Also zunächst mal Hut ab für den Mumm den Du hast, Dich in der Selbständigkeit durch Dein Leben zu schlagen.
Was ich selber beobachte ist, daß ich selber als freiberuflicher Dozent überaus kritisch sein muß mit meinen eigenen Inhalten. Ich muß mich jedes mal an jeden Kurs neu anpassen, für jeden Kurs muß ich eine etwas andere Sprache finden, etwas andere Methoden und eine etwas andere Stimmung und Atmosphäre finden, damit gelernt werden kann. Und ich bemerke, daß mich das auch wirklich fertig macht, mich jedes Mal auf die Kursteilnehmer so einzustellen. Es ist anstrengend, sagen wir so. Danach brauche ich Pause, die ich dann aber auch nicht immer habe. Dann heißt es Zähne zusammen beißen und durch.
Was ich in der Tat unangenehm finde, das ist die Situation, für jeden verdienten Euro selber zuständig zu sein und festzustellen, daß es finanziell trotz viel zu viel Arbeit nicht ausreichend und schon gar nicht befriedigent ist, meine Arbeit zu tun. Ich habe sie eigentlich wie Du ausgewählt, weil ich keine Stelle bekam, v.a. aber weil ich auch gar nicht mehr angestellt arbeiten wollte. Den Feedbacks nach mache ich meine Arbeit als Dozent gut, eben auch weil ich mich vorbereite und reflektiere, mich weiter entwickele. Ich werde immer besser, würde ich sagen. Aber das alles nützt mir überhaupt nichts, wenn ich davon weder meinen Lebensunterhalt bezahlen kann noch meine Nerven behalte, eben wegen des Geldes.
Daher habe ich jetzt Anfang November eine halbe Stelle angefangen. Mit all den von mir als unmöglich empfundenen sozialen Folgen. Schwups muß ich in ein Korsett, daß mir nicht paßt, weil andere Menschen etwas in mir sehen, was ich nicht bin. Einen Monat habe ich es jetzt hinter mir und überlege, ob ich es wieder drangebe. Da war mir ja fast die Angst des Selbständigen um sein Geld lieber... wir werden sehen. Morgen schreibe ich auf jeden Fall mal eine andere Bewerbung, auch für eine halbe Stelle. Vielleicht ist es dort besser. Man ist dann wenigstens sozialversichert - wobei das halbe Gehalt in meinem Beruf mir eh nur das Bezahlen der Rate fürs Haus, der Autoversicherung und für Strom und Wasser reicht. Aber das nimmt schon mal eine ganze Menge Angst weg, wenn man weiß, daß dieses Geld auf jeden Fall herein kommt.
...wenn ich nicht nebenher noch in Projekten mit beruflichen Zukunftsaussichten für mich selber engagiert wäre, dann würde ich die Krise kriegen, weil ich ja gar keinen Ausweg sehen würde aus dieser Tätigkeit, die mir eigentlich egal ob selbständig oder nicht ausgeführt schon längst keine Freude mehr macht. Ich bin's satt.
Was mir auffällt, liebe Sternthaler, das ist Deine eigene Konzentrationsfähigkeit. Du bist völlig durcheinander, wie es sich liest. Daher die Frage: hast Du eine oder mehrere Möglichkeiten der Konzentrationsförderung für Dich selber in eine regelmässige Routine während des Tages übernommen? Was tust Du als Konzentrationslehrerin, um Deine eigene Konzentration auf Dich selber und auf Deine Arbeit zu fördern?
Ich würde z.B. empfehlen, wirklich nötigenfalls alle paar Minuten eine klitzekleine Übung für mich in petto zu haben, die ich jederzeit anwenden kann und mit der ich mich egal in welcher Umgebung zu mir selber rückführen kann.
Ich glaube wenn Du mal zur Ruhe kommst, dann siehst Du vielleicht, daß Du deine Ziele an dieser Schule dort möglicherweise niemals erreichen wirst. Überlege, daß es an jeder Ecke Schulen gibt, überlege daß es an jeder Ecke Arztpraxen mit aufmerksamkeitsgestörten Eltern und Kindern gibt, überlege daß Du eigentlich nicht abhängig arbeiten wolltest, sondern selbständig. Und siehe, wie abhängig Du dich im Moment fühlst von diesem MOB !!! dort in der Schule der Asozialen Lern- und Kommunikationsbehinderten. So sag ich's mal ganz bewußt, in dem Wissen um die Bedeutung des Wortes Asozialität. Ist nix Schlimmes, ist aber eben ohne Weiteres in vielen Umgebungen vorhanden. Immer dort, wo Mob ist und wo Du gemobbt wirst (das erlebst Du ja!), ist es asozial. Und da wo es asozial ist will man nicht sein.
Also orientiere Dich um - das wäre mein Tip.
Ich schicke Dir mal eine Schippe Konzentration herüber, damit Du sie weitergeben kannst. *schippschipp*
lg,
die Trixi Maus