Vergessen

Lieber Merlin,

danke, dass du dir so viele Gedanken für mich machst. :)

Du könntest hier also nur versuchen dieses Schema zu ergründen und lernen damit sinnvoll umzugehen. Nur wenn wir etwas erkennen, können wir dazu auch eine Strategie entwickeln.

Tja... Ich habe da schon vieles ergründet und versucht, mich ganz bewusst auf jemanden entgegen meinem üblichen Muster einzulassen, das hat aber auch nicht funktioniert. Es hat sich einfach falsch angefühlt.

Du könntest also nach etwas suchen, das Du nicht kennst und Dir geheimnisvoll erscheint.

Naja ich suche wohl nach jemanden, der mir Geborgenheit geben kann und mich bedingungslos liebt - beides kenne ich so von meinen Eltern nicht. Halte beides aber auch gar nicht so fehl am Platz in einer Beziehung?

Es ist letztlich die Frage, ob dieser Mister X vom Typus her auch in der Lage ist, Deine Bedürfnisse nach Sicherheit und Geborgenheit zu erfüllen oder besteht da bereits ein Konflikt mit anderen Bedürfnissen?

Es war genau diese Ausstrahlung die mein Mr. X an sich hatte, die dazu führte, dass ich mich bei ihm so wohl fühlte und mich vorrangig wohl auch deswegen in ihn verliebte.
 
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Liebe Moonlight,

ist es nicht so, dass uns die Erwartungen und das Misstrauen oft daran hindert glücklich zu sein? Ich weiß nicht, aber wenn bedingungslose Liebe eingefordert wird, klingt das für mich immer verdächtig nach Landnahme.

Merlin
 
Lieber Merlin,

ist es nicht so, dass uns die Erwartungen und das Misstrauen oft daran hindert glücklich zu sein?

Das mag sein. Aber ich denke, niemand geht ohne irgendwelche Erwartungen in eine Beziehung. Jeder hat doch die Hoffnung, dass seine Vorstellung erfüllt wird. Wenn beide die gleiche Vorstellung haben, wird die Erwartung erfüllt. Sind die Vorstellungen jedoch zu unterschiedlich, passt es dann einfach nicht.

Ja Misstrauen ist bei mir auch so ein Thema. Eine grundsätzliche Veranlagung oder besser gesagt antrainierter Pessimismus. Da habe ich aber schon viel dran gearbeitet. Hinzu kommt ein Job, bei dem mir immer vor Augen geführt wird, was passiert, wenn es schief geht. Quasi eine Berufskrankheit. Ja, aber wo ist die Grenze zwischen gesundem Misstrauen und Selbstschutz ? Man misstraut ja letztlich nur, um sich selbst vor bereits gemachten schlechten Erfahrungen zu schützen.

Aber egal wie misstrauisch bin, was ich alles für Möglichkeiten in Betracht ziehe, ich spreche nicht alles aus, was ich denke und von mir bekommt jeder erstmal einen Vertrauensvorschuss.

Ich weiß nicht, aber wenn bedingungslose Liebe eingefordert wird, klingt das für mich immer verdächtig nach Landnahme.

Hmm, ich denk wir sehen das gerade beide aus einem völlig anderem Blickwinkel. Für mich bedeutet bedingungslose Liebe, dass man als Mensch so geliebt und angenommen wird, wie man eben ist und die Liebe nicht an Bedingungen geknüpft wird a la "ich liebe dich nur, wenn du XY tust, fleißiger, schöner, etc. wirst. Das ist für mich emotionale Erpressung.

Dabei setze ich voraus, dass die üblichen gesellschaftlichen Normen eingehalten werden. Ich meine damit ausdrücklich nicht, dass man sich alles erlauben kann und dann dafür widerspruchslose Liebe einfordern kann. Du dachtest aber dabei aber eher an letzteres, oder ?


