Vögel fliegen durch ihre Träume

M

maiila

Guest
Jung beginnt die morsche Knospe sich zu heben aus der Erde; zart erscheint ihr verschrumpeltes Gesicht
und das Gift um sie ermuntert sie nicht dazu, sich auszubreiten.
Scheu wirft sie die Erde von dem wachsenden Stängel, zieht sich empor in die Welt.
Silberreiher fliegen nachts durch ihre Träume.
(Unterstützung ist ihr Gewiss; sie muss sie nur annehmen.)

Ein Wurm kriecht tags an ihr vorbei; ihr Zellorganismus vibriert kurz;
ihre DNA wird durch die giftige Luft um sie herum wieder und wieder verändert.
Und ein ums andere Mal stößt die Abgestorbenes in den Boden um sie herum aus,
und sie weiß, dass es Gift ist, und dass die Erde das alles aufnehmen wird; doch.....

Schüchtern wächst sie heraus, aus dem Erdhügel, aus der Samenschale, die eine Eiche im Herbst verlor.
Die Wurzeln sind zart und unglücklich; doch sobald die Sonne raus kommt,
richtet sie ihr Gesicht nur auf die Strahlen.
Nachts fliegen Silbermöwen durch ihre Träume und am Morgen wacht sie etwas geheilter wieder auf.

Der Baum, von dem sie stammt, vererbte ihr Zellen; Zellen, die so gesund oder ungesund wie das Leben sind.
Ein Bewusstseinsfunke hat sich in ihre Chromosomen eingebettet; sie nimmt <sich> wahr.

Eine Krähe läuft über die Erde neben ihr, die kleine Knospe wächst und entwickelt zeitlangsam Blätter.
Chloroplasten tanzen in den Zellmembranen; und grün leuchtet sich die Pflanze aus dem Braun der Erde hervor.
Es wird wärmer.
Weißstörche fliegen nachts durch ihre Träume.

...
 
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