Vater verstorben

Punica

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3. April 2005
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Hallo ihr!

Ich bin neu hier, habe schon einige Beiträge von euch gelesen und bin fasziniert. Kurz zu meiner Person (da ihr ja noch rein gar nichts wisst über mich), ich bin ein 19-jähriges Weibchen und wohne im schönen Bayern.

Ich habe von Beathe so einen ähnlichen Thread gesehen, möchte aber nicht von ihrer Geschichte ablenken und deswegen öffne ich einen neuen. Ich hoffe das ist okay?

Nun gut, dann erzähle ich euch mal mein "Anliegen".
Kurz vor meinem 16. Geburtstag hat sich meine Mom von meinem Papa getrennt. Ich bin bei ihm geblieben, ich hatte war schon immer ein Papa-Mädchen und wußte das er mich braucht, somit blieb ich also bei ihm. Bis zu dem Tag an dem sie ging hatten er und ich aber nicht wirklich eine "Beziehung". Er war Papa, zu Papa geht man wenn Mama mit dem Kind nicht mehr weiter weiß und der greift dann durch. Über die letzten 3 1/2 Jahre haben wir uns immer besser kennen gelernt und ich habe festgestellt das ich im Grunde sein Spiegelbild bin. am 31.3.2004 mußte er zum ersten Mal ins Krankenhaus. Er hatte seit gut 20 Jahren Bronchialasthma und damals wurde es immer schlimmer. Ich gab also nicht nach bis er zum Arzt ging und sich in K-Haus einweisen ließ. Leider war das K-Haus für die Katz, weder Kur noch wurde er in eine Lungenspezialklinik eingewiesen, lediglich bekam er ein Sauerstoffgerät mit heim. Es ging dann einige Monate gut bis letztes Jahr Ende Oktober. Er hatte mich morgens gegen 10.00 Uhr zur Bank geschickt um Geld für ihn zu holen, als ich heim kam, saß er auf den Wohnzimmertisch und sagte ich soll den Arzt anrufen er bekommt keine Luft mehr. Der Arzt kam dann auch und meinte sofort "Sie müssen ins Krankenhaus". Er weigerte sich, jedoch bat ich den Arzt eine K-Hausüberweisung rauszuschreiben weil ich wußte das ich nicht nachgebe bevor er im K-Haus ist. Ich rief dann meine beiden Halbbrüder (seine leiblichen Kinder) an und zusammen versuchten wir ihm klar zu machen das er ins K-Haus muß. Meine Brüder sind dann gegen 13.00 Uhr in die Arbeit und ich habe ihn bis 19.00 Uhr bearbeitet. Er ging dann auch. -Lungenentzündung war die Diagnose. Nach nicht mal einer Woche kam er wieder heim und es war noch schlimmer als zuvor. Am 19. Dezember sagte ich abends zu ihm "Papa, ich fahr dich morgen zum Arzt, dir gehts nicht gut". Nach ewigem hin und er sagte er das der Arzt am Morgen bereits da war und er nach Weihnachten ins K-Haus geht. Ich dumme Pute hab nachgegeben. Am 23. Dezember gegen 2.00 Uhr hat er den TV aufgedreht und mein Bruder (1. Stockwerk höher) wurde wach und fand ihn am Boden. Er wurde sofort ins Krankenhaus eingeliefert. So, nun wieso bin ich nicht aufgewacht? Ich war doch auf der gleichen Etage? Dies war der einzige Tag im letzten Jahr an dem ich vor 21.00 Uhr ins Bett bin. Jedoch ließ ich ab dem 19.12. unsere Wohnungstür offen. Normalerweise war sie immer geschlossen über Nacht. Als im am 19. nochmal in die Küche bin habe ich sie aufgemacht und mir gedacht "wenn was mit ihm ist, kann mein Bruder nicht rein". Auch die Sanitäter und die Notarzt habe ich nicht gehört. Am nächsten Morgen bin ich aufgestanden und habe geduscht, danach bin ich ins Wohnzimmer und wollte ihm sagen, dass ich jetzt zur Schule fahr. Jedoch war er da. Das Sauerstoffgerät war aus. Hoch zu meinem Bruder - er wurde heute Nacht ins Krankenhaus, ist aber nicht so schlimm, so wie das letzte Mal. Na gut, ich also in die Schule (war mehr eine kleine Weihnachtsfeier bei ner Schulfreundin mit Lehrern). Nachmittags habe