Von der Bundeslade ...

DruideMerlin

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:unsure:

Keine Frage, die Bundeslade dürfte wohl zu jenen Dingen gehören, die mit ihrem Für und Wider Raum für Spekulationen bietet. Manche stellen sie aus guten Gründen infrage, aber daneben gibt es auch gute Argumente, die für ihre Existenz sprechen.

Die Zweifel an der Bundeslade entstehen durch die Tatsache, dass der Exodus und die Landnahme, wenn überhaupt, nicht so abgelaufen sind, wie in der Bibel geschildert werden. Etwas, das sich archäologisch nachweisen lässt. Aber um diese Frage soll es hier nicht gehen, sondern nur den Hintergrund zum Thema bieten.

Als Hüter der verlorenen Schätze war mir schon immer klar, dass mit Bundeslade das Symbol der Einigung des Volkes Israels verbunden gewesen war. Aber wie kamen sie auf diese Lade? Gut, ich dachte zuerst daran, dass es einfach nur ein Behältnis zur Aufbewahrung Gesetzestafeln war. Die Lade könnte zudem aber auch verraten, dass diese Leute Nomaden gewesen sind und keinen konkreten Mittelpunkt hatten. Eine Lade würde dieses Problem also lösen, indem man sie an jeden Ort mitführen konnte. Aber so wirklich hat mich das nicht überzeugt.

Aus verschieden Quellen hatte ich über die Zeit ich erfahren, dass es bei den Ägyptern auch solche Laden gab. Ein Beispiel dazu ist der Anubis-Schrein aus dem Grabschatz von Tutenchamun. Dieser Schrein gleicht der biblischen Beschreibung von der Bundeslade sehr. Auf dem Deckel des Schreines ruhte anstelle der beiden Cherubim der Gott Anubis in Form eines Schakals. Zudem hatte er Korpus, wie bei der Bundeslade zwei Tragestangen, mit denen der Schrein transportiert werden konnte.

Da einige Bilder zu diesem Schrein mit kostenpflichtigen Urheberrechten verbunden sind, möchte ich diese hier lieber nicht einstellen. Deshalb füge ich hier lediglich die Suchabfrage von Google ein, bei der ganz zufällig auch eine Reihe von Bildern angezeigt werden:
https://www.google.de/search?q=Anubis+lade

Mit solchen Schreinen wurde die Anwesenheit einer Gottheit hergestellt und in dieser Eigenschaft bei Prozessionen mitgeführt. In diesen Laden wurden Artefakte abgelegt, die mit dieser Gottheit verbunden waren. Aus der Bibel wissen wir, dass in der Lade die beiden Gesetzestafeln, Manna und der grüne Zweig Arons aufbewahrt worden sein sollen.

Ob es nun einen Moses gab oder nicht, so steht zumindest fest, dass hier eine gedankliche Verbindung zwischen den ägyptischen Schreinen und der Bundeslade möglich wäre. So bekommt auch das Mitführen der Bundeslade in den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Philistern ihren Sinn. Gleich wie sich die römischen Legionären, in den Schlachten an ihren Feldzeichen orientierten und daraus ihre Stärke bezogen, so war es mit der Bundeslade der Israeliten.

Fakt ist, dass die Israeliten Moses erst so um das Jahr 1200 v. Chr. in ihren Siedlungsräumen auftauchten. Archäologischer Fakt ist auch, dass diese Israeliten in jener Zeit bei Silo (Shiloh) einen festen Platz für die Stiftshütte eingerichtet hatten. In dieser Zeltanlage wurde die Bundeslade aufbewahrt und die rituellen Handlungen durchgeführt. Silo liegt ca. 47 km nördlich von Jerusalem entfernt in der Mitte des damaligen Israel.

330px-Stiftshuette_Modell_Timnapark.jpg

Rekonstruktion der Stiftshütte im Timna Park.
Wikipedia.org: CC BY-SA 3.0


Die Stiftshütte (Tabernakel) wurde als die Wohnstätte Gottes auf Erden bezeichnet. Ein Gedanke, der noch heute mit dem Tabernakel in den christlichen Kirchen und den Schreinen der Thorarollen verbunden ist. In der Stiftshütte symbolisierte ein Feuer und der aufsteigende Rauch, von der Anwesenheit Gottes, wie das auch beim christlichen Tabernakel durch das Ewige Licht symbolisiert wird.

Archäologisch ist belegt, dass im Jahr 1050 v.Chr. die Anlage von Silo zerstört und die Bundeslade in der Schlacht bei Tel Afek (nahe Tel Aviv) in die Hände der Philister geriet. Es wird zwar in der Bibel davon berichtet, dass die Lade auf wundersame Weise wieder ihren Weg zu den Israeliten gefunden hatte, aber da habe ich so meine Zweifel. Jedenfalls ließ dann König Salomon in den Jahren 957-950 v. Chr. einen Tempel in Jerusalem errichten, in den die Lade gebracht werden sollte. Ich könnte mir jedoch eher vorstellen, dass hier um eine neue Lade ging.

In der Folgezeit (626-585 v. Chr.) prophezeite dann noch Jeremia in 3[16], dass wenn Jerusalem zum Mittelpunkt des jüdischen Volkes geworden sei – die Bundeslade keinerlei Bedeutung mehr haben wird und keine zweite Bundeslade mehr hergestellt werden wird

Tja und danach wird sie nicht mehr als existent erwähnt. Nur in den jüdischen Apokryphen im 2. Buch der Makkabäer 2 [5] *1 soll Jeremia die Stiftshütte, Räucherbecken und die Bundeslade am Berg Nebo2 in einer Höhle vor den Babyloniern versteckt haben.

