Verblendung

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chaya_wien

Guest
Die Verblendung dirigiert leblose Mitglieder nach innen gerichteten Theaters auf die Weltenbühne. Sie hängen in den Seilen eines gewöhnlichen Tages, in dem die Münder beim ersten Wort schon schlucken und nicht mehr ausholen, den Text verdrängen und lieber unverständlich stammeln. Die Realität des Scheiterns ist eine tragische Sequenz unter vielen, aber dem Herzen eine Qual, es möchte sich schützend um Szenen schließen und sie verwandeln, einen Zauber erfinden in dem es sich leichter leben und leiden lässt. Gespendet eine Bedeutung die nur ihr Träger kennt, sie existiert und zirkuliert in engen Bahnen, dort ist sie sicher. Blinzelnd die Trümmer kitten, in ihnen wohnt das Schloss aus früheren Träumen, der kühne Held schläft noch, oder wankt auf seltsam schwachen Beinen in denen ein krankes Tier steckt und ihn zu jemanden macht, der ständig an den falschen Türen klopft, bevor er einbricht und feststellt dass es nur leere Hallen gibt, in denen nie jemand gewohnt hat. Wie gerne würde er eine Entdeckung machen, bar jeder Ernüchterung, oder einmal nur einem Menschen begegnen, frei von dem Bedürfnis alles in schlichte Lade einzusortieren und an einer Bemerkung schon die gesamte Geschichte ablesen zu wollen. Es ist ihm bisher nicht gelungen. Irgendwo steht die Frau mit den weiten Mänteln, in deren Taschen zehn Hände verschränkt und verschlossen ein kostbares Organ hüten, dass einst aus ihrem Körper floss, seitdem muss sie es separat aufbewahren und darauf achten, denn sie weiß, es gibt nur dieses, eine weiteres ist nicht gestattet. Immerhin durfte sie überleben, den Brustraum aus stumpfen Narben geflochten, einem Netz in dem sich die Gedanken verfangen und zappeln, bis der Rest in Bewegung und in eine Neige gerät, in der Zugewandtheit statt findet. Es ist ein symbolischer Akt, öffentlich und intim, der tiefe Falten im Mantel wirft und eine Entkleidung gestattet, die Beine, nackt und muskulös, sprechen von einer obszönen Bereitschaft sich zu entäußern ohne etwas zu geben, das Wesentliche steckt tief im warmen Stoff und bleibt dort ungesehen.
Der Held möchte die Frau einmal bei einem Satz ertappen der zu ihr gehört, oder einem erschrockenen Zucken der Lider, die Angst erahnen lassen, aber sie lächelt leise und atmet mit einem sanften Zischen aus, als wäre sie friedlichste aller Schlangen.
 
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