verdienen und/oder aussuchen?

ChrisTina

Sehr aktives Mitglied
Registriert
30. Juli 2003
Beiträge
5.793
Ort
Himmelreich des Ortes, wo die Götter Schach spiele
Hallo ihr Lieben,

nachdem ich den Selbstwertthread nicht durch meine Zusatzfrage "stören" möchte - und es auch nicht unmittelbar was mit Eltern und systemischen Geschichten zu tun hat, möchte ich es hier gesondert zur Diskussion stellen - und zwar beziehe ich mich auf folgende Aussage von Kinnarih:

Der Punkt dabei ist, die Eltern sind an dem, was ich oben angesprochen hatte, nicht schuld. Ich erlebe es als Wechselwirkung. Meine Eltern hätten sich an einem weniger bereitwilligen Kind die Zähne ausgebissen. Und daß ich zugelassen habe, wie sehr sie dominiert haben, war wohl darin begründet, daß meine Seele das Empfinden mitbrachte "das hab ich verdient", sonst hätte ich es nicht zugelassen. Nicht "das hab ich mir ausgesucht", wohlgemerkt, auf diesen Satz bin ich genauso allergisch wie du. Aber das Gefühl (oder auch Nicht-Gespür) für das, was man selbst ist und wert ist, das kommt nicht aus einem Leben... das hat sich eine Weile lang entwickelt. Und jeder von uns hat irgendwas in seiner Vergangenheit, was in die anfängliche Unbefangenheit Scharten geschlagen hat... für mich sieht es momentan so aus, als würde dann das angezogen, was zu den eigenen "Zacken in der Krone" paßt. Kommst du nun an einen Punkt, wo du bereit bist, ehrlich hinzuschauen, dann verändert sich was. Wenn nicht, gehts halt eine Runde weiter ins nächste Leben.

Ich habe es verdient
setzt in meinem Weltbild voraus, dass ich wie eine Fahne im Wind treibe und mich nicht dagegen wehren kann, was mir einerseits das Schicksal bringt - und andererseits ich im Hier und Jetzt eben ev. dafür büßen muss, was ich in vorigen Leben "verbrochen" habe.

Ich habe es mir vor dieser Inkarnation als Lernaufgabe ausgesucht
durch diese Aussage bleibe ich in meiner Kraft, mein Leben selbst bestimmen zu können - und dann natürlich auch zu verantworten habe. Vielleicht ist das ja der Knackpunkt, warum manche fast allergisch drauf re-agieren, hier kann ich keine Schuld auf andere Personen oder andere Leben abwälzen, sondern muss mich dem stellen, dass ichs mir eben selbst ausgesucht habe, was ich jetzt (kennen)lernen möchte.

Gezielte Frage an alle, welche einer dieser beiden Aussagen ablehnen - was ist es, warum ihr dieser Aussage keine Chance geben - sie nicht anschauen möchtet?

Denn auch Allergie ist ja nicht etwas, woran die Pollen oder die Katzenhaare "schuld" sind, sondern etwas, was viel tiefer geht und eben durch gewisse Trigger ausgelöst wird.

Also was ist euer Auslöser dafür, dass ihr auf eine der beiden Aussagen allergisch re-agiert? Würd mich echt interessieren.
 
Werbung:
Liebe ChrisTina!


Ich habe beide Glaubenssätze lange Zeit angenommen, wirklich wahr, ich lüge nicht!
Aber ich bin jetzt davon abgekommen. Und ich finde, es ist okay, auf etwas allergisch zu regieren! Da steckt doch wohl auch ein tieferer Sinn drin!

Wir haben das RECHT, etwas abzulehnen und uns zu wehren!


Liebe Grüße


believe :liebe1:
 
Grüß dich Christina,

ich möcht nur ganz zu Anfang was präzisieren.

