verdeckte Aufstellung

Lucille

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29. Januar 2006
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Hallo ihr Lieben,

letzten Monat habe ich eine Familienaufstellung gemacht und damit auch die erste Erfahrung mit einer verdeckten Aufstellung.

Die Stellvertreter wissen nicht, wen sie vertreten. Sie bekommen kleine, zusammengefaltete Zettel, auf denen der Name desjenigen steht, den sie repräsentieren. Wenn die Bewegungen nach einigen Minuten ab dem Beginn der Aufstellung zur Ruhe gekommen sind, dann wird vom Aufstellungsleiter die Aufstellung "geöffnet", man weiss nun, für wen man steht.

Es hat mich verblüfft und sehr beeindruckt, wie "richtig", also die Familiensituation spiegelnd, alles war in meiner eigenen Aufstellung. Den anderen Teilnehmern, die aufgestellt haben, ging es genau so.

Mich hat diese Methode ehrlich überzeugen können, da ich denke, hier sind evtl. Manipulationen ausgeschlossen.

Warum wird nicht ausschliesslich "verdeckt" gearbeitet, wenn man der Wirkung des morphognetischen Feldes bedingungslos vertrauen kann?

Liebe Grüsse,
Daisy
 
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Warum wird nicht ausschliesslich "verdeckt" gearbeitet, wenn man der Wirkung des morphognetischen Feldes bedingungslos vertrauen kann?
Ich kann dir nur meine Überlegungen dazu sagen, warum ichs nur in seltenen Fällen mache.

Wenn ich Aufstellungswochenende mache, gibt es dort mindestens 4 Klienten und insgesamt mindestens 10 Teilnehmer. Die 4 Klienten sind als solche vorgemerkt, können aber während der 2 Tage von ihrem Platz *zurück treten*, bzw. können *normale* Repräsentanten sich entscheiden, auch auf zu stellen.

Wenn ich eine verdeckte Aufstellung mache, gibt es das ausführliche Vorgespräch mi dem Klienten einige Zeit vor dem Wochenende. Dann kann ich auch die Namenszettel herrichten und überhaupt.

Jetzt ist es aber oft so - nicht nur bei mir, sondern auch bei den anderen Aufstellungsleitern, welche ich immer wieder erlebe - dass sich die ursprünglichen Thematiken der einzelnen Klienten während des Wochenendes ver-ändern.

Sei es dadurch, dass sie *ihr ursprüngliches Thema* schon als Repräsentant aufgearbeitet haben - oder, dass sie eben in einer derartigen Rolle *angetriggert* wurden und jetzt erst ein eigenes Thema hoch kommt.

Also *wir* (die AL, welche ich persönlich kenne und ich) machen unmittelbar vor der Aufstellung ein zusätzliches Gespräch, in welchem erst das aktuelle Thema definiert wird - und auch festgelegt wird, für welche Personen Repräsentanten benannt werden sollen.

Wer *als nächstes dran* ist, entscheidet entweder überhaupt der, welcher sich auf den Stuhl neben dem AL setzt - oder es gibt immer wieder mal zwischendurch Feedbackrunden, in denen die vorgemerkten Klienten selbst bestimmen können, ob ihr Anliegen grad *sehr akut* ist.

Ich persönlich mach verdeckte Aufstellungen immer nur bei Organisationsthemen oder manchmal bei abstrakten Aufstellungen.

Bei Familienthematiken nur dann, wenn der Klient *sein Thema* nicht in der Gruppe benennen mag. Da gibts dann ein kurzes zusätzliches Vorgespräch in einer der Pausen. Aber auch da werden die Personen *benannt*, aber eben ohne das Thema zu kennen.

Für mich hat das einfach auch organisatorische Gründe. Weils eben bei Familienaufstellungen relativ oft zu Verschiebungen innerhalb der ursprünglich benannten Thematik kommt - und bei verdeckter Arbeit ich zwischendurch immer alle einzelnen Klienten - möglichst noch in separaten Räumen - befragen müsste, ohne mit der Gruppe an sich abeiten zu können, bzw. diese sich selbst überlassen wäre.

Von daher mach ichs prinzipell öffentlich, dann ist die Gruppe an sich und als Ganzes mehr eingebunden. Und wenns eh egal ist, muss es eigentlich auch in dieser Richtung gleich-gültig sein.
 
