Vergebung

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chaya_wien

Guest
Ich habe gestern einen Artikel in einer Zeitschrift gelesen, der mir richtig unter die Haut gegangen ist. Es ging darin um Vergebung und Intervies mit betroffenen Leuten. Es scheint nicht so selten zu sein, daß Mörder vom Gefängnis aus mit den Hinterbliebenen Kontakt aufnehmen und diese um Vergebung für die Tat bitten und genau solche Fälle wurden in dem Artikel dargestellt, z.B. eine Mutter deren Sohn auf einer Party von einem volltrunkenen Mann durch Tritte auf den Kopf umgebracht wurde und die in dem Interview gesagt hat, sie wollte den Mörder, als sie ihn besucht hatte und er weinend dasaß, fast tröstend in die Arme nehmen, weil er ihr so leid getan hat. Und sie hatte im die Tat ebenso vergeben, wie eine Tochter, deren Vater von einem IRA-Aktivisten umgebracht wurde, der meinte, er würde genauso wieder handeln, davon unabhängig sind Tochter+Täter mittlerweile im regen Kontakt und verstehen sich gut.
Ich muß ganz ehrlich gestehen, daß ich erstens relativ zweifelhaft finde, bei Hinterbliebenen um Vergebung zu fragen, im eigentlichen Sinne könnte man das ja tatsächlich nur bei dem Mordopfer...die Hinterbliebenen können maximal den durch die Tat verursachten Verlust und Schmerz vergeben, aber nicht die Tat selbst, oder wie seht ihr das?
Zudem kann ich mir selbst nicht vorstellen, jemandem einen Mord an einen Menschen, dem ich nahe stehe, zu vergeben. Wie steht ihr dazu?
Das würde mich sehr interessieren.
Servus, chaya
 
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hi,

ich habe vor ewigen Zeiten mal eine Reportage über Vergewaltiger und deren Opfer gesehen, da ist es auch um die Vergebungssache gegangen. Das ganze dürfte irgendwie so abgelaufen sein:

Mann - Vergewaltigt Frau und denkt sich dabei nix böses dabei --> Mann wird verurteilt und sitzt im Knast --> dann kommt Therapeut der Mann erklärt, wie schrecklich Vergewaltigung für die Frau ist, dh er kommt mit Vergewaltigungsopfer vorbei --> Vergewaltigungsopfer erklärt Mann, wie sie sich dabei und danach gefühlt hat --> Mann wird "einsichtigt", bekommt ein schlechtes Gewissen und will sich bei "Vergewaltigungsopfer" entschuldigen ... --> von den Therapeuten waren auch einige Vergewaltigungsopfer (von den Opfern, die ihren Peinigern erklärt haben wie sie sich gefühlt haben -> das haben einige zu ihrem Beruf gemacht)

Auf jeden Fall dürfte es für beide Seiten was bringen (Rückfallquote = geringer, Opfer verarbeitet schneller --> es dürfte für die Opfer vor allen nicht so einfach sein, zu akzeptieren, dass der Vergewaltiger sich gar nix böses dabei gedacht hat...)

g*
 
naja dieses martyrium hab ich auch schon einmal durchmachen müssen, aber ich muss es ganz ehrlich gestehen, zur damaligen zeit hätte ich den kerl lieber umgebracht, als mit ihm über diese sache zu reden, mir hätte es nicht viel gebracht.

jetzt denke ich anders darüber, aber ich weiß nicht ob es alle frauen können, sich ihrem peiniger noch mal zu stellen, kommt glaub ich darauf an, wie lange dieses verbrechen her ist.
 
Hotei schrieb:
oh, sorry

das muss falsch rübergekommen sein, die vergewaltigungsopfer wurden nicht von denen, mit den sie geredet haben vergewaltigt, sondern von anderen männern...

g*

ah okay, verstehe schon, ist klar................:)
 
Hotei schrieb:
es dürfte für die Opfer vor allen nicht so einfach sein, zu akzeptieren, dass der Vergewaltiger sich gar nix böses dabei gedacht hat...

Hallo Hotei,

mal rein praktisch gesehen, ohne Karma/Opfer/Täter-BlaBla ... die Frage ist doch die, ob es wirklich jemanden gibt, der bei einer Vergewaltigung nicht schnallt, daß er Scheiße baut ?! Ich meine, das Opfer schreit doch vor Schmerzen und wehrt sich ... da soll der Täter nicht merken, daß er was falsch macht ??? ;)

Liebe Grüße
Gabi
 
Ich persönlich empfinde es als Anmaßung jemandem Vergeben zu wollen und zwar generell. Wer bin ich das ich jemandem seine Schuld vergebe? Ich soll ihn / sie entlasten. Gar vielleicht einen Mord vergeben. Ich könnte annehmen das es dem Täter Leid tut, und auch vielleicht das ihn selbst diese Tat quält.

Aber ich teile nicht dieses Schuldprinzip das Religionen seit Jahrhunderten bestrebt sind in uns einzuimpfen. Schuld und Sühne. Was ist Schuld ?? Wer definiert Schuld. Ein Mensch der über einen anderen ein Urteil fällt.

Das eine Gesellschaft Spielregeln benötigt (tut sie das wirklich?) ist von der breiten Masse so gewollt. Und wer sich nicht an die Regeln hält wird bestraft und oder ihm wird die Zugehörigkeit verweigert und entfernt (Gefängnis).
Gut oder auch nicht, jedenfalls steht es jedem frei die Gesellschaft zu verlassen wenn ihm die Regeln nicht gefallen. Anwesenheit bedeutet stilles Einverständnis.

Vergebung als Ausgleich der Schuld. Wird der Täter dadurch wieder Un-schuldig? Ent-schuldigung. Ich tilge seine Schuld?!!!?

Für mich eine Unding aber ich bin da auch sehr vorbelastet gebe ich zu. Das Thema oder das Wort Schuld ist bei mir sehr behaftet mit dem Religiösen Dogma der Erbsünde.

Eine gemeinsame Aufarbeitung Opfer und Täter in der beide Seiten wirklich ihre Gefühle zeigen, sich öffnen wäre m.E. viel Sinnvoller. Ich weiß ich lehne mich jetzt weit aus dem Fenster, aber ich denke alles andere bleibt immer ein Stück weit unaufgearbeitet wenn nicht gar verstaut in einer Gefühlstruhe mit einem dicken Gedankenschloß davor.

LG
Voice
 
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Mir geht es auch um den Aspekt, daß die Hinterbliebenen als Stellvertreter vergeben, denn das Opfer ist ja tot. Ein bißchen hinkt darum auch der Vergleich mit der Doku. Ich frage mich eher, könntet ihr einen Mord an eurem Vater, eurem Mann, eurem Kind vergeben?Ich könnte das nicht. würdet ihr überhaupt Kontakt mit dem Täter wollen? Was versteht ihr unter Vergebung?
 
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