Verbittert und giftig im Alter

Liebe Alana,

ich gebe Dir völlig recht! Für mich ist es ja auch seit Jahrzehnten eine alltägliche Selbstverständlichkeit, bei jeder Situation im Alltag, die von mir nicht so gut verdaut werden kann, in mir selbst nachzufragen, was bei mir abläuft. Ich habe damals eine "gute Schule" in Selbstbeobachtung und Selbstkritik gehabt, so ist es jetzt in Fleisch und Blut übergegangen.

Du hast auch damit recht: Ich habe immer die Befürchtung, nicht gut genug, nicht perfekt genug zu sein! Das ist MEIN Anspruch. Und der andere kann dies immer neu auslösen. Insofern habe ich da natürlich etwas zu überprüfen bei mir.

Ich wollte die gute Schwiegertochter sein, die letzten fünf Jahre. Ich habe mir viel Mühe gegeben, der Frau zu gefallen, in ihren Augen zu genügen. Und jetzt besteht meine Aufgabe darin, ihr Grenzen zu zeigen, ihr zu zeigen, dass ich eben auch "Biss" habe und sie mehrfach zu weit gegangen ist. Leider vermute ich, dass sie zu alt ist, um sich auf Selbstkritik und eine Art von Beziehungsarbeit mit mir einzulassen. Aber sie ist schon recht krank. Und ich möchte nicht an ihrem Grab stehen und das Gefühl haben, dass ich, von meiner Seite aus, irgendetwas nicht gesagt habe, das wichtig für uns beide oder auch nur für mich gewesen wäre. So werde ich ihr sagen, dass ich unmöglich in der Lage bin, ihrem Anspruch zu genügen und dass ich auch gar nicht möchte, dass sie mir Befehle gibt, wie ich mich zu verhalten habe. Dies kann durchaus in einem Ton voll Achtung und Respekt geschehen. Ich habe sie ja auch gern!
 
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Ja, so sehe ich das auch. Ich glaub ja nicht, daß sie sich noch ändern wird, aber ihr deine Gedanken zu sagen, mit Achtung und Respekt, das finde ich völlig richtig und auch höchste Zeit.
Weil es halt leider so ist, daß, wenn man immer wieder versucht, den Ansprüchen der anderen zu genügen, selbst leicht auf der Strecke bleibt.

Alles Liebe, Alana
 
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