Veränderung im Alter

Hi!

Ja, ich mag auch die alten Leute und sehe nicht, daß sie grantiger sind, wie junge Menschen. Sie haben sogar beachtlich viel Humor und können oft noch so herzhaft lachen. Das find ich dann immer so herzerfrischend.
Oder bin ich vielleicht voreingenommen, weil ich meine Oma so geliebt habe? Sie war wie ein weiser Indianer und hatte immer dieses stille, wissende Lächeln, war immer entspannt und hat mich sehr verwöhnt.......



Lieben Gruß
Urajup
 
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Ja Eva, ich denke Du bringst es auf den Punkt!

Beim Lesen der Beiträge dachte ich an meine Großtante, sie wird im Oktober 103 Jahre alt! Sie ist mittlerweile ein Vorbild für mich, so wie sie wäre ich gerne ein klein wenig. Nicht wegen des hohen Alters, sondern wegen ihrer Art, ihres Charakters, der sich auch im Alter kaum verändert hat, nur jetzt noch offensichtlicher wird. Man kann ihr Wesen nur als optimistisch und fröhlich (oder eher froh) bezeichnen, sie beschreibt zwar auch ab und zu die vielen gesundheitlichen Probleme die sie hat, aber einen Atemzug später lacht sie schon wieder und macht echt Witze darüber! Es ist unglaublich, sie ist schon ab und zu mal schwer gestürzt, glücklicherweise ohne ganz schlimme Folgen; wenn sie darüber spricht, dann niemals weinerlich, sondern eher: naja, da hab ich mich aber auch blöd angestellt....und lacht drüber....

Sie ist unwahrscheinlich offen, auch modernen Dingen gegenüber (guckt Krimis, Formel1 und kann sogar da mitreden). Sie war immer sehr arm und bescheiden, ist deshalb zum ersten Mal kurz vor ihrem 100. Geburtstag geflogen! (zu ihrer Enkelin innerhalb Deutschlands). Natürlich hatte sie ein wenig Angst, danach war sie stolz wie Oskar!

Mutig und uneigennützig ist sie auch, hat in der schweren Nachkriegszeit ein fremdes Kind großgezogen und nie groß darüber gesprochen. Ich wußte bis vor einigen Jahren gar nicht, dass ihre Tochter adoptiert ist. Ich denke, sie hat getan, was in ihren Augen getan werden musste und dies mit viel Liebe und Freude, ohne viele Worte. Auch heute noch interessiert es sie, wie es anderen geht und fragt danach. (und hört tatsächlich zu, und fragt im Zweifel auch nochmal nach...).

Ich weiß auch kein Rezept gegen das Grantelig werden im Alter. Leider habe ich nicht Tante Liesels Gene, aber ein bissl was vornehmen will ich mir schon...

LG Annett
 
ayla
Nicht wegen des hohen Alters, sondern wegen ihrer Art, ihres Charakters, der sich auch im Alter kaum verändert hat, nur jetzt noch offensichtlicher wird. Man kann ihr Wesen nur als optimistisch und fröhlich (oder eher froh) bezeichnen
solche Menschen kenne ich auch - und ich denke es hat nichts mit den Genen zu tun, sondern wie du schreibst mit dem Charakter, also mit Eigenschaften, die man sich selber ausbildet. Ich glaube Toleranz, Glassenheit etc. sollte man sich beizeiten aneignen um dann auch im Alter genau das leben zu können. Und wer sich sein Leben lang nur um die Befriedigung eigener Wünsche kümmert, hat es im Alter schwer auf andere Menschen zu hören.
Auch heute noch interessiert es sie, wie es anderen geht und fragt danach. (und hört tatsächlich zu, und fragt im Zweifel auch nochmal nach...).
das ist ganz sicher eine seltene Eigenschaft, die man nicht im Alter lernt.

Jetzt entscheidet sich wie wir im Alter sein werden.

Wie viele Menschen kennst du in deinem Umfeld, die tatsächlich nachfragen, wirklich zuhören können und dir nicht dauernd ins Wort fallen mit "bei mir war das aber soundso"? Viele suchen in den Aussagen des anderen nur nach Stichwörtern für eigene Erzählungen, anstatt nachzufragen und wirklich zu verstehen was der andere empfindet.