Hallo Daisy,

mit Aufstellungen, in denen die Personen verdeckt aufgestellt wurden, habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich kenne es jedoch so, dass die Darsteller ins Ohr geflüstert bekommen, wer sie sind. Nur die Aufsteller wissen nicht, um wen es da geht.

Bei solchen Aufstellungen zeigt sich, meiner Ansicht nach, viel deutlicher, worum es geht und es wird auch schneller klar, welche Personen grade wichtig für denjenigen sind und von denen eine gute Kraft kommt.

Ich würde mir´s auch wünschen, dass mehr so gearbeitet wird.

Liebe Grüße pluto
 
Es muss auch den Repräsentanten nicht unbedingt gesagt werden, wofür sie stehen, und es funktioniert. Allerdings wird es dann sehr schwierig, die Aufstellung zu verfolgen und auch Einsichten aus ihr zu gewinnen, überhaupt dann, wenn es ein bisserl komplexer wird. Das Risiko, dass ein Repräsentant seine Rolle eher "spielt", als dass er seine Wahrnehmungen weitergibt, sollte m.E. eher ein wacher AL begrenzen, denn dafür gibt es ja eh klare Indikatoren. Manchmal kann es aus Diskretionsgründen nötig sein, eine Position "verdeckt" zu besetzen. Wertvoll erscheint es mir dann, wenn sich zeigt, dass da "etwas" im System wirkt, das aus den gestellten Repräsentanten heraus nicht erkennbar ist. Dann kann man "das, was auch noch wirkt" aufstellen, und das ist dann so verdeckt, dass anfangs überhaupt niemand weiß, wofür "das" steht. Meistens zeigt sich dann in der Aufstellung, was "es" ist ... oder auch nicht, und auch das ist dann eine wertvolle Einsicht.

Wir haben mal in einem Seminar mit Matthias Varga von Kibed ein interessantes Experiment dazu gemacht: A formulierte sein Anliegen in einem Satz, den er für sich behielt. A und B stellten sich gegenüber auf, und A sagte nicht seinen Satz, sondern nur den Vokal "A", stellvertretend für den ganzen Satz, also verdeckt. Und dann entwickelte sich eine kleine Aufstellung, A mit B, und es war verblüffend, wie das auf den Satz einging und neues Verständnis für den Satz und seine Wirkung eröffnete. Wäre da stattdessen nur über den Satz diskutiert worden, hätte sich wohl eine (sicher auch wertvolle) völlig andere Wirkung ergeben.

Alles Liebe,
Jake
 
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Warum wird nicht ausschliesslich "verdeckt" gearbeitet, wenn man der Wirkung des morphognetischen Feldes bedingungslos vertrauen kann? Liebe Grüsse, Daisy
Liebe Daisy,

genau deswegen - weil es in der Regel nichts ändert, ob verdeckt oder nicht (wobei ich auch einem "morphogenetischen Feld" nicht "bedingungslos" vertrauen würde - Täuschungs- und Irrtumsmöglichkeiten gibt's auch da. Vor allem : dass sich das m.F. nichtzur Gänze eröffnet, sondern nur so weit, wie es verkraftbar und derzeit gewünscht ist.)

Das "verdeckte" Arbeiten kann das Verständnis enorm erschweren und persönliche Einsichten verhindern (weniger für den Aufstellenden - mehr für die übrigen Gruppenmitglieder.) Auch könnte es m.M.n. eine pseudo-geheimnisvolle Atmosphäre schaffen und einen demonstrativ-spektakulären Anstrich bekommen. Auch kann da viel Energie aufs Rollenerraten vergeudet werden : wer oder was könnte das jetzt sein ?

Für den Aufstellungsleiter kann es manchmal sehr anstrengend sein, sich zu merken, wer wen oder was vertritt - v.a. wenn Aufstellungen länger dauern.

Auch kann es wichtig sein, wenn der Stellvertreter weiß, was er übernehmen wird - damit er sich innerlich wappnen kann (bei massiven Thematiken). Sonst könnte es ihn manchmal überfordern und überrollen.

Was in einigen Fällen traumhaft passt und funktioniert, muss nicht immer und überall optimal sein.

LG, Reinhard
 
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