Mir gings um die Gegenüberstellung "ich habe es zugelassen" - "ich habe es mir ausgesucht"


Wenn ich sage, ich lasse zu, daß ich unterdrückt, dominiert und sonst was werde, dann ist da drin die Möglichkeit enthalten, mich auch zu wehren. Auch wenn ichs - wie in meinem Fall aus einer fehlerhaften Empfindung heraus (denn "ich habe es verdient" ist ja eben ein Irrtum) nicht tue - die Möglichkeit habe ich dazu. Deshalb ist das "verdient" im Titel nach meinem Geschmack etwas unglücklich, denn das sollte ja außer Frage stehen, daß Leid, das wir erfahren, nicht verdient ist.


Warum sag ich, ich bin allergisch? Gute Frage. Allergisch bin ich auf dieses "hast du dir selbst ausgesucht", weil es schnippisch und obergscheit klingt. Und nicht hilfreich ist.
 
Und ich finde, es ist okay, auf etwas allergisch zu regieren!
Klar doch - ich will auch niemanden zwingen, seine Allergien wirklich zu hinterfragen und an zu schauen. Wollte eben nur mein ureigenstes Interesse befriedigen, warum sich Menschen ihre Allergien weiterhin gönnen wollen.

Andererseits passt es natürlich sehr gut zum Weltbild des "ich habe es verdient", auch diese Allergien einfach hin zu nehmen als Strafe für irgendwas, was man in einem früheren Leben eben "angestellt" hat.

Wir haben das RECHT, etwas abzulehnen und uns zu wehren!
Von mir aus hat jeder Mensch jedes Recht - ich persönlich war hier nur davon ausgegangen, dass es vielleicht wen interessieren könnte, warum was so ist, wie es ist - wenns nicht interessiert, isses für mich genauso ok.

Da steckt doch wohl auch ein tieferer Sinn drin!
Ganz sicher sogar - mir persönlich gehts aber genau darum - diesen zu erkennen - und dann für mich zu ent-scheiden, ob ichs mir weiterhin geben möchte - oder auch nicht.

Ich möchte auch niemanden dazu zwingen, hier mitlesen zu wollen - oder sich vielleicht sogar mit diesen Themen auseinander zu setzen. Die, die sich davon angesprochen fühlen, werden sich sicher zu Wort melden - und die anderen dürfen gerne ihre Allergien weiter pflegen.
 
Hihi, ChrisTina!

MEIN tieferer Sinn für allergische Reaktionen ist, dass die Allergie mir sagt: DAS WILL ICH NICHT!
Und den habe ich mir ERARBEITET! Auch wenn du es nicht glaubst oder verstehst!

LG

believe:liebe1:
 
Hi Kinny,

Mir gings um die Gegenüberstellung "ich habe es zugelassen" - "ich habe es mir ausgesucht"
War mir (fast) klar, dass du mit zugelassen was anderes gemeint hattest - aber mir gings dann eben um diesen speziellen Part von "verdient" versus "ausgesucht"

Wenn ich sage, ich lasse zu, daß ich unterdrückt, dominiert und sonst was werde, dann ist da drin die Möglichkeit enthalten, mich auch zu wehren.
Genau so sehe ich es auch - und diese deine Aussage hätte ich auch in dieser Form interpretiert, wurde dann aber dusch "verdient" etwas verunsichert, ob ich nicht doch etwas mißverstanden habe.

Auch wenn ichs - wie in meinem Fall aus einer fehlerhaften Empfindung heraus (denn "ich habe es verdient" ist ja eben ein Irrtum) nicht tue - die Möglichkeit habe ich dazu. Deshalb ist das "verdient" im Titel nach meinem Geschmack etwas unglücklich, denn das sollte ja außer Frage stehen, daß Leid, das wir erfahren, nicht verdient ist.
Ich hab bewusst "verdient" genommen, weil es eben für viele Menschen nicht außer Frage steht, dass sies nicht verdient hätten. Ich für mich bin sogar der festen Überzeugung, dass eben viele Streitereien und "Allergieauslöser" daraus resultieren, dass genau das mißverstanden wurde oder wird.