ich dann meinen anderen Bruder angerufen um zu fragen ob er schon was weiß. Seinen Wortlaut weiß ich noch ganz genau "es sieht schlecht aus, sie mußten ihn ins künstliche Koma legen". Ich meine Sachen gepackt, meine Patin angerufen (seine Zwillingsschwester), micht kurz mit ihr getroffen und dann gleich ins Krankenhaus. Da lag er nun, mein starker Papa, der Mann der mir alles erklären, beantworten und richten konnte. Die Ärztin meinte, sie hatten nur zwei Möglichkeiten, ihn ins künstliche Koma legen oder ihn sterben zu lassen. Am Mittwoch in der nächsten Woche war er wieder wach, er war schwach aber es schien aufwärts zu gehen. Was für mich jetzt noch das schönste war, als ich zu ihm ins Zimmer kam, wollte er das ich ihm die Hand halte (mein Vater war nie ein Mensch der Gefühle zeigte, wenn ich sagte "Papa ich hab dich lieb" schauter er weg und wurde ruhig). Ich erzählte ihm dann alles und er machte immer wieder die Faust und sagte "ich kämpfe jetzt, ich hör in Zukunft auf dich und mach was du sagst". Die Ärzte sagten seine Lunge sei voller Eiter von einer verschleppten Lungenentzündung. Desweiteren wurde eine Rundung an der Leber festgestellt, die Ärzte konnten aber noch nicht sagen was es war. 4 Tage später war er wieder im künstlichen Koma. Ca. 3 Wochen dauerte es, erst beim 3. Aufweck-Versuch schaffte er es. Es dauerte gut 2 Wochen bis er ganz wach und wieder einigermaßen klar war. Mittlerweile war er schon im 3. Krankenhaus. Hier sollte sein Lebertumor operiert werden. Zwischenzeitlich bekam er auch einen Luftröhrenschnitt und konnte nicht sprechen, jedoch konnten wir ihn von den Lippen ablesen und er konnte schreiben. Die OP war Anfang Februar, zwei Tage später war er wieder im künstlichen Koma, die Nieren fingen an auszufallen. Am selben Tag fuhr ich noch Nachts zu ihm ins Krankenhaus. Der Arzt wollte das ich entscheide ob die Maschinen abgestellt werden, ich sagte nein. Ich redete mit ihm und sagte "wenn ich morgen komm, will ich das die Nieren wieder arbeiten". Am nächsten Tag war alles wieder ok mit den Nieren. 2 Wochen ging es auf und ab mit ihm. Nach 2 1/2 Wochen beschlossen die Ärzte das er stabil genug ist aus dem künstlichen Koma aufgeweckt zu werden. Nach 6 Tagen machte er noch keine Anzeichen vom wach werden. Am 6. Tag riefen die Ärzte uns an und ließen uns vorbei kommen. Seine Augen waren offen jedoch regungslos, voller Eiter und Blut, seine blauen Augen stachen richtig raus. Sein ganzer Körper war gelb, Leberversagen. Die Nieren arbeiteten gar nicht mehr. Wir beschlossen dann, dass die Therapie zurückgefahren werden soll. Der Arzte meinte ca. 24 Stunden. Seine Zwillingsschwester bat den Arzt sie anzurufen wenn es ungefähr so weit sei, da sie bei ihm sein wollte. Der Arzt meint daraufhin, sie könne auch gleich bleiben. Wir blieben dann alle. Nach 40 Minuten starb er dann am 24.02.2005. Die beiden Male als er aus dem Koma aufgewacht ist, war ich diejenige die ihn "wach gebracht hat", die Ärzte meinten er reagiert auf keine Stimme so wie auf meine. Ich war die ganze Zeit über die Stärkste in der Familie, auch wenn ich die jüngste bin. Vor ca. 3 Jahren hatte ich Monatelang Alpträume das er stirbt wegen seinem Asthma. Ich war damals in ärztlicher Behandlung und der Arzt meinte nur, dass ich Verlustängste hätte. Jedoch hatte ich diese Träume auch von einem meiner Brüder. Mein Bruder hat seitdem starke gesundheitliche Probleme. In der Nacht bevor mein Vater starb, träumte ich wie wir alle an seinem Krankenbett stehen und ihn sterben "lassen". Was mein Bruder an hat - was er dann auch wirklich an diesem Tag an hatte. Hat das alles etwas zu bedeuten?