Liebe Grüße Moonlight
 
Liebe Moonlight,

ja, man kann auf einen Menschen eingehen und annehmen so, wie er ist, ohne darüber nachzudenken, wie er sein sollte. Das Problem sehe ich in einer Partnerschaft jedoch darin, dass viele nicht der sein wollen, der sie sind, und beginnen eine Rolle zu spielen. Andere wiederum möchten, wie in der Schöpfungsgeschichte sich zum Bilde einen Adam oder Eva aus Lehm formen. Mit den Erwartungen meinte ich jetzt nicht so sehr die offenen Ansprüche an das Gegenüber, sondern mehr die subtile Einflussnahme.

Ja, das Berufsleben verleiten uns unliebsame, aber erfolgreiche Strategien aufzunehmen oder weiter auszubauen. Erfahren wir in der Kindheit Anerkennung durch Perfektion, so versuchen wir im Berufsleben auch diese Strategie noch weiter zu perfektionieren, um möglichst erfolgreich zu sein. So gibt es auch eine Strategie der Sicherheit, mit der man versucht die Risiken des Scheiterns zu vermeiden.

Wir merken dann nicht, dass wir mit dem Streben nach Perfektion oder Sicherheit mehr und mehr das Glücklichsein aus dem Auge verlieren. Die Angst, dass schon hinter der nächsten Ecke das Glück oder der Erfolg ein Ende haben könnte, lässt das unbekümmerte Kind in uns verstummen. Wo ist bedingungslose Verliebtheit oder das Gefühl alles erreichen oder tun zu können aus der Jugendzeit geblieben?

Ja, es beschleicht uns dann gelegentlich schon ein ungutes Gefühl, dass da im Leben irgendetwas schief läuft und mit dem Selbst kaum noch vereinbar ist. Die Seele und die Ratio gleichen dann oft einem alten Ehepaar, das sich auseinandergelebt hat.

Nachdem ich in den Ruhestand ging, hatte es dann schon einige Zeit gedauert, bis ich wieder einigermaßen bei mir selbst angekommen war. Oft denke ich darüber nach, dass an Stelle der 120% auch 90% gereicht hätten, um das Leben leichter werden zu lassen.


Merlin
 
Liebe Moonlight,

ja, man kann auf einen Menschen eingehen und annehmen so, wie er ist, ohne darüber nachzudenken, wie er sein sollte. Das Problem sehe ich in einer Partnerschaft jedoch darin, dass viele nicht der sein wollen, der sie sind, und beginnen eine Rolle zu spielen. Andere wiederum möchten, wie in der Schöpfungsgeschichte sich zum Bilde einen Adam oder Eva aus Lehm formen. Mit den Erwartungen meinte ich jetzt nicht so sehr die offenen Ansprüche an das Gegenüber, sondern mehr die subtile Einflussnahme.

Ja, das Berufsleben verleiten uns unliebsame, aber erfolgreiche Strategien aufzunehmen oder weiter auszubauen. Erfahren wir in der Kindheit Anerkennung durch Perfektion, so versuchen wir im Berufsleben auch diese Strategie noch weiter zu perfektionieren, um möglichst erfolgreich zu sein. So gibt es auch eine Strategie der Sicherheit, mit der man versucht die Risiken des Scheiterns zu vermeiden.

Wir merken dann nicht, dass wir mit dem Streben nach Perfektion oder Sicherheit mehr und mehr das Glücklichsein aus dem Auge verlieren. Die Angst, dass schon hinter der nächsten Ecke das Glück oder der Erfolg ein Ende haben könnte, lässt das unbekümmerte Kind in uns verstummen. Wo ist bedingungslose Verliebtheit oder das Gefühl alles erreichen oder tun zu können aus der Jugendzeit geblieben?

Ja, es beschleicht uns dann gelegentlich schon ein ungutes Gefühl, dass da im Leben irgendetwas schief läuft und mit dem Selbst kaum noch vereinbar ist. Die Seele und die Ratio gleichen dann oft einem alten Ehepaar, das sich auseinandergelebt hat.

