hi marco!
bluem schrieb:
@Jake:
Ich habe ledeglich meine freie Meinung geäußert, nicht mehr und nicht weniger. Falls Du Dich dadurch persönlich angegriffen fühlen willst, so ist das Deine Entscheidung, was ich respektiere. Es liegt mir fern irgendjemand aufzuhetzen oder meine Meinung aufzudrücken und genausowenig gehe ich von meiner derzeitigen Sicht der Dinge als Absolutum aus. Fakt ist, das mit diversen Logen und Vereinen, geführt von Juden, mittels der Medien, die "Trendworte" wie Antisemitismus oder "Politically Incorrect" erst ins Bewußtsein gerufen wurden. Wenn du mir das Gegenteil beweisen kannst, revidiere ich meine derzeite Meinung hierzu.
Du wirst dich entscheiden müssen... wenn du Meinung äußerst, bin ich ganz und gar auf der Seite derer, die dein Recht darauf verteidigen werden, ganz egal, was ich von deiner Meinung halte. Wenn du agitierst - darunter verstehe ich unter anderem, unwahre Behauptungen als Tatsachen hinzustellen (siehe das Zitat von dir... "Fakt ist...") -, hast du mit Widerstand zu rechnen. Und ja, ich fühle mich betroffen. In einem Mitteleuropa, dessen jüngere Geschichte von Shoah, Gulag, Weltkriegen mitgeprägt ist, empfinde ich Aussagen wie deine als Vorstufe der Brandstiftung, wie gedankenlos auch immer sie zustande gekommen sein mögen.
Den Link auf eine Quelle zur Historie des Wortes Antisemitismus hast du dankenswerter Weise ja selbst gesetzt - "Fakt ist, das mit diversen Logen und Vereinen, geführt von Juden, mittels der Medien, die "Trendworte" wie Antisemitismus oder "Politically Incorrect" erst ins Bewußtsein gerufen wurden" stimmt also in Bezug auf das Wort "Antisemitismus" nicht. Deiner Quelle zu Folge waren es ganz im Gegenteil die Gegner der Juden, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Begriff ins Spiel brachten, um auch "getaufte Juden" damit erfassen zu können. Legendär war der Wiener Bürgermeister Karl Lueger, dem der Ausspruch in den Mund gelegt wird "Wer a Jud is, bestimm ich..." Antisemitismus war jedenfalls damals gang und gäbe und durchaus toleriert und prägte auch das Klima, in dem der junge Hitler aufwuchs.
Der Begriff der "political correctness" hat seine Wurzeln in den USA, und zwar hat er sich ausgehend von zwei Grundströmungen in den 1990ern verdichtet (siehe dazu auch
http://www.duden.de/index2.html?deutsche_sprache/zumthema/political_correctness.html)
Die eine Strömung war das aufkeimende Selbstbewusstsein der farbigen Bevölkerungsanteile (z.B. die "Roots"-Bewegung, die in der gleichnamigen Seifenoper kulminierte): Man verwehrte sich gegen eine Diskriminierung wegen Hautfarbe oder Herkunft und forderte das nicht zuletzt auch als korrekten sprachlichen Umgang ein vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass Sprache das Bewusstsein prägt.
Die andere Strömung war der Feminismus, der zeitweise in den USA mit besonderer Intensität vertreten wurde und ebenfalls vehement forderte, sprachliche Wendungen zu eliminieren, die Frauen ihrer Meinung nach diskreditierten und diffamierten.
In Europa kam vor allem auch der feministische Ansatz zum Tragen (siehe z.B. alle Bestimmungen der EU zum "gender mainstreaming", das integraler Bestandteil aller förderbaren Projekte zu sein hat).
Also auch da keine Juden an vorderster Front... es werden sicherlich welche dabei gewesen sein, neben vielen anderen auch.
So funktioniert das Spiel aber nicht. Es braucht immer ZWEI Beweise. Zum einen von dem, der etwas behauptet, zum andern von dem, der das Gegenteil behauptet. Die Idee ist, dass mind. einer der Parteien die Beweisführung nicht gelingen wird. Falls es der andern Partei gelingt, einen Beweis zu erbringen, so ist ihre Aussage so lange gültig, bis die Gegenpartei doch noch einen stichhaltigen Gegenbeweis bringen kann - oder bis sie den Beweis der ersten Partei widerlegen kann, zum Beispiel indem sie Mängel des Beweises offenlegt und zeigt, dass aufgrund dieser Mängel der Beweis nicht länger aufrechterhalten werden kann.
Das Spiel ist noch viel infamer, FCKW. Wenn ich in die Falle gehe und auf die Forderung einsteige, Marco zu beweisen, dass seine Reizworte nicht von Juden erschaffen und propagiert wurden, dann bin ich damit ja selbst schon latent antisemitisch unterwegs. Denn: Was würde es denn für den Stellenwert dieser Begriffe bedeuten, welchen Unterschied machte es, ob sie von Juden stammen oder nicht? Ob der Begriff "Antisemitismus" operabel ist oder nicht, ob ich zur konkreten Ausübung der "political correctness" kritische Anmerkungen habe oder nicht, das hängt in keiner Weise von einem rassischen Reinheitszeugnis für diese Begriffe ab. Das Unverschämte an der Zuschreibung der Begriffe zu einer vermuteten jüdischen Propagangdamaschinerie liegt ja darin, dass damit zugleich unterstellt wird, jüdische Herkunft mache einen Begriff von vornherein fragwürdig. Das ist übelste Diffamierung und aktiver Antisemitismus, und ich werde mich an diesem Spielchen nicht beteiligen.
Das zweite ist... deine Falsifizierungsregeln sind anwendbar auf Aussagen, die falsifizierbaren Kriterien genügen. Marco enthält sich - wie de facto eh alle die Anhänger und Gegner von Weltverschwörungen - beweisbarer Formulierungen. Er "formuliert ja nur eine Meinung" ... wie wäre eine Meinung zu beweisen? Oder ihr Gegenteil? Wo er sagt: "Fakt ist..." lässt sich - siehe oben - unschwer zeigen, dass "nicht Fakt ist..." - vor allem aber, dass solche Behauptungen in sich bereits antisemitische Agitation sind.
Fast schon Mitternacht... schlaft gut, Leute. Bleibt wachsam.
Alles Liebe, Jake