Nein. Wie kommst du darauf?
dass ich ""Schuld"" (Täter: Er/sie hat mich verletzt) von ihm nehme
Wenn Du die Schuld nimmst, dann ist sie bei Dir - und Du hast dann die Schuld des Täters, da Du sie ja von ihm genommen hast.
Kinder leisten ja auch nicht bewusst Vergebungsarbeit
Stattdessen leiden sie (teilweise) noch als Erwachsene unter den Taten. Als Erwachsene habe ich ganz andere Möglichkeiten mich abzugrenzen als ich es als Kind hatte. Mich - als Erwachsene - kann man nicht so leicht verletzen wie man Kinder verletzen kann.
Wie sollten denn Erwachsene, die als Kinder verletzt wurden, Deiner Meinung nach mit ihrer Verletzung umgehen?
Wenn Du nun sagst:
Gleichzeitig vergebe ich mir, dass ich Verletzung zugelassen habe.
ist dies ein Weg, der für diese Menschen nicht passend ist. Denn Kinder "haben" nicht "zugelassen", sondern es wurde ihnen angetan. Da ändert auch die Tatsache, dass sie später erwachsen wurden, nichts dran, dass sie damals "nur" Kinder waren, die kaum Möglichkeiten hatten, den Übergriffen auszuweichen.
insofern halte ich das Beispiel "Kinder" für nicht wirklich geeignet.
Ich halte das Beispiel "Kinder" für besonders geeignet. Natürlich passieren auch im Erwachsenenalter Übergriffe, aber als Erwachsener hat man viel mehr Möglichkeiten für sich selbst einen guten Weg zu finden, wie man damit umgeht. Kinder schleppen das jahre- oder gar jahrzehntelang mit sich rum, was auch noch Folgeschäden mit sich bringt (schau mal in die Psychiatrie, wieviele "Boderliner" es gibt, die als Kind missbraucht wurden). Für die würde eine "Vergebung", wie Du sie definierst, nur noch mehr Leid bringen.
Ich halte nichts davon, den Ball (die Verantwortung) zurück zu spielen
Nein, nur die Verantwortung dorthin tun, wo sie hingehört: die Verantwortung für die Tat liegt beim Täter, die Verantwortung für die Heilung beim Opfer.
Im Grunde genommen kann man die Emotionen, welche aus Verletzungen resultieren, einfach loslassen.
Wie gesagt: geh mal in die Psychiatrie. Es gibt Dinge, die sich so sehr in die Menschen reingefressen haben, die sie nicht "einfach so" loslassen können - eben weil sie damals noch Kinder und schutzlos waren.