FIST schrieb:
huch Charlie
ich meine den Jungen Hitler, den Arbeitslosen unbekannten Kunstmaler irgendwo in den Strassen von Wien, ich meine den Hitler der noch nicht Wahnsinnig war und noch nicht seinen Hass kultiviert hat.
mfg by FIST
Wer von uns kann wissen, ob da überhaupt das Potential zu einem Weg in eine andere Richtung gewesen wäre?? Wenn ihm jemand zugehört hätte?
Ich habe eine Tante, eine Schwester meines Vaters, die ziemlich exzentrisch ist. Sie hatte nie einen Partner, geschweige denn einen Ehemann, und enge Freunde hat sie meines Wissens auch nicht. Sie ist als normal intelligent einzustufen, denke ich, und auch nicht autistisch oder so etwas (damit hab ich mich mal beschäftigt, das sieht m.E. noch anders aus), hat ein Leben lang in ihrem Beruf gearbeitet, ist jetzt pensioniert, unterhält sich nett mit dir, wenn du mal zum Tee kommst - aber du merkst, wenn du etwas sagst, das dir wirklich wichtig ist, hört sie dir gar nicht zu. Und merkt es auch gar nicht.
Und wenn es hart auf hart kommt, was wir auch schon hatten in der Familie, dann merkt man, sie hat einen Betonschädel, das sind ihre Ansichten, und die setzt sie durch, über die geht ihr nichts. Zu diesen Ansichten gehören vor allem festgefügte Ideen, was sich gehört und was zu tun ist und was nicht. Und die sind durch nichts zu ändern.
Ich habe meinen Vater gefragt, und er meinte, sie sei schon immer so gewesen, so - festgefahren. Nicht zum Umdenken bereit oder imstande, man weiß es nicht genau. Aber ich denke, sie kann es wirklich nicht - man merkt es ihr an.
Es ist wirklich schwer zu beschreiben.
Verstehst du jetzt, wie ich zu meinen Zweifeln komme? Gesetzt den Fall einer extrem festgefahrenen Persönlichkeit wäre es bei dem jungen Kunstmaler in Wien schon zu spät gewesen. Bei dem Kind in - wo war es noch gleich? - Braunau wäre vielleicht noch was gegangen, was Milderndes, aber nur da. So stell ich mir das vor...
Es gibt ein Hörspiel bzw. Theaterstück von George Tabori mit dem Titel "Mein Kampf" - es handelt davon, wie ein gewisser junger Mann nach Wien kommt, um Maler zu werden, und wie er dem alten Juden begegnet, bei dem seine Unterkunft ist - da kann man es erleben, das Aufeinandertreffen der starren Ideen mit der - hm, Fürsorge des Hauswirts, die immer wieder missverstanden wird. Ich hab da noch das Hörspiel im Kopf, bei dem Tabori selber mitspricht...
Grüße,
C.