Seit seinem Tod warte ich auf irgendein Zeichen von ihm. Irgendetwas das ich machen soll, das er von mir erwartet, das er sich nach seinem Tod von mir wünscht. Ich rede täglich mit ihm. Oft sitze ich im Wintergarten (wo er immer saß) und rede mit ihm. Liege auf seinem Platz und weine. Jedoch merke ich oft, dass wenn ich dort liege und weinen muß, es nie lange dauert. Oft fühle ich mich danach wieder richtig gut. Manchmal fühle ich mir auf den Rücken gekuckt, so wie ich es immer empfand wenn er das tat. Vor einigen Wochen roch es extrem nach ihm im Hausflur. Immer wenn er baden war roch man dies im ganzen Haus. Als ich neben einem Bild von ihm stand, kroch mir dieser Geruch in die Nasenlöcher. Ist das alles Einbildung oder Wunschdenken? Die erste Frau und der erste Sohn meines Vaters starben sehr früh, kurz nach der Ehe bzw. direkt nach der Geburt. Kann es sein, dass sich mein Vater hier gar nicht mehr aufhält? Das er zu seiner verstorbenen Frau und seinem Sohn gegangen ist?


Bitte entschuldigt, dass dies so lang geworden ist, aber ich denke das es vielleicht hilft mich oder meine Fragen zu verstehen.
 
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Punica
Du hast lange an deinem Vater festgehalten, ihm immer Stärke gegeben sich noch mal aufzurappeln. Ob es wirklich so richtig war, ist eine andere Sache. Jedenfalls hast du ihn gehalten und versucht das er weiterlebt und dein Traum, war dein Unterbewusstsein, dass dir sagen (zeigen) wollte, das die Zeit gekommen ist.

Du wartest darauf, das du irgendetwas machen sollst, dass er von dir etwas verlangt. Er verlangt von dir nichts, du hälst dich nur wieder an ihm fest. Du musst loslassen, ihn gehen lassen. Wenn du von ihm loslässt, wirst du auch verstehen, dass er nicht zu dir kommt, kommen kann. Auch wenn es weh tut, eure Wege haben sich getrennt.


Mag sein, dass dir diese Sätze wehtun, aber du musst nun deinen eigenen Weg gehen.
 
Liebe Punica, mein Beileid.

Einerseits sehe ich es auch so wie Jimmy - wenn man nicht loslässt, kann nichts Neues kommen.
Sicher braucht jeder dazu eine andere Zeitspanne.

Ich stelle mir vor, dass es sein kann, wenn man nach dem Tod eines Angehörigen innerlich wieder gefestigter ist und mit der Situation arrangiert ist, man sich bei bestimmten Anlässen einfach fragt: Wie hätte er / mein Vater jetzt entschieden? Das kann Halt geben.
Wobei dabei immer auch zu trennen ist, dass man nicht ungeprüft die väterliche Ansicht übernimmt, sondern auch ohne das Eltern-Ich sein eigenes Erwachsenen-Ich zu Wort kommt, so dass nach dem Abgleich von Eltern-, Erwachsenen- und Kindheits-Ich dann die Entscheidung getroffen werden kann, wie man handelt.

Falls du dazu mehr lernen möchtest, kann ich dir das Buch "Ich bin ok - du bist ok" von Thomas A. Harris empfehlen. Untertitel: "Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen ändern können - Eine Einführung in die Transaktionsanalyse"

Jetzt habe ich keine Ahnung, ob meine Ausführungen dir weiterhelfen oder ob du einfach nur auf "Zeichen" von deinem Vater wartest..., das kannst du ja mal schreiben, wenn du magst.

liebe Grüße von Romaschka
 
Huhu Romaschka

das Buch werde ich auf jeden Fall mal unter die Lupe nehmen, danke für den Tip. :)

Da es in unserer Familie seit seinem Tod mega-viel Unruhe gibt, Streit, Sticheleien, Hetzereien, übles Nachreden usw. usw. und er immer derjenige war, der geschlichtet hat, der versucht hat die Familie zusammenzuhalten, hätte ich eigentlich fest damit gerechnet von ihm mehr oder weniger auf irgendeine Art einen "Rat" zu bekommen, was ich machen soll um die Familie zum stoppen zu bringen und sie wieder zusammenzuführen. Seine Schwester, auf die er am meisten von allen hielt bekommts am dicksten ab, zusammen mit meiner Mom (seiner geschiedenen Frau) und mir. Ich weiß das er nie wollte das ich durch den Dreck gezogen werde und schon gleich gar nicht in so einer Situation. Ich frage mich halt oft, ob er sich noch hier irgendwo aufhält oder ob er davon, dass ich mit ihm Rede, ihm am Grab besuche etc. gar nichts mitbekommt.
 
Hallo!

Ich bin sicher, dass dein Vater mitbekommt, wenn du mit ihm sprichst und dass er sieht, was um dich herum passiert.
Er ist ja nicht "aus der Welt", er lebt jetzt nur woanders. Ich hab das auch so durchgemacht.

Ich kann dir das Buch "Der Himmel ist nur einen Schritt entfernt" von Paul Meek empfehlen.

Das hat mir sehr aus meiner Trauer herausgeholfen.

Liebe Grüße und viel Kraft, Allegra
 
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Hallo Punika,

es tut mir echt Leid, dass dein Vater wonaders ist - fühl dich umarmt von mir...

ich habe es schon aber bei Beathe reingeschrieben, was mir wichtig war, und ich mag mich nicht wiederholen, aber ich denke, es gilt auch für dich. höre auf dein Herz, da sind alle Antworten...

ganz liebe Grüße
Eiwa
 
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