Verwirrung - Hund und Lehrer - bitte um Hilfe!

Ryoko

Mitglied
Registriert
18. Januar 2005
Beiträge
151
Ort
Brandenburg
Hallo liebe Forummitglieder!

Ihr wisst ja, die Sache mit meinem gestorbenen Hund... Leider habe ich mich noch immer nicht damit abgefunden, aber ich kann damit leben.
Jedenfalls träumte ich jetzt zum vierten Mal von meinem Hund in Verbindung zu meiner Bio-/und Chemielehrerin. Ich mag sie sehr, weil sie nett ist und "jugendlich", also nicht so streng und ziemlich locker. Sie wird im Sommer die Schule verlassen und das nagt an mir, weil ich sie wirklich toll finde.
Jedenfalls, im Traum ist es meistens so das Jimmy noch lebt/wieder lebendig gemacht wird. Gestern Nacht war es sehr real. Ich habe ihn gesehen, mich so gefreut und ihn umarmt.
Im Traum weiß ich immer das er tot ist und bemerke sofort, wenn er wieder lebt, was eher ungewöhnlich ist. Meine Biolehrerin ist dann irgendwo, letztens wohnte sie in einem Haus in der Nähe. Dann stand ich mit ihr am Zaun und sprach über Jimmy, über seinen Körper, über die Tatsache, dass er wieder lebt.
Am Ende war er zwei Mal da. Und dann kam jemand, dessen Gesicht ich nicht erkennen konnte (nur den Körper) und sagte, dass Jimmy wieder wegmüsste. Ich habe ihm alles angeboten und gefleht, dass er Jimmy bleiben lässt, aber es war wohl nicht möglich. Am Ende haben wir es dennoch versucht. Man brauchte eine Wimper dafür... Ob wir es geschafft haben, weiß ich nicht. Ich bin dann aufgewacht.

Meine Biolehrerin sagte zu mir, ich soll mir Gedanken machen, welche Rolle sie in meinem Leben als Person spielt. Dann würde ich auch rausfinden, wieso ich ausgerechnet sie mit dem Wunsch verbinde, Jimmy lebendig machen zu können. Ich denke, die Tatsache, dass ich mit ihr darüber gesprochen habe ihn zu klonen (nur theoretisch), hat etwas damit zu tun. Aber das ist nicht alles, glaube ich.

Könnt ihr mir helfen?
 
Werbung:
Nun, was ist denn an diesem Traum wirklich unklar?

Offenbar hängst du sehr an deinem Hund, gleichzeitig weisst du, dass er tot ist. Die Person, von welcher das Gesicht nicht zu erkennen ist, steht stellvertretend für den Tod, bzw. für das Schicksal, das dir den Hund wegnimmt.

Die Biolehrerin scheint eine Vertrauensperson für dich darzustellen. Ich hatte selbst gewisse Lehrer, die mir in der Schulzeit sehr viel bedeuteten. Es ist natürlich, dass man (speziell in der Zeit der Pubertät) Bedürfnis nach einer Vertrauensperson hat. Die Biolehrerin dürfte also ein Mensch sein, der dir wichtig ist, weil du ihr vertraust. Allerdings geht diese Biolehrerin am Ende des Sommers.

In beiden Fällen handelt es sich um einen Abschied, um ein Loslassen, welches vonstatten gehen muss. Hast du dir schon mal überlegt, dass dein Hund auch ein Recht darauf hat, zu sterben? Jedes Lebewesen besitzt ein natürliches Recht auf seinen Tod, wenn seine Lebensaufgabe sich zu Ende neigt. Ähnlich besitzt auch deine Lehrerin ein privates Leben, in welchem sie nebst der Schule auch persönliche Verpflichtungen hat. Dass sie die Schule verlässt, heisst ja nicht, dass sie sich von dir abwendet, sondern einfach nur, dass sie ihren eigenen Weg fortsetzt - was du auch machen solltest.
Ich denke, es ist eine gute Gelegenheit zu lernen, was es heisst, jemanden loszulassen, auch wenn das recht schmerzhaft sein kann.
 
Ja, wahrscheinlich hast recht damit... Jeder hat ein Recht zu gehen oder zu sterben, aber es ist eben unheimlich schwer, es zu überwinden.
 
