Vergebung

liebe chaya

tut mir leid, dass ich etwas abgelenkt habe, aber der Vergewaltigungspunkt ist vielleicht etwas besser nachzuvollziehen als Mord (Vergewaltigung kommt halt öfter vor als Mord). Die Essenz ist jedoch die Selbe -> eine böse Tat wird begangen und eventuell vergeben.

Deine Fragen kann ich allerdings nicht beantworten. Status jetzt wäre für mich Auge um Auge, Zahn um Zahn. Aber wenn so was wirklich passiert, wie soll ich wissen, wie ich dann reagiere? Oder sagen wir mal, wie empfinde ich 10 Jahre nach so einer Tat? Sorry, keine Ahnung.

g*
 
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Das mit der Schuld sehe ich sehr ähnlich voice, aber hier ist wohl eher die Frage, was dadurch für den Täter selbst anders wird, ich denke schon, daß es einen Unterschied macht. Ich vertrete bei so etwas eher den Standpunkt, daß man mit seinen Fehlern und seiner "Schuld" lernen muß zu leben und diese nicht durch Worte oder Gesten ungeschehen gemacht werden kann.
Ich weiß auch nicht, ob man tatsächlich alles aufarbeiten muß, geht das überhaupt und wie arbeitet man einen Mord auf?
 
chaya_wien schrieb:
Das mit der Schuld sehe ich sehr ähnlich voice, aber hier ist wohl eher die Frage, was dadurch für den Täter selbst anders wird, ich denke schon, daß es einen Unterschied macht. Ich vertrete bei so etwas eher den Standpunkt, daß man mit seinen Fehlern und seiner "Schuld" lernen muß zu leben und diese nicht durch Worte oder Gesten ungeschehen gemacht werden kann.
Ich weiß auch nicht, ob man tatsächlich alles aufarbeiten muß, geht das überhaupt und wie arbeitet man einen Mord auf?


Was durch den Täter anders wird wenn ihm vergeben wird? Mhh ich denke wenn er ausser das er sich eine Vergebung "abholt" nichts sonst tut also sich sich selbst nicht stellt und dem was er getan hat, dann ändert sich bei ihm nichts außer vielleicht einem vorübergehenden besseren Gefühl bei der "Sache".

Alles aufarbeiten? Du meinst nun den Täter?

Für mich würde es bedeuten bereit zu sein sich seinen eigenen Abgründen zu stellen, der Ursache für meine Tat auf den Grund zu gehen. Ich glaube wenn ein Mensch dazu wirklich von Herzen bereit ist kann er sich selbst transformieren. Das alte "Leben" abstreifen wie eine alte Haut. Um mit der Bibel zu sprechen vom Saulus zum Paulus.

Dies würde für mich wahre tiefe Reue beinhalten, in einer Klarheit und Echtheit die auch das Opfer oder dessen Hinterbliebene spüren und annehmen können. Da kommt mir ein Satz aus der Familiensystemik: Ich achte und sehe..
und dann könnte kommen was beide Seiten bei dem anderen sehen und achten.
Die Tat an sich bleibt bis zum Tode die Tat des Täters und kann ihm auch nicht abgenommen werden, auch nicht durch Vergebung. Es besteht eher noch die Gefahr das man sich zum Mit-träger macht indem man sich anmaßt den anderen durch ent-schuldigen zu ent-lasten. Aber die Last löst sich dadurch nicht auf sondern wird nur verteilt.
 
chaya_wien schrieb:
Zudem kann ich mir selbst nicht vorstellen, jemandem einen Mord an einen Menschen, dem ich nahe stehe, zu vergeben. Wie steht ihr dazu?

hallo,

worin liegt der sinn der vegebung wenn nicht darin, um gutes zu tun ?

wenn ich jemanden zusammenschlagen lasse müsste ich mir selbst vergeben. und in deinem falle könnte ich mir vorstellen, dass du dir vergeben müsstest wenn du ihm vergibst.

cu
 
...die Hinterbliebenen können maximal den durch die Tat verursachten Verlust und Schmerz vergeben, aber nicht die Tat selbst, oder wie seht ihr das?
stimmt. ganz deiner meinung

ich könnte nicht vergeben, da es irgendwie dem opfer gegenüber sehr "unfair" scheint
 
Gabi schrieb:
... die Frage ist doch die, ob es wirklich jemanden gibt, der bei einer Vergewaltigung nicht schnallt, daß er Scheiße baut ?! Ich meine, das Opfer schreit doch vor Schmerzen und wehrt sich ... da soll der Täter nicht merken, daß er was falsch macht ??? ;)

Ich glaube, da gibt es sehr viele, die während der Tat nicht wissen, was sie tun. Mit "wissen" meine ich die gedankliche Interpretation dessen, was gerade geschieht.

Die Tat ist und bleibt die Tat. Alle Gedanken sind ihr nachgeordnet und Gefühle wie Schuld etc. kommen erst viel später, sozusagen nach einem intelektuellen Abgleich mit den moralischen Konventionen.

LG

Elias
 
Hallo !

Vergebung ist meiner Erfahrung nach erst möglich, wenn man erkannt hat, daß man selbst ein "böser Bube" IST. D.h. daß man in sogenannten früheren Leben eine Menge Scheiß gebaut hat und diese Anteile nicht einfach verschwunden sind, sondern hier und jetzt in diesem Leben "mitwirken". Solange man in der Opferrolle ist und für sich niemals eine "Täterschaft" vorstellen kann (irgendwann in der Vergangenheit), für den ist es glaube ich nicht möglich, zu vergeben. Wenn man allerdings erkennt, was man in Wahrheit ist, dann kann man auch anderen Menschen vergeben. Und was noch wichtiger ist: man kann sich selbst vergeben !