Bei der Zerstörung Jerusalems und Plünderung des Tempels im Jahr 586 v. Chr. durch die Babylonier ist jedoch von einer Bundeslade nicht mehr die Rede. So auch nicht bei den Tempel-Geschichten bei den Griechen oder Römern. Bei dem Relief von dem Einzug der siegreichen Legionen auf dem Titusbogen in Rom ist nur die Menora3 abgebildet, die Bundeslade wird in der Liste des Tempelschatzes nicht erwähnt.


Merlin


*1 Buch der Makkabäer, verfasst im ersten Jahrhundert v. Chr.
2 Berg Nebo, liegt 50 km östlich von Jerusalem in Jordanien.
3 Menora, ein siebenarmiger Leuchter.
 
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Servus Merlin!

In Qumran wurde die Bundeslade auch nicht versteckt,
ja, nicht einmal eine Beschreibung in einer der Textrollen/Kupferrolle,
wo sie sein könnte, gibt es da.

Anderseits - was die Gestaltung der Bundeslade anbelangt,
die es meiner Meinung nach sehr wohl gegeben hatte,
war ihre Form im klassischen Stil gehalten,
ohne viel optischen Zierrat, den es nur in den ausschmückenden Erzählungen gibt.

Das Höchste der Gefühle war da gerade noch ein spitzer Winkel beim Deckelabschluss.
Bei der ansonst sehr praktischen Truhe.

Selbstverständlich war sie zum Schutz gegen FEUER mit Metall außen verkleidet.
Aber ob das immer Gold gewesen ist, wie angeblich beim goldenen Kalb, kann ich nicht garantieren.

Hauptsache es hat geglänzt - und geschützt!


… und ein :)

-
 
Die Bundeslade wurde erst nachträglich erfunden und rückdatiert, um den Tempelbau zu rechtfertigen. So habe ich es in meinem Theologiestudium an der Humboldt-Uni gelernt.
 
Servus Merlin!

In Qumran wurde die Bundeslade auch nicht versteckt,
ja, nicht einmal eine Beschreibung in einer der Textrollen/Kupferrolle,
wo sie sein könnte, gibt es da.

Anderseits - was die Gestaltung der Bundeslade anbelangt,
die es meiner Meinung nach sehr wohl gegeben hatte,
war ihre Form im klassischen Stil gehalten,
ohne viel optischen Zierrat, den es nur in den ausschmückenden Erzählungen gibt.

Das Höchste der Gefühle war da gerade noch ein spitzer Winkel beim Deckelabschluss.
Bei der ansonst sehr praktischen Truhe.

Selbstverständlich war sie zum Schutz gegen FEUER mit Metall außen verkleidet.
Aber ob das immer Gold gewesen ist, wie angeblich beim goldenen Kalb, kann ich nicht garantieren.

Hauptsache es hat geglänzt - und geschützt!


… und ein :)

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Hallo Teigabid,

nun ja, ich denke schon, dass sie sich mit der Lade Mühe gegeben hatte, denn sie sollte ja ein Symbol für den Bund mit Gott und dessen Anwesenheit sein. Der Korpus selbst bestand ja aus Akazienholz, nur der Deckel, die Cherubim und die vier Trageringe sollen aus Gold gewesen sein. Nur noch die Tragestangen hatten sie mit Gold überzogen (2 Moses 25[10-22]).

Wie man bei der Anubis-Figur sehen kann, wurde dort Blattgold aufgelegt, also kannte man in Ägypten diese Fertigkeit schon vor der Landnahme. Ich erinnere an 2 Moses 1[11] in der erwähnt wird, dass die Israeliten an dem Bau der Stadt Pi-Ramesse Frondienste geleistet hatten. Am Handwerk der Israeliten dürfte es also nicht gefehlt haben.

Eine schlichte Holzkiste hätte weder die Israeliten selbst noch irgendwelche Feinde beeindruckt. Ich gehe jedoch auch davon aus, dass nicht alles ganz so aus massivem Gold war, wie es in der Bibel glänzt. Eventuell hatten sich die Philister bei der Schlacht bei Tel Afek von dem Glanz der Lade auch mehr versprochen und sie deshalb wieder an die Israeliten zurückgesandt (1 Samuel 6[8-18])?

Gestern hatte ich durch Zufall in eine Dokumentation geschaltet, in der es auch um die Suche nach der Bundeslade ging. Es wurde dort die These aufgenommen, dass die Lade möglicherweise noch im Labyrinth der Gänge und Stollen im Jerusalemer Tempelberg versteckt stünde.

Es hatte dazu auch schon in der Vergangenheit Leute gegeben, die sich dort auf die Suche machten. Sie gehen davon aus, dass die Lade entweder vor dem Anrücken des babylonischen Heeres oder vor der Zerstörung des Tempels durch die Römer in Sicherheit gebracht worden sei.


Merlin
 
Erst profanisiert man heilige Schriften und Überlieferungen, indem man sie für Geschichtsschreibung hält, und dann kritisiert man, dass die Angaben ja falsch oder gefälscht seien.

Was in heiligen Schriften geschrieben steht, hat auch eine erscheinende Seite, aber wie die sich hier konkret zeigt, das kann kein Mensch sagen.
Versuche, die biblischen Geschichten historisch zu sehen, können nur ins Leere laufen.
 
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