Verlustangst

H

Huperzia

Guest
Hallo,

ich habe letztes Jahr eine Familienaufstellung zum Thema meiner Ursprungsfamilie gemacht, vor zwei Jahren eine zum selben Thema und einige Wochen später eine gemeinsame mit meinem Mann. Nach jeder hatte ich das Gefühl dass jetzt einiges geklärt wäre und ich mein Leben besser im Griff hätte - leider falle ich beziehungsmässig immer wieder in dieselben Muster hinein (mein Mann ebenso). Bei der letzten Krise haben sich wieder massive Verlustängste gezeigt, ich bin dann zu fast allem bereit um zu verhindern dass er sich trennt (die Familie auseinanderfällt).
Nach meinem Dafürhalten komme ich rational nur auf einen Grund, nämlich dass mein Vater weggegangen ist als ich 7 oder 8 war (so alt wie meine Tochter jetzt). Aber in den bisherigen Aufstellungen hat sich nichts gezeigt worauf diese Verlustängste gründen könnten - hat es da Sinn ev. noch eine Aufstellung speziell zu diesem Thema zu machen?

LG Hupi
 
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Liebe Huperzia,

das Auflösen von Verlustängsten kannst Du nicht über das Familienstellen lösen, meine ich - man möge mich berichtigen.

Weißt Du, auch ich hatte Erfahrungen mit dem Thema Trennung durchlitten - ich hatte vergangenes Jahr auch das Problem, das sich ein geliebter Mensch plötzlich von mir getrennt hat und das tat mir ungeahnt weh. Ich habe mir diesen Schmerz ganz genau angeschaut - woher er kommt - und dabei festgehalten, wann in meinem Leben ich ähnliche Gefühle erlebt hatte. Und ich bin fündig geworden. Der Hund lag in meiner Kindheit begraben. Ich hatte seit meiner Kindheit immer wieder mit Trennungen zu tun, von freunden, Zeitweilig vom Elternhaus und den Eltern, ein neues Land, in dem ich erst die Sprache lernen musste mit 11 Jahren, meine erste Liebe, usw. usw. Die damit verbundenen seelischen Schmerzen habe ich einfach verdrängt, weil ich sie damals nicht aushalten konnte. Das führte wohl später dazu, dass ich mich nie ganz auf eine Beziehung einlassen konnte - denn ,dann hätte ich mich meiner verdrängten Angst wieder stellen müssen. Mein Herz war sozusagen "gepanzert". Erst durch die Trennung, die für mich sehr überraschend kam, lösen sich allmählich die Schichten, die ich mir wider besseres Wissen im Laufe der Jahre zugelegt habe. Wenn die Trennung nicht gewesen wäre, wäre ich mir dessen gar nicht bewusst gewesen, was da an Mustern abläuft.

Ein Familienstellen vor 2 Jahren brachte mir zwar Erkenntnisse, aber half nicht wirklich weiter. Eigentlich versprach ich mir davon die Erkenntnis, warum ich mich auf eine Beziehung nie ganz einlassen kann, auch wenn ich Jemanden sehr liebe. Außer weiblichen Vorfahren, die ein sehr hartes Leben führten und deshalb hart zu sich und anderen waren - was ich so teilweise wohl auch übernommen habe, habe ich nichts gesehen - damals. Jetzt wird mir die Automatik klar, aber erst im Nachhinein durch die Arbeit an mir selbst.

Setz Dich doch mal ganz ruhig hin und mache eine Rückschau auf Dein gesamtes Leben, wann hattest Du zum ersten Mal mit Trennungen zu tun und wie hat sich das angefühlt. Schreibe alles nieder, das hilft, die Gedanken zu ordnen. Ud auch wenn dir dabei die Tränen fliessen, Du wirst es unglaublich finden, aber es hilft sehr.

Nachdem ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin, woher meine Trauer, Wut und Verzweiflung eigentlich kommen, musste ich meinem Ex einen Dankesbrief schreiben, ich weiß es hört sich blöd an, aber er hat mir durch den Schmerz den richtigen Weg gezeigt - zu mir und meiner Seele, die dadurch so allmählich heilen kann.

Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute - Licht und Liebe
 
Liebe Huperzia,

Mit ein oder zwei Aufstellungen zur Ursprungsfamilie ist nicht alles gelöst, was aus dieser kommt. Je nach Fragestellung werden andere wirkende Dynamiken ersichtlich. Es muss auch gar nicht sein, dass Deine Angst aus Deiner Familie kommt. Sie kann auch aus Deinem Leben kommen oder aus einem Vorleben mitgebracht worden sein. Sie kann auch ein Hinweis sein, dass Du spürst, dass Dein Partner gehen will. Nicht selten sind auch Ängste abgewehrte Wünsche - da fällt mir auf, dass Du Angst hast, dass die Familie zerfällt (nicht : dass der Partner geht; das ist ein anderer Schwerpunkt).

Eine Aufstellung ist auch nicht dazu da, etwas besser zu verstehen, sondern damit etwas in Dir gelöst wirst. Das rationale Verstehen ändert in der Regel nicht viel.