Ryoko schrieb:
Ja, wahrscheinlich hast recht damit... Jeder hat ein Recht zu gehen oder zu sterben, aber es ist eben unheimlich schwer, es zu überwinden.
Ja, und weisst du, das muss auch so sein. Nur wenn dir die Sache gleichgültig wäre, würde es dir leichtfallen. Aber du musst auch verstehen: Schmerz entsteht dadurch, dass man sich gegen das auflehnt, was ist, wie es ist. Du kannst nicht ändern, was ist, wie es ist, aber du kannst deine Einstellung dazu (mindestens zu einem gewissen Grad) wählen. Wenn du traurig bist, brauchst du das nicht zu unterdrücken (und solltest auch nicht), aber die Trauer als solche vollständig anzunehmen, sie bewusst zuzulassen, das ist jetzt deine Aufgabe. Und ich glaube, dass du durchaus in der Lage dazu bist. :)
 
Hallo Ryoko,

Deinen Schmerz kann ich gut verstehen, da wir leider vor zwei Wochen unsere Hundedame Daisy(10 3/4) einschläfern mussten. Natürlich ist sie noch präsent und ich habe auch zweimal geträumt, wie wir spielten, aber trotzdem wußte ich das sie nicht mehr da ist und es doch sehr schmerzt.

Auf der anderen Seite muss man gerade einen Hund als Lebensabschnittsgefährten ansehen, da sie leider nicht so alt werden.

Trotz Ihres Todes weiß ich sie an meiner Seite....
 
Ja, so denke ich. In meinem Falle war es so, dass ich nachmittags aus der Schule kam und mein Hund weg war. Er kam nie wieder zurück - nur tot.
Ich hatte keine Gelegenheit, mich von ihm zu verabschieden. Und manchmal denke ich immer noch, ach, gib das Fleisch doch Jimmy... oder Ich gehe jetzt erstmal mit dem Hund... Es ist einfach so tief drinnen in meinem Kopf, weil ich ja mit ihm aufgewachsen bin und es ohne ihn nie kannte...
 
Hey Ryoko,

dies kann ich ebenfalls sehr gut verstehen, als ich von der Arbeit kam, war unsere Hundedame gerade eine Viertelstunde tod. Meine Mutter hatte mir mit Absicht nicht Bescheid gesagt, verständlich, aber ich wäre lieber dabei gewesen.

Am Morgen waren keine Anzeichen da ! Das die Stunde irgendwann kommen mußte war auch klar, aber so schnell hatte keiner damit gerechnet. (Unser Hund war gesundheitlich angeschlagen) Einen Tag zuvor hatten wir noch Futter für 8 Wochen , plus Tabletten geholt.

Hast Du wenigsten einen Anhaltspunkt wo Dein Hund ist , eventuell begraben ?

Kopf hoch , gerade weil Du mit Deinem Hund groß geworden bist, ist es noch viel schlimmer. Aber die Zeit heilt auch den Schmerz....

Gruß
Dirk
 
Ja, er ist bei uns im Garten beerdigt worden. Ich war auch dabei. Ich habe ihn auch tot gesehen und alles... Aber ich hätte ihm sogerne ins Ohr geflüstert, dass ich ihn liebe. Und wie sehr ich ihn vermisse. Ich wollte ihm noch so viel sagen. Aber lebend! Ich wollte ein letztes Mal seine Wärme spüren, seinen Geruch riechen. Aber das alles ist nichtmehr möglich.
 
Habe heute das zufällig gefunden.

"Einmal konsultierte mich ein älterer allgemein praktizierender Arzt aufgrund seiner schweren Depression. Er kam nicht über den Verlust seiner Frau hinweg, welche zwei Jahre zuvor gestorben war, und welche er über alles geliebt hatte. Nun, wie konnte ich ihm helfen? Was sollte ich ihm sagen? Nun gut, ich hielt mich zurück, ihm irgendwas zu erzählen und konfrontierte ihn stattdessen mit der Frage, "Was wäre passiert, Doktor, wenn Sie zuerst gestorben wären, und ihre Frau Sie hätte überleben müssen?" "Oh," sagte er, "das wäre schrecklich für sie gewesen; wie sie gelitten hätte!" Worauf ich antwortete, "Sie sehen, Doktor, solch ein Leid ist ihr erspart geblieben, und es waren Sie, welcher ihr dieses Leid erpart haben - sicherlich um den Preis, dass Sie nun umgekehrt ihre Frau zu überleben und zu betrauern haben." Er sagte kein Wort, aber schüttelte meine Hand und verliess ruhig mein Büro. In gewisser Weise hört Leiden auf Leiden zu sein in dem Moment, wo es einen Sinn findet, als wie der Sinn des Sich-Aufopferns.

Aus: Viktor E. Frankl - Man's Search for Meaning
(Übersetzung aus dem Englischen von fckw)
 
Werbung:
Zurück
Oben