Hallo ihr Lieben!
War gestern bei Biodanca (zum 1. Mal!) und mußte feststellen, daß ich eine gewisse Nähe (vor allem von "fremden" Personen) nicht wirklich aushalte! Dadurch wurde ein "altes" Thema in mir wieder angesprochen. Alt unter Anführungszeichen deshalb, weil es sicher schon ewig in mir schlummert aber erst die letzten 1,5 Jahre mich immer wieder einholt. es geht dabei ums Verzeihen. Ich bin dankbar, daß ich in letzter Zeit einige große Schritte in dies Richtung machen konnte und das Verzeichen lernen durfte, das richtige Verzeichen !( nicht die Art von: "Macht nix, kann jedem mal passieren" wenn dich wer anrempelt) sondern das Verzeihen mit dem Wissen, das jeder in dem Moment wo er etwas macht, es aus seinem momentanen Stand des Wissens und der Überzeugung heraus macht und es für ihn zu diesem Zeitpunkt die einzige Wahrheit und das einzig richtige ist. Man kann und weiß es halt nicht besser!
Und mit diesem Hintergrund"wissen" kann ich halt dann auch verzeihen.
ABER!!! Es gibt einen einzigen Menschen in meinem Leben - DEM KANN ICH NICHT VERZEIHEN!!!! und schon gar keine Liebe schicken um das Thema endlich loslassen zu können!!!!!
Was kann ich tun um endlich dieses Thema abschließen zu können, um es endlich los zu sein!!
Vielleicht hat von euch ja jemand einen Rat! Bin euch wirklich dankbar!!
In erwartung auf eure hilfreiche Unterstützung sende ich euch ganz viel positive Gedanken und wünsche euch einen wunderschönen Tag
lg natalina
Hallo Natalina,
hier meine erste Reaktion auf Dein Eingangsposting - noch ungeachtet der weiteren Beiträge hier:
Mir kam die Frage: wer sagt, dass Du verzeihen
musst? Mir scheint, allein diese Vorstellung, dass Du es eigentlich müsstest, macht Dir schon Stress und es Dir unmöglich, etwas Altes einfach loslassen zu können. Niemand ist verpflichtet zum Verzeihen oder auch Loslassen (was zwei verschiedene Schuhe sind).
Möglicherweise ist es wesentlich hilfreicher für Dich, im Geiste zu der betreffenden Person einmal zu sagen: "Ich werde Dir das nie verzeihen!"
"Verzeihen" finde ich ohnehin problematisch, weil es m.E. in die Abläufe des Gewissens des Anderen eingreift. Verzeihen im herkömmlichen Sinn heißt: "Du schuldest mir etwas und ich erlasse Dir Deine Schuld und setze Dich in den vorigen un-schuldigen Stand." Wer sind wir, uns eine derartige Einmischung ins Gewissen des Anderen anzumaßen? Lässt unser eigenes Gewissen auf lange Sich eine solche Anmaßung zu? Wir dürfen gar nicht verzeihen, wenn wir nicht negitve Folgen in uns selbst in Kauf nehmen wollen. Verzeihen ist immer von oben herab und sieht den Anderen nicht ebenbürtig Auge in Auge. Es nimmt ihm seine Folgen und seine Verantwortung.
nach so vielen Jahren des Herunmschleppen des Problems kann ich natürlich nicht erwarten, daß es von heute auf morgen weg ist!
Wer genau sagt, dass dem so sein muss? Was wäre, wenn es doch möglich wäre - durch eine Haltungsänderung bei Dir zum Beispiel?
Befreiender an der Stelle, wo Du jetzt vermutlich bist, finde ich zunächst die Formulierung: "Es hat sehr weh getan, was Du getan hast." Und dann versuch, ob Du demjenigen dabei (innerlich) in die Augen schauen kannst (unabhängig ob der das kann oder nicht). Hier kommt wahrscheinlich der Schritt des Ver-schmerzens ins Spiel. Vielleicht kannst Du das auch unter professioneller Begleitung tun? Wenn das gekonnt gemacht wird (und der Schmerz nicht konserviert und wieder und wieder aufgewärmt), kann das ziemlich schnell gehen.
Und dann kommt der Schritt: "Ich lasse die Folgen für Dein Tun ganz bei Dir." Denn wenn wir den Anderen festhalten mit unserem Vorwurf, dann bleiben die Folgen SEINES Tuns auch bei uns. Wir sind es dann, die damit ein Problem haben. Jahrelang. Der Andere hat aber eigentlich das Problem mit den Folgen, wenn wir sie ihm lassen.
Im nächsten Schritt käme: "Ich nehme (nur) meine Folgen für meinen Anteil an der Situation und Deine lasse ich bei Dir."
Denn möglicherweise haben wir selbst zu der schmerzhaften Situation mehr odern weniger wissen beigetragen.
Und dann kommt: "Ich ziehe mich von Dir mit Achtung zurück." Oder: "Ich achte Dich und das, was Dich getrieben hat. Ich achte auch Deine Schuld und Deine Folgen und mische mich von jetzt an nicht mehr ein."
Wenn es ein Elternteil oder ein ehemaliger Partner ist, wäre hier ncoh eine Bewegung des Anerkennens in je unterschiedlicher Weise hilfreich. Bei den Eltern eine Bewegung, die uns wieder klein und zu Kindern (anstatt zu ebenbürtigen Partnern oder Elternfiguren) und die Eltern wieder groß werden lässt. "Ich achte Dich als mein/e Vater/Mutter durch die das Leben zu mir gekommen ist. Ich bin nur der/die Kleine und Du bist der/die Große."
Oder bei Partnern, die Anerkennung, was man bekommen hat und was man gern gegeben hat.
Und dann bist Du möglicherweise frei!
Allerdings gibt es auch ein Festhalten am Vorwurf. Dann hilft zu allererst einmal die Frage:
"Was hab ich Dir nur angetan, dass ich immer noch so böse auf dich bin?"
Gruß
A.
P.S.: Ein Gehimnis: Das Glück hat ein Bedürfnis - es will dauern. das UNglück hat auch ein Bedürfnis - es will vorbei sein.