Denn, wie sonst kämen Menschen auf die Idee, dass die Aussage "ich habe es mir selbst ausgesucht" bedeutet, dass jeder Mensch selbst schuld sei an dem, was ihm widerfährt?

Ich mein, die Aussage an sich deutet ja eigentlich einfach auf meine Überzeugung hin. Aber das, was dann draus gemacht wird, ist eine andere Geschichte.

Warum sag ich, ich bin allergisch? Gute Frage. Allergisch bin ich auf dieses "hast du dir selbst ausgesucht", weil es schnippisch und obergscheit klingt. Und nicht hilfreich ist.
Ok - so paßts auch für mich - aber das war eben (mir) nicht so eindeutig ersichtlich in deiner Aussage, drum wollt ich nochmal näher drauf eingehen.

Ich glaub, genau diese Aussage resultiert einfach daraus, dass viele Menschen, welche sich mit dieser Thematik beschäftigen, dieses Thema eben nicht nur auf sich selbst anwenden - ist so wie beim Spiegelgesetz.

Für mich ist es bei beiden Thematiken so, dass ich sie wunderbar finde, wenn sich ein Mensch damit beschäftigt - und durch diese Überlegungen immer mehr zu sich selbst findet.

Und wenn ich jetzt beim Spiegelgesetz bleibe - und bei einer Thematik überlege - warum "springt mich dieses Thema grad jetzt an" - dann macht das meist - nach einigen Überlegungen - Sinn für mich

Wenn allerdings wer kommt und sagt - naja, da musst halt mal das Spiegelgesetz auf dich anwenden - ohne es eben selbst zu tun - dann werde ich allergisch *lach* Und genauso sehe ich es in diesem konkreten Fall.

Wenn ich mich mit dem Thema beschäftige - dass ich meine Handlungen selbst verantworten darf - dann ist das für mich ok. Wenn aber wer kommt und sagt - naja, bist eh selbst schuld dran - dann ist das eine ganz andere Qualität - oder eben keine Qualität.

Wie schon erwähnt, mir wars hier einerseits wichtig, die Unterschiede raus zu streichen - aber auch, wirklich auch die grundlegenden Einstellungen zu hinterfragen, ob wer davon ausgeht

ich habs verdient
oder
ich habs mir ausgesucht

Wünsch dir noch nen strahlend schönen Sommertag :daisy:
 
MEIN tieferer Sinn für allergische Reaktionen ist, dass die Allergie mir sagt: DAS WILL ICH NICHT!
Und den habe ich mir ERARBEITET! Auch wenn du es nicht glaubst oder verstehst!
Re-Hi,

du, ich glaubs dir - und ich verstehs auch, dass es für dich so ist, wie es ist - und du hast es ja auch sehr schön raus gestrichen, wo der gravierende Unterschied zwischen unseren Lebensphilosophien liegt.

DAS WILL ICH NICHT!

Meine Lebensphilosophie ist eben einfach ganz anders, aber auch ganz einfach, nämlich immer dann, wenn der Gedanke auf kommt, dass ich etwas nicht will, mich zu fragen

was hätte ich gerne statt dessen?

Ich brauchs auch nicht raus schreien, sondern kann einfach ganz ruhig überlegen, was ich ver-ändern möchte und könnte - und es dann einfach tun.

Das gilt genauso natürlich fürs "besser machen" - ich brauch mich nicht mit meinen Eltern messen, ob ich besser bin - ich brauchs nicht mal verstehen, warum sie so sind, wie sie sind - sie sind einfach so - und ich kann mir überlegen - was will ich für mich - unabhängig davon, was meine Eltern, oder irgend welche anderen Menschen - möglicherweise ganz anders machen als ich es tue.
 
Re-Hi,

du, ich glaubs dir - und ich verstehs auch, dass es für dich so ist, wie es ist - und du hast es ja auch sehr schön raus gestrichen, wo der gravierende Unterschied zwischen unseren Lebensphilosophien liegt.



