Irgendwie wie ein geisiger Muskelkater
Ja, den gibt's wirklich. Es bilden sich dann neuronale Verknüpfungen - passiert, wenn man gerade lernt.
Also: ich muß ständig beurteilen. Aber nicht andere, sondern deren Leistungen. Würde ich "andere" beurteilen, dann würde ich in der Tat daran nur ablesen, welche Schwachstellen ich selber habe. Denn diejenigen Schwachstellen, die ich erkenne, sind meine eigenen Stärken. Die andere Person würde an mir ebenso ihre Stärken erkennen dann, wenn ich selber dort Schwächen habe. Und ansonsten beurteile jeder von uns eben "persönlich", das heißt in einem Blickwinkel, der meist einer objektiven Überprüfung nicht standhält.
Anders, wenn wir ein Kriterienraster zur Beurteilung anwenden. Wenn wir z.B. die Erfahrung gesammelt haben, daß Menschen mit krummen Nasen krumme Ansichten haben, dann werden wir das immer mehr auch in Personen mit krummen Nasen erleben. Unser Gehirn gewöhnt sich an uns und an unsere Vorstellungen von dem, was eine krumme Nase bedeutet. Viel mehr als ein solcher Lernprozeß geschieht da letztlich ja nicht. Verändert man die Überzeugung, gewöhnt sich das Gehirn um und der Mensch lernt ein anderes Bewertungsverhalten. Seine Beurteilungskriterien verändern sich.
Nicht verwechseln darf man Bewertung mit Bemerkung. Es ist natürlich, Bemerkungen in sich zu haben. "Man ist sie heute wieder hektisch" ist eine Bemerkung. Und keine Bewertung. Bewertung setzt ein Abwägen voraus: "ist sie hektisch oder nicht?" Wenn das nicht stattfindet, ist es eine Bemerkung, die man in sich hört. Diese sind gestattet, sie sind charakterabhängig so, und bildungsabhängig, gewohnheitsabhängig ebenso.
Etwas bemerken.... etwas wahrnehmen ist immer gestattet, selbst wenn es sich in Worten ausdrückt, in Gedanken.
Die Frage ist ja aber: was mache ich dann mit meiner Wahrnehmung? Mit dem, was ich bemerkte also? Bewerte ich es, was ich wahrnehme?
Beispiel eine junge Dame, die über die Straße geht und einen roten Hut auf dem Kopf einer anderen jungen Dame sieht, der ihr gefällt. Sie sieht den Hut und bemerkt: "Schöner roter Hut". Dann jedoch bemerkt sie die junge Dame unter dem Hut und bewertet: "steht ihr der rote Hut?" Und weiter: "Wie sähe ich wohl aus mit dem Hut?" Und weiter: "Sähe ich wohl besser aus mit diesem Hut als diese junge Dame dort drüben?" ...... je nachdem wie sich das Innenleben der Betrachterin momentan gestaltet kann dieser Prozeß gehen bis zu einem wenigstens gedachten "Du Luder, gib mir den Hut, den will ich haben." Warum? Weil man sich selbst mit dem Hut "besser" gesehen hat. Es ist der gleiche Effekt wie beim "Urteilfällen" über Andere. Man sieht stets sich selbst, weil man vergleicht und nur mit sich selbst vergleichen kann.
Dagegen Heinz, der gerade auf der anderen Straßenseite steht und raucht, denkt: "Geiler Arsch". Und meint damit Beide auf einmal, weil sich Denken so zu 50% verringert. Schon wieder Energie, die man sich gespart hat für die Partnerwahl und die Befruchtung der Weibchen.
lg