose,
so auch des Menschen Licht hat seinen Platz,
entfaltet’s sich, gemahnt es an die Rose,
könnt’ reden, sanft, auch zu dem kleinsten Spatz.

Erst dort, wo Stille auch im Stein aufatmet
und Wege erst durch Stetigkeit entsteh’n,
da spricht der Berge Rauschen aus dem Wasser
und findet sich im Tanz der Winde weh’n.

A.
 
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Lieber @Arcturin :)....
dir als jüngstem Poeten und Künstler hier auf dem fruchtbaren Boden des
"Aufgeschrieben-UF"....alles Gute zum Neuen Jahr und hier noch viele weitere
schöpferische Feuer und Sterne der Kreativität....

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Liebe Grüsse
Urania
 
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