danke Romaschka für dein Mitgefühl - was kann man tun, wenn man nicht mehr tun kann was man tun will - wenn du in so einen mechanisierten Tagesablauf hineingepresst wirst - entweder du rebellierst, was dann als Grantigkeit rüberkommt, oder du wirst apathisch - wenn ich meine Tante im Altersheim besuchte, saßen die Alten aufgereiht im Gang um mitzubekommen was so passiert und dösten vor sich hin - ein trauriges Bild.
LGInti
Hallo Inti,
deine Sichtweise hatte ich auch am Beginn meiner Pflegetätigkeit.
Heute hat sich das in mir gewandelt.
Versuche dir mal vorzustellen, was diese in ihrer Mobilität und zuallermeist auch in ihren geistigen Fähigkeiten stark eingeschränkten Menschen zu Hause täten, wenn sie nicht im Heim wären?
Sie würden auch irgendwo sitzen und vor sich hindösen. Meist wohl ALLEIN.
Hier haben sie wenigstens die Möglichkeit der Gemeinschaft. Beieinandersitzen kann viel wert sein, sogar stumm. Gibt ja auch noch die nonverbale Verständigung durch Körpersprache, Mimik und Gestik.
Oft trösten sich Frauen gegenseitig, dass dieses oder jenes Kind sie zu selten oder gar nicht besuchen kommt. Das gibt Halt.
Oder sie erzählen sich gegenseitig zum tausendundfünften Mal ihre Erlebnisse aus dem Krieg - das können Männer bis zum Abwinken. Sternenstunde, wenn sich da zwei Herren finden mit gleichen Ausfallerscheinungen im Kopf, die beide in derselben Zeitschleife erinnern und geistig in dieser Zeit leben! Da fühlt man sich verstanden. Das Gegenüber ist nicht genervt. Nicht wie der Sohn oder die Enkel, die diese Geschichten nicht mehr hören können oder wollen...
Was ich schade finde, ist immer, dass der von den Pflegekassen bezahlte Personalschlüssel so eng gesetzt ist, dass ich als Pflegerin nie mit jemandem spazieren gehen kann. Das machen - wenn wir Glück haben und jemand ist da - Praktikanten oder Auszubildende oder auch Angehörige.
Zuweilen empfinden Pfleger das krass, dass sie quasi nur zum Abarbeiten der unangenehmen Dinge da sind und die angenehmeren, die auch zum positiven Miteinander beitragen könnten, nicht gemeinsam möglich sind.
Die grantelnden oder die apathischen Greise trotz aller Widrigkeiten des vom Gesetzgeber erzwungenen Korsetts aufzumuntern und ihnen wirkliche Zuwendung zu geben - das ist die hohe Kunst des Berufs in der Pflege.
Darin kann man Erfüllung finden.
Erst gestern auf dem Weg zur Fortbildung erlebt:
Sitzen da zwei alte Herren im Zug mir gegenüber. Sprechen über ihre Gebrechen und wie das wohl enden wird... Pflegeheime... schrecklich... und überhaupt... niemanden interessiert das heute, wie es den Alten geht...
Da hab ich mich zum Spaß wie eine Schülerin gemeldet und gemeint: "Doch mich - ich bin Altenpflegerin." Das war sehr lustig. Wir haben zusammen gelacht. Das war so herzerwärmend, so Generation übergreifend. Einer der seltenen kostbaren Momente, die ganz ummesönnnst zu haben sind.
Lieben Gruß, Romaschka