Nachdem ich in den Ruhestand ging, hatte es dann schon einige Zeit gedauert, bis ich wieder einigermaßen bei mir selbst angekommen war. Oft denke ich darüber nach, dass an Stelle der 120% auch 90% gereicht hätten, um das Leben leichter werden zu lassen.


Merlin

Danke dir Merlin für deinen weisen Rat.
Es stimmt schon, 120% müssen nicht sein, nur schwer wird es, für einen hoch engagierten Menschen, dies abzulegen. Mit einem so hohen Einsatz und mit einer so hohen Genauigkeit, hält die Umgebung nicht mit.
Von anderen Menschen denselben Einsatz zu erwarten musst aufgegeben werden. Für viele Partnerschaften ist so eine Eigenschaft der Prüfstein für die Beziehung. Einerseits darf von anderen 100% -iger Einsatz, selbst wenn man ihn selbst aufbringt, nicht erwartet werden und doch musste eine Beziehung auch die eigene Bedürfnisse berücksichtigen, sonst hätte es wenig Sinn diese einzugehen.

Wie @moonlight1305 schon erwähnte, sind die Vorstellungen zu unterschiedlich - passt es einfach nicht. In dem Grenzgebiet zwischen Misstrauen und Selbstschutz lauern viele unsere Unsicherheiten und viele Zweifeln kommen hoch. Hier kann man sich erst mit einer gehörigen Portion am Selbstbewusstsein, mit einer bedingungslosen Liebe zu sich selbst die diese Unsicherheiten und Zweifeln nicht mehr kennt, sorglos fallen lassen.
Eine solch grenzenlose Liebe zu sich selbst, die Verantwortung für das geschenkte Leben gern und gänzlich auf sich nimmt, will zuerst verinnerlicht werden.
Und da ahne ich den Lohn der letzten Endes dem Hochengagierten auf seinem Weg, etngegen winkt, und ihm zugute reicht: denn schafft er es nämlich tatsächlich, so hochengagiert wie er sonst ist, die Selbstliebe zu 100% zu verwirklichen (und es muss nicht 120% sein ;)), sie zu verinnerlichen, wird keine Beziehung mehr aufgrund eines, bei sich selbst empfundenen Mangels, eingegangen. Es ist fraglich ob es dann überhaupt noch zu einer Partnerschaft kommen wird und was diese, falls sie entstehen soll, auszeichnen würde. Doch, im Angesicht dessen dass es sich dann um einem wirklich freien Menschen handeln würde, ist diese Frage, nebensächlich.
lg
 
Lieber Merlin,


Mit den Erwartungen meinte ich jetzt nicht so sehr die offenen Ansprüche an das Gegenüber, sondern mehr die subtile Einflussnahme.

naja, so gesehen, müsste man ja bei jedem befürchten, dass er einen umkrempeln will. Dann würden ja alle Beziehungen aus unfreiwilligen Marionetten bestehen ?

Ob oder inwieweit man sich direkt oder auch subtil beeinflussen lässt, ist ja auch eine Frage der eigenen Standfestigkeit. Je fester man selbst steht und seinem Ziel folgt, umso weniger hat ja ein anderer eine Chance zu beeinflussen, manipulieren oder zu lenken.

Natürlich haben zwei Personen nie in allen Belangen das gleiche Ziel. In einer guten Beziehung findet man dann eben einen Kompromiss oder man sollte dann besser jemanden suchen, der besser passt, wenn nie Kompromisse möglich sind.

Wo ist bedingungslose Verliebtheit oder das Gefühl alles erreichen oder tun zu können aus der Jugendzeit geblieben?

Man trifft in seinem Leben Entscheidungen und legt damit den Grundstein für den weiteren Weg. Wenn man sich für Haus mit Garten entscheidet, entscheidet man sich gleichzeitig gegen teure Reisen, weil man beides dann eben nicht finanzieren kann. Wenn man jung ist, hat man eben alle Möglichkeiten, die man später nicht mehr hat.

