Vom Fliegen und landen

C

chaya_wien

Guest
Ist es Zeichen meiner Rettung – selbst im Schlaf bin ich vor dem Tod derzeit sicher, springe ich von einer Höhe herab, dann werden meine Arme wie von selbst zu Schwingen und ich stürze nicht, sondern fliege. The sky ist the limit. Eine letzte Begrenzung nach oben hin, weil es für mich einfach unvorstellbar ist, wie es dahinter noch etwas geben kann.
Mein Glückszustand ist sprachlos. Kaum bemühe ich Formulierungen, wirkt die Leichtigkeit künstlich und aufgesetzt. Aber ich möchte es für mich aufzeichnen und festhalten: dieses Lächeln ohne jegliche Spannung. Die pulsierende Wärme, aus sich selbst freigesetzt und vom Bauch aus nach oben und unten kriechend – wie ein wohliges Kitzeln in mir. Plötzlich bin ich zu Momenten fähig, von denen ich vor Jahren noch dachte, dass sie nur anderen passieren. Ist das: Ankommen? Und später, nachher? Ich darf diese Frage nicht stellen, bedeutet sie doch Unterbrechung und Zweifel. Lieber auskosten und blind fliegen; unabhängig davon wo ich ankommen werde.
Leider kann ich niemanden mitnehmen; ich dachte, es wäre ganz einfach – jemanden bei den Händen nehmen und nach oben ziehen. Aber in so vielen ist ein Gewicht, das mir die Kraft entzieht und mich schläfrig landen lässt, wo ich abheben wollte. Mangelndes Talent? Ich spüre den Druck, zu rechtfertigen, was mir widerfahren ist und verweigere, schweige, tauche den Kopf weg und ziehe einen Vorhang aus braunen Strähnen. Nein, ich weiß nicht, warum gerade ich und wo es hinführt, oder ob dieses Leuchten auch eines Tages wieder abhanden kommt, vielleicht, weil ich nicht damit umgehen konnte, oder es zu wenig war, um Grundlegendes zu ändern – die richtungslose Strömung in mir, die mich treiben lässt, wo andere nach Ufern fragen.
 
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Liebe chaya wien,

Dein Text hat mich sehr an meine Erfahrungen mit dem FLIEGEN
erinnert.
Ich weiss, wie es ist, tatsächlich ganz viel Luft unterm Hintern zu spüren
und die Erde weit weg zu wissen, beim Blick nach oben nur diese offene
Weite zu spüren - aber es ist schon lange her...

Umso beeindruckender war für mich das Gefühl des Fliegens
in Träumen - das konnte ich mal : Einfach mit den Flügeln schlagen und
abheben, weg von den Bedrohungen -einfach alles hinter sich lassen.

Es ist mir lange nicht mehr widerfahren, dieses Gefühl + der Traum -
darum haben mich Deine Worte zum Schluss am meisten angesprochen:

"das Leuchten ist eines tages abhanden gekommen-
vielleicht weil ich nicht damit umgehen konnte?"
Es macht mich sehr nachdenklich-
danke Dir dafür - auch wenn Du vielleicht
eine ganz andere Erfahrung meinst...

Lieben Gruss
 
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Liebe Elfenbeinchen,
ich danke dir für deine Antwort, die mich sehr berührt hat...ich finde es schön, wenn dich meine Zeilen angesprochen haben. Ich glaube nicht, dass du das Fliegen "verloren" hast, es gibt einfach Phasen, in denen man gezwungen wird (durch Geschehnisse oder andere Personen) wieder zu landen, aber ich bin davon überzeugt, dass die Leichtigkeit und die Vogelperspektive dir nicht bleibend abhanden kommen.
Ich kann mich sehr gut an die Zeilen aus einem Lied von INXS erinnern, da singt Michael Hutchence:
I know we can fly,
because we all have wings,
but some of us don't know why
In diesem Sinne,
viel Luft, Weite und guten Flug - wann immer die Zeit dafür für dich wieder gekommen ist :kiss4:
servus, chaya
 
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