Wenn man das "geschafft" hat, dann erkennt man irgendwann, daß es nichts zu vergeben gibt. Weil alles so stimmt, wie es geschieht, weil wir es so gewollt haben und weil ALLES EINS ist, d.h. tue ich jemandem etwas an, schade ich mir im Grunde selbst.

ACHTUNG ! Das sind Bewußtseinsschritte, das hat NICHTS mit denken, mit Schuld oder Unschuld zu tun. Und das vor allem NICHTS mit Gleichgültigkeit zu tun. Die Worte können leicht mißverstanden werden, weil sie i.d.R. eben (noch) mit dem Verstand aufgenommen werden und nicht mit dem Herzen.

Liebe Grüße
Gabi
 
Gabi schrieb:
Hallo !

Vergebung ist meiner Erfahrung nach erst möglich, wenn man erkannt hat, daß man selbst ein "böser Bube" IST. D.h. daß man in sogenannten früheren Leben eine Menge Scheiß gebaut hat und diese Anteile nicht einfach verschwunden sind, sondern hier und jetzt in diesem Leben "mitwirken". Solange man in der Opferrolle ist und für sich niemals eine "Täterschaft" vorstellen kann (irgendwann in der Vergangenheit), für den ist es glaube ich nicht möglich, zu vergeben. Wenn man allerdings erkennt, was man in Wahrheit ist, dann kann man auch anderen Menschen vergeben. Und was noch wichtiger ist: man kann sich selbst vergeben !

Wenn man das "geschafft" hat, dann erkennt man irgendwann, daß es nichts zu vergeben gibt. Weil alles so stimmt, wie es geschieht, weil wir es so gewollt haben und weil ALLES EINS ist, d.h. tue ich jemandem etwas an, schade ich mir im Grunde selbst.

ACHTUNG ! Das sind Bewußtseinsschritte, das hat NICHTS mit denken, mit Schuld oder Unschuld zu tun. Und das vor allem NICHTS mit Gleichgültigkeit zu tun. Die Worte können leicht mißverstanden werden, weil sie i.d.R. eben (noch) mit dem Verstand aufgenommen werden und nicht mit dem Herzen.

Liebe Grüße
Gabi

ich frage mich aber, wie du das einem kleinkind erklären kannst, das mit einem halben jahr das erste mal von einem perversling missbraucht wurde. wie soll dieses kleine etwas schon lernen, dass sie kein opfer ist um dann einmal vergeben zu können.
 
Sitanka schrieb:
ich frage mich aber, wie du das einem kleinkind erklären kannst, das mit einem halben jahr das erste mal von einem perversling missbraucht wurde. wie soll dieses kleine etwas schon lernen, dass sie kein opfer ist um dann einmal vergeben zu können.
Du erwartest von einem Kleinkind, daß es dem Täter vergibt ??? Das ist NATÜRLICH nicht möglich. Zumindest für das Kind nicht bewußt. Ich wurde als Säugling massivst mißbrauchst, verziehen, bzw. geheilt habe ich es erst vor ca. 2 Jahren. Und - wie ich geschrieben habe - man muß das entsprechende Bewußtsein haben, das kannst Du ja unmöglich von einem Kleinkind verlangen, oder ? Als Kleinkind verdrängst Du das ganze Geschehen. Es kommt wieder zum Vorschein, wenn Du bereit und fähig bist, es zu heilen. Du würdest Dich wundern, wieviele Menschen mißbraucht wurden und es - auch als Erwachsener - nicht wissen und oft ihr ganzes Leben nicht erkennen.
 
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Liebe Gabi,
das mag für dich so funktionieren, wie du es schreibst, weil du an frühere Leben glaubst, aber für mich z.B. ist das kein Anhaltspunkt, da ich in Bezug auf das was kommen wird neutral-abwartend und für alles offen bin, für das Nichts genauso, wie eine Transformation, den Übergang ins Licht...ich lasse es einfach auf mich zukommen ;) Da ich deinen Glauben nicht teile, suche ich nach Lösungen im Hier und Jetzt, für mich muß die Gegenwart funktionieren, oder sie tut es eben gerade nicht, aber dann setze ich trotzdem im derzeitigen Moment mit der Problemlösung an.
Zudem hinterläßt bei mir dieses Täter im früheren Leben/Opfer heute immer einen schalen Nachgeschmack, wird es doch gerne zur Erklärung und somit letztlich auch zur Rechtfertigung für allerschrecklichste Erlebnisse gebraucht, die uns hilflos und wütend machen. Für mich ist das eine Bagatellisierung dessen, was geschieht und dessen mag ich mich vor mir selbst nicht "schuldig" machen.
Wie so oft, habe ich auch hier den Eindruck, daß man solche Denkmodelle gerne anwendet, um Emotionen bei sich selbst "klein zu halten" oder gar nicht erst entstehen zu lassen, aber ich plädiere trotz meines Wissens über das Entstehen und Gehen von Gefühlen, für Ohnmacht, Wut und Raserei, wenn wir uns mit Erlebnissen konfrontiert sehen, die uns unmenschlich, grausam und gewalttätig erscheinen. Lauwarm ist es ohnehin allzu oft...
Alles Liebe,
chaya
 
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