Ja - ich würde bei der "Verlustangst" anfangen, wahrscheinlich in der Form "Wunsch nach dauerhafter Partnerschaft". Das ist ganz eigenartig : wenn man eine Angst umformuliert zu einem Wunsch, wird manchmal deutlich, dass gegen diesen Wunsch Vorbehalte bestehen. Dass man gar nicht mit 100%er Überzeugung sagen kann : "Ich wünsche mir von Herzen, mit diesem Mann ein Leben lang zusammenzuleben." Manchmal versteckt sich hinter der "Verlustangst" im Grunde eine Angst vor Partnerschaft - vor irgendwelchen Befürchtungen, die mit Partnerschaft verbunden sind. (Ich darf in einer Partnerschaft nicht sein, wie ich bin - etc.). Auch wäre es wichtig, warum Du glaubst, dass Dein Mann sich von Dir trennen könnte - weil Du Angst hast, dass eine andere Frau für ihn attraktiver ist ? Weil Du Dich als Last für den anderen erlebst und nicht als Bereicherung ? Meist wird man in der Verlustangst auch zum Kind, das sich anklammert und Angst vorm Verlassenwerden hat. Da ist es wichtig, erwachsen zu bleiben, Frau zu bleiben (oder : ganz Frau zu werden) - dasselbe gilt natürlich auch für den Mann.

Wie Du siehst : da gibt es viele Möglichkeiten und Ansatzpunkte.

Was mir noch auffällt : für Dich ist das Alter Deines Kindes quasi ein magisches Datum. Ich habe bemerkt, dass Du einige Anfragen im Bereich Astrologie / Numerologie gestellt hast. Da ist in mir die Frage entstanden, in wieweit Du Dich selbst als Gestalterin Deines Lebens erlebst - oder irgendwie relativ ohnmächtig als bestimmt von äusseren Einflüssen und Gegebenheiten.

Wo Angst ist, ist die Liebe beeinträchtigt. Das ist möglicherweise das zentrale Thema : Du und die Liebe / Du und die VOLLE Weiblichkeit.

Liebe Grüße,

Gawyrd
 
Danke für eure Antworten!

@Pagagena
Danke für deine Anregung und die lieben Wünsche, aber die Rückschau habe ich schon öfters gemacht, es scheint die Trennung von meinem Vater zu sein und nach meinem Gefühl auch die Tatsache dass meine Eltern ihre Wurzeln verloren hatten (sie mussten flüchten). Diese Ortsveränderungen spielen in meiner Ursprungsfamilie eine große Rolle, vielleicht habe ich deshalb auch so ein Bedürfnis an einem festen Platz zu bleiben.

@Gawyrd
Du hast in beiden Dingen recht, die Angst und das Bemühen um die Weiblichkeit spiel(t)en in meinem Leben eine große Rolle.
Das Bemühen um mehr "Weiblichkeit" in mir und meinem Ausdruck beschäftigt mich schon Jahre. Wahrscheinlich habe ich auch Angst vor Partnerschaft, ich gehe mit meinem Partner oft so schlecht um dass er schon mehrere Mal versucht hat zu "flüchten" (mich zu verlassen). Dann versinke ich im ungeheuren Leid und bemühe mich wirklich was zu ändern. Die Aufstellungen haben mir schon viel gebracht, aber vielleicht sollte ich noch speziell zu diesem Thema machen, ich denke noch darüber nach (ist auch eine Geldfrage).

Es stimmt, das Alter meiner Tochter ist irgendwie ein schlechtes Omen für mich. Obwohl ich selbst viel dazutue dass es zu einer Trennung kommt will ch das zu allerletzt - auch weil ich meinen Mann liebe (das glaube ich zumindest). Wobei ich sagen muss dass mein Mann ein großartiger Vater ist der seine Tochter über alles liebt und sie nie im Stich lassen würde (ganz im Gegensatz zu meinem Vater).
Wenn ich panisch werde, versuche ich auf alle möglichen Arten irgendwelche "Hinweise" zu erhalten, ich bin mir schon im Klaren dass das kein Weg sein kann um eigenverantwortlich zu leben. :o

LG Huperzia
 
Hallo an alle,
@Gawyrd:
wo finde ich denn jemand seriösen in meiner Umgebung (Schleswig-Holstein)
der Familienaufstellungen macht?Ich habe im letzten Jahr(also bevor ich mich in diesem Forum angemeldet habe)ein Buch über Familienaufstellungen gelesen und ich meine dass hier für mich ein Ansatz gegeben ist vieles klarer zu sehen...bzw zu verstehen.Demnach habe ich großes Intresse daran und es wäre nett wenn du oder jemand anderes einen Tipp für mich hat.
Dank im voraus :danke:
LG,nina24
 
Liebe Nina,

Das würde ich gerne tun (umso mehr, da mich mit Schleswig-Holstein sehr angenehme Erinnerungen verbinden :) ) - aber über München hinaus kenne ich leider keine AufstellerInnen.

Viel Glück bei Deiner Suche,

Gawyrd
 
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