LGInti
 
Was du meinst, hat vielleicht auch mit der Kriegs/Nachkriegsgeneration zu tun, da gibt es noch böse Traumata.

Das glaube ich ist auch ein ganz wichtiger Punkt. Die heutigen "Alten" haben so viel gesehen, erlebt und gelitten in der Kriegs und Nachkriegszeit. Damals haben sie es nicht aufgearbeitet, sie hatten keine Zeit dazu, weil das Leben mußte weiter gehen, neu aufgebaut werden. Auch wurde an dem nicht mehr gerührt, das wurde Todgeschwiegen, und eine Therapie oder Psychologen, gab es nicht.
Jetzt kommen sie zur Ruhe, der Alttag fordert nicht mehr den ganzen Mensche. Der Tag ist Rutine, aufstehen, Morgentoilette, Frühstück, wenn noch im eingene Haushalt, ein wenig Haushalt. Dann sitzen sie und warten, und die Gedanken fangen anzu kreisen, altes kommt hoch, unaufgearbeitetes, Schlimme Bilder, verletzungen der Seele.
Wir sehen vielleicht Verbindungen. Wenn die Seele verletzt ist, zeigt es der Körper. Sie würden vielleicht gerne über den Vergessenen Schmerz reden, doch zum Psychater? Da gehen doch nur die hin die einen an der Klatsche haben. So sind sie erzogen.

Manche werden dann unleidig.
 
Jetzt entscheidet sich wie wir im Alter sein werden.

LGInti

....dieser satz ist es für mich...

...ich verstehe alle älteren personen die wirklich vom schicksal gebeutelt wurden wenn sie grantln aber komischer weise sind es oftmals nicht die sondern viel mehr diejenigen die gesund und alles haben was sie wollen die jammern...machen alle verantwortlich für ihr leben und können sich überhaupt zu nichts überwinden schon gar nicht zu netten worten oder verständnis für irgendwen oder etwas...
...natürlich sind nicht alle so und natürlich gibt es auch jüngere "alte"...mir fällt auch auf das es sich meist um nach kriegskinder handelt ....

lg mummin
 
Warum verändern sich die meisten Menschen wenn sie alt werden zum Negativen.
Sicher hat es mit Erfahrungen im Leben zu tun das ist mir schon klar. Aber es gibt ja doch nicht nur negatives. Wenn man sich diese vielen Krantler ansehen muss will man ja selbst gar nicht alt werden? Dabei könnte man doch erst im Alter so viel genießen jeden Tag frei bitte.....was meint ihr dazu?!

lg mummin
Hallo mummin17,
ich denke das nicht. Die Charakterzüge verstärken sich. Und wer in jungen Jahren unzufrieden war, wird im Alter extrem möppelig, weil.....wenn man alt ist, darf man das. Sie denken, man hat einen Freischein - erlebe ich oft, aber eben nicht immer.
Viele ältere Leute geniessen das Leben, jetzt - wo sie alle Freiheiten haben. Vorausgesetzt natürlich, sie sind finanziell in der Lage dazu und müssen nicht nebenbei noch arbeiten. Sie können ihren Tag einteilen wie sie möchten. Sie blicken in Ruhe auf ihr zurückliegendes Leben. Sie geniessen ihren Lebensabend.
Ich denke, die Menschen, wo du meinst, daß sie sich verändert haben, waren schon immer so. Nur sie haben sich gegenüber anderen beherrscht. Jetzt lassen sie sich gehen, weil sie nichts mehr zu verlieren haben...oder drohen mit Erbentzug... Vielleicht sind es auch die Menschen, die schon ab 30 Probleme mit dem Altern haben. Sie steigern sich dort von Jahr zu Jahr mehr dorthinein -> nicht alt werden zu wollen. Unternehmen alles möglich um jung zu wirken, aber das funktioniert nicht, deshalb werden sie immer grantiger...
Ich hoffe, (auch wenn es extrem materiell klingt) ich habe im Alter genug Geld um es zu geniessen.
LG Eberesche
 
Ich erlebe diese Grantigkeit jeden Tag am eigenen Leib.
Vor vier Jahren ist mein Opa gestorben und seid dem hat sich meine Oma
um dreihundertsechzig Grad gewandelt.
Es ist erschreckend mitzuerleben wie sich ein lebenslustiger, freundlicher, humorvoller
Mensch in ein grantigen und unzufriedenen Menschen verwandelt.
Wir können ihr nichts mehr recht machen ständig wird genörgelt.
Menschen werden auch teilweise durch nicht überwundene Trauer und plötzliche
„Einsamkeit“ grantig.