Meine Lebensphilosophie ist eben einfach ganz anders, aber auch ganz einfach, nämlich immer dann, wenn der Gedanke auf kommt, dass ich etwas nicht will, mich zu fragen

was hätte ich gerne statt dessen?

Ich brauchs auch nicht raus schreien, sondern kann einfach ganz ruhig überlegen, was ich ver-ändern möchte und könnte - und es dann einfach tun.

Das gilt genauso natürlich fürs "besser machen" - ich brauch mich nicht mit meinen Eltern messen, ob ich besser bin - ich brauchs nicht mal verstehen, warum sie so sind, wie sie sind - sie sind einfach so - und ich kann mir überlegen - was will ich für mich - unabhängig davon, was meine Eltern, oder irgend welche anderen Menschen - möglicherweise ganz anders machen als ich es tue.

Sehr schön! Dieses "was hätte ich gerne statt dessen" bringt uns nämlich heraus aus diesem ganzen Karusell von Schuld, Strafe, verdient oder nicht verdient, selbst ausgesucht oder nicht - nämlich dahin , selbst zu entscheiden, was wir möchten. Endlich mal nachzudenken, was WIR möchten. Und daran festzuhalten und dafür unser Leben auszurichten. Den Erfolg sehen wir ja dann bei unseren Kindern: sind sie strahlende , unbelastete Wesen mit Selbstwert, haben wir wohl etwas ganz gut gemacht.
Ich denke nicht, daß wir in hunderten von Leben rumgraben müssen, um etwas zu erkennen: nämlich, daß wir in der Tat unser Leben selbst in der Hand haben , gleichgültig was irgendwann einmal gewesen ist. Wir können jederzeit und in jeder Sekunde neu anfangen, durch unsere geistige Ausrichtung.

LG, Sirya
 
1. Ich habe es verdient setzt in meinem Weltbild voraus, dass ich wie eine Fahne im Wind treibe und mich nicht dagegen wehren kann, was mir einerseits das Schicksal bringt - und andererseits ich im Hier und Jetzt eben ev. dafür büßen muss, was ich in vorigen Leben "verbrochen" habe.

2. Ich habe es mir vor dieser Inkarnation als Lernaufgabe ausgesucht
durch diese Aussage bleibe ich in meiner Kraft ...
Liebe ChrisTina

(Vorweg - "Inkarnation als Lernaufgabe" ist ein Ausdruck, den ich selbst nicht verwenden würde. Aber ich bleib mal dabei, um nicht ein zusätzliches Thema zu eröffnen.)

Ich verstehe es so (und ich glaube, dass das von Kinny auch so gemeint war), dass die erste Sichtweise oft die ist, mit der eine Seele ein Leben betritt - mit schlechtem Gewissen und Schuldgefühlen, mit einer Tendenz zur Selbstbestrafung. Und dass es darum geht, sich vom ersten zu lösen und zum zweiten durchzuarbeiten - und so in die eigene Kraft zu finden.

Gawyrd
 
Werbung:
... wurde dann aber dusch "verdient" etwas verunsichert, ob ich nicht doch etwas mißverstanden habe.


Ich hab bewusst "verdient" genommen, weil es eben für viele Menschen nicht außer Frage steht, dass sies nicht verdient hätten.


ich habs verdient
oder
ich habs mir ausgesucht

Ja, das "verdient" war von mir so gemeint: daß ich offenbar mit der irrtümlichen Anschauung, alles was mir passiert, hab ich verdient, dieses Leben betreten habe. Ohne zu erkennen, daß das eben ein Irrtum ist - das hab ich erst in den letzten Monaten geschafft, da draufzukommen :)

So wie du es gegenüberstellst, ist es aber durchaus sinnvoll, seh ich jetzt. Denn das stimmt ja - daß einem das eben oft nicht bewußt ist, und man sich genau deshalb so viel gefallen läßt...
 
Zurück
Oben