Wenn man keine Entscheidungen trifft, hat am Ende gar nichts und jammert über verpasste Chancen. Mit 60 dann noch einen Kreditvertrag für 25 Jahre Hausfinanzierung zu bekommen, ist dann eben auch rum.

Mein Verlieben war stets bedingungslos. Einfach die Person in ihrer Gesamtheit.
Deswegen ist auch Onlinedating nichts für mich. Da kann man sich zwar die Bedingungen vorher aussortieren, aber es hat nie KLICK gemacht, ich hab mich nie verliebt, nur weil der Mann alle gewünschten Parameter erfüllte. Ich werde nie verstehen, wie man da so verstandesmäßig rangehen kann.

Nachdem ich in den Ruhestand ging, hatte es dann schon einige Zeit gedauert, bis ich wieder einigermaßen bei mir selbst angekommen war.

Ich glaubte auch lange vieles zu wollen, was ich eigentlich nicht wollte. Und hatte mich dabei selbst verloren, habe mich in jungen Jahren viel zu sehr beeinflussen lassen und mir anderer Leute Träume einreden lassen. Ich weiss aber auch, dass daran nicht die anderen schuld waren, sondern ich, dass ich mich selbst zu wenig wahrgenommen habe und zu wenig meine Interessen durchgesetzt habe. Wird mir nicht mehr passieren.

Liebe Grüße Moonlight
 
Lieber Merlin,
naja, so gesehen, müsste man ja bei jedem befürchten, dass er einen umkrempeln will. Dann würden ja alle Beziehungen aus unfreiwilligen Marionetten bestehen ...
Liebe Moonlight,

da hast Du mich etwas missverstanden, ich wollte nur Beispiele anführen, in welche Richtung das gehen kann. Eine Beziehung lebt ja vom Vertrauen und da habe ich halt auch schon so meine Erfahrungen mit den offenen und subtilen Einflussnahmen gesammelt. Zum Glücklichsein oder einem Vertrauen hat es jedenfalls nicht beigetragen – auch nicht bei anderen.

Das sind dann halt so Erfahrungen, die man dann im Hinterkopf behält und die unbekümmerte Herangehensweise zügelt.


Merlin
 
Das sind dann halt so Erfahrungen, die man dann im Hinterkopf behält und die unbekümmerte Herangehensweise zügelt

Ja lieber Merlin, ich glaube, das hatte ich etwas missverstanden.

Ich hatte ja auch mal eine Beziehung und im der ich wirklich manipuliert wurde. Ich denke aber das ist nicht normal war, sondern dass der Mann psychisch nicht ganz so gesund war.

Es stimmt man kann nicht mehr Verlocke rangehen das Misstrauen hockt halt im Hinterkopf. Ich dachte sogar ich werde mich nie wieder in jemanden verlieben können.

Aber ich konnte es und das hat mich einfach unheimlich gefreut.

Ich komme am besten mit Menschen klar, die direkt sind.

Es ist zwar nicht unbedingt immer angenehm, aber ehrlich. Die versuchen auch nicht zu manipulieren, sondern sagen einem knallhart auf den Kopf drauf zu, was ihnen passt und was nicht und was sie wollen.

Ja es ist schon nicht so einfach gerade weil man eben den Luxus einer Wahl hat und niemanden nehmen muss, wie es früher vielleicht aus Abhängigkeit heraus war...

Liebe Grüße Moonlight
 
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Gerade für Frauen spielt in der Partnerwahl der Vater eine sehr große Rolle – im negativen, wie im positiven Sinne.
So kann man es auch umgekehrt sagen, dass bei der Wahl der Partnerin eines Mannes die Beziehung zur Mutter eine wesentliche Rolle spielt. ich habe schon erlebt, dass Männer die eine schlechte Beziehung zur Mutter haben, in einer Partnerin die unerfüllte Mutterliebe finden wollen,........und solche Beziehungen sind zum Scheitern verurteilt, weil die Erwartung an die Partnerin dermaßen hoch ist, dass diese sie sowieso nicht erfüllen kann.
 
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