Gruß

Desmond
 
Ein Thread, der wiklich zum Nachdenken anregt.
Und viele schöne Beiträge.

Inti
darum geht es denke ich auch, die Alten ernst und für voll nehmen

JA! Das wäre sehr wünschenswert.

Dort, wo ich derzeit arbeite, gibt es im Moment "Seniorentage". Die alten Herrschaften kommen Busweise, um sich ein paar schöne Stunden für einen
entsprechend ermäßigten Preis zu machen.

Durch Zufall habe ich mitbekommen, wie die Dame an der Kasse mit den
betagten Gästen gesprochen hat:

"Hobts eh scho olle Koatn, paßt eh oiss. Kennts aich schon einiwuzln, olle mitanand"

War sicher nicht schlecht gemeint von der Kassendame - aber ein solcher Umgangston entmündigt alte Menschen und zeugt vor allem nicht von gebührendem Respekt.

Ich glaube kaum, dass die Begrüßung für eine Gruppe Vierzigjähriger genau so ausgefallen wäre.

LG
Daisy
 
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Früher mal waren alte Menschen immer noch in die Familie integriert. Als die Familien noch zusammengewohnt haben, haben sie den Kindern Geschichten erzählt und Arbeiten verrichtet, die sie noch konnten - z. B. Handarbeiten. In vielen Kulturen gab es einen "Rat der Alten".
Auch bei den Naturvölkern wurden die Alten als weise Ratgeber hochgeschätzt.

In unserer Gesellschaft sind leider andere "Werte" gefragt. Hinzu kommt die zunehmende Isolation. Gerade in Großstädten. Aus Sardinien habe ich diese Bilder, dass sich alte Menschen in gemeinsamer Runde Klappstühle vor den Häusern aufgebaut haben oder sich auf dem Platz getroffen haben, um sich auszutauschen. Sie haben ihren Lebensabend genossen und keiner kam sich überflüssig vor.

Das sehe ich auch so, aber ich kenne einige Ausnahmen, an denen ich mir noch ein Beispiel nehmen könnte!

Aber zum Thema:
Es ist wichtig, zu sehen, daß diese Generation in unserem Kulturkreis mit wenig Perspektiven aufgewachsen ist in Hinsicht auf das Gottesbild.

Sie haben den sündenbestrafenden, zornigen unbarmherzigen Gott richtig eingetrichtert bekommen, geradezu wie eine Gehirnwäsche und können das jetzt nicht mehr ändern, weil sie zu viel Angst haben.

Dh: Viele fühlen sich jetzt nutzlos, weil sie in unserer Gesellschaft keine wichtige, angesehene Aufgabe mehr haben, und das bedeutet Warten auf den Tod ohne Ablenkung. Und was erwartet sie nach dem alten Weltbild nachher: Fegefeuer, Zerstörung oder Nichts. (Das Paradies gibt es ja angeblich nur für sehr wenige Auserwählte, und da wir ja alle von Geburt an "Sünder" sind.....)

Wirklich, keine tollen Aussichten, ich würde da auch resignieren. Aber gottseidank hatte ich andere Möglichkeiten und die Wahl.

Ich plädiere für ein bisschen Verständnis, es hilft auch nichts, so jemand noch irgendwas von Wiedergeburt oder was auch immer zu erzählen, dann verlieren der/diejenige noch das letzte, woran man sich anhalten kann.
Und schließlich soll doch jeder selbst entscheiden, woran er glaubt oder was Wichtig ist im Leben.

glg